Lucy Clarke - Die Bucht, die im Mondlicht versankt

  • Klappentext
    Als Jacob sich von seiner Mutter Sarah verabschiedet, um zu einer Strandparty zu gehen, ist alles wie immer. Am nächsten Morgen ist nichts mehr, wie es war: Jacob ist verschwunden. Vor genau sieben Jahren verschwand auch Marley an diesem Strand, der Sohn von Sarahs bester Freundin Isla. Später wurde er tot geborgen. Verzweifelt sucht Sarah nach Spuren und stößt dabei auf viele Fragen: Wo war ihr Mann in der Nacht, als Jacob verschwand? Warum sind Jacobs Klamotten in Islas Haus? Und was verschweigt der Fischer, der damals Marleys Leiche fand? Stück für Stück setzt sich ein Bild der Ereignisse zusammen, das Sarah dazu zwingt, sich endlich einer Wahrheit zu stellen, vor der sie so viele Jahre lang die Augen verschlossen hat.



    Die Autorin
    Lucy Clarke studierte Englische Literatur an der Universität von Cardiff, bevor sie sich ganz ihrer Karriere als Schriftstellerin widmete. Ihre Romane erobern auf der ganzen Welt die Bestsellerlisten. Sie ist passionierte Tagebuchschreiberin und mit einem professionellen Windsurfer verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hat und die Liebe zum Meer teilt. Den Sommer verbringen sie an der Südküste Englands, den Winter in fernen, exotischen Ländern.



    Sarah und Isla sind seid Kindheit Freundinnen. Sogar ihre Söhne bekamen sie fast gleichzeitig. Sarah ist mit Islas Exfreund verheiratet, Isla ist alleinerziehend. Beide haben eine Strandhütte an einem englischen Strand gekauft, in dem sie ihre Sommer verbringen. Alles ist wunderbar, bis an einem Sommertag die beiden 10jährigen Jungs beim Schwimmen in Not geraten. Nur Jacob wird gefunden, Marley, Islas Sohn, bleibt verschwunden. Es ist klar, dass er ertrunken ist. Isla ist verzweifelt und sucht nach einer Erklärung, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Sarah sollte eigentlich nach den Jungs schauen. Aber trotzdem kommt sie jeden Sommer zurück zu der Strandhütte und genießt die Erinnerungen an ihren toten Sohn und begeht den Jahrestag des Unglücks. Aber nach einigen Jahren zeigen sich Risse in der Freundschaft. Sarah scheint ihre Familie nicht länger für wenige Wochen im Jahr mit Isla teilen zu wollen.


    Das Buch setzt ein mit dem Verschwinden Jacobs. Er ist inzwischen 17 und ist nach einer Strandparty nicht heimgekommen. Marleys Todestag ist gerade vorbei und Isla abgereist. Es wird klar, dass irgendetwas vorgefallen ist zwischen den beiden Freundinnen.


    Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht beider Frauen erzählt. Schon bald wird klar, dass hier jeder Geheimnisse hat. Vor allem eine der beiden hat ein massives Problem mit der Wahrheit. Eine Lüge führt zur nächsten. Schicht um Schicht wird das Netz aus Unwahrheiten und Vertuschungen aufgedeckt.


    Lucy Clarke hat eine sehr atmosphärische Story zu erzählen. Eine große Rolle spielen auch die Strandhäuser und die Umgebung. Beide Frauen lieben ihre kleinen Hütten und ein großer Teil ihres Lebens hat sich dort abgespielt. Vor allem für Isla ist die Hütte ein Ort, an dem sie sich Marley nahe fühlt und seine Erinnerung lebendig bleibt. Es ist aber ein sehr düsteres Buch, denn es geht um Lebenslügen, die man sich selber erzählt oder um jemanden zu schützen. Aber diese Lügen kommen wie ein böser Bumerang zurück und richten erheblichen Schaden an, als sie endlich ans Licht kommen. Eine Kette unglücklicher Entscheidungen führte zum Tod eines Kindes und zerstörte ein weiteres Leben. Gerade Islas Geschichte und ihre Trauer um ihr Kind sind sehr gut beschrieben und gingen mir nahe. Beide Frauencharaktere sind sehr unterschiedlich und gut entwickelt. Eine der beiden wurde mir im Laufe des Buches immer unsympathischer.


    Die Story ist komplex und clever. Man sollte auch nicht zu viel über den weiteren Verlauf wissen. Mein einziger Kritikpunkt ist das Tempo. Ein wenig mehr Spannung hätte der Story gut getan. Manchmal tritt es doch ein wenig auf der Stelle bzw. geht es zu langsam vorwärts. Das Buch ist eher ein Slow-Burner, aber es lohnt sich, auszuharren, denn es wird nicht mit Enthüllungen gespart und es bleibt bis zur letzten Seite interessant.


    Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen. Das Setting an der englischen Küste in diesen typischen kleinen Strandhütten ist stimmungsvoll. Die Geschichte ist wie gesagt, recht tragisch und düster und auch ein wenig traurig. Dies war mein zweites Buch der Autorin und bestimmt nicht mein letztes.


    Ich möchte noch etwas zur Umschlagsgestaltung und Titel sagen. Es ist mir ein Rätsel, wie jemand bei dieser Story auf diesen Titel kommen konnte. Er ist absolut unpassend und suggeriert für mich genau wie das Cover einen seichten Frauenroman. Dieses Thema scheint sich bei allen Büchern, die es auf Deutsch gibt von Lucy Clarke, durchzuziehen. Mein erstes Buch von Lucy Clarke war „The Blue“, deutscher Titel: „Das Haus das in den Wellen verschwand“. The Blue war der Name eines Segelbootes, auf dem die Figuren segelten und auf dem zum größten Teil die Handlung spielte. Von welchem Haus im deutschen Titel die Rede ist, ist mir schleierhaft. Und so auch hier. Hier verschwindet keine Bucht im Mondlicht noch ist die Handlung irgendwie romantisch. Ich habe beide Bücher auf Englisch gelesen. Ich glaube, hätte ich die deutschen Ausgaben zuerst gesehen, hätte ich noch nicht mal den Klappentext gelesen. Mir wären zwei interessante Bücher entgangen.

  • Ich habe die englische Originalversion gelesen. Der Titel "Last Seen" passt viel besser und das Cover ist perfekt.



    Zitat

    Seven years ago, two boys went missing at sea – and only one was brought to shore. The Sandbank, a remote stretch of coast dotted with beach huts, was scarred forever. Sarah’s son survived, but on the anniversary of the accident, he disappears without trace. As new secrets begin to surface, The Sandbank hums with tension and unanswered questions. Sarah’s search grows more desperate and she starts to mistrust everyone she knows – and she’s right to. Someone saw everything on that fateful day seven years ago. And they’ll do anything to keep the truth buried.

  • Weil ich "The Blue" so toll fand, habe ich auch alle anderen Bücher gelesen von ihr (bis auf das Neueste jetzt), aber wurde doch etwas enttäuscht.
    Ich kann den Eindruck bestätigen, dass sämtliche deutschen Titel von ihr absolut unpassend sind für die Storys, die sich dahinter verbergen.


    Ich kann aber auch bestätigen, dass die anderen Bücher teilweise in die Länge gezogen sind. Besonders schlimm empfand ich es bei "Der Sommer, in dem es zu schneien begann". Da habe ich mich durch die letzten 35% gequält, um endlich zur Auflösung zu gelangen. Bei "Die Landkarte der Liebe" war es ähnlich, aber da gab es dann immer diese interessanten Stellen dazwischen, die einen unbedingt weiterlesen ließen.


    "The Blue" fand ich dagegen mega.


    Aufgrund der Erfahrungen bin ich allerdings etwas zwiegespalten, ob ich das neue Buch lesen soll oder eher nicht.