Inhalt (Amazon):
In der deutschen Provinz erschießt ein schüchterner Schüler Lehrer und Klassenkameraden; waggonweise wird im Jahr der Finanzkrise Geld verbrannt, das bereits vorher nicht existiert hat; Lieblinge der Medien und Günstlinge der Politik halten ihren Vorteil für die einzige Wahrheit, der sie sich verpflichtet fühlen. In seinen Texten verwandelt Gauß die Dinge des Lebens: Im Marginalisierten zeigt er das Bedeutsame, im Unscheinbaren Schönheit, Würde, Renitenz. Von Leben und Tod erzählt dieser Grenzgänger der Epochen, Länder und Genres aus Österreich. Und zuletzt geht es um die Frage, wie man gegen die Anfechtungen der Zeit ein richtiges Leben führen kann und dabei den Anspruch auf das Glück nicht preisgibt.
Der Autor:
Karl-Markus Gauß, geboren 1954 in Salzburg, wo er heute als Autor und Herausgeber der Zeitschrift Literatur und Kritik lebt. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und oftmals ausgezeichnet, darunter mit dem Prix Charles Veillon, dem Vilenica-Preis, dem Georg-Dehio-Preis und dem Johann-Heinrich-Merck-Preis. Bei Zsolnay erschienen zuletzt "Das Erste, was ich sah" (2013), "Der Alltag der Welt" (2015) und 2017 sein Reisebuch "Zwanzig Lewa oder tot".
Meine Meinung:
Ich habe das Buch schon 2013 gelesen und blättere und lese immer noch und wieder gern darin.
Das ist kein Roman, sondern eine Art Tagebuch zum Jahr 2009. Gauß reflektiert Ereignisse und macht sich seine eigenen Gedanken dazu. Und das meiner Meinung nach auf sehr intelligente, pointierte, polemische und humorvolle, oft ironische Art.
Das war wieder eines der Bücher, bei dem ich mir wohl auf jeder Seite mindestens einmal gewünscht habe, derart perfekt formulieren zu können wie der Autor. Er spannt den Bogen von der Politik über die Finanzblasen, von den unsäglichen Nachmittagstalkshows bis zu Serienmördern.
Oft war ich erstaunt, dass diese Ereignisse schon einige Jahre zurückliegen, oft habe ich mich gewundert, was ich alles schon vergessen beziehungsweise verdrängt hatte. Und vieles ist von Thematik und Brisanz her immer noch aktuell.
Das Buch ist trotz allem Anspruch sehr leicht zu lesen, denn Gauß formuliert so, dass auch kompliziertere Sachverhalte sonnenklar werden. Dazu blitzt immer wieder sein Hang zum Sarkasmus durch.
Man sollte das Buch allerdings nicht in einem Rutsch lesen, sondern häppchenweise, denn manches will verdaut werden. Ich werde dieses Buch sicher nach wie vor immer wieder mal zur Hand legen und es irgendwo aufschlagen.
Karl-Markus Gauß hat schon viele Preise erhalten, und das zu Recht. Er ist Autor, Philosoph, Menschenkenner, und einer mit Durchblick. Eine sehr reizvolle Mischung.