Alles auf der Welt war wie zuvor, und doch war alles anders. (Seite 19)
477 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Here’s To Us
Aus dem Amerikanischen von Almuth Carstens
Verlag: Wilhelm Goldmann Verlag, München 2017
ISBN-10: 3-442-48634-3
ISBN-13: 978-3-442-48634-2
Zum Inhalt (eigene Angabe)
Der Kochstar Deacon Thorpe ist gestorben, und seine drei Frauen sowie deren Kinder kommen aus allen Himmelsrichtungen in das Haus auf Nantucket, um seine Asche im Meer zu verstreuen. Während der Zeit, die sie dort zwangsweise zusammen verbringen müssen, treten alte und neue Konflikte zutage, die sich immer mehr zuspitzen. Zudem war die finanzielle Situation Deacons zu Ende seines Lebens alles andere als rosig, was zusätzlich belastend ist.
So erweisen sich die Tage in dem Haus, in welchem Deacon im Laufe der Jahre mit allen drei Frauen gelebt hat, in mehr als einer Hinsicht als schicksalshaft für das weitere Leben der Beteiligten.
Über die Autorin
Elin Hilderbrand wurde in Collegeville, Pennsylvania, geboren, so wie auch aufwuchs. Sie studierte an der Johns Hopkins University. Im Jahr 1993 siedelte sie mit ihrer Familie auf die Insel Nantucket über, wo sie heute noch lebt und ihre Bücher angesiedelt sind.
Informationen im Internet:
- < Klick > - die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)
- < Klick > - Die Webseite zum Buch beim Goldmann Verlag (Leseprobe zugänglich)
- < Klick > - der englische Wikipedia-Eintrag zur Autorin.
Meine Meinung
Was macht einen Sommerroman aus, zumal ein „Sommerbuch des Jahres“, wie der Verlag diesen Roman anpreist. Daß das Buch vom Cover her ein „Sommergefühl“ ausstrahlt - das ist hier sicherlich der Fall. Daß die Handlung im Sommer spielt? Auch das trifft zu. Daß die Handlung „Sommergefühl“ vermittelt - solches konnte ich beim Lesen nun überhaupt nicht empfinden, genausowenig wie die Handlung „luftig-leicht“ ist, wie das Cover vermuten läßt.
Erwartet hatte ich auf Grund der Verlagswerbung einen „luftig-leichten“ Unterhaltungsroman mit einer gewissen Prise an Ironie und Zynismus, die sich aus den Schlagabtäuschen der drei Frauen des verblichenen Deacon Thorpe ergeben würde. Bekommen habe ich jedoch ein eher ernstes Buch mit vielen Problemen und Wendungen, die mehr Richtung Drama denn Komödie tendieren, disfunktionale Familienstrukturen und jede Menge Alkohol und Drogen - also genügend Stoff für ein Buch, in dem die Figuren mit ihren Schwierigkeiten fertig werden müssen, dies zudem im Angesicht des Todes des Mannes, mit dem alle drei Frauen verheiratet waren. Hätte ich ein solches Buch erwartet, wäre ich von diesem möglicherweise ziemlich begeistert gewesen. Insofern hat der Verlag Autorin wie Buch einen Bärendienst erwiesen, indem er mir suggerierte, einen eher leichten Sommerroman zu bekommen. Die Ent-Täuschung war vorprogrammiert.
Und damit das Problem der Rezension. Hätte ich das Buch unter der Prämisse „Drama, problembehaftete Beziehungen, Suchtschwierigkeiten“ gelesen, hätte ich es vermutlich für ziemlich gut befunden und wäre sehr angetan von ihm. Mit der Voraussetzung „leichter Sommerroman“ jedoch bin ich einigermaßen enttäuscht und fühle mich in gewisser Hinsicht sogar (in meinen Erwartungen) getäuscht. Wie soll ich das Buch nun fair beurteilen - nach meiner Erwartungshaltung oder nach dem, was ich bekommen habe? Selten fiel mir eine solche Entscheidung so schwer wie hier.
Wer, wie gesagt, einen leichten sommerlichen Unterhaltungsroman, der sich so nebenbei weglesen läßt, erwartet, dessen Vorstellungen wird dieses Buch nicht gerecht. Beurteile ich das Buch hingegen anhand dessen, was es bietet, sieht das Urteil wieder ganz anders aus. Im Verlauf der Handlung werden die einzelnen Beziehungen und deren Verlauf geschildert, so daß sich bis zum Ende ein vollständiges Gesamtbild aus den Puzzleteilen zusammen setzt. Die Figuren mögen meist in sich schlüssig gehandelt haben, nur sympathisch waren sie mir - bis auf wenige Ausnahmen - über weite Strecken nicht, was dazu führte, daß mich ihr Schicksal relativ kalt ließ.
Die Autorin hat einen gut lesbaren Stil, der, auch wenn das Buch so ganz anders als erwartet war, einen Sog erzeugt hat, daß ich weiter lesen und wissen wollte, wie es ausgeht, was für die Autorin spricht. Als erste Reaktion dachte ich zwar, kein weiteres Buch der Autorin mehr lesen zu wollen, mit etwas Abstand jedoch und bei außer Acht lassen der Verlagswerbung werde ich ihr nochmals eine Chance geben. Denn wie gesagt, wäre das Buch als das angepriesen worden, was es ist, hätte es mir von Anfang an vermutlich gut gefallen.
Manchmal erreicht die (Verlags-)Werbung eben das Gegenteil dessen, was sie eigentlich bezwecken will.
Mein Fazit
Ein Roman mit durchaus ernsten Unter- und Zwischentönen, der Probleme wie disfunktionale Familien, Drogen und Alkohol anspricht, dabei aber zu unterhalten weiß.
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