Viet Thanh Ngyen: The Sympathizer
Verlag: Corsair 2016. 384 Seiten
ISBN-10: 1472151364
ISBN-13: 978-1472151360. 7,99€
Verlagstext zur angekündigten deutschen Ausgabe
Im April 1975 wird eine Gruppe südvietnamesischer Offiziere unter dramatischen Bedingungen aus Saigon in die USA geflogen. Darunter ein als Adjutant getarnter kommunistischer Spion. In Los Angeles soll er weiterhin ein Auge auf die politischen Gegner haben, ringt jedoch immer mehr mit seinem Doppelleben, den Absurditäten des Spionagewesens, der Konsumgesellschaft und seiner eigenen Identität: “Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern. Da ist es vielleicht kein Wunder, dass ich auch ein Mann mit zwei Seelen bin.“
Ein literarischer Polit-Thriller über den Vietnamkrieg und seine Folgen, eine meisterhafte Aufarbeitung über die Missverständnisse zwischen Kapitalismus und Kommunismus, ein schillerndes Werk über das Scheitern von Idealen, ein bravouröser Roman über die universelle Erfahrung von Verlust, Flucht und Vertreibung.
»Meisterhaft. DER SYMPATHISANT ist zum Klassiker bestimmt.« T.C. Boyle
Verlagstext englischen Originalausgabe
It is April 1975, and Saigon is in chaos. At his villa, a general of the South Vietnamese army is drinking whiskey and, with the help of his trusted captain, drawing up a list of those who will be given passage aboard the last flights out of the country. The general and his compatriots start a new life in Los Angeles, unaware that one among their number, the captain, is secretly observing and reporting on the group to a higher-up in the Viet Cong. The Sympathizer is the story of this captain: a man brought up by an absent French father and a poor Vietnamese mother, a man who went to university in America, but returned to Vietnam to fight for the Communist cause. A gripping spy novel, an astute exploration of extreme politics, and a moving love story, The Sympathizer explores a life between two worlds and examines the legacy of the Vietnam War in literature, film, and the wars we fight today.
Der Autor
Viet Thanh Nguyen, geboren 1971 in Südvietnam, floh nach dem Fall von Saigon 1975 mit seinen Eltern in die USA. Er studierte Anglistik und Ethnic Studies an der Universität Berkley und arbeitet seit seiner Promotion 1997 als Hochschullehrer an der University of California. Er veröffentlichte 2007 einen Band mit Kurzgeschichten, für Der Sympathisant erhielt er 2016 den Pulitzer-Preis und den Edgar Award.
Inhalt
Viet Thanh Nguyens namenlos bleibender Icherzähler würde in China Banane genannt, nur außen gelb und innen weiß. Der Gefangene im Dienstgrad eines Captains, der im Zuge seiner politischen Umerziehung sein Leben niederschreiben muss, wuchs als Kind einer vietnamesischen Mutter und eines französischen Priesters auf. Der Junge wurde in der Schule vom Vater in die christliche Religion eingewiesen. Dass er seine Schüler ihrer eigenen Kultur entfremdete, hat der Vater vermutlich nicht reflektiert. Der junge Mann mit der Sozialisation zweier Kulturen kehrte nach einem Studium in den USA nach Vietnam zurück und harrt im Zuge des Falls der Stadt Saigon 1975 auf die Evakuierung durch die Amerikaner. In Rückblicken wird die veränderte Sicht auf den Zuwanderer deutlich, der als Student in den USA noch respektiert war, sich als Flüchtling jedoch nun mit allen Asien-Klischees dieser Welt konfrontiert sieht.
Gearbeitet hat er im Krieg als Quartiermeister, später als Aide-de-Camp eines südvietnamesischen Generals, der wie andere Figuren des Romans hinter der generalisierten Maske einer ganzen Gruppe verborgen bleibt. Vom ersten Kapitel an zeigt der Berichterstatter sich als gebildeter, kritischer Charakter, der sich aufgrund seiner Biografie kultureller Gegensätze und der Widersprüchlichkeiten der USA und Asiens nicht nur bewusst ist, sondern der sie beinahe schon süffisant zu analysieren vermag. Spannung entstand für mich aus der Frage, was der junge Mann während des Vietnamkriegs erlebte und wer er eigentlich ist. Der Mann mit den zwei Gesichtern, der Mitläufer, Agent, Assistent eines hohen Militärs versprach schon zu Beginn sich als komplexer Charakter zu öffnen, der kluge Einsichten ins Verhältnis der USA zu Asien bieten könnte. Viet Thanh Nguyen reflektiert dieses Verhältnis u. a. am Einfluss von Hollywood-Filmen auf Asien und den Zusammenhang zwischen einem zunächst mit filmischen Mitteln erzeugten Bild eines Landes und einem Krieg der USA gegen dieses Land. Zuerst kommen die Bilder im Film, dann die Expansion … Wer schon mit Menschen konfrontiert war, die ihre Englisch- und USA-Kenntnisse hauptsächlich aus Filmen bezogen haben und sich damit für ausreichend gebildet hielten, kann die komplexen Zusammenhänge ahnen, die hier entfaltet werden. Eine erstaunliche Themenvielfalt platziert Viet Thanh Nguyen in seinem mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Roman; von der Identitätssuche zwischen zwei Kulturen, dem Ost-Welt-Verhältnis, Krieg, Flucht, über Agenten-Thematik, bis zur Disneysierung gewachsener Kulturen, dem Hollywood-Film als Schule der Welt und unseren durch Filme geprägten Sehgewohnheiten.
„Der Sympathisant“ wartet mit einer klugen, vielschichtigen Erzählerfigur auf und setzt beim Leser nicht nur Interesse am Vietnam-Krieg und interkulturellen Themen voraus, sondern auch die Bereitschaft, sich mit den Kriegen der USA im 20. Jahrhundert kritisch zu befassen. Mich hat das Buch stark beschäftigt, "nur" 8 Punkte deshalb, weil ich das amerikanisch-asiatische Verhältnis für Leser in Europa derzeit eher für ein Randthema halte.
8 von 10 Punkten
Edit: ISBN der deutschen Ausgabe eingetragen, da bereits bekannt. LG JaneDoe