Tamara Domentats "Heimlich im Kalten Krieg" erzählt eine Episode "gelebter Geschichte" wie sie wohl nur in der "Frontstadt" Berlin möglich war. Der amerikanische Geheimdienstoffizier Bill Heimlich kommt im Frühjahr 1945 ins besetzte Berlin. Er bleibt in der geteilten Stadt, organisiert die amerikanische Spionageabwehr und übernimmt 1948 die Leitung des Radiosenders RIAS, der sich unter seiner Regie zur populärsten Radiostation Berlins und zum erfolgreichen Propagandainstrument gegen den Osten entwickelt.
Die junge Schauspielerin Christiane Ohlsen feiert während der letzten Kriegsjahre an der Seite von Grete Weiser, Erik Ode und Georg Thomalla erste Bühnenerfolge. Nach dem Krieg tritt sie zunächst im Kabarett auf, bis sie Bill Heimlich 1948 zum RIAS holt. Mit ihrer Sendung "Stimme Berlins" macht sie sich in Deutschland einen Namen als antikommunistische Kabarettistin und wird während der Berlinblockade 1948/49 weltberühmt.
Und dann ist da noch die Geschichte einer heimlichen Liebe zwischen einem deutschen "Fräulein" und einem amerikanischen Besatzungsoffizier. Natürlich eine Geschichte mit Happy End, denn im Juni 1951 heiraten die beiden, und es ist Heimlichs Ehefrau Christiane, die als Koautorin des Buches firmiert. Die spannende Liebesgeschichte von Bill und Christiane gibt den Rahmen ab für eine faszinierende und faktenreiche Geschichte aus der Frühzeit des Kalten Krieges. Als Bill Heimlich 1996 starb, hat er schriftliche Erinnerungen hinterlassen, in denen er die "Skurrilitäten hinter den Kulissen alliierter Macht" aufdeckt und seinen Aufstieg und Fall als Kalter Krieger schildert. Tamara Domentat hat diese Aufzeichnungen mit Interviews und Archivrecherchen ergänzt und vermittelt so ein lebendiges Stimmungsbild von der "Frontstadt" Berlin, das sich in keinem Geschichtsbuch finden lässt.
Was mich an diesem Buch begeistert ist das chronologische Abwechseln der Kapitel, ein Kapitel wurde von Bill verfasst, dann ein Kapitel von Christina usw. Beschrieben wird der Zeitraum 1945 bis 1953, aber auch spaeter kamen Christina und Bill immer wieder aus dem heimatlichen Washington, D. C., zurueck nach Berlin, um ihre Freunde wiederzusehen.
Wem Erik Ode's "Der Kommissar und ich" gefallen hat, der wird mit Sicherheit auch diese Autobiographie moegen.
Im Maerz 2000 entdeckte ich dieses Buch in einer Hamburger Buchhandlung, und finde es jammerschade, dass es vom Verlag gar nicht beworben wurde. Auch in amazon gibt es nur eine "Rezension" (und das ist meine).
Ich hoffe, dass es viele Buechereulen mit Interesse an Autobiographien ueber den WW II und ueber Berlin gibt, denn dann kommt man bei diesem Buch wirklich auf seine Kosten!