Diana Verlag 2017, 415 Seiten
Über den Inhalt:
„Schließ die Augen und zähl bis hundert.“ Dies sind die letzten Worte, die Alexis von ihrem Vater hört. Kurz darauf sind ihre Eltern tot, und das kleine Mädchen bleibt als Waise zurück, verfolgt von traumatischen Erinnerungen.
Dreiundzwanzig Jahre später ist Alexis Hall Kommissarin bei der Mannheimer Kripo. Doch die wahren Gründe, warum sie zur Polizei ging, kennt niemand. Als mehrere brutal entstellte Frauenleichen in einem Wald entdeckt werden und sie die Ermittlungen leiten soll, holt sie ihre Vergangenheit ein. Denn die weißen Anemonen, mit denen die Leichen geschmückt sind, kennt Alexis nur zu gut aus ihrer Kindheit …
Über die Autorin:
Julia Corbin ist das Pseudonym der vielen Lesern aus dem Fantasy-Genre bekannten Autorin Kerstin Pflieger.
Meine Meinung:
Die Mannheimer Kriminalhauptkommissarin Alexis Hall leitet die Ermittlungen in einem Mordfall, der ihr eigenes Leben nicht nur berührt, sondern komplett aus den Fugen geraten lässt. Denn bislang weiß niemand auf ihrer Dienststelle von ihrer Vergangenheit und sie hatte gehofft, dass das auch so bleiben würde. Alpträume plagen sie und in ihrem Umfeld geschehen unerklärliche Dinge. Als auch noch ein Familienmitglied von Alexis zu den Verdächtigen zählt, wird die grausame Mordserie zunehmend zu einem sehr persönlichen Fall für die junge Kommissarin. Unterstützung bei den Ermittlungen erhält Alexis neben ihrem Team durch eine Freundin, die Kriminalbiologin Karen Hellstern.
Julia Corbin schreibt flüssig und fesselnd und zeigt sehr deutlich auf, zu welchen Gräueltaten Menschen fähig sind. Hauptsächlich wird die Geschichte aus Alexis’ Sicht erzählt, eingestreut werden Rückblicke in ihre Vergangenheit und in kurzen Sequenzen kann der Leser einen Blick auf die Opfer werden. Alexis’ private Vergangenheit und die Geschehnisse in der Gegenwart werden geschickt miteinander verwoben und die Puzzlestückchen kräftig hin und her geschoben, bis sie ihren richtigen Platz in der Handlung finden. Alexis ist mit all ihren Ecken und Kanten eine starke und sympathische Person, ihr Vorgehen und ihre Reaktionen habe ich ihr jederzeit abgenommen. Zusammen mit ihrem Kollegen Oliver Zagorny und der Biologin Karen Hellstern bildet sie ein interessantes Ermittlerteam.
Der Klappentext ließ mich gleich an die tollen Thriller von Simon Beckett und seinen Protagonisten, den Gerichtsmediziner David Hunter, denken. Als studierte Biologin hat Julia Corbin die Figur der Kriminalbiologin Karen Hellstern mit ihrer Fachkenntnis ausgestattet und lässt sie an den Tatorten mittels Maden und Käfern den Tathergang rekonstruieren. Es gibt einige ausführliche Passagen über Forensik und Genetik, die ich - auch in ihrer Detailgenauigkeit - interessant fand, aber man muss es mögen. Faszinierend sind die Ausführungen zum sogenannten kill:gen. Siehe hierzu.
Hier könnt ihr testen, ob das Killer-Gen auch in euch steckt: klick.
Die Auflösung hat mir besonders gut gefallen, sie hat mich überrascht und bildet den schlüssigen Abschluss eines durchgehend spannenden, manchmal beklemmenden Thrillers, den ich trotz der gelegentlich ekligen Szenen und ausführlichen forensischen Details gerne gelesen habe.