Tadunos Lied - Odafe Atogun

  • Tadunos Lied
    Odafe Atogun
    Arche Verlag
    ISBN: 3716027553
    256 Seiten, 20 Euro


    Über den Autor: Odafe Atogun wurde in Nigeria geboren, in der Stadt Lokoja, dort, wo die Flüsse Niger und Benue aufeinandertreffen. Er studierte Journalistik am Times Journalisten Institute in Lagos und lebt heute als freier Schriftsteller in Abuja. Tadunos Lied ist sein erster Roman.


    Die Geschichte in diesem Buch spielt in Nigeria, genauer gesagt, in Lagos, der größten Stadt des Landes. Man sollte von diesem Buch aber keinen Roman über die aktuelle politische Lage in Nigeria erwarten, denn Odafe Atogun hat eine Parabel zu erzählen, die überall auf der Welt spielen könnte. Es geht um Tyrannei und darum, ob man die, die man liebt, verraten würde, wenn es ein Tyrann befiehlt.


    Der Musiker Taduno ist der tragische Held dieser Parabel. Er hatte einmal eine Stimme, eine Stimme, die die Menschen berührte und damit auf sie Einfluss nahm. Doch das störte den Tyrannen, der die Menschen für sich allein wollte und er hatte Angst, dass die Musik, mit der sich Taduno über die Ungerechtigkeit im Land beklagte, ihn stürzen könne. Also nahm er Taduno seine Stimme, seine Musik und damit seine Existenz. Zu guter Letzt entführte er Tadunos große Liebe Lela. Der Sänger war sich selbst fremd geworden und alle hatten ihn vergessen. Freunde und Nachbarn, alle Menschen in der Stadt, die ihm früher zugejubelt hatten, sahen in ihm nur einen Fremden. Doch der Tyrann war immer noch nicht zufrieden. Er verlangte, dass Taduno ihn mit seiner Musik preisen solle, erst dann würde er Lela die Freiheit schenken…


    Die Sprache und die Bilder dieses Buches haben mich eingefangen. Es geht um die Macht der Musik und es ist, als ob die Worte, die Sätze eine ganz eigene Sprachmelodie ergeben. Sie lassen Taduno zu einer leisen, melancholischen Weise durch seine Stadt gehen und die Herzen der Menschen erfassen. Dazu sind keine großen Ausschmückungen nötig. Gerade die Einfachheit der Worte ist es, die dieser Geschichte ihre Intensität verleiht.


    „Und dann fragte er sich: Was bedeutet denn eigentlich Liebe? Wann ist die Liebe ein Verbrechen? Er kannte die Antwort auf seine Frage. Liebe ist ein Verbrechen, wenn man einen Menschen auf Kosten der ganzen Welt liebt. Dieses Verbrechens hatte er sich hoffnungslos schuldig gemacht. Ob die Liebe ihn am Ende wohl freisprechen würde?“


    Es finden sich so viele Sätze, die sich einprägen, über die man nachdenklich wird und die berühren. So viele würden sich dazu eignen und wären es wert, zitiert zu werden, doch gäben sie alle nur kurze Einblicke in die Welt Tadunos. Erst wenn man das ganze Buch gelesen hat, begreift man, was für einen Schatz man in den Händen gehalten hat.


    Mein Fazit: Wunderbar, weise, märchenhaft – ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.


  • Das habe ich beim Lesen auch so empfunden. Der Hintergrund ist ernst, die Machenschaften des Dikators grausam. Taduno und seine Musik wirken dagegen wie Teile eines Märchens. Das macht es aber nicht ertragbarer, sondern verleiht der Geschichte Intensität und eine merkwürdige Leichtigkeit, die aber nie die Bodenhaftung verliert. Die Handlung wirkt manchmal etwas surreal, das Denken und Handeln der in dieser Diktatur unter ständiger Bedrohung lebenden Bewohner dagegen sehr lebensnah. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, ein Dichter trägt diese Geschichte seinem Publikum vor, um Taduno ein Denkmal zu setzen. Ein wunderbar poetisches Buch (9 Punkte).

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Saiya ()