Zu blaue Augen – Mira Magen

  • dtv, 2017
    384 Seiten


    Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer


    Kurzbeschreibung:
    Hannah: eine Frau wie eine Vital-Infusion
    Hannah Jona ist 77 Jahre alt, Witwe, und ihre Augen sind so blau, dass man sie schnell für ein bisschen exzentrisch hält. Sie lebt in einem der schönen alten zweistöckigen Jerusalemer Häuser, ihre drei Töchter wohnen ebenfalls dort, jede unverheiratet, jede mit eigener Karriere und Wohnung. Johanna, eine Pflegerin aus Rumänien, sorgt sich, dass Hannahs Doppelleben entdeckt werden könnte. Was wird geschehen, wenn herauskommt, dass Hannah, die tagsüber im Rollstuhl sitzt (nicht zuletzt, um sich die Immobilienhaie vom Hals zu halten, die ihr das wertvolle Haus abluchsen wollen), sich nachts mit hochhackigen Schuhen in Bars herumtreibt, Männer trifft und sich betrinkt? Hannahs Töchter teilen die Sehnsucht der Mutter nach Leben und Liebe und respektieren ihren Versuch, der Tyrannei der Zeit die Stirn zu bieten – jede geht anders mit Hannahs Kapriolen um. In diese skurrile Menage kommt Rafi, ein junger Mann, der vorgibt, Dichter zu sein, und ein Apartment mieten möchte. Tatsächlich gehört er zu jenen Real-Estate-Zockern, die Hannah um ihr Haus bringen wollen...



    Über die Autorin:
    Mira Magén, Anfang der fünfziger Jahre in Kfar Saba (Israel) geboren, blieb der orthodoxen, ostjüdisch geprägten Welt ihrer Kindheit bis heute verbunden, die Stationen ihrer Biographie verraten jedoch eine Revolte: Studium der Psychologie und Soziologie, Ehe und Kinder, alle fünf Jahre ein anderer Beruf - Lehrerin, Sekretärin, Krankenschwester und schließlich Schriftstellerin. Magén zählt neben Zeruya Shalev zu den bedeutendsten Autorinnen ihres Landes. Ihr Werk, das Romane und Erzählungen umfasst, wurde u.a. mit dem Preis des Premierministers 2005 ausgezeichnet. Mira Magén lebt in Jerusalem und hält viel beachtete Poetik-Vorlesungen, derzeit an der Hebräischen Universität Jerusalem.



    Mein Eindruck:
    Die israelische Autorin Mira Magén war mir bisher entgangen, obwohl sie schon einige Bücher in deutscher Übersetzung hat und anscheinend einiges an Anerkennung als bedeutende Schriftstellerin besitzt.
    Mit „Zu blaue Augen“ habe ich sie erstmals gelesen und war beeindruckt von den Erzählfähigkeiten, Struktur, Tempo und Witz.


    Vor allen die Hauptfigur wird geschickt eingesetzt. Die 77jährige Hannah ist selbstbewusst und ein Schlitzohr. Um sich eine rumänische Haushälterin leisten zu können, spielt sie die Kranke. Sie wird allerdings tatsächlich immer durchgedrehter.
    Sie besitzt außerdem ein großes Haus, auf die es Spekulanten abgesehen haben, die sogar einen als Dichter getarnten Untermieter bei ihr einschmuggeln.
    Schließlich trifft sie sogar noch einen Mann, in den sie sich verliebt und sie hat keine Angst vor der Liebe im Alter.


    Man wird Hannah als Leser nicht so schnell vergessen. Es wird auch von ihren 3 Töchtern erzählt, die sind allerdings weitgehend passiver, wirken auf mich mit ihren Problemen und wie sie damit umgehen aber lebensecht und realistisch. Das gilt auch für Hannahs vorlaute Enkelin. Mit der Zeit merke ich, wie die Figuren mir wichtig werden und ihnen nur das Beste wünsche. Ich hatte auch geradezu Angst, dass es mit Hannah nicht gut ausgeht, aber sie darf man nie unterschätzen, da sie keine Angst hat, wirklich zu leben.


    Zu blaue Augen ist ein so origineller Roman, wie ich es schon länger nicht gelesen habe.