Männerbücher, Frauenbücher

  • vielleicht gab es das Thema schon mal, dann vergesst das hier einfach. Ich war in letzter Zeit wenig hier, habe so viele Bücher gelesen *gg


    Beim Lesen einiger Beiträge fiel mir auf, dass es doch unterschiedliche Schwerpunkte gibt:


    Männer lesen gerne SciFi lieber als Frauen, Frauen lesen historische Romane lieber als Männer. Würdet Ihr das unterschreiben? Und habt Ihr noch mehr solcher Unterschiede bemerkt? Und liege ich richtig, wenn ich Krimis für gleichermaßen bei Männern und Frauen beliebt halte?


    Ich habe übrigens gerade ein Buch angefangen, das ich schon immer mal lesen wollte (immerhin hat meine Tochter ihren Namen nach der Autorin): "Die große Flatter" von Leonie Ossowski. Schon die ersten drei Seiten gefielen mir sehr gut, aber ich würde sagen, es ist schon wieder ein typisches Frauenbuch.


    Und ich kann nicht sagen, was nun ein Buch zu einem "Frauen"buch macht. Außer, dass es von Frauen lieber gelesen wird als von Männern.

  • Zitat

    Original von hollygolightly
    Männer lesen gerne SciFi lieber als Frauen, Frauen lesen historische Romane lieber als Männer. Würdet Ihr das unterschreiben? Und habt Ihr noch mehr solcher Unterschiede bemerkt? Und liege ich richtig, wenn ich Krimis für gleichermaßen bei Männern und Frauen beliebt halte?


    Ich würde sagen, die Tendenz stimmt, auch wenn man nicht alle über einen Kamm scheren kann (ich z. B. mag historische Romane nicht so gerne...). Ich glaube, Frauen fühlen sich grundsätzlich mehr angesprochen, wenn es um große und kleine Gefühle geht, Männer, wenn Technik, Politik und Action im Spiel sind... Aber ich kann mir schon vorstellen, dass das eine gewagte These ist... :grin


    "Die große Flatter" würde ich eher in die Kategorie Jugendbuch einordnen. Mich hat das Buch gefesselt, als ich 15 war. Ich habe daraufhin noch mehr von Leonie Ossowski gelesen. Ich mag ihren Stil.


    LG, die Waldfee

  • Zitat

    Original von hollygolightly
    Männer lesen gerne SciFi lieber als Frauen, Frauen lesen historische Romane lieber als Männer.


    Die Tendenz mag schon richtig sein, lässt sich aber sicher nicht wirklich verallgemeinern. Ich glaube auch nicht, daß Männer etwas gegen große oder auch kleine Gefühle in Büchern haben. Aber vielleicht bin ich da nur ein Einzelfall. :-)


    Zitat


    Und liege ich richtig, wenn ich Krimis für gleichermaßen bei Männern und Frauen beliebt halte?


    Hm, was ich am seltensten lese sind Krimis. Wobei die Genre-Grenzen ja mitunter recht fließend sind. Es gibt ja auch Sci-Fi-Geschichten, die eigentlich Krimis sind.


    Ich kann mir allerdings schon vorstellen, daß es geschlechtsspezifische Vorlieben gibt. Wenn es Männer- und Frauen-Deos, unterschiedlichen Rasierschaum für Männer und Frauen, Damen- und Herrenfahrräder und in Gaststätten getrennte WC-Räume, warum dann nicht auch verschiedene Literatur? ;-)


    "...Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit...Männer sind so verletztlich..."


    Gruss,


    Doc, Mann

  • Zitat

    Original von hollygolightly
    Männer lesen gerne SciFi lieber als Frauen, Frauen lesen historische Romane lieber als Männer. Würdet Ihr das unterschreiben?


    Bei diesem Angebot lese ich mit wenigen Ausnahmen (winkt zu einigen anwesenden Autoren) auch alles lieber als "historische" Romane -- damit meine ich die breite Masse der patenten Handwerkerinnen, der inquisitionsgepeinigten Heilerinnen und der von notgeilen Rittern gehetzten Burgfräulein im "Mittelalter".


    Überhaupt ist das Belletristik-Publikum heutzutage vorwiegend weiblichen Geschlechtes und das Angebot entsprechend gestaltet, so daß man nicht mehr weiß, was eher da war, Henne oder Ei. Also wird einfach behauptet, daß die Henne zuerst da war, naturbedingt sozusagen. Jedenfalls ist es keineswegs so, daß Männer keine fiktionale Literatur lesen. Das war nämlich auch schon mal anders.


    "Frauen"spezifische Elemente sind:

    • eine starke Betonung von "Liebe" (inzwischen auch von "Erotik"), die in trivialem, "poetischem" Stil und höchst konventioneller, schematischer Erzählweise innerhalb der Geschichte den allergrößten Stellenwert hat (das stammt nicht von mir, das habe ich von Verlagsprofis!)
    • eine starke Betonung von rollenspezifischen Problemen und Problemchen bei bagatellisierender Erzählweise und oft harmlos-flapsigem Stil
    • die Anpassung der Figuren an Rollenschemata, die zwischen scheinbar modernem gesellschaftlichem Anspruch und scheinbar überkommenen Mustern changieren (der Held ist z.B. ein Softi, der gelegentlich zum feurigen Liebhaber mutiert - oder ein hübscher Halbchauvi, der zum Softi erzogen wird; die Heldin z.B. eine hübsche Patente mit gutem Job, die sich aber eigentlich nur nach Kinderküchefernseher sehnt, oder ein frustriertes Hausfräuchen - gilt auch für die "MA"-Schmonzetten -, das Job und einen netten, neuen Mann ergattert, etc.)


    Ich gehe jede Wette ein: Wenn das Angebot nicht so "frauen"spezifisch wäre, würden Männer weitaus mehr fiktionale Literatur kaufen und lesen.


    Seit den Zeiten der Aufklärung gibt es die Diskussion, daß Lesen Frauen verdirbt, sie gesundheitlich schädige, indem es -- wie man damals annahm -- das natürliche Gleichgewicht der Säfte durcheinanderbringe bzw. ihnen Rosinen in den Kopf setzt. Der Vorwurf kam sowohl von konservativ denkenden Männern als auch von Vertreterinnen der Emanzipation; beide gingen stets in trauter Eintracht vehement auf die triviale Belletristik los, denn der Vorwurf richtete sich nicht an jede Form von Literatur, sondern an die auch damals schon von vielen Frauen so geliebten Schnulzen und Schmonzetten, die in einer Art "Fliegenden Blättern" massenhafte Verbreitung fanden.


    Es ist also ein altbekanntes Phänomen, das ich trotz zweier X-Chromosomen absolut nicht nachvollziehen kann. Ich ziehe einem Standard-Liebesroman alles vor, sogar Battletech oder Jerry Cotton!
    (Okay, nicht sowas wie Der Landser, aber dann müßte man mir wirklich die Pistole auf die Brust setzen ...)

  • @ Iris


    Wenn ich mir Deine frauenspezifischen Elemente so angucke, wundert es nicht, daß Krimis noch weit vor "Frauenromanen" auf meiner Beliebtheitsskala rangieren.


    Krimis kann ich eigentlich immer lesen, "Frauenromane" (allerdings nicht vom Schlage G. Hauptmann oder H. Lind!!!) nur dann, wenn mir der Sinn nach absolut leichtverdaulicher Kost steht.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich hab das jetzt natürlich mit meinen Worten wiedergegeben, aus berufenem Munde hört sich das alles unheimlich positiv an, z.B. daß man Frauen ihre Träume erfüllen wolle usw.


    Die "leichte Muse" hat absolut ihre Berechtigung und, es gibt ja auch durchaus positive Beispiele (Wiebkes Was? Wäre? Wenn? ist eines davon). Aber das Gros ist einfach ... naja, lassen wir das. »Sentimentalische Dichtung« ist einfach nicht mein Ding -- dann schon eher die »naive«! (<klick!>) :grin

  • Zitat

    Original von Batcat
    @ Iris


    Wenn ich mir Deine frauenspezifischen Elemente so angucke, wundert es nicht, daß Krimis noch weit vor "Frauenromanen" auf meiner Beliebtheitsskala rangieren.


    Krimis kann ich eigentlich immer lesen, "Frauenromane" (allerdings nicht vom Schlage G. Hauptmann oder H. Lind!!!) nur dann, wenn mir der Sinn nach absolut leichtverdaulicher Kost steht.


    unterkritzel :write

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Iris ,


    ich bin ein wenig verärgert über deine Beiträge zum Thema "Frauenbücher". Folgt man deinen Ausführungen, so geraten Frauen wieder dorthin, wo sie vor 50 Jahren und mehr waren: mit einem leichten, trivialen Buch in der Hand auf ein Sofa, von welchem aus die Kinder gut beobachtet werden können und das bitteschön sehr küchennah liegen soll.


    Frauen werden nicht nur zu unqualifizierten Autorinnen, sondern auch noch zu unqualifizierten Leserinnen. Ja, ja, du wirst gleich sagen, dass diese Meinung ja nicht der deinen entspricht usw., usf.
    Doch musst du dich dann fragen lassen, warum du gerade diese tendenziöse Meinung immer und immer wieder in den verschiedenen Threads wiederholst.


    Frauen - ich hoffe sehr, wir sind uns da einig - verfügen über ebenso viel Intelligenz wie Männer. Es mag eine bestimmte Zielgruppe sein, die immer oder hin und wieder (dazu gehöre ich auch!) zu Unterhaltungslektüre greift. Und die Leserinnen dürfen das ebenso wie SF begeisterte Leser und ohne, dass man ihre Lese- und Urteilskompetenz in Zweifel zieht und ihnen in einer Werteskala die unteren Plätze zuweist.


    Ein großer Teil der Leser/Innen beschäftigt sich sehr gern mit dem, was du wohl anspruchsvollere Literatur nennen magst. Es sind Männer und Frauen, die sich für Umberto Eco (z.Bsp.) begeistern, es sind Männer und Frauen, die Klassiker lesen und lieben.


    Oder ist es gar so, dass du nicht nur zwischen E- und U-Literatur, sondern obendrein noch zwischen U-Literatur für Frauen und Männer unterscheidest? Gibt es für dich auch E-Leser und U-Leser? Sind die U-Leser weniger qualifiziert, Urteile über Literatur abzugeben?
    Und an welcher Stelle würdest du denn deine eigenen Bücher einordnen?


    Ich finde es ungehörig, in einem Forum, in dem alle Zielgruppen vertreten sind, dünkelhafte Beiträge zu schreiben, in denen ganze Genres abqualifiziert werden.

  • Überlege gerade was ein Frauenbuch überhaupt ist.
    hm..
    -viel Liebe wenig Sex,
    -viel Ichkannalles, und brauche niemanden, ausser den unerreichbaren Geliebten in Südafrika



    Männerbücher


    -Aktion
    -ausgeklügelte Schlachtpläne
    -technische Detaills
    -nicht so dick?!?!..also die Bücher


    Mir ist eine Mischung aus allem am liebsten...ein Zwitterbuch

  • Ich denke nicht, dass man das Leseinteresse/genre unbedingt am Geschlecht festmachen kann, sondern einfach am Temperament. ;-)


    Es gibt hier einige männliche Eulen, wo es mich immer wieder erstaunt welch schmalzige Bücher sie doch mit Genuss gelesen haben.
    Und ich als Frau lese halt eher die harten oder blutigen Genres. :grin

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    Grüßle, Heaven


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  • Also, ich kannte mal einen Mann, der las Hera Lind. Und zwar gern.
    Und die 'große' Regency-Roman-Autorin Georgette Heyer hat eine zwar kleine, aber beständige männliche Fan-Gemeinde und das seit Beginn des Erscheinens ihrer Bücher.
    In meinem Bekanntenkreis gibt es keinen einzigen Mann, der Sci-Fi liest, das mach bloß ich.
    Dafür gibt es unter meinen Bekannten auch keine einzige Frau, die Fantasy liest, mach wiederum bloß ich. Aber Sci-Fi lese ich zahlenmäßig häufiger.


    Was ich damit sagen will, ist, daß man die Frage tatsächlich so nicht stellen und noch weniger richtig beantworten kann, gleich, was die marketing-Abteilung eines Verlags sagt. Leseforschung ist etwas wirklich Schwieriges.
    Lesen hat immer mit unseren Erwartungen zu tun, die wiederum sind tatsächlich von unseren Geschlechterrollen geprägt. Aber das sind sie von Klein auf, nicht erst ab dem Augenblick, in dem wir zu einem 'Frauenroman' greifen. Über den Menschen, der liest, sagt das Lesen von Frauenroman oder Männerroman recht wenig aus.
    Tatsächlich macht es beim Lesen die Mischung und es ist wichtig zu berücksichtigen, daß die wenigsten LeserInnen 'nur' ein Genre lesen.
    Mit 'gute' versus 'schlechte' Literatur kommt man hier nicht weiter. Das führt unweigerlich zur moralisch/intellektuellen Verurteilung der LeserInnen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Ines
    Folgt man deinen Ausführungen, so geraten Frauen wieder dorthin, wo sie vor 50 Jahren und mehr waren: mit einem leichten, trivialen Buch in der Hand auf ein Sofa, von welchem aus die Kinder gut beobachtet werden können und das bitteschön sehr küchennah liegen soll.


    Das ist wohl nicht die primäre Absicht, aber dem wird beim Produkt für das "Massenpublikum" (Beachte die Gänsefüßchen!) auch keineswegs entgegengearbeitet. :grin


    Zitat

    Frauen werden nicht nur zu unqualifizierten Autorinnen, sondern auch noch zu unqualifizierten Leserinnen.


    Wo schrieb ich das?


    Es geht mir um ein "marktorientiertes Selektionsverfahren", das in den Verlagen betrieben wird.
    Welche/r Autor/in historischer Romane ist denn noch nicht gefragt worden, ob sie/er denn auch was übers Mittelalter machen würde? Und der Frage folgt gleich die Liste der Kriterien, die dabei zu erfüllen sind: Auf jeden Fall muß eine Frau die Heldin sein und die soll dann irgendwo zwischen Emanze und gewöhnlicher Prinzessin changieren -- am liebsten "so was wie Die Päpstin", eine eierlegende Wollmilchsau sozusagen.


    Ich kritisiere nicht die Autoren, sondern die Massenmaschinerie, die aufgrund von unüberprüfbaren und niemals hinterfragten Kriterienkatalogen auswählt und anstelle eiones vielfältigen Angebots eine Monokultur erzeugt, die inzwischen entnervende Ausmaßen annimmt. Ich kenne viele Leserinnen -- du wirst auch hier Stimmen finden! --, die derartige Aufmachungen und Plots schon als abschreckend empfinden, und ich habe mit Lesern (männlich) gesprochen, die ihren Unmut darüber kundtaten, daß sie sich für Geschichte interessieren und gerne historische Romane lesen würden, aber das nicht tun könnten, weil es nur noch dieselbe Geschichte in 3 verschiedenen Variationen mit etwas anderen Kulissen gebe. Ich erfinde den Vorwurf nicht -- er steht seit Jahren im Raum!


    Nochmal: Ich kritisiere nicht die Autorinnen und auch nicht die Leserinnen (ich weiß, daß es für nahezu alles eine Nachfrage und damit auch eine Berechtigung gibt), sondern eine grassierende Einseitigkeit in der Verlagsarbeit!
    (Was nicht bedeutet, daß da niemand seinen Job machen könnte -- es ist speziell diese Tendenz, daß alle nach demselben Karpfen fischen ...)


    Was meine gemutmaßte Herabsetzung von Frauen angeht: Zu der angeblich einseitigen Nachfrage im Bereich Belletristik schrieb ich:

    Zitat

    Ich gehe jede Wette ein: Wenn das Angebot nicht so "frauen"spezifisch wäre, würden Männer weitaus mehr fiktionale Literatur kaufen und lesen.


    Es ist richtig, daß Sentimentales statistisch gesehen eher von Frauen als von Männern konsumiert wird -- auf der anderen Seite haben Männer statistisch gesehen eher Spaß an Gewalt. Beides ist eine blanke, unzulässige Verallgemeinerung. Es bedeutet nicht, daß Frauen einen Hang zu Sentimentalität oder Männer einen Hang zu Gewalt haben (das wären unzulässige Umkehrschlüsse!), sondern schlichtweg daß die Mehrzahl der Menschen, die einen Hang zum Sentimentalen resp. zur Gewalt haben, weiblich resp. männlich ist. Punkt.


    Meiner Ansicht nach ist eine Ausrichtung nach solchen Umkehrschlüssen grundsätzlich falsch -- deshalb benutzte ich die Anführungszeichen! --, nichtsdestotrotz wird gerade in der Wirtschaft ständig mit diesen Schlüssen gearbeitet.


    Außerdem ist längst nicht jeder Frauen- oder historische Roman sentimental.

  • Und trotzdem frage ich micht, wieso es in fast allen Buchläden, ein regal oder ne Theke mit "Frauenbüchern" gibt..."Männerbücher hab ich noch nie gesehen, hm.


    Was mir das sagt?..Frauen muß man immer sagen was sie zu tun und zu lassen haben

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Und trotzdem frage ich micht, wieso es in fast allen Buchläden, ein regal oder ne Theke mit "Frauenbüchern" gibt..."Männerbücher hab ich noch nie gesehen, hm.


    Weil es immer wieder Frauen gibt, die nach leichter Lektüre (Hera Lind etc.) fragen. Also sortiert man entsprechen diverse Bücher in so einen Ständer.
    Wir haben bei uns auch Krimis nach weiblichen und männlichen Autoren, außerdem zusätzlich einen Ständer mit skandinavischen Autoren absortiert. Alles entspricht der Nachfrage.
    Ich kann mich aber nicht erinnern, dass mich jemals ein männlicher Kunde gefragt hat, wo er "seichte" Lektüre findet. Darum gibt es zumindest bei uns keinen entsprechenden absortierten Ständer. Wäre die Nachfrage vorhanden, würden wir reagieren :-)

  • Zitat

    Original von Iris
    Es geht mir um ein "marktorientiertes Selektionsverfahren", das in den Verlagen betrieben wird.
    Welche/r Autor/in historischer Romane ist denn noch nicht gefragt worden, ob sie/er denn auch was übers Mittelalter machen würde? Und der Frage folgt gleich die Liste der Kriterien, die dabei zu erfüllen sind: Auf jeden Fall muß eine Frau die Heldin sein und die soll dann irgendwo zwischen Emanze und gewöhnlicher Prinzessin changieren -- am liebsten "so was wie Die Päpstin", eine eierlegende Wollmilchsau sozusagen.


    Mich würde ehrlich gesagt mal interessieren, ob Tilman, Titus und Guido auch dementsprechende Kriterien erfüllen müssen. Vielleicht können die beiden ja etwas zum Thema schreiben, ich werde sie mal anmailen. :-)

  • Da es sich für einen Mann wohl "nicht gehört" seichte Bücher zu lesen, es auch keine Ragale gibt, in denen er unbeobachtet stöbern kann, wird sich wohl auch keiner getrauen zu fragen.
    Höchstens mit der Ausrede ein Buch für die Frau/Freundin zu suchen. :grin

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    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Iris,


    der Buchmarkt besteht nicht nur aus Heyne-Büchern. Es gibt sehr viele Verlage, die sehr viele gute und lesenwerte "Unisex-Bücher" auf den Markt bringen. Und es gibt jede Menge Autoren/innen, die noch nicht gefragt wurden, ob sie nicht einmal ein Mittelalterbuch schreiben wollten. Es ist auch nicht richtig, generell zu behaupten, dass nur Romane mit weiblichen Helden gute Verkaufschancen haben. Der "Maler Gottes" ist ein Mann, die "Pelzhändlerin" eine Frau - und mich hat noch kein einziger Verlag gefragt, ob ich denn nicht eine weibliche .... und so weiter.
    Ich gebe zu, dass es immer gewisse Trends gibt, die bedient werden wollen. Doch daraus ein generelles Marktschema zu erstellen, greift zu kurz.
    Es ist deshalb wahrlich tendenziös, auf der "Monokultur" zu bestehen.
    Ich weiß auch nicht, woher du deine Informationen über die unüberprüfbaren Kriterien beziehst. Mir scheint, du schenkst nur einem gewissen Teilsegment des Marktes Beachtung, und zwar dem Teilsegment, in dem du selbst zu Hause bist. Doch es gibt noch mehr auf der Welt. Mich verwundert an diesem Punkt tatsächlich dein Interesse an diesem Segment, da du ja - wie du immer wieder gern berichtest - dieser Art von Literatur kritisch bis ablehnend gegenüber stehst.



    Im Übrigen finde ich es schade, dass du die Frage, an welcher Stelle du eigentlich deine eigenen Bücher einordnest, nicht beantwortest.

  • Zitat

    Original von Ines
    der Buchmarkt besteht nicht nur aus Heyne-Büchern.


    Richtig, es geht mir bei meiner Beobachtung um den Massenmarkt, denn der macht nun einmal (vom "Papierverbrauch" her und auch angesichts der Anzahl der Publikationen pro Verlag und Jahr und der Verkaufszahlen) das Gros aus.
    Einige wenige Verlagsgruppen (u.a. Bertelsmann, Weltbild, Holtzbrinck, Bonnier) dominieren den Markt durch ihre Publikumsverlage. Die übrigen, meist kleineren Häuser liefern die Vielfalt, das erwähntest du ja auch.


    Glücklicherweise ist es so, daß einige der kleineren Häuser über vorzügliche Medienkontakte verfügen. Insofern ist nicht zu befürchten, daß die deutsche Literaturlandschaft insgesamt zu einer Monokultur degeneriert -- das schaffen nicht mal die US-Konzernriesen daheim mit ihrer brutalen Verdrängungspolitik! :grin
    Das habe ich auch nicht behauptet.


    Nichtsdestotrotz gibt es Tendenzen wie die, die auch Wolke eben erwähnte: Es gibt einfach spezielle Sparten, die sich durch ähnliche Aufmachung etc. auszeichnen und die im Massengeschäft derzeit offenbar auch ziemlich gut laufen.
    Und das hat Auswirkungen auf die Auftragslage für Autor(inn)en und auf die Erwartungshaltung der Verlage ihnen gegenüber. Plots kann man nun mal nicht patentieren, da also Die Päpstin in Deutschland sensationell gut gelaufen ist, wimmelt es nur so von verzweifelt um ihre Rechte kämpfenden Frauen im "Mittelalter". Daß Rebecca Gablé mit ihren untypischen Geschichten auch großen Erfolg hat, wird ignoriert.
    Es gibt nämlich kein inhaltliches Patentrezept -- für den Erfolg zählt die perfekte Mischung, die wirklich gut erzählte Geschichte. Komischerweise ist das etwas, was den meisten dieser Dinger -- nicht allen, Ines!!! -- ebenso wie ihrem Archtypus Die Päpstin vollständig abgeht. Deshalb vermute ich, daß der Erfolg der Päpstinnen, Hexen, Heilerinnen etc. eher ein soziales Phänomen ist.


    Ich prangere das auch nicht an als intellektuelle Verurteilung -- im Grunde genommen gehört es für mich in den Bereich des höheren Blödsinns in der Ökonomie. Dieselben Verlage, die vornehmlich in dieser Sparte weiden, beklagen nämlich auch ständig, daß der Absatz sich (insgesamt) nicht so entwickelt, wie sie sich das vorstellen.


    Zitat

    Im Übrigen finde ich es schade, dass du die Frage, an welcher Stelle du eigentlich deine eigenen Bücher einordnest, nicht beantwortest.


    Weil ich es im Eifer des Gefechtes vergessen habe -- 'Tschuldigung! :-)
    Es sind selbstverständlich historische Romane. Nicht mehr und nicht weniger. Punkt.