Francoise Hauser: China für die Hosentasche. Was Reiseführer verschweigen
Verlag: FISCHER Taschenbuch. 2017
ISBN-10: 3596521041
ISBN-13: 978-3596521043. 10€
Verlagstext
Warum gehen Taxifahrer in China mit einem Vierer-Nummernschild unweigerlich pleite? Wieso bekommt man, wenn man "Gemischte Schlangenhaut" bestellt, häufig nur einen handelsüblichen Quallensalat serviert? Und wo sorgt die Große Unterhose für Aufsehen? Das und vieles mehr verrät Ostasien-Expertin Francoise Hauser in ihrem Buch über das Reich der Mitte. Kurioses, Spannendes, Wissenswertes.
Die Autorin
Françoise Hauser hat Ostasienwissenschaften und Geographie in Erlangen, Nanjing (VR China) und Tainan (Taiwan) studiert. Als freie Journalistin mit Asien-Schwerpunkt schreibt sie seit mehr als 15 Jahren regelmäßig für diverse Magazine und Zeitungen und ist auch als Buchautorin und Trainerin für interkulturelle und journalistische Themen tätig.
Inhalt
Als China-Veteranin, die das Land 1989 zum ersten Mal besuchte, war die Ostasienwissenschaftlerin Francoise Hauser immer wieder mit dem rasanten Wandel des Reichs der Mitte konfrontiert. Den schnellen Takt hat das Land beibehalten und dabei auf technischem Gebiet so manche Entwicklungsschritte anderer Staaten ausgelassen. 95% der Chinesen nutzen heute ihr Handy als Fenster zur Welt, so dass von einer Nation digitaler Pioniere gesprochen werden kann. Höchst interessant, wie viel in China per Handy gelesen wird. Autoren digitaler Fortsetzungsromane können mit ihren Werken sogar Millionär werden; der Spitzenreiter verdient 4,3 Millionen Euro im Jahr. In Hausers kleinem roten Buch geht es u. a. darum was jemanden (aus eigener oder fremder Perspektive) zum Chinesen macht, um Auslandschinesen und nationale Minderheiten. Die Autorin stillt die Neugier ihrer Leser zu Millionenstädten und rekordverdächtigen Bauten (Brücken, Türme, Eisenbahnstrecken). Es geht ums Alltagsleben, um den Stadt-Land-Konflikt und seine Folgen für die Bildung, um private Träume und Vorstellungen einer idealen Ehe. Warum eine wohlhabende Mittelschicht kein Interesse an Reformen hat, ist zu erfahren und wie sich in China Naturkatastrophen und politische Stabilität gegenseitig beeinflussen sollen. Ergründet wird, ob das Land kommunistisch oder kapitalistisch ist, welchen Einfluss Konfuzius auf chinesische Wertvorstellungen hat und was Chinesen heute über Mao Zedong denken. Hauser berichtet über boomende Industrien, die nicht zu übersehenden Umweltprobleme und den Rohstoffhunger des Landes. Schließlich geht es um chinesischen Pragmatismus, der sich u. a. in der Verhandelbarkeit von Vorschriften zeigt oder der Haltung, dass es noch nie geschadet hat, mehreren Religionen anzuhängen.
Fazit
China lässt sich tatsächlich aus seiner Geschichte begreifen, auch wenn jüngeren Bürgern das heute nicht bewusst sein muss. Leser des kompakten Büchleins werden ihr China-Bild in schnellen Schritten mehrfach anpassen und von liebgewonnen Vorstellungen Abschied nehmen müssen, die man irgendwann einmal über das Land gehört hat. Symbole der chinesischen Kultur kann man hier verstehen lernen – und wie man um die Ecke denkt.
10 von 10 Punkten