Der Schattendoktor - Adrian Plass

  • Ich habe gelernt, dass die bewusste Entscheidung, den Appetit in irgendeinem Bereich zu zügeln, andern Aktivitäten einen wesentlichen zusätzlichen Schub verleiht, die der Mühe eher wert sind, ob sie etwas damit zu tun haben oder nicht. (Seite 118)


    223 Seiten, gebunden
    Originaltitel: The Shadow Doctor
    Aus dem Englischen von Christian Rendel
    Verlag: Brendow Verlag, Moers 2017
    ISBN-10: 3-86506-930-4
    ISBN-13: 978-3-86506-930-6



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Nach dem Tod seiner Großmutter findet Jack einen Brief von ihr an ihn im Nachlaß. Darin wird ein „Schattendoktor“ erwähnt und er erhält den Rat, diesen zu kontaktieren.
    Nach einem ersten Gespräch kommen sie überein, daß Jack probeweise zu ihm zieht und ihn bei seiner Arbeit unterstützt. Aber was genau ist eigentlich dessen „Arbeit“? Jack kommen Zweifel, ob seine Entscheidung wirklich so gut war...



    Über den Autor


    Adrian Plass wurde 1948 geboren, hat eine Schauspielausbildung abgebrochen und danach in einem Heim für sozial geschädigte Kinder gearbeitet. Mit seinem Buch „Tagebuch eines frommen Chaoten“ wurde er auch in Deutschland bekannt. Er ist verheiratet, Vater von vier Kindern und hat im Laufe der Jahre zahlreiche christlich geprägte, oft satirische, Romane veröffentlicht.


    Informationen im Internet:
    - < Klick > - die Seite zum Buch beim Verlag (mit Leseprobe)
    - < Klick > - eine deutsche Fanseite zum Autor
    - < Klick > - der Wikipedia-Eintrag zum Autor
    - < Klick > - die Webseite des Autors (in englischer Sprache)



    Meine Meinung


    Der Name Adrian Plass ist mir immer wieder einmal begegnet, wenngleich ich noch nie ein Buch von ihm gelesen habe. Die Inhaltsangabe zu seinem neuen klang vielversprechend, so daß ich mich nun daran gewagt habe. Am Ende weiß ich nicht so recht, ob das eine gute Entscheidung war. Mein Humor ist der seine nicht. Wobei ich nicht mal sicher bin, ob in dem Buch Humor vorkam. Mich hat er jedenfalls nicht erreicht.


    Dabei klang die Inhaltsangabe so interessant, und auch das Cover weckte Interesse. Daß das Motiv mit dem Inhalt nun überhaupt nichts zu tun hat, kommt ja öfters vor, ist hier nur insofern etwas schade, als daß das Bild - zumindest bei mir - die Vorstellung von einem Weihnachtsbuch weckt. Nur daß die völlig falsch ist.


    Überhaupt nicht zu beanstanden ist die Übersetzung von Christian Rendel, die ganz hervorragend ist und an keiner Stelle daran erinnert, daß das ein ursprünglich englischsprachiges Buch ist. Ein Lob auch an den Verlag für die solide Ausstattung (Fadenheftung!) des Buches, das auch nach dem Lesen wie neu aussieht. Etwas, was heute leider nicht mehr selbstverständlich ist.


    Aber was nützt mir alles das, wenn ich mit dem Inhalt nicht zurecht komme? Das fing damit an, daß ich das Buch auf den ersten vierzig, fünfzig Seiten als relativ sperrig empfand. Ich weiß nicht so recht, woran es lag oder wie ich es sonst ausdrücken soll, jedenfalls war das im Hinblick auf den Stil mein Leseempfinden. Weiter gelesen habe ich, weil sich die Handlung in einer Weise entwickelte, daß sie neugierig darauf machte, wie es wohl weitergehen würde.


    Im weiteren Verlauf brachte der Autor dann wirklich wunderschöne Formulierungen und Bilder (z. B. Seite 116: „Der Regen trommelte gegen das Glas, als wollte er hereinkommen und sich ins Trockene bringen.“), die das Gefühl vermittelten, mitten in der Geschichte dabei zu sein. Besonders hervorheben möchte ich auch das Kapitel 17, welches aus einem bemerkenswerten Brief besteht. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden hatte, aus wessen Sicht da was beschrieben wurde - beeindruckend.


    Was mir durch das ganze Buch hindurch, und mit zunehmender gelesener Seitenzahl immer mehr, jedoch immer rätselhafter wurde ist, was mir der Autor eigentlich sagen will, welche Meinung er überhaupt vertritt. Ist er nun Christ, wenn ja, wie stark oder schwach, und was für ein Christentum will er mir in dem Buch nahebringen? Soll ich Beten - oder doch besser nicht? Und überhaupt - was soll ich aus dem Buch mitnehmen? Da fällt mir der kürzlich gesehene Film „In-Lawfully Yours“ ein, in dem der Pastor recht genau und gut begründete, weshalb er eine bestimmte Form von Gebet nicht (mehr) für sinnvoll hält und darum auch nicht mehr betet. Aber hier weiß ich nicht mal, ob man überhaupt noch beten soll. Das fand ich für einen bekannten christlichen Autor denn doch reichlich seltsam.


    Sicher ist die Idee des „Schattendoktors“ originell und birgt im Verlauf des Buches einiges an Themen zum Nachdenken. Allerdings werden für meine Begriffe zu viele der gestellten Fragen bis zum Ende des Buches nicht beantwortet; sie bleiben - auch in wesentlichen Dingen, schlicht offen und unbeantwortet.


    Was ich mit dem Ende anfangen soll, erschließt sich mir auch nicht. Das Buch läßt mich teilweise ratlos, auf jeden Fall in bis zu einem gewissen Grade deprimiert und vor allem frustriert zurück. Unabhängig vom wirklich interessanten Gedankengang des Buches eine für mich völlig unbefriedigende Situation. Das war mein erstes und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch letztes Buch des Autors. Zumal ich, offen gesagt, keine Vorstellung davon habe, wo der Autor steht, was er mir sagen will und was ich letztlich damit anfangen soll.



    Mein Fazit


    Eine interessante Ausgangssituation ließ mich am Ende mit mehr offenen denn beantworteten Fragen zurück. Trotz des guten Schreibstils für mich leider ein Fehlgriff.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • The Shadow Doctor - Adrian Plass


    Hier noch die englische Originalausgabe.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")