Die Lederstrumpf Erzählungen (Film, 1969)

  • Als mich Synchronregisseur Conrad von Molo fragte, war ich ich begeistert, diesen Film drehen zu können und wollte diese Rolle unbedingt haben. Die Geschichten haben mich fasziniert! (Hellmut Lange)


    Regisseure: Jean Dréville, Pierre Gaspard-Huit
    Drehbuch/Fernsehbearbeitung: Walter Ulbrich
    Musik: George Grigoriu, Robert Mellin
    Darsteller: Hellmut Lange, Pierre Massimi, Thekla Carola Wied, David Alexandru, Ali Raffi, Helmuth Schneider, Holger Hagen (Erzähler); u. v. a.
    Sprache: Deutsch
    Laufzeit: ca. 354 Minuten
    Altersfreigabe: FSK ab 12 Jahren
    Bonus: Umfangreiches Booklet, Bebilderte und gesprochene Produktionsnotizen „Ein Roman verfilmt“, Bildergalerie
    Erschienen: Film (TV): 1969 / DVD: 2006
    EAN: 4010324022905 (Firma: Concorde Home Entertainment)


    Die Teile:
    1) Der Wildtöter
    2) Der letzte Mohikaner
    3) Das Fort am Biberfluss
    4) Die Prärie


    Weitere Angaben im Internet:
    - < Klick > - der Wikipedia-Artikel
    - < Klick > - die Seite bei imdb.com




    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Nat Bumppo ist auf dem Weg in den Westen, als er von Mohikanern aufgegriffen wird. Dort erlebt er die Feierlichkeiten zum Tod eines Häuptlings mit, freundet sich mit und schließt sich dem Stamm an. Später zieht er mit Chingachgook viel umher. Zusammen bestehen sie zahlreiche Abenteuer und erleben im Laufe der Jahre die Entwicklung im Westen mit: die unberührten Gebiete werden durch das Vordringen der Zivilisation immer weiter nach Westen verdrängt, die Indianervölker verlieren zusehends ihre Lebensgrundlagen, die Welt verändert sich und bald ist für Nat, genannt Lederstrumpf, und seinen Freund Chingachgook kaum noch ein freier Platz in der Natur zu finden...



    Meine Meinung


    Wer erinnert sich eigentlich noch an die Zeit, da man der Advents- und Weihnachtszeit auch in Vorfreude auf den ZDF-Adventsvierteiler entgegenfieberte? Über viele Jahre waren diese Filme Straßenfeger mit heute nahezu unerreichten Einschaltquoten. Einer dieser Vierteiler, der zum Klassiker wurde, sind die „Lederstrumpferzählungen“ nach den Romanen von James Fenimoore Cooper. Als die das erste Mal über den Bildschirm flimmerten (bei uns zuhause noch in Schwarz-Weiß) war ich rund elf Jahre alt. Aber die Erinnerung daran habe ich nie verloren; es ist auch einer der beliebtesten Vierteiler geworden, wie die jahrelangen und immer wieder geäußerten Wiederholungswünsche von Zuschauern belegen. Dabei hätte ich aus dem Stegreif nur einen einzigen Schauspieler mit Namen nennen können: Hellmut Lange in seiner „Lebensrolle“ als Nat Bamppo alias Lederstrumpf alias Wildtöter alias Falkenauge.


    Nachdem es nun etliche Jahre her ist, daß ich die Filme zuletzt gesehen habe, war ich gespannt, wie sie nun, weit über vier Jahrzehnte nach dem ersten Sehen, auf mich wirken würden. Es ist unbestreitbar, daß die „Lederstrumpferzählungen“ eine gewisse Patina angesetzt haben, sie dem Vergleich mit den großen amerikanischen Western der 50er und 60er Jahre vielleicht nicht so ganz stand halten können, und manche Darstellung heute überholt ist. Aber fasziniert haben sie mich wieder genau so wie vor vielen Jahren; ich habe bei den Abenteuern von Falkenauge und Chingachgook mitgefiebert wie seinerzeit als Junge, habe über manche Szene und manche Darstellung gelächelt und mich an anderen Stellen bei Ausrufen, was mit dem Bösewicht doch bitte zu geschehen habe, bei Äußerungen ertappt, die ich hier besser nicht wiedergeben möchte.


    Die Verfilmungen sind frei nach James Fenimore Cooper, im umfangreichen Begleitheft zur Doppel-DVD wird darauf näher eingegangen. Die Handlung verläßt sehr oft die Romanvorlagen, läßt aus, fügt hinzu, dennoch „ist es Coopers Geist, der den Film wie ein roter Faden durchzieht“, wie Oliver Kellner und Ulf Marek im Buch „Seewolf & Co“ das Fazit zu den Lederstrumpferzählungen ziehen. Denn immer wieder wird das Vordringen der Weißen in die Wildnis und die bis dahin von den Indianervölkern besiedelten Gebiete sowie die Folgen für diese thematisiert, wenngleich ich manchmal das Gefühl hatte, als ob man mit der Zeitleiste etwas durcheinandergekommen ist.


    Die ersten Teile spielen offensichtlich noch vor Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Schon zu dieser Zeit wird vom Verschwinden der Büffel und damit dem Entzug der Lebensgrundlage der Indianer berichtet, jedoch fand das große Büffelsterben erst nach der Jahrhundertmitte des 19. Jahrhunderts statt. Auch sonst schien es mir, als ob so manches, was man aus Western kannte, mit hineingepackt werden sollte, auch wenn das zeitlich nicht unbedingt stimmig war. Gewundert habe ich mich auch über das Indianerlager, das ohne Wasser in der Nähe auf einem felsigen Berghang errichtet war.


    Aber all diese Umstimmigkeiten, oder auch die stellenweise für heutige Ohren doch etwas hölzern klingenden Dialoge, konnten dem Zauber des Vierteilers nichts anhaben, wenn Falkenauge mit seiner legendären langen Büchse durch den Westen ritt und dem Tod wieder mal von der Schippe hüpfte.


    Aber wäre heute so eine Produktion überhaupt noch denkbar? Ich fürchte eher nicht. In dem erwähnten Buch gibt es ein Interview mit Hellmut Lange, in dem er dazu sagt: „Die Leute sind versaut durch die Kurzfolgen und den Schnittsalat. Damals hatte man noch Zeit für lange Einstellungen. Man muß die Sehgewohnheiten wieder ändern. Schuld daran ist nur das Schielen auf die höchste Einschaltquote.“ (Hellmut Lange in „Seewolf & Co“ von Oliver Kellner und Ulf Marek, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2005, S. 194)


    Lange Einstellungen und langer Atem, ruhiger Schnitt und eine dem Tempo der Geschichte angepaßte Erzählweise - Dinge, die heute rar geworden sind, hier aber ein unvergeßliches Fernseherlebnis bescheren. Ein Erlebnis, das sich weder mit modernen Drehgewohnheiten, noch mit schnellen Schnitten oder CGI-Effekten nicht erreichen läßt. Denn trotz - oder gerade wegen der Patina - mag man unwillkürlich von einer wehmütigen Sehnsucht ergriffen werden, wenn Falkenauge mit seinem Begleiter, dem letzten der Mohikaner, in die Nacht davon reitet.



    Mein Fazit


    Wehmütige Kindheitserinnerungen werden wach, wenn Hellmut Lange und Pierre Massimi die Prärien auf den Spuren der Lederstrumpferzählungen von James Fenimoore Cooper durchstreifen.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Seewolf & Co. - Oliver Kellner, / Ulf Marek


    Die großen Abenteuer-Vierteiler des ZDF. Das in der Filmrezension erwähnte Buch.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • *seufz*
    Da werden Jugenderinnerungen wach!
    Vor einiger Zeit sah ich mir die Lederstrumpf-Abenteuer noch einmal auf YouTube an. Auch jetzt klingt mir die Titelmusik, der Totengesang aus dem zweiten Teil, im Ohr.
    Mein erster Vierteiler war wohl "Robinson", an den ich jedoch nur noch sehr diffuse Erinnerungen besitze. In sehr guter Erinnerung blieben mir hingegen die Abenteuer von "Tom Sawyer und Huckleberry Finn", dann neben dem von SiCollier bereits erwähnten Seewolf noch einige Jules Vernes, wobei Raimund Harmsdorf auch in mindestens einem mitspielte. Irgendwann gab es auch "Die Abenteuer des David Balfour", mit einer wahnsinnig schönen Titelmelodie, später von den Kellys aufgegriffen. Einen "Patrick Pacard" oder so meine ich auch noch zu erinnern, aber die gefielen mir alle nicht so gut wie die ersten...
    :wave


    EDIT stellt entsetzt das Fehlen des kleinen Lockenkopfs Michael Ande und der "Schatzinsel" fest. :lache

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Wer erinnert sich eigentlich noch an die Zeit, da man der Advents- und Weihnachtszeit auch in Vorfreude auf den ZDF-Adventsvierteiler entgegenfieberte? Über viele Jahre waren diese Filme Straßenfeger mit heute nahezu unerreichten Einschaltquoten.



    Aber jaa. Wie habe ich die geliebt.
    Mittlerweile habe ich mir viele der damaligen Vierteiler auf DVD besorgt.
    Meine Lieblingsserie war immer - zwei Jahre Ferien. *hach*


    Dein erwähntes Buch habe ich mir damals auch sofort zugelegt, als es auf den Markt kam.


    Ich denke, die sollte ich mir demnächst alle noch einmal gönnen. :grin

  • Zitat

    Original von tweedy39
    Wettlauf nach Bombay mit einem jungen Christian Kohlund ?


    Ich entsinne mich zwar, das damals gesehen zu haben, jedoch habe ich keine Erinnerungen mehr daran.



    Zitat

    Original von maikaefer
    (...) wobei Raimund Harmsdorf auch in mindestens einem mitspielte.


    Richtig, und zwar im "Michael Strogoff", der Verfilmung des Jules Verne Romans "Der Kurier des Zaren". Was für eine wundervoller Vierteiler - und welch deprimierendes Ende! Jedenfalls in der deutschen Fassung, in den anderen Ländern war "Michael Strogoff" acht Minuten länger - [sp]incl. dem Happy End, wie Jules Verne es geschrieben hat. (Siehe das schon erwähnte Buch "Seewolf & Co.", S. 352f) Man wollte die Härte der realen erlebten Konflikte nicht abwerten und "Das Happy End wirkte wie eine zynische Siegesfeier" waren die Begründung.[/sp] Ich bin deswegen heute noch stinksauer auf das ZDF. Das hat mir den ganzen Vierteiler vermiest. Übrigens gibt es die vollständige Fassung davon nur auf Französisch, denn in Frankreich wurde als einzigem Land diese vollständige Fassung gezeigt.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • :gruebel Es gibt ca. 10 000 Verfilmungen der Schatzinsel, mit vor allem in der Rolle des John Silver großartigen Schauspielern wie Jack Palance oder Charlton Heston, doch mein Favorit ist und bleibt der olle ZDF-Schinken! :-)
    Ich hatte das Glück bei einem Ausverkauf der DVD-Boxen zugreifen zu können und nicht alle, aber wenigstens einige Filme meiner Sammlung hinzufügen zu können.


    Es ist tatsächlich dieses "altbackene", die langen Einstellungen, die Ruhe der Inszenierung, die neben der Darstellerleistung die Qualität dieser Produktionen ausmacht.

  • Zitat

    Original von Bodo


    Es ist tatsächlich dieses "altbackene", die langen Einstellungen, die Ruhe der Inszenierung, die neben der Darstellerleistung die Qualität dieser Produktionen ausmacht.


    Ich finde das gar nicht altbacken. Ich seh es eher so, damals hat man sich noch Zeit genommen, die Charaktere besser vorzustellen.


    Von der Schatzinsel hab ich auch mehrere Versionen gesehn und auch bei mir ist diese hier unschlagbar.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ich finde das gar nicht altbacken. Ich seh es eher so, damals hat man sich noch Zeit genommen, die Charaktere besser vorzustellen.


    Na ja, aus heutiger Sicht wirkt das schon etwas "altbacken", was ich allerdings durchaus im positiven Sinne verstanden wissen möchte. Denn ich mag eher die frühere denn heutige Art von Verfilmungen bzw. Filmen. Ich habe mir dieser Tage eine weitere Cooper-Verfilmung angesehen, nämlich "The Pathfinder" (dt. "Lederstrumpf") mit Kevin Dillon und Grahem Greene:


    Inhalt
    Dies ist die abenteuerliche Geschichte von Natty Bumppo genannt 'Lederstrumpf', der vom Mohikanerhäuptling Chingachgook aufgezogen und zum Fährtensucher ausgebildet wird. Sie geraten in den Krieg um Landbesitz zwischen Briten und Franzosen. In diesem Alptraum gerät auch Mable Dunham, eine schöne junge Frau, die auf der Suche nach ihrem Vater ist, dem Kommandeur eines britischen Außenpostens. Lederstrumpf und Chingachgook sorgen dafür, daß sie sicher ans Ziel kommt und schließen sich dem britischen Feldzug an. Nicht nur gegen äußere Feinde haben sie erbitterte Kämpfe zu bestehen - auch in den eigenen Reihen lauert ein Verräter, der eine tödliche Falle vorbereitet hat....



    Zwar moderner als der ZDF-Vierteiler, aber immer noch deutlich "langsamer" als heutige Produktionen, was - für mich - das Ansehen wesentlich angenehmer und erfreulicher macht.





    Zitat

    Original von Johanna
    Von der Schatzinsel hab ich auch mehrere Versionen gesehn und auch bei mir ist diese hier unschlagbar.


    Die Schatzinsel wurde zwar dauernd wiederholt, aber seltsamerweise habe ich die nie sonderlich gemocht.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Stimmt schon, da hast Du recht. Altbacken klingt nur so - naja, eben altmodisch :grin


    Vielleicht bin ich ja einfach auch altmodisch, was Fernsehen betrifft.


    Was ich zum Bsp. übnerhaupt nicht mag, sind diese neumodernen schnellen Schnitte in den sogenannten "Blockbustern". Da wird mir rgelmäßig schlecht von und ich werd aggressiv. Ne, das mag ich nicht und versteh auch den Sinn dahinter nicht.


    Ok, umsonst steh ich auch nicht auf alte Filme, wie meine geliebten Hitchcocks, Errol Flynns und eben die Vierteiler.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Was ich zum Bsp. übnerhaupt nicht mag, sind diese neumodernen schnellen Schnitte in den sogenannten "Blockbustern".


    Da sind wir uns einig, die mag ich auch überhaupt nicht.


    Allerdings gibt es die inzwischen nicht nur in den sog. Blockbustern, sondern so gut wie in allen Filmen. Sogar in Übertragungen klassischer Konzerte! Ich habe mich darüber, das muß einige Jahre her sein, beim ZDF beschwert. Ich kann mich an die Antwort nicht mehr entsinnen, jedenfalls wurde es seither eher schlimmer denn besser.


    Diese dauernden Schnitte und Kamerafahrten verleiden mir vieles im heutigen TV.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")