Der Autor: .... bedarf wohl keiner langen Vorstellung, er ist einer der erfolgreichsten deutschen Fantasyautoren, mit Werken wie dem "Ulldart-Zyklus" und der Serie um "Die Zwerge", und zuletzt seinem großartigen Buch über die Wüstenstadt "Wedora" erschrieb er sich eine beachtliche Fangemeinde und bewies außerdem, das er sich auch international mit seine Büchern nicht zu verstecken braucht sondern tatsächlich ganz oben mitspielt.
Das Buch: Tadeus Boch war dereinst ein erfolgreicher Spieler, bis ihn die Sucht danach in den Ruin trieb und ihm nichts ließ als das nackte Leben. Mit seiner Arbeit in einem Spielcasino balanciert er jeden Abend ganz bewusst an seinem persönlichen Abgrund entlang, doch das Bewusstsein um die destruktive Düsternis, die immer noch in ihm lauert lässt ihn diese um so stärker bekämpfen.
Eine alte Spielkarte, in deren Besitz er eher zufällig gelangt, führt ihn direkt in eine gefährliche Untergrund-Spielszene, wo die Einsätze weit mehr betragen als nur sehr viel Geld.....
Hyun Poe glaubt nicht an den Unfalltod ihres Verlobten, und ist bereit bis zum Äussersten zu gehen um herauszufinden, was wirklich in jener Spielrunde geschah....
Leipzig, Anno Tobak: Der junge und äußerst talentierte Kupferstechen erhält von einem mysteriösen und unheimlich wirkenden Fremden den Auftrag, ihm ein Kartenspiel anzufertigen......
Meine Rezension: Markus Heitz hat sich als hervorragender Fantasyautor zu recht einen sehr guten Ruf erschrieben, andererseits haben mich einige seiner Bücher weder in sprachlicher noch sonstwelcher Hinsicht überzeugen können, einiges war für mich ebenso enttäuschend wie ernüchternd. Eine banale Sprache und eine einfallslose Story, lustlos heruntergerotzt und sich wohl ganz auf die Zugkraft des zu Recht großen Namens verlassend konnte ich diese Bücher nicht einmal als zumindest minderwertig bezeichnen......
Dann kam er mit "Wedora" - welches ich an anderer Stelle noch zu würdigen habe - zurück, und er war tatsächlich wieder da!
"Des Teufels Gebetbuch" (Ein alter kirchlicher Begriff für ein Kartenspiel) ist ein Mystery-Thriller im besten Sinne des Wortes, und wieder holt Heitz hier alles aus sich heraus, er zieht hier alle Register seines nicht unbeträchtlichen Könnens und löscht darüber hinaus die Erinnerung an seine eher geringeren Werke vollständig aus.
Auch sprachlich vermag er hier zu überzeugen, so sehr sein Text auch der flüssigen Lesbarkeit der Thrillerhandlung verpflichtet ist kann man jedoch immer wieder feststellen , das des Öfteren das "normale", das "profane" Wort durch das "schönere", oder auch "altmodische" ersetzt wurde, was die Lesbarkeit nicht hemmt, sondern den Lesegenuss sogar noch erhöht. Hier wurde nicht nur eine Handlung wiedergegeben, hier wurde auch am Text selber gewissenhaft gearbeitet.
Obwohl der Mysteryanteil, das Übernatürliche ständig präsent ist und uns immer daran erinnert, das der Motor der Geschichte etwas Unerklärliches ist, liegt der Schwerpunkt dieses Romans eindeutig auf der Thrillerhandlung. Und die hat es wahrlich in sich, denn Heitz geht bei seiner Schilderung nicht geradeaus von A über B zu C und D, er schlägt erzählerische Haken, führt uns in die Irre und wechselt unvermittelt die Richtung - einer guten Autoverfolgungsjagd in einem Actionfilm nicht unähnlich. Nie können wir und sicher sein, das der Handlungsverlauf tatsächlich parallel zu unseren Vermutungen verläuft - sicher ist eher das er es nicht tut! Der Leser fiebert also nicht (nur) er Auflösung am Ende entgegen, nein, er fiebert dem Seitenende entgegen, dem Schlüssel zum umblättern und weiteren Überraschungen.
Und davon gibt es so einige zu entdecken!
Er wechselt immer wieder die Erzählperspektive, wir erfahren direkt aus erster Hand was die verschiedenen Gegenspieler so treiben, und auch die Geschichte um die Entstehung des Kartenspiels damals in Leipzig wird erzählt. Die gelegentlichen Auftritte des jungen Goethe ergänzen diesen Handlungsstrang um eine wirklich originelle Komponente.
Vervollständigt wird dieses Buch durch einen die historischen Hintergründe und die Geschichte des Kartenspiels im allgemeinen erläuternden Anhang.
Mein Fazit also: Ein wirklich in jeder Hinsicht überzeugender Thriller für alle, die sich von Elementen des Übernatürlichen nicht abschrecken lassen sondern diese als Teil einer spannenden Story akzeptieren können!