Prolog: Gerade habe ich den letzten Mission-Impossible-Film (Rogue Nation) beendet, und hatte die ganze Zeit beim Anschauen einen Riesenspaß. Wie übrigens bei den anderen Teilen auch. Rückblickend muß ich allerdings sagen das Teil I - obschon der den Ton für die ganze Serie setzt, auf mich wie ein erster, noch nicht ganz geglückter Versuch die Serie fürs Kino zu adaptieren wirkt.
Als langjähriger James-Bond-Fan begann ich nachzudenken, wann Bond tatsächlich aufhörte Spaß zu machen....
Liegt es vielleicht einfach an meinem Unvermögen die - unbedingt notwendigen - Veränderungen zu akzeptieren?
Oder wurden die Filme tatsächlich schlechter?
War man so sehr "BOND" verpflichtet, das selbst die Macher keinen Spaß mehr hatten, sondern eine Pflicht erfüllten?
Ich würde an dieser Stelle gerne für alle die es interessiert einen Dialog darüber starten:
James Bond begann seine Laufbahn in den Büchern eines gewissen Ian Fleming als Geheimagent der Krone, er hatte die Lizenz zum Töten und das zu tun wurde er durchaus auch eingesetzt. Er hatte cooles Zeug als Ausrüstung, allerdings bei weitem nicht so tolles Zeug wie später in den Filmen - in denen er auch mehr Frauen flachgelegt hat als in den Büchern.
Anfang der 60er hatte ein Mann, dessen Vorfahren ein berüchtigtes und in weiten Teilen der Gesellschaft nicht wirklich gemochtes Gemüse nach Europa einführte, die Idee, aus den spannenden Büchern ebensolche Filme zu machen. Er heuerte einen attraktiven jungen Schotten an und die Legende James Bond war geboren.
Doch erst mit dem dritten Film - "Goldfinger" - wurde die Bondfigur erschaffen die heute jedes Kind kennt, der Typ mit dem Gimmicks und den Frauen, den harten Fäusten und den lockeren Sprüchen.
Das die Filme im Grunde immer dem Schema F folgten störte kaum jemanden, boten sie doch Spaß, Spannung und tolle Unterhaltung, all das verhinderte das man sich im Kino den Kopf über Logiklöcher oder die schon beim letzten Mal stereotype Handlung machte.
Auch wenn sie die Zeiten änderten und die Darsteller wechselten, was auch an der Machart der Filme nicht spurlos vorbeiging, wenn wir die von Monty Norman geschriebene Musik hörten und durch den Gewehrlauf blickten wussten wir was kommt - und wir freuten uns darauf!
Was ist da bloß schiefgelaufen?
Und wann?
Der erste Versuch die Serie zu erneuern und sie gleichzeitig dem Buchbond wieder ähnlicher zu gestalten wurde Mitte der 80er unternommen. Der Typ von Browning Iron.... Nee, Moment.... Colt Silver.... Scheiße, auch nicht... Konnte nicht, also verpflichtete man einen versierten Shakespearemimen, den außer mir und Joss Whedon keiner wirklich mochte und der nach zwei Filmen auch nicht mehr mochte.
Jetzt hatte der andere allerdings Zeit und wurde eine moderne Kopie von dem einen von Die Zwei - also nix wirklich neues, eher ein Schritt zurück.
Dann - endlich - der Neuanfang! Der galt allerdings bei vielen schon als versemmelt, bevor überhaupt die Kameras warmgelaufen waren. Und zwar des Neuen wegen - den kaum einer kannte, und die, die ihn kannten, fanden ihn doof.
Das Endresultat war ein hervorragender Agentenfilm und ein hoffnungsvoller Neuanfang für die ganze Serie. Leider konnte dieses Versprechen nicht eingelöst werden - der letzte Film hatte, als erster überhaupt, sogar Tiefgang.
Was war passiert?
Zum einen hat ein transatlantischer Kollege angefangen Bond Konkurrenz zu machen. Er hatte keine Gimicks, er war einfach clever, und führte drei Filme lang den CIA an der Nase herum. Und die Filmserie um David Webb war plötzlich das, was Bond jahrzehntelang war: Richtungsweisend im Bereich des Actionfilms.
Von 1966 bis 1973 erledigte ein IMF-Team rund um die Welt Aufgaben, denen sonst niemand gewachsen war. Ihr Markenzeichen war unter anderem eine Botschaft mit dem neuen Auftrag, die sich nach 5 - 10 Sekunden selbst zerstörte, des weiteren wurden Gegner in die Irre geführt, durch Masken, mit welchen die Agenten vorgaben jemand anderes zu sein, außerdem wurden immer wieder Innenräume komplett kopiert, um Ahnungslose zu täuschen.
Inspiriert wurde die Serie unter anderem durch den Film "Topkapi" und die ebenso spannende wie präzise Darstellung eines Einbruchs. Jeder Beteiligte musste zum exakt vorherbestimmten Zeitpunkt handeln, um im Einklang mit den anderen erfolgreich zu sein.
Eingeblendete Uhren an den Handgelenken der Protagonisten sorgen nicht nur in diesem Film immer wieder für Spannung.
Tom Cruise - selbst Fan der Original-Serie - hielt es für eine gute Idee seine neu gegründete Produktionsfirma mit einem MI-Film einzuweihen. Paramount, welche die Rechte an der Serie haben, versuchte schon länger eine Kinofilmversion zu starten, bisher aber aus den verschiedensten Gründen - vor allem wohl in Ermangelung eines guten Drehbuchs - ohne Erfolg.
Nun, Agentenfilme hat es auch unabhängig der Bond-Reihe immer wieder gegeben. "Das Mörderschiff" nach McLeans Roman ist ein ausgesprochen positives Beispiel - auch dafür, was Bond hätte werden können, hätte man eine eher ernsthafte Richtung verfolgt. Auch "Das IV Protokoll", nach einem Roman von Forsythe, ist ein guter, spannender und im Gegensatz zu beiden hier diskutierten Serien ernsthafter Agentenfilm.
Die MI-Filme machten einerseits da weiter wo Bond schon lange aufgehört hatte und verbanden das ganze - wie schon die Serie, und sogar der sie inspirierende Film "Topkapi" -mit den Zutaten der "ernsthaften"Agentenfilme. Nur halt in spaßig.
In beinahe jedem Film muß das Team irgendwo einbrechen, wo man nicht einbrechen kann. Doch auch wenn das Endergebnis von Anfang an feststeht ist es doch ungeheuer unterhaltsam den Agenten dabei zuzuschauen, wie sie es machen. (ausserdem könnte ja doch noch irgendwas schiefgehen...... ) Man sah allerdings selber ein das soetwas auf Dauer auch langweilig ist, so das man schon im dritten Film einen Großteil des Einbruchs garnicht mehr zeigte.
Vieles aus der Originalserie - wie Masken und Räume, die nicht sind was sie zu sein scheinen, und wo schon garnicht, wurde übernommen, allerdings nur sparsam eingesetzt.
Im vierten Teil ist das wenige an Technik, was sie haben tatsächlich kaputt, so das sie spontan improvisieren müssen - ein mutiger Schritt, derartig mit der Tradition und den Erwartungen des Publikums zu brechen. Aber es hat funktioniert, weil es die Spannung erhöht. Die Plots der Geschichten sind ebenso hanebüchen wie die Actionszenen, und genau deshalb ist das ganze ja so ungeheuer unterhaltsam. Wir sehen hier Sachen die nicht gehen durchgeführt von Leuten die es nicht gibt- deshalb sind wir ja hier. Wer hier fehlende Realität bemängelt sollte wieder Wim -Wenders-Filme gucken.
Lösen die MI-Filme den britischen Agenten wirklich ab - vielleicht in dem sie ein jüngeres Publikum ansprechen als der olle Jimmy?
Hat Bond sich womöglich überlebt, oder ist er zu sehr in seinen eigenen Klischees gefangen?
Das (vorläufige?) Ende der Bondserie ist wohl der Tatsache geschuldet das die etablierte Film-Figur einfach nicht mehr zeitgemäß war, andere hatten - siehe oben - dem alten Agenten der Krone den Rang abgelaufen. Die Erneuerung der bis dato so beliebten Figur ließ zu lange auf sich warten und kam dann zu abrupt, anstatt das Publikum langsam und behutsam in die Neue Zeit zu führen.
Eigentlich wollte ich nur kurz die Grundproblematik umreissen - sorry, das wurde doch ein wenig länger.... Viel zu lang....
Nun, dann können wir ja anfangen!
Will irgendjemand?