Im Garten der Erinnerung - Joanna Olczak-Ronikier

  • Titel des Buches: Im Garten der Erinnerung


    Autorin: Joanna Olczak-Ronikier


    1. Auflage erschienen 2007 im aufbauVerlag



    Inhalt(amazon)



    Die Schicksale ihrer jüdisch-polnischen Vorfahren, von Joanna Olczak-Ronikier unterhaltsam und mit großer Verve geschildert, lassen ein Jahrhundert europäischer Geschichte wieder aufleben. Über vier Generationen waren sie als Kaufleute, Bankiers, Gelehrte, Lehrer, Verleger oder Ärzte tätig von Wien und Warschau bis Paris, von Moskau bis London und New York.


    Julia Horwitz, die Urgroßmutter der Autorin, war eine selbständige Frau. Die verwitwete Mutter von neun Kindern löste sich vom orthodoxen Judentum und verschaffte ihren Söhnen und Töchtern ein Entrée in die polnische Gesellschaft. Die Maxime "Kopf hoch!" wurde prägend für ihre Nachfahren. Erster Weltkrieg, Polens Wiedergeburt und erneute Besetzung im Jahr 1939, Holocaust, Flucht, Illegalität, Kulturbrüche, persönliche Krisen - all dies spiegelt sich in den eindrucksvollen Porträts und mit viel Humor erzählten Geschichten dieses Buches. Joanna Olczak-Ronikier stützt sich auf Briefe mit intimen Geständnissen und politischen Botschaften, auf Memoiren und Hunderte von Fotografien, die vom Charakter und Charme ihrer Angehörigen zeugen. Sie würdigt die Motive und Haltungen ihrer Vorfahren, auch wenn sie deren Ansichten nicht immer teilt.



    Mein Eindruck


    Eine außerordentlich gut erzählte Familiengeschichte über 2 Jahrhunderte. Im Polen des 19. Jahrhunderts entsteht durch die Heirat des Sohnes eines österreichischen Rabbi und der Tochter eines polnischen Kaufmanns eine große, geistig rege und produktive Familie.
    Die Nachfahrin dieser Familie schildert aus ihrer Sicht und aus, trotz Bombardierung und Verfolgung zum Teil erhaltenen Familiendokumenten, und aus Erzählungen der Familienmitglieder ein lebendiger, anschaulicher Geschichtsunterricht. Wie die Familie versucht sich in Polen zu assimilieren, die unterschiedlichen Neigungen und Talente der Söhne und Töchter, ihre Erfolge, Irrungen und Wirrungen, das alles fasst die Autorin zu einem Bilderbogen zusammen, der mich angesichts der Tatsache dass ja alles wirklich geschehen ist, manchmal fassungslos zurück ließ und ich eine Lesepause brauchte.
    Vor allem die geschichtliche Entwicklung Polens, die sowjetische und kurze Zeit später die deutsche Okkupation, wie die Familie damit zurecht kam ist spannend und informativ. Zudem noch, wie ich es einschätze, neutral geschildert.
    Schlimm die Erfahrungen und das Leid der Bevölkerung während des Stalinismus und der Zeit der Judenverfolgung.
    Über diese Zeit sind sogar Originalbriefe (Hilferufe aus dem Warschauer Getto) aus Polen an den BBC und die Londoner Regierung abgebildet.
    Ein gelungenes Porträt der Familie und spannende sowie erschütternde Einblicke in die damalige Zeit.



    Über die Autorin:


    Joanna Olczak-Ronikier, geboren 1934, Journalistin, Dramatikerin und Drehbuchautorin für Film und Fernsehen, war Mitbegründerin des berühmten Warschauer Kabaretts "Piwnica pod Baranami". 2002 erhielt sie für dieses Buch hier die bedeutendste literarische Auszeichnung Polens, den Nike-Preis.



    Ich gebe dem Buch 10 Punkte auch wenn es den Leser fordert und ihm manchmal Geduld abverlangt.