Mac P. Lorne - Der Herr der Bogenschützen

  • Taschenbuch: 704 Seiten
    Verlag: Knaur TB - erscheint am 1. August 2017
    eBook - erschienen am 2. Mai 2017


    zum Autor: (Quelle: Droemer Knaur Verlag)
    Mac P. Lorne wurde 1957 geboren. Seinen ersten Roman schrieb er bereits mit 18 Jahren.
    Aufgewachsen in der DDR, studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur dann doch lieber Veterinärmedizin und später Pferdezucht und -sport. Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
    Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
    "Das Herz des Löwen", erschienen 2011, war sein erster historischer Roman und gleichzeitig der Beginn einer Serie.


    Im Knaur TB erschien 2016 DER PIRAT, sein großer Roman um Sir Francis Drake.
    Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors.


    zum Buch:
    Im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich, der von 1337 bis 1453 dauerte, wurden so manche Uneinigkeiten ausgefochten. Nicht erst durch Shakespears Drama Henry V. wurde die Schlacht von Azincourt ein Begriff. 1415 konnten die Engländer einen der größten militärischen Erfolge der Geschichte erringen. Das war vor allem durch die Aufstellung der Langbogenschützen möglich, die mit ihren Pfeilen eine enorme Reichweite erzielten. Diese wurden von John Holland kommandiert, der im aktuellen Roman von Mac P. Lorne der Hauptcharakter ist.


    John Holland ist in seiner Zeit nicht immer der strahlende Sieger. Trotz seiner Verwandtschaft zum König, oder gerade deswegen, muss er im Alter von fünf Jahren miterleben, wie seiner Familie Titel und Lehen aberkannt wurden. Sein Vater wird hingerichtet, seine Brüder sterben und er wird von seiner Mutter, der Tochter des Duke of Lancaster Elizabeth Plantagenet, getrennt. Bei seinem Ziehvater erhält er eine gute Ausbildung, die ihn bald eine Position im Heer Henry V. sichert. Der König ernennt ihn nach der Schlacht von Azincourt sogar zum Ritter des Hosenbandordens.


    Das Hauptaugenmerk dieses wundervoll recherchierten Romans liegt allerdings auf der Zeit, in der Jeanne d’Arc den fast schon beendeten Krieg erneut aufflammen lässt. Wie schon der Klappentext verrät, ist diese Schilderung eine Entmystifizierung der Jungfrau von Orléans. Für den Leser nachvollziehbar und vor allem unter heutigen Gesichtspunkten unverständlich, schafft es das junge Mädchen aus Domrémy, dass in neue Schlachten erneut Menschen sterben. Die Märtyrerin wird ebenfalls bildhaft mit ihrer Familie in der kleinen Bauernkate dargestellt. Nüchtern werden ihre Vorlieben für die kirchliche Messe und der eigensinnigen Verfolgung ihrer Ziele erklärt, was letztendlich 1431 zu ihrer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen führte.


    Der Roman hat noch weitere Nebenfiguren, die durchaus auch eine größere Rolle einnehmen könnten. Faszinierend sind die Darstellungen auf französischer Seite von La Hire und Gilles de Rais, die auch die Nachwelt noch mit den Beschreibungen ihrer Gräueltaten schrecken. Ein Sympathieträger ist eindeutig der Waliser Mathew Gough, der als Jugendfreund von John Holland immer wieder an seiner Seite auftaucht. Diese Charaktere helfen beim Verständnis der seinerzeit herrschenden Politik und der Entwicklung der Geschichte. Aus Sicht von John Holland wird deutlich, warum Englands Einfluss in Frankreich immer schwächer wurde, bevor auch die letzten Ländereien aufgegeben werden mussten.


    Mac P. Lorne beweist erneut seine Erzählkunst, indem er seine Leser in eine vergangene, aber dennoch erinnerungswürdige Zeit mitnimmt. Es geht um Ritter, um Helden und natürlich die Kunst des Bogenschießens. Verbunden wird alles mit Logik und Emotionen, was eine mitreißende Dynamik entstehen lässt. Da Holland bei seinem Tod wieder den Titel Earl of Huntingdon trug, wird auch sehr schön der Kreis zu den vorigen Büchern aus selber Feder geschlossen. Sehnsuchtsvoll warte ich nun auf ein neues Abenteuer vor realem Hintergrund.


    P.S.: Am 10. August 2017 findet eine Leserunde mit Autorenbegleitung statt.

    aktuelles Buch: Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf von Oliver Pötzsch
    A Killer Closet von Paula Paul

    Bingo 2017

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  • 10 Punkte für ein Leseerlebnis der ganz besonderen Art!
    Vom Protagonisten John Holland hatte ich zuvor überhaupt noch nichts gehört und von Johanna von Orléans nur rudimentäre Kenntnisse wie Eckdaten aus dem Geschichtsunterricht und Erinnerungen an einen alten Film mit Ingrid Bergmann.
    Hier erfuhr ich viele interessante Dinge über die damalige Zeit serviert in einem spannenden Roman in angenehmer Erzählweise. In einem Nachwort wird erklärt, in welchen Punkten der Autor von historisch belegten Fakten warum abwich und welche Lücken er mit eigener Kreativität auffüllte. Überhaupt enthält das Buch hilfreiche Zugaben wie Kartenmaterial, ein Glossar, eine Zeittafel, eine Auflistung der historisch belegten Personen sowie Angaben zu weiterer Literatur.
    Ich bedanke mich für die aufmerksame Begleitung der Leserunde!:anbet
    "Der Pirat" ist bereits vorgemerkt! :lache
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich habe den Piraten geliebt und so war für mich klar, dass ich das neuste Werk von Mac P. Lorne natürlich auch lesen muss. John Holland, der Herr der Bogenschützen, Protagonist dieses großartigen Romans hat mich auch nicht enttäuscht.
    Das Cover passt sehr gut zum Piraten, so ist hier ein kleiner Wiedererkennungseffekt gegeben. Der Klappentext macht meiner Meinung nach neugierig und stellt die wichtigsten Personen in den Mittelpunkt. Es ist vielleicht unglücklich, dass das Ende des Romans schon verraten wird, den geschichtsinteressierten Leser wird aber natürlich nichts Neues verraten.
    John Holland als Protagonist ist jemand mit dem man sich als Leser identifizieren kann, er ist eine beeindruckende Persönlichkeit, die ein tragisches Schicksal in sehr jungen Tagen erleiden muss. Dies prägt sein Leben, ebenso der Schwur, den er seinem sterbenden Bruder gibt. Dieser Schwur wird es sein, der ihn ein Leben lang begleitet. Ob er ihn halten kann, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, da ich nicht zu viel vom Inhalt Preis geben möchte. Jehanne Darc, oder wie wir sie heute kennen, Jeanne d’Arc, spielt die zweite große Hauptrolle in diesem Roman. Es wird der Weg einer jungen Frau gezeichnet deren Leben tragisch endet und sie so zur Märtyrerin und Heiligen wird.
    Der Roman wird chronologisch, ohne Rückblenden erzählt. Teilweise bedient der Autor sich der Zeitraffung, um die spannenden und wichtigen Momente nicht im Belanglosen untergehen zu lassen. Einzig mehr von Johns privater Seite hätte ich gerne noch gelesen. Mich hätte interessiert, wie er als Ehemann und Vater war, da erfahren wir leider sehr wenig, doch dies ist auch der einzige Kritikpunkt den ich bei diesem Roman habe.
    Im Roman jagt ein Spannungsbogen den Nächsten, die Kampfszenen sind wie auch schon beim Piraten sehr detailgenau und intensiv beschrieben, man hat das Gefühl, dass man mit auf dem Schlachtfeld steht, wenn Engländer und Franzosen aufeinander treffen. Aber auch die Machtspiele und Intrigen, sowie das politische Geplänkel zeigen zum einen, dass der Autor hervorragend recherchiert hat und zum anderen, dass der Autor erzählen kann, denn der Roman hat keinen Durchhänger und man möchte einfach immer weiter lesen. Besonders beeindruckend ist, dass man als Leser zu keiner Zeit das Gefühl hat den Überblick zu verlieren und die Belange der einzelnen Häuser durcheinander wirft.
    Der Roman wird abgerundet durch ein Personenregister, eine Karte, ein historisches Nachwort, eine Zeittafel, ein Glossar und eine Bibliographie: Leser-Herz was willst Du mehr?
    Diesen Roman kann ich allen Lesern historischer Romane nur ans Herz legen, denn hier wird englische und französische Geschichte lebendig, ein Stück europäischer Geschichte. Der Roman spricht meiner Meinung gleichermaßen Männer und Frauen an, auch wenn Frauen (bis auf Jehanne Darc) keine große Rolle in diesem Roman spielen.


    10/10 P.

  • Mir hat der Herr der Bogenschützen, genau wie der Pirat schon, sehr gut gefallen.
    Mac P. Lorne schafft es mit seinem Schreibstil vergangene Zeiten lebendig werden zu lassen.
    Man kann sich gut vorstellen, dass es damals wirklich so war, wie er es beschrieben hat.


    John Holland taucht in der Geschichtsschreibung wohl nur sehr begrenzt auf und trotzdem war er wohl einer der wichtigen Köpfe des hundertjährigen Krieges. Beeindruckend, wie er sich auch durch widrigste Umstände nicht aufhalten lässt und stets an seinen Zielen festhält. Und das alles, ohne dafür andere Menschen als Schachfiguren zu missbrauchen.


    Die Schilderungen von Jeanne D'Arc fand ich sehr beeindruckend, zeigen sie doch, dass damals wie heute religöser Fanatismus meist nur zu noch mehr Hass und Verderben geführt hat.


    Die Ausstattung des Buches lässt keine Wünsche offen. Besonders gut gefallen hat mir der Epilog, der einerseits die historischen Tatsachen und die Autorenbedingten Änderungen noch einmal klarstellt und dann noch einen Kurzabriss über John Hollands restliches Leben gibt.


    Ein tolles Buch, dass mir wieder zusätzliches Wissen über diese Zeit vermittelt hat!

  • Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Der Herr der Bogenschützen


    „Der Herr der Bogenschützen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2017 bei Knaur TB erschienen ist.


    Zum Autor:
    Mac P. Lorne ist Jahrgang 1957.
    Aufgewachsen in der ehemaligen DDR studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur Veterinärmedizin.
    Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
    Gemeinsam mit seiner Familie baute er einen Reit-und Zuchtbetrieb in Bayern auf, aus dem sich auch Olympiareiter ihren Nachwuchs sicherten.
    Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
    Er ist Co-Autor mehrerer Fach- und Sachbücher aus den Gebieten Veterinärmedizin und Pferdezucht.
    Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors und seine Romanreihe rund um Robin Hood begeistert zahlreiche Leserinnen und Leser.

    Klappentext:
    Vom enteigneten Sohn eines Verschwörers zum Kommandanten der englischen Langbogenschützen: John Holland, der spätere Duke of Exeter, ist eine schillernde Figur im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich. Mac P. Lorne lässt uns seine Ausbildung bei den walisischen Bogenschützen ebenso hautnah miterleben wie seine Kriegsgefangenschaft und sein mehrfaches Aufeinandertreffen mit einer verblendeten und fanatischen jungen Frau, die einmal als Jeanne d'Arc in die Geschichte eingehen soll und der es gelingt, einen fast beendeten Krieg wieder aufflammen zu lassen – und deren Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen er am Ende nicht verhindern kann, obwohl er ahnt, dass so eine Märtyrerin geschaffen wird …



    Meine Meinung:
    John Holland, die Hauptfigur des Buches ist ein starker Sympathieträger, den der Leser von früher Kindheit an begleitet. Von Beginn an erleidet er großes Unrecht und kämpft entschlossen gegen seine Widersacher. Manchmal kam er mir wie ein Heiliger vor, weil er kaum eine Schwäche zeigt, Rückschläge unverzagt in Kauf nimmt und zudem der nette junge Mann bleibt. Auch ungewollt geniest er eine gute Allgemeinbildung, die nicht nur militärische Dinge umfasst. Vor allem lernt er auch planvolles Vorgehen und das es sinnvoll ist, sich das Wissen anderer Leute zu Nutzen zu machen und im Idealfall zu übernehmen. Aber trotz aller historischen Elemente ist es auch ein Abenteuerroman.Es ist faszinierend John auf seinem Weg zu begleiten, sei es im Kampf auf dem Schlachtfeld, im Verlies oder auf glattem diplomatischen Boden. Ein zweiter Erzählstrang spielt in der französischen Provinz und dreht sich um die Familie Darc. Sehr eindringlich wird die Entwicklung der späteren Jungfrau von Orleans geschildert, deren Schicksal tief berührt. In beiden Erzählsträngen folgt der Autor historischen Begebenheiten und verzichtet weitgehend auf fiktive Figuren. Hier wird die umfangreiche Recherchearbeit des Autors deutlich. Seine Figuren wirken lebendig und aus dem Leben gegriffen. Auch der militärische Aufstieg John Hollands ist belegt. Besonders eindrucksvoll ist der Spannungsbogen. Immer wieder steigt die Spannung, um dann für kurze Zeit zurückgenommen zu werden. Dabei sind es nicht nur Kampfszenen, die ein Ansteigen der Spannung bewirken sondern oft auch Szenen, in denen John Neuland betritt, sei es sein Zusammentreffen mit König Henry oder seine ersten Schritte auf diplomatischer Ebene.
    Das Buch wird adäquat abgerundet durch ein Glossar, eine Zeittafel und ein umfangreiches Nachwort des Autors, in dem er auch erklärt, was in diesem Buch Fiktion und was der Realität entspricht.


    Fazit:
    Ein überaus fesselnder Roman, der mich von Anfang an gefangen genommen hat. Er besticht sowohl durch Nähe zur historischen Realität als auch durch eine spannende Handlung. Der Leser wird von der überaus sympathischen Hauptfigur John Holland gefesselt, die nicht nur auf sondern auch neben dem Schlachtfeld überzeugt. Im Gegensatz dazu steht das traurige Schicksal der Jungfrau von Orleans, das mir so nicht bewusst war. So habe ich neben einer spannenden Handlung auch noch etwas lernen können. Gerne vergebe ich fünf Sterne (10 von 10 Eulenpunkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Erstmal herzlichen Dank an den Autor, für die intensive Begleitung der Leserunde! Das hat mir schon beim Piraten so gut gefallen!:wave


    Ich fand das Buch wieder richtig Klasse! Ein Buch mit wunderschönem Cover und zum Ende auch mit weiteren interessanten Fakten über die Protagonisten des Romans. Viel Geschichte und Abenteuer in einem dicken Buch. Toll recherchiert und unterhaltsam geschrieben!
    Ohne dieses Forum wäre ich vielleicht nie auf diesen Autor gestoßen! :anbetDanke!
    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und ich freue mich schon auf den nächsten historischen Roman!:wave
    10 Punkte gibt es von mir