Benjamin nach Montaigne - Helene Cixous

  • Taschenbuch: 200 Seiten
    Verlag: Passagen


    Originaltitel: Benjamin à Montaigne
    Übersetzt von Helmut Müller-Sievers


    Kurzbeschreibung:
    Von Osnabrück nach Paris nach Algerien nach Paris – und wieder zurück nach Osnabrück? Cixous erzählt die Exile und Fluchten ihrer deutschen Mutter und die Katastrophe einer unmöglichen Heimkehr.
    Anfang der 90er Jahre werden die Mutter und die Tante der Erzählerin – beide nunmehr über achtzig Jahre alt – von der Stadtverwaltung Osnabrück in ihre Geburtsstadt eingeladen. Sie gehören zu den letzten Überlebenden der ehemals florierenden jüdischen Gemeinde der Stadt, die nun einen Versuch der Wiedergutmachung unternimmt. Die Reise wird für die beiden Schwestern zur Katastrophe, deren Gewalt die Erinnerung an vormalige, nie besprochene Katastrophen losreißt. Hinter den Vertreibungen und Fluchten nach Paris, Oran, Birmingham und den unzähligen Reisen der Mutter kommt die Vertreibung des jungen Benjamin Jonas zum Vorschein, den die Familie schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts wegen eines Vergehens aus ihrer Mitte verstoßen hatte. In dieser ‚Autobiografiktion’ erzählt Cixous die unmögliche Rückkehr der beiden Alten im Spiegel ihrer eigenen Erinnerung an die Jugend in Algerien und ihrer Lektüre der Reisebeschreibungen Michel de Montaignes; das Projekt der Aufzeichnung einer endlichen Erfahrung in einer unendlichen Familie wird zur Suche nach einem Schreiben „nach Montaigne”: kühn, weise, spekulativ und völlig weltlich.


    Über die Autorin:
    Hélène Cixous, geboren 1937 in Algerien, lebt als Schriftstellerin und Professorin in Paris.


    Mein Eindruck:
    Benjamin nach Montaigne ist Teil von Helene Cixous Autobiografiktion, die ich sehr beeindruckend finde.
    Schon in anderen Romane hat die Autorin von ihrer Mutter erzählt, die als deutsche Jüdin 1933 aus Osnabrück nach Algerien fliehen musste.
    Dieses Buch setzt da an, dass die inzwischen seit langen in Paris lebende Mutter und deren Schwestern in den neunziger jahren von der Stadt Osnabrück eingeladen werden. Eine Ehrung der letzten Juden, die in Osnabrück geboren waren.
    Ein eigenartiges gefühl für die beiden Frauen, die schon über 80 sind. Es ist eine unvollkommene "Rückkehr". Osnabrück ist nicht mehr so, wie sie es kannten und eine Wiedergutmachung ist nicht mehr möglich, selbst wenn alle es wollten.


    Entscheidend ist bei der Machart des Buches auch, dass die Eindrücke von der Tochter Helene aufgeschrieben werden. Sie reflektiert dabei natürlich und lässt philosophische Gedanken einfließen. So schafft sie Ansätze, die gespaltenen Gefühle spürbar zu machen.


    Neben diesem interessanten Thema ist der Roman auch ein tolles Portrait der Mutter, eine resolute, lebenstüchtige und kluge Frau. Eine Persönlichkeit, eine Urgewalt, sagt Cixous an einer Stelle.


    Mir hat das Buch gut gefallen und irgendwann werde ich auch noch den Roman Osnabrück von Helene Cixous lesen, in dem vermutlich die Flucht der Mutter 1933 beschrieben ist.