Isabella Nadolny: Providence und zurück

  • Zusammenfassung
    Isabella ist frisch verwitwet. Ihre Schwiegermutter ermutigt sie, die Einladung einer alten Freundin nach Providence in die Vereinigten Staaten anzunehmen. "Dort weiß niemand, daß du traurig sein mußt." sagt sie.
    Und so fährt Isabella. Doch sie fühlt sich fremd auf dieser Reise, nichts dringt wirklich an sie heran. "Was hatte ich mir davon versprochen, in ein fremdes Land zu fahren, zu einer mir seit Jahrzehnten fremd gewordenen Frau? ... Laß es sie nicht merken, daß es eine Fehlentscheidung war, dachte ich."


    In diesem Buch geht es um das Leben nach dem Tod eines geliebten Partners. Und um die Erkenntnis, dass das Leben schlußendlich doch einfach weitergeht und man weiterlebt.


    Persönlicher Eindruck
    Der Nachfolger von "Ein Baum wächst übers Dach", ist in meinem Augen nicht ganz so gut wie ebenjener, das liegt aber allein am traurigen Sujet. Eine Geschichte über eine frische Witwenschaft, da kommt eben keine überschwängliche Freude auf. Und doch hat die Autorin hier wieder ein meisterhaftes Buch vorgelegt, das bei aller Trauerbewältigung dennoch Lust macht, sich dem Leben zuzuwenden, ohne dabei die tragische Situation zu verleugnen.


    Im Prinzip ist es ein klassischer deutscher Entwicklungsroman. Es passiert nicht viel - Isabella ist zu Besuch bei ihrer alten Freundin. Das Buch besticht, wie schon der Vorgänger, durch den besonderen Blick Isabellas auf die Welt und auf sich selber. Auf ihre Beschreibung von Dingen, Personen, Situationen. Wie sie sich wieder zurechtfindet in einer Welt ohne ihren Michael.


    Die Sprache ist genau, poetisch, von einer ausgesprochen sprachlichen Erhabenheit, ohne dabei schwerverständlich zu sein. Das ist ein Buch von der Sorte, dass man es erneut lesen will.


    Isabella erzählt in Ich-Form und ist als Charakter sehr sympathisch. Sie beschreibt das Älterwerden und ihre Eigenheiten. Das macht sie menschlich und man kann sich gut mit ihr identifzieren. Ihr Wohnort Seeham erweckt auch Sympathien beim Leser, gerne möchte man auch in diesem kleinen Sommerhaus wohnen.


    Lesen oder nicht?
    Dieses Buch ist ein echter Geheimtipp. Ich kann es in höchstem Maße empfehlen. Das Lesen macht Freude, trotz des traurigen Sujets. Man fühlt sich ermuntert, das Leben unaufgeregt anzunehmen. Die Sprache dringt ins Herz.


    Diese Rezension wurde zunächst hier auf meinem Blog veröffentlicht.