Selkie - Antonia Neumayer

  • Broschiert: 512 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10:

    ASIN/ISBN: 3453317998

    ISBN-13: 978-3453317994


    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Als Kate im Hafen ihrer kleinen Heimatinsel im Orkney-Archipel die drei Fremden das erste Mal sieht, weiß sie, dass es Ärger geben wird. Die Männer sind gekommen, um ihren älteren Bruder Gabe mitzunehmen. Doch wohin und warum, das verraten sie nicht. Und das ist völlig inakzeptabel, findet Kate. Heimlich schleicht sie sich auf den Kutter der Fremden, um Gabe zu retten. Doch dann taucht der geheimnisvolle Ian an Bord auf, ein Schuss fällt. Und plötzlich springt Kate an Ians Seite in die eiskalte Nordsee. Mitten hinein in ein Abenteuer, das alles, was sie bisher über ihre Familie und ihre Inselwelt wusste, ins Wanken bringt …


    Über die Autorin
    Antonia Neumayer wurde 1996 in München geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie verschiedene Praktika, u.a. in den Bavaria Filmstudios, und studiert inzwischen Germanistik und Theaterwissenschaften in München. Ihre große Leidenschaft gehört jedoch der Fantastik. Bereits als Kind dachte sie sich Geschichten und Abenteuer für ihre Freunde aus. Sie schrieb mehrere Kurzgeschichten, bevor sie mit Selkie ihren ersten Roman verfasste. Die Autorin lebt in der Nähe von München.


    Meine Eindrücke
    Ein seltsames Fantasy Buch, so gar nicht wie ich es mir vorgestellt hatte. Aussagen wie „ein magisches Abenteuer“ und „das größte Abenteuer ihres Lebens“ sind jetzt nicht direkt unkorrekt, haben bei mir aber ganz andere Erwartungen geweckt, genauso wie das Cover, auf dem ein feenähnliches Geschöpf durch das Wasser schwebt. Für mich hatte die Geschichte nichts Zartes und auch die Magie fand ich nicht wirklich „magisch“. Möglicherweise lag es daran, dass hier keine eigene Fantasy-Welt geschaffen wird und die Orkneys, Schauplatz der Geschehnisse, eben auch eine raue Gegend sind ;-).


    Für mich war es ein starker Beginn, spannend und atmosphärisch, die vorgestellten Figuren interessant! Den Prolog und auch noch die nächsten drei bis vier Kapitel fand ich ausgesprochen fesselnd und freute mich auf den Fortgang der Geschichte. Auch der Erzählstil hat mir zunächst gefallen, modern, eloquent mit dezentem Humor. Aber irgendwie ist die Begeisterung dann schnell verpufft. Nach dem vielversprechenden Auftakt passierte für mein Empfinden erst mal nichts mehr. Jede Menge künstliches Wortgeplänkel und angestrengtes Bemühen Atmosphäre zu schaffen bzw. zu halten. Unablässig werden belanglose Informationen gegeben, die die Geschichte nicht voran bringen. Künstlich in die Länge gezogen durch seitenweise, sich im Kreis drehende Diskussionen und Überlegungen, so bleibt die Spannung auf der Strecke – kurz, ich hab mich gelangweilt. Auch die vermeintlich cool-ironischen Sprüche in eigentlich brisanten Situationen wirken auf mich wenig glaubhaft und deshalb eher dümmlich und abtörnend was die Spannung angeht. Sarkasmus und Ironie mag in eigentlich gern, doch hier wird beides wenig subtil wie mit der Gießkanne verteilt, oft auch noch mit entsprechendem Hinweis (…, meinte sie ironisch, bemerkte er sarkastisch…)


    Der Plot ist recht einfach gestrickt und bis auf den Beginn sowie ein paar Spannungsszenen für eine Abenteuergeschichte erstaunlich handlungsarm. Relativ schnell läuft es auf eine seit Generationen währende Auseinandersetzung zweier rivalisierender Gruppen hinaus.
    Es muss ja nicht immer eine komplexe Welt entwickelt werden wie in der High Fantasy, aber hier sind die Fantasy-Elemente für meinen Geschmack schon sehr spärlich dosiert. Das ist nur meine persönliche Ansicht, andere Leser werden das Buch vielleicht gerade deshalb mögen.


    Tja, was soll ich zu den Figuren sagen. Sie sind nicht übel, mit einigem an Potenzial und die Autorin hat sich erkennbar bemüht, ihnen Leben einzuhauchen. Wirklich berührt haben sie mich nicht.
    Stellenweise hatte ich den Eindruck, die Autorin hat selbst sehr viel gelesen und versucht in ihrem Buch, die Stilmittel und Formulierungen einzuarbeiten, die ihr besonders gut gefallen haben. Was ja im Prinzip nicht das Schlechteste ist, aber man sollte es nicht merken, denke ich.
    Die Spontaneität und Coolness von Kate wirkten auf mich künstlich, ihre Handlungsweisen nicht sonderlich plausibel, auch für eine Fantasy-Geschichte.


    Gabriel, der Bruder, der ihr so unendlich viel bedeutet, bleibt seltsam blass, im weiteren Verlauf spröde und lieblos Kate gegenüber. Für mich war letztlich nicht nachvollziehbar, warum sie für ihn alles hinter sich lässt und sich in dieses ungewisses Abenteuer stürzt. Das Bild, das ich mir im Prolog von ihm gemacht hatte, passte im weiteren Verlauf überhaupt nicht mehr, als wäre er ein ganz anderer Mensch. Das mag vielleicht Gründe haben, aber erkennbar wurden sie für mich nicht. Soweit ich mitbekommen habe, soll es eine Fortsetzung geben, vielleicht mit entsprechenden Erklärungen dazu.


    „Selkie“ ist nicht als Jugendbuch ausgewiesen, was mich wundert, da hätte es vielleicht noch eher hingepasst. Für Erwachsenen-Fantasy erscheint es mir ein bisschen „dünn“.


    Eine Geschichte, die so vielversprechend begonnen hat verliert sich in Belanglosigkeit und Langeweile. Daran ändern auch die gelungenen Kampfszenen nichts.
    Ein bisschen schade, weil ich die Grundidee und auch die Protagonisten vom Ansatz her interessant finde.


    6 Punkte