Der Autor (Quelle: Amazon)
In Wien wurde Stefan Zweig als zweiter Sohn eines reichen Fabrikanten am 28. November 1881 geboren. Schon während seiner Gymnasialzeit verfasste er Gedichte, nahm dann in Wien das Studium der Literaturgeschichte auf und begann zu reisen – durch Europa ebenso wie nach Tunesien oder Mexiko. Als Übersetzer des Franzosen Romain Rolland oder des Belgiers Emile Verhaeren machte er sich ebenso einen Namen wie durch seine eigenen Werke. Der Zweite Weltkrieg, Bücherverbrennung und Verfolgung ließen Zweig schließlich nach Brasilien emigrieren. Unter dem Eindruck deutscher Kriegserfolge und erschöpft von unfreiwilliger Migration sowie dem Verlust seiner – vor allem auch geistigen – Heimat Europa nahm sich der Sechzigjährige zusammen mit seiner Frau Lotte am 23. Februar 1942 das Leben.
Das Buch (Quelle: Amazon)
Dem Geheimnis künstlerischen Schaffens auf die Schliche zu kommen, ist Stefan Zweigs erklärter Ansatz. Denn er ist überzeugt: »niemals vermindert Erkenntnis die wahre Begeisterung, sie erhöht und festigt sie nur.« Und so zeugen seine Auseinandersetzungen mit dem Werk zeitgenössischer oder klassischer Kollegen von der Bewunderung, die er für produktive Menschen hegt, genauso wie von seinen künstlerischen Grundsätzen und Vorlieben.
Meinung:
Man müsste heutzutage lange suchen, wollte man jemanden finden, der über die Künste Musik, Malerei, Bildhauerei, Theater und Literatur ein so vollumfängliches Wissen hat wie seinerzeit Stefan Zweig. Brillant, ja zärtlich stellt er uns die Künstler seiner Zeit vor, darunter Bekannte wie E. T. A. Hoffmann, Rilke, Schnitzler, aber auch längst Vergessene, zumindest unter Kunstnormalverbrauchern.
Interessant, dass er einen Autor als zeitlos darstellt, der heute kaum noch gelesen wird, weil man seinen Schreibstil ein wenig aus der Zeit gefallen empfindet: Jakob Wassermann. Und doch bekommt der Leser ein Gefühl für die Magie der zeitlosen Kunst; ich begriff es so ungefähr, als ich die ausgezeichnete Hommage an die mir bis dato unbekannte Dichterin Marceline Desborde-Valmore gelesen habe.
Die letzten fünfzehn Seiten beschäftigen sich dann tatsächlich mit dem Geheimnis des künstlerischen Schaffens und spätestens jetzt bekommt man einen bleibenden Eindruck, was sich eigentlich dahinter verbirgt: Inspiration plus Arbeit als Ergebnis eines unermüdlichen Ringens zwischen Bewusstheit und Unbewusstheit.
Es gibt Sternstunden bei der Zusammenstellung von Essaysammlungen – dieses Werk gehört zweifelsfrei dazu.