'Alle verrückt außer ich' - Seiten 060 - 128

  • Meine älteste Erinnerung, an die ich mich auch ohne Erzählung anderer erinnern kann, ist mit ungefähr 4 Jahren. Meine Cousine hatte ein neues Fahrrad bekommen und wir haben sofort am ersten Nachmittag den Schlüssel vom Schloss verloren. Vermutlich ist es mir so im Gedächtnis geblieben, weil wir Blut und Wasser geschwitzt haben, dass wir ihn wiederfinden.


    Im selben Jahr war die Mondlandung. Davon ist nur geblieben, dass wir alle vorm Fernseher saßen. Naja, das Hemd ist einem näher als die Hose. :lache


    Die frühen Erinnerungen sind bestimmt dadurch erhalten geblieben, dass man es mit etwas Besonderem verband, oder es eben weh tat. Hat noch jemand eine Erinnerung, wie er seine erste Aufgabe in Mengenlehre selbstständig löste? - Genau das meine ich. Die erste Hausaufgabe mag noch vorhanden sein, aber etwas, was in der dritten Klasse war?

  • Zitat

    Original von chiclana
    Und ich finde es immer sehr lustig, was bei Anderen im Gedächtnis haften bleibt. Neulich habe ich mich mit meinen Cousinen über unsere gegenseitigen Besuche in unserer Kinderzeit ausgetauscht und wir hatten alle ganz unterschiedliche Highlights.


    Das kenne ich auch. Wenn ich Schulfreundinnen treffe, erinnert sich eine jeweils an Dinge, von denen die andere schwören könnte, dass sie nie geschehen sind. :grin
    Und manchmal ist es ja auch tatsächlich so, weil unser Gedächtnis sehr trügerisch ist.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Frühere Erinnerungen kann ich nicht mehr eindeutig meiner eigenen Erinnerung oder dem von Erwachsenen Erzählten oder in Fotoalben gesehenen Bildern zuordnen.


    Das ist das mit dem trügerischen Gedächtnis.
    Ich habe auch mehrfach erlebt, dass jemand fest glaubte, etwas selbst erlebt zu haben, dabei war es jemand anderem geschehen und er hatte es nur gehört. Das ist für die Betreffenden immer ziemlich erschütternd, weil es einem sozusagen ein Stück Vergangenheit raubt.


    Zitat

    Nach der Scheidung kam ich zuerst in einen Kindergarten und danach in die Grundschule, worüber ich keine großen zusammenhängenden, aber so einzelne Blitzlichter der Erinnerung besitze. Beispielsweise an einen Jungen im Kindergarten, der eine gaaanz tolle Kindergartentasche in Form eines Häuschens hatte.


    Das hätte mein Gedächtnis garantiert auch eingespeichert. Und - auch wenn ich nicht so der Handtaschenfan bin - wahrscheinlich wäre ich später unausweichlich auf jede Tasche in Hausform geflogen.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Es ist tröstlich, dass ich scheinbar kein Ausnahmefall bin. Auf Nachfragen hin und natürlich wenn man Fotos von früher sieht, fällt einem immer etwas ein und natürlich ... wie Büchersally es schon schön beschreibt: Besondere Dinge, Sachen, die ganz toll waren, oder Sachen, die traurig war oder die man gehasst hat. Jetzt, wo ich so drüber nachdenke, ist doch einiges hängen geblieben. Dieser Austausch darüber hier in diesem Teil, hat mir sehr geholfen und mir doch eine Menge Unsicherheit genommen. Wahrscheinlich ist mein Freund da eher die Ausnahme, der sich an fast alles erinnert. Der kann mir teilweise noch Jahre und Monat dazu nennen.

    :lesend Mary Kay Andrews - Winterfunkeln

    --------------------

    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

    SuB: 324

  • Nun bin ich auch endlich durch mit Abschnitt zwo.
    Ich war die letzten Tage ein büschen abgelenkt, da ich, wie immer, noch etwas auf den letzten Drücker erledigen mußte :grin


    Aber, dank Dir Katerina, habe ich da seit Deinem letzten Buch keine so großen Probleme mehr, da ich ja weiß, wie sich mein Unbewußtes trotzdem darauf vorbereitet und ich nicht in Panik verfalle sollte.
    Also mein Gewissen ist ruhiger, wenn ich Dinge eben auf den letzten Drücker mache.


    Wie so oft ging es um den Schreibwettbewerb. Wir haben ja auch nur 2 Monate Zeit und ich gebe trotzdem eigentlich immer am letzten Tag - also heute, bzw,wenn ich auf die Uhr gucke, gestern, ab :lache


    Das war diesmal nicht anders, nur daß ich mich eben ein klein bißchen weniger verrückt gemacht habe - ein bißchen allerdings trotzdem. So ganz kann ich das wohl nicht ausschalten.
    Jedenfalls war ich die letzten Tage im Ideenfindemodus. Ich wußte jetzt zwar, daß das in mir trotdem weiterarbeitet, war aber ungeduldig. Wenn die Grundidee erst mal da ist, geht der Rest ratz fatz. Nur eben die Ungeduld, bis mein Inneres endlich die zündende Idee rausspuckt. Die hat mich ein wenig fertiggemacht.


    War aber auch interessant. Ich hab mir diesmal immer wieder gesagt: "Mach Dich nicht verrückt, Du weißt ja, wie es funktioniert. Da kommt schon noch eine Idee."



    Ok, aber nun zum aktuellen Buch.
    Das mit der manischen Handynutzung fällt mir doch oft auf. Manchmal frage ich die Leute, was sie machen würden, wenn sie das Ding zu Hause vergessen würden. Viele Antworten sind doch erschreckend. Keine Ruhe, Angst, etwas zu verpasssen, sofort nach entdecken nach Hause fahren und es holen.....


    Meine ersten Erinnerungen sind auch so im Bereich von ca. 4 Jahren angesiedelt.
    Schlimm für mich war damals, als mir eine kleine Freundin erzählte, daß es den Weihnachtsmann gar nicht gäbe.
    Ich war derart entrüstet und sauer und habe ihr nicht geglaubt, daß ich sofort zu meiner Mutter damit gerannt bin.
    Was sie geantwortet hat, weiß ich aber leider nicht mehr.
    Ich sollte sie mal fragen - mal sehen, ob sie das noch weiß :grin

  • Zitat

    Original von Johanna
    ...
    Das mit der manischen Handynutzung fällt mir doch oft auf. Manchmal frage ich die Leute, was sie machen würden, wenn sie das Ding zu Hause vergessen würden. Viele Antworten sind doch erschreckend. Keine Ruhe, Angst, etwas zu verpasssen, sofort nach entdecken nach Hause fahren und es holen.....


    Ich gönne mir diesen Luxus vor allem nach stressigen Arbeitstagen, dass ich das Handy komplett ausschalte. Was man mitkriegen soll, erreicht einen trotzdem. Und wenn nicht, ist es wenigstens für eine Zeit richtig schön entspannt.


    Zitat

    Original von Johanna
    Meine ersten Erinnerungen sind auch so im Bereich von ca. 4 Jahren angesiedelt.
    Schlimm für mich war damals, als mir eine kleine Freundin erzählte, daß es den Weihnachtsmann gar nicht gäbe.
    Ich war derart entrüstet und sauer und habe ihr nicht geglaubt, daß ich sofort zu meiner Mutter damit gerannt bin.
    Was sie geantwortet hat, weiß ich aber leider nicht mehr.
    Ich sollte sie mal fragen - mal sehen, ob sie das noch weiß :grin


    Da wäre ich jetzt auch neugierig. Sie hat ja nur zwei Möglichkeiten: sie hat deiner Freundin zugestimmt (und dir dann vielleicht die Tränen getrocknet) oder dich in deinem Glauben bestätigt (und dir weiterhin etwas vorgegaukelt).


    Wir hatten mal ein schönes Erlebnis an Weihnachten. Mein Sohn hat im Alter von 3 Jahren plötzlich alles abgesucht und blöderweise sein unverpacktes Geschenk gefunden. 10 kleine Autos in einem Schuhkarton. Ich habe ihm erklärt, dass das nur ein Versehen sein kann, weil wir die Bescherung doch bei seinem Opa feiern würden. Was soll der Weihnachtsmann also hier Geschenke abliefern? Er, zwar skeptisch, aber gab mir den Karton wieder. Irgendwie habe ich es dann hinbekommen, dass der Karton in Papier eingeschlagen unterm richtigen Weihnachtsbaum gelandet ist. Nach dem Auspacken meinte er dann: "Ich habe ja bald gedacht, dass nicht der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, sondern du. Aber ich habe genau aufgepasst. Die Autos waren nicht in deiner Tasche. Es muss sie der Weihnachtsmann doch noch an die richtige Adresse gebracht haben." :lache

  • Zitat

    Original von Schubi
    Es ist tröstlich, dass ich scheinbar kein Ausnahmefall bin.


    Und selbst wenn man bei irgendwas mal der Ausnahmefall ist: Ich bin ja eine große Freundin der Individualität. Es gibt immer Gründe, für alles, auch wenn man sie nicht kennt. Und solange man keinen anderen verletzt, kann man so anders sein, wie man nur will. Und meist ist das sogar gesünder, als sich anzupassen oder zu verbiegen.
    Auch wenn das wie das Wort zum Sonntag klingt: Das ist einfach eine meiner absoluten Grundüberzeugungen.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Zitat

    Original von Johanna
    Aber, dank Dir Katerina, habe ich da seit Deinem letzten Buch keine so großen Probleme mehr, da ich ja weiß, wie sich mein Unbewußtes trotzdem darauf vorbereitet und ich nicht in Panik verfalle sollte.
    Also mein Gewissen ist ruhiger, wenn ich Dinge eben auf den letzten Drücker mache.
    ...
    War aber auch interessant. Ich hab mir diesmal immer wieder gesagt: "Mach Dich nicht verrückt, Du weißt ja, wie es funktioniert. Da kommt schon noch eine Idee."


    Ich freue mich auch jeden Tag darüber, dass ich diese Dinge jetzt weiß. Es macht den Umgang mit einem selbst um so vieles einfacher. Und respektvoller.


    Zitat

    Das mit der manischen Handynutzung fällt mir doch oft auf. Manchmal frage ich die Leute, was sie machen würden, wenn sie das Ding zu Hause vergessen würden. Viele Antworten sind doch erschreckend. Keine Ruhe, Angst, etwas zu verpasssen, sofort nach entdecken nach Hause fahren und es holen.....


    Dabei muss man nicht mal dieses Buch lesen, um zu erfahren, dass das nicht gut ist. Selbst so internetaffine Leute wie Sascha Lobo plädieren für die Auszeit.
    Aber es gibt absolut nichts, aus dem man sich nicht eine Sucht basteln kann.


    Zitat

    Meine ersten Erinnerungen sind auch so im Bereich von ca. 4 Jahren angesiedelt.
    Schlimm für mich war damals, als mir eine kleine Freundin erzählte, daß es den Weihnachtsmann gar nicht gäbe.
    Ich war derart entrüstet und sauer und habe ihr nicht geglaubt, daß ich sofort zu meiner Mutter damit gerannt bin.
    Was sie geantwortet hat, weiß ich aber leider nicht mehr.


    Bei uns kam glaube ich das Christkind, und ich weiß nicht, wann ich kapiert habe, dass das nicht die Geschenke unter den Baum legt. Ich hab ja ewig nicht mal mitgekriegt, dass es nicht unseren Baum schmückt. :grin
    Bei mir war der Osterhase das Schockerlebnis. Da weiß ich noch genau, wie mein Opa sich eines Abends an mein Bett gesetzt hat und meinte, er müsse mir was sagen. Und dann erzählte er mir, es gebe keinen Osterhasen, sondern das Ganze hätte was mit irgendeiner germanischen Göttin zu tun. Ich war so sauer! Nicht darauf, dass sie mich vorher "belogen" hatten, sondern dass er mir das genommen hat.
    (Reißt bitte die Seiten, auf denen steht, dass man Kindern die Wahrheit sagen soll, aus eurem Exemplar heraus.) :grin (Für die E-Book-Leser hab ich leider keinen Rat.)


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Wir hatten mal ein schönes Erlebnis an Weihnachten. Mein Sohn hat im Alter von 3 Jahren plötzlich alles abgesucht und blöderweise sein unverpacktes Geschenk gefunden. 10 kleine Autos in einem Schuhkarton. Ich habe ihm erklärt, dass das nur ein Versehen sein kann, weil wir die Bescherung doch bei seinem Opa feiern würden. Was soll der Weihnachtsmann also hier Geschenke abliefern? Er, zwar skeptisch, aber gab mir den Karton wieder. Irgendwie habe ich es dann hinbekommen, dass der Karton in Papier eingeschlagen unterm richtigen Weihnachtsbaum gelandet ist. Nach dem Auspacken meinte er dann: "Ich habe ja bald gedacht, dass nicht der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, sondern du. Aber ich habe genau aufgepasst. Die Autos waren nicht in deiner Tasche. Es muss sie der Weihnachtsmann doch noch an die richtige Adresse gebracht haben." :lache


    Herrliche Geschichte! Mein erster Lacher des Morgens! :kiss

  • Individualität ist doch auch das, was uns ausmacht. Mich stört es nicht sehr, dass ich nicht so viel aus meiner Kindheit weiß, solange ich immer noch zwischendurch Erinnerungen habe. Ich bin ich und das ist auch gut so.

    :lesend Mary Kay Andrews - Winterfunkeln

    --------------------

    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

    SuB: 324