'Alle verrückt außer ich' - Seiten 172 - Ende

  • Das Verdrängen vom Thema Tod fand ich sehr interessant - vermutlich weil wir leider vor Kurzem damit zu tun hatten, dass die nächsten Angehörigen eines Schwerkranken sowie der Kranke selbst trotz aller Diagnosen und Prognosen so getan haben, als würde alles wieder gut und selbst bei der Beerdigung noch große Überraschung kundgetan wurde - was mich wahnsinnig gemacht hat.
    Nichts gegen einen gesunden Optimismus, aber man muss doch auch realistisch bleiben und lieber mal seine Wünsche für den Fall der Fälle kundtun.


    Und danke fürs Erinnern an Vorsorgevollmacht und Co :chen


    Zu Nabelschnüre und Helikopter fällt mir ein Gespräch von vor einigen Tagen wieder ein. Mütter von Kindern zwischen 6. und 9. Klasse unterhielten sich über die Ferien und berichten, was "wir alles gelernt haben" und "wir haben das Referat vorbereitet" und "wir haben die Vokabeln gelernt" usw. Als ich dann wagte anzumerken, dass ich versuche, mich da soweit wie möglich rauszuhalten, bekam ich zur Antwort, ich hätte ja auch so ein Glück, weil meine Tochter so selbständig ist. :rolleyes :chen


    Aber jetzt lese ich erst mal weiter und sortiere meine Gedanken noch ein bißchen. :grin

  • In diesem Abschnitt steht ja auch, was ich vorher schon gemerkt hatte: Kind bleibt man wohl immer. Das Gefühl war also richtig, aber es muss nicht so bleiben. :grin
    Der Abschnitt war wirklich aufschlussreich. Ich werde mal mit einer nahen Verwandten darüber reden müssen. :lache


    Mein Sohn hat mir mal indirekt ein schönes Kompliment gemacht. Er wurde gefragt, mit welchem Elternteil er Probleme besser diskutieren könne und seine Antwort war: Bei Mama habe ich die Chance, meine Version zu erzählen. Wenn sie dann meint, ich hätte alles anders machen können, stimmt das auch.


    Taschengeld ist auch immer ein beliebtes Thema, zu dem es diverse Ansichten gibt. Die, die es bekommen, meinen immer, es sei zu wenig. Es bekommt auch niemand weniger als sie selber. Die, die es zuteilen, denken immer, es sei für das entsprechende Alter genug. Omas und Opas denken immer, sie können unbefugt Beträge einfach erhöhen.


    Bei uns war es so, dass bis zum Abschluss Grundschule ein ausschließlich privater Anteil ausgegeben wurde. Es galt damals noch D-Mark und meine Kinder hatten anfangs 1 DM und später 2,50 DM zur Verfügung. Damit konnten sie kaufen, was sie wollten. Ab der 5. Klasse bekamen sie 5 DM, mussten davon aber ihre Schreibhefte und Patronen selber kaufen und auch dafür sorgen, dass sie die stets pünktlich hatten. Mit 14 Jahren hatten sie dann die Möglichkeit, Aufgaben im Haushalt gegen Entgelt zu erledigen, um diese 5 DM/3 Euro aufzustocken. Wenn sie also 10 DM haben wollten, mussten sie entweder den Rasen mähen oder Auto waschen. Die Strategie hat funktioniert. Beide können heute richtig gut mit Geld umgehen und wissen den Wert zu schätzen.

  • Zitat

    Original von chiclana
    Zu Nabelschnüre und Helikopter fällt mir ein Gespräch von vor einigen Tagen wieder ein. Mütter von Kindern zwischen 6. und 9. Klasse unterhielten sich über die Ferien und berichten, was "wir alles gelernt haben" und "wir haben das Referat vorbereitet" und "wir haben die Vokabeln gelernt" usw. Als ich dann wagte anzumerken, dass ich versuche, mich da soweit wie möglich rauszuhalten, bekam ich zur Antwort, ich hätte ja auch so ein Glück, weil meine Tochter so selbständig ist. :rolleyes :chen


    Das ist echt der Brüller!!! :lache


    Ich hab da auch noch einen, wenn es auch um ältere Kinder geht.
    Ich lese regelmäßig die Onlineausgabe der Zeitung des Städtchens, aus dem ich komme.
    Neulich war da ein Bericht, dass am Gymnasium gerade ein Bauzaun errichtet wird. Nicht etwa für Bauarbeiten. Sondern damit die Eltern während der Abiprüfungen dort ihre liebevoll und aufwändig gestalteten Plakate dran hängen können, die ihre Kinder anfeuern sollen und ihnen zeigen, dass man in Gedanken bei ihnen ist. :wow
    Zu meiner Zeit hatten wir im dem Alter noch das Gefühl, auf der Kante des Nests zu sitzen, um demnächst abzufliegen. Und das, keine Babys mehr zu sein, denen die Mama selbst im Abi noch das Händchen halten muss.


    Kurz vorher war in der Zeitung ein Bericht drin, dass die Grundschule jetzt eingezäunt wurde, weil es im Sommer bei warmem Wetter nicht mehr möglich war, bei offenen Fenstern zu arbeiten. Weil die Mütter draußen auf den Bänken saßen und zu laut quatschten. :rolleyes
    Zu meiner Zeit hatten die Mütter noch ein eigenes Leben ...


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Mein Sohn hat mir mal indirekt ein schönes Kompliment gemacht. Er wurde gefragt, mit welchem Elternteil er Probleme besser diskutieren könne und seine Antwort war: Bei Mama habe ich die Chance, meine Version zu erzählen. Wenn sie dann meint, ich hätte alles anders machen können, stimmt das auch.


    Da hast Du aber eine Menge verdammt richtig gemacht! :-]


    Zitat

    Bei uns war es so, dass bis zum Abschluss Grundschule ein ausschließlich privater Anteil ausgegeben wurde. Es galt damals noch D-Mark und meine Kinder hatten anfangs 1 DM und später 2,50 DM zur Verfügung. Damit konnten sie kaufen, was sie wollten. Ab der 5. Klasse bekamen sie 5 DM, mussten davon aber ihre Schreibhefte und Patronen selber kaufen und auch dafür sorgen, dass sie die stets pünktlich hatten. Mit 14 Jahren hatten sie dann die Möglichkeit, Aufgaben im Haushalt gegen Entgelt zu erledigen, um diese 5 DM/3 Euro aufzustocken. Wenn sie also 10 DM haben wollten, mussten sie entweder den Rasen mähen oder Auto waschen. Die Strategie hat funktioniert. Beide können heute richtig gut mit Geld umgehen und wissen den Wert zu schätzen.


    Ich hab relativ früh (noch vor der Pubertät) beschlossen und meiner Mutter mitgeteilt, dass ich gar kein Taschengeld will. Sie hatte nicht viel Geld und hat neben der Arbeit noch Heimarbeit gemacht. Ich habe da immer mitgemacht und habe meinen Anteil ausgezahlt bekommen. In der Spätpubertät kam ich so etwa auf hundertsechzig Mark im Monat. Und das in den Sechzigern, da war das verdammt viel Kohle. Fazit: Kein Taschengeld, aber das reichste Mädchen in der Klasse gewesen. :-] Von daher bin ich ein großer Fan des Aufstockens des Taschengelds durch Arbeit.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • In vielen Situationen erkenne ich meine Familie oder mich. Eine ungenügende Erbschaftsregelung brachte sehr großen Ärger, mindestens zwei Familienmitglieder verweigern das Ausprobieren eines Hörgerätes und dies mit den unmöglichsten Argumenten wie beispielsweise keine Zeit zu haben.
    Ich bin sehr für eine Fahrtauglichkeitsprüfung ab dem 60. alle 5 Jahre, ab dem 70. alle 2 und ab dem 80. jedes Jahr, denn ich selbst wurde einst Opfer eines (O-Ton Polizei:) "dem Verkehrsaufkommen ganz offensichtlich nicht mehr gewachsenen" Vorfahrtsräubers, der einen Busfahrer zu einem waghalsigen Ausweichmanöver zwang und mich durch den Bus und genau in die Stufen des Mitteleinstiegs fliegen ließ.
    Ach, zu beinahe jedem Abschnitt könnte ich etwas schreiben, besonders geht mir die Sache vom Umgang mit den älteren Eltern nahe. Ich habe irgendwann einmal gelernt, dass ich mich vor seelischen Verletzungen "abgrenzen" solle, was aber gar nicht so leicht ist. Wenn man weiß, dass die Mutter als kleines Mädchen im Krieg erlebte schlimme Dinge bis heute nicht verkraftete, von ihrer Mutter bereits nach Frau Johanna Haarer erzogen wurde (O-Ton einer Kinderärztin: Man soll Kinder nicht so oft anfassen und streicheln, das überträgt nur Bazillen) und eigentlich nach ihrem Wissen und ihren Möglichkeiten das Beste an Erziehungsleistung vollbracht hat und zudem immer Vorwürfe macht, dann gibt das schnell ein schlechtes Gewissen. Vor allem, wenn sie immer sagt: "Wenn ich mal tot bin, dann tut dir leid, dass du dies und jenes getan oder nicht getan hast!" Unser Kontakt läuft überwiegend telefonisch ab und in einer Sache bin ich konsequent, denn wenn ich sie als zu übergriffig oder zu laut empfinde, drohe ich mit Auflegen und ziehe dies dann auch durch. Es gibt aber auch - selten, meist, wenn ich besonders krank bin - freundlich verlaufende Gespräche. Sie hätte mal eine Therapie machen sollen, aber sie sagte, die Therapeutin habe zu ihr gesagt, bei den meisten Menschen lohne sich ein "Ausgraben und Anschauen", bei ihr sei es aber besser, nur sehr behutsam "drüber zu harken". Ich weiß nicht, ob diese Ausdrucksweise "Therapie-Sprech" ist.
    Das Buch spricht mich sehr an. Eine dies beinhaltende Rezi folgt zeitnah. :anbet

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • War das mit dem Sport in diesem oder im letzten Abschnitt? Um nicht zu spoilern, schreibe ich hier mal meine paar Gedanken dazu. Stand da wirklich "man sollte den Sport nicht übertreiben"? Na das ist dann aber ähnlich wie die erwähnten Ratschläge der Ärzte. Klar, übertreiben ist nie gut und selbst zuviel Hustensaft hat Nebenwirkungen. Ich teile die Auffassung nicht, dass der Laufsport negativ ist. Da gibt es auch zahlreiche Studien mit gegensätzlichen Erkenntnissen. Wichtig ist doch auch vielmehr, ob man es selbst als positiv empfindet.


    Und auch der technische Schnickschnack kann positive Folgen haben. Wenn man dadurch motiviert wird, sich überhaupt und regelmäßig zu bewegen, ist das doch positiv. Und ein nettes Zeug, um den Spieltrieb zu befriedigen, kann das doch auch sein. Aber nein, ich habe so ein Armband nicht und werde trotz meiner Worte auch keins kaufen. Ich möchte diese Dinger nur nicht per se verdammen.


    Sehr sehr interessant fand ich die Abschnitte zum Umgang mit den Eltern. Die Worte über die gegenseitige Erziehung (und Gängelung) muss ich mir mal öfter zu Herzen nehmen.


    Ansonsten gefiel mir das Buch gut. Ein interessantes Thema wurde kurzweilig und leicht verständlich aufbereitet. Vielen Dank dafür. :fingerhoch

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Unser Kontakt läuft überwiegend telefonisch ab und in einer Sache bin ich konsequent, denn wenn ich sie als zu übergriffig oder zu laut empfinde, drohe ich mit Auflegen und ziehe dies dann auch durch.


    So sehr ich dagegen bin, sich in die Angelegenheiten (noch nicht dementer) Eltern einzumischen, so sehr bin ich der Meinung, dass man sie erziehen darf, wenn sie Grenzen überschreiten, und dass man auflegen oder gehen sollte, wenn ein bestimmtes Fehlverhalten auftritt.


    Zitat

    Sie hätte mal eine Therapie machen sollen, aber sie sagte, die Therapeutin habe zu ihr gesagt, bei den meisten Menschen lohne sich ein "Ausgraben und Anschauen", bei ihr sei es aber besser, nur sehr behutsam "drüber zu harken". Ich weiß nicht, ob diese Ausdrucksweise "Therapie-Sprech" ist.


    Nee, aber es ist ein sehr schönes Bild, das die Therapeutin da gefunden hat. Es ist tatsächlich so, dass das tiefe Graben nicht bei jedem Patienten indiziert ist, und dass bei manchen Menschen eher nur die Beseitigung oberflächlicher Unebenheiten ansteht, also das Drüberharken.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Zitat

    Original von xexos
    War das mit dem Sport in diesem oder im letzten Abschnitt? Um nicht zu spoilern, schreibe ich hier mal meine paar Gedanken dazu. Stand da wirklich "man sollte den Sport nicht übertreiben"? Na das ist dann aber ähnlich wie die erwähnten Ratschläge der Ärzte. Klar, übertreiben ist nie gut und selbst zuviel Hustensaft hat Nebenwirkungen. Ich teile die Auffassung nicht, dass der Laufsport negativ ist. Da gibt es auch zahlreiche Studien mit gegensätzlichen Erkenntnissen. Wichtig ist doch auch vielmehr, ob man es selbst als positiv empfindet.


    Unbedingt. Wo jemandem etwas Spaß macht und er niemand anderen damit schädigt, hat der Psychotherapeut nix zu suchen.
    Ich frage auch meine Patienten immer gleich in der ersten Stunde, ob sie irgendeinen Sport betreiben, und bin froh, wenn sie Ja sagen. Das wäre allenfalls ein Problem, wenn jemand die Grenze zur Sucht überschreiten würde, aber so jemanden habe ich noch nie persönlich kennengelernt, höchstens von ihnen gehört. (Das sind die, die sich eine Herzmacke einfangen, weil sie nach einem Infekt unbedingt wieder so bald wie möglich anfangen müssen, weil der Suchtdruck zu hoch ist und sie Horrorbilder haben, was passiert, wenn sie eine Zeitlang keinen Sport treiben.)
    Ich habe vielmehr dauernd mit denen zu tun, die den Bobbes nicht hochkriegen, sich damit aber nicht versöhnen können, sondern sich pausenlos und vergeblich Druck machen. Deshalb habe ich mich dafür interessiert, was denn überhaupt als die optimale Dosis angesehen wird, um den Leuten zu zeigen, wie wenig es eigentlich braucht, damit man sich sich mit gutem Gewissen wieder aufs Sofa verziehen kann.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Zitat

    Original von chiclana
    Nichts gegen einen gesunden Optimismus, aber man muss doch auch realistisch bleiben und lieber mal seine Wünsche für den Fall der Fälle kundtun.


    :write Auf jeden Fall!
    Deshalb haben wir uns bereits vor ein paar Jahren zwei Plätzchen unter einem Baum im Friedwald gekauft. Was in unserem Bekanntenkreis bei manchem auf ungläubiges bis entsetztes Staunen stieß, bei anderen auf Zustimmung - sofern dieses Thema überhaupt zur Sprache kommt.


    Zitat

    Original von Büchersally
    Omas und Opas denken immer, sie können unbefugt Beträge einfach erhöhen.


    Das ist schließlich das Vorrecht von Großeltern :grin. Solange es einigermaßen im Rahmen bleibt ;-).


    Zitat

    Original von Katerina
    Zu meiner Zeit hatten die Mütter noch ein eigenes Leben ...


    Ja, Gott sei Dank. Ich habe in den ersten Jahren nur sporadisch gearbeitet, auch, weil es nicht die Betreuungsmöglichkeiten von heute gab und Großeltern nicht verfügbar waren. Dass das möglich gewesen ist, empfinde ich rückblickend auch irgendwie als Privileg.
    Aber ich habe auch bei jedem kleinen Schritt meines Sohnes in die Selbständigkeit die zunehmenden Freiräume genossen und anderweitig gefüllt :-).


    Ich glaube schon, dass die jungen Mütter von heute eigentlich auch ein eigenes Leben haben oder zumindest gern hätten. Zumal immer mehr gut ausgebildet sind mit prima Jobs. Aber der Druck, die perfekte Mutter eines perfekten Kindes zu sein, dem später alle Möglichkeiten offenstehen ist heutzutage gigantisch, jedenfalls in bestimmten Gesellschaftsschichten.
    Sich davon freizumachen, ist sicher nicht einfach für die jungen Eltern.


    "Vernünftig alt werden" - Das hat ja prima gepasst, denn unmittelbar vorher habe ich noch gedacht, es könnte auch mal etwas zu den "potenziellen" Problemen der Älteren gesagt werden - und schon kommt`s :-]!


    An einer Stelle bin ich hängen geblieben (im Ebook S. 139). Dort heißt es:" In dem Fall offenbar auch eine Mutter, die von sich aus ihrer Tochter nie signalisiert hatte, dass Kindheit irgendwann einmal ins Erwachsensein übergeht und dass die Brustfütterung dann ein Ende hat".
    Echt Brustfütterung? Oder doch Brutfütterung? Passen würde schon beides, aber ich tendiere zu Brut :lache.


    Mir hat das Buch wieder großartig gefallen und auch diese Leserunde.
    Ganz herzlichen Dank für beides :anbet:knuddel!

  • Über die Brustfütterung stolperte ich auch, dachte aber dann, es sei ein übertriebenes Stil(nicht Still*g*)mittel. Auf die Idee eines Tipp- oder Freud'schen Fehlers kam ich hier nicht. :lache :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Über die Brustfütterung stolperte ich auch, dachte aber dann, es sei ein übertriebenes Stil(nicht Still*g*)mittel. Auf die Idee eines Tipp- oder Freud'schen Fehlers kam ich hier nicht. :lache :wave


    Ist wohl tatsächlich ein übertriebenes Stilmittel. Ich habe über den Begriff gar nicht nachgedacht. Aber mein Unbewusstes meinte wohl, "Stillen" sei an dieser Stelle irgendwie störend, und da hat es wohl einfach Breastfeeding übersetzt. Und als Stilmittel scheint es weder Probelesern noch Lektoren aufgestoßen zu sein.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Zitat

    Original von Lumos
    Ich glaube schon, dass die jungen Mütter von heute eigentlich auch ein eigenes Leben haben oder zumindest gern hätten. Zumal immer mehr gut ausgebildet sind mit prima Jobs. Aber der Druck, die perfekte Mutter eines perfekten Kindes zu sein, dem später alle Möglichkeiten offenstehen ist heutzutage gigantisch, jedenfalls in bestimmten Gesellschaftsschichten.
    Sich davon freizumachen, ist sicher nicht einfach für die jungen Eltern.


    Mit Kindern anders umzugehen als früher ist sicher eine super Errungenschaft. Aber die Konkurrenz mit anderen Müttern nimmt für mich schon bizarre Formen an. Das geht ja schon spätestens mit der aufwändig selbstgebastelten Schultüte los, die wohl mittlerweile obligatorisch ist. :pille


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Obwohl auch dieser letzte Abschnitt interessant war, konnte ich persönlich nicht sehr viel damit anfangen.


    Vielleicht liegt es daran, dass meine Mutter und mein Erzeuger schon lange verstorben sind. So das ich diese Probleme nicht direkt nachvollziehen kann. Allerdings habe ich genug Freundinnen, deren Eltern jetzt in diesem Alter sind, wo sie vergesslich, dement oder einfach nur stur werden. Ich bin froh, dass meine Mutter das nicht mehr erleben musste.


    Wenn ich meine Mutter besucht habe, als ich selber schon Kinder hatte, fühlte ich mich auch immer noch als Kind. Aber eher positiv. Wohlbehütet und geliebt. Sie hat mich verwöhnt und tat es wirklich gern. Und ich habe es genossen. Ich fühlte mich eher Kind bei ihr zu Hause, als wenn sie bei mir war. Dafür habe ich sie verwöhnt, wenn sie bei mir war und gab ihr das Gefühl, dass ihre Erziehung so okay war.


    Aber auch wenn ich jetzt sage: Ach ich geh später in ein Heim, wenn ich es allein nicht mehr schaffe ... weiß man doch nie, wie wunderlich man später wird. Deswegen versuche ich auch selten etwas auf später zu verschieben, was zu anstrengend wird. Weitere Reisen am besten in den nächsten fünf Jahren, solange man noch ordentlich auf den Beinen ist. Hoffe ich. Man muss da schon realistisch sein. Und die Vorsorgevollmacht ... ja, da muss ich auch unbedingt mal ran.


    Das Taschengeld war bei uns nie ein großes Thema. Es gab was, reichte aber meist für deren persönlichen Bedarf. Wir hatten nie soviel Geld, dass wir in Saus und Braus leben konnten. Markenklamotten waren zum Beispiel nur selten drin. Aber wir haben es versucht vernünftig zu erklären und irgendwie hat es geklappt. Meine Tochter liebte es z. B. die Klamotten ihrer ein Jahr älteren Cousine zu bekommen, die der nicht mehr passten. Neues wollte sie meist gar nicht.


    Ein insgesamt sehr sehr interessanten Buch. Sehr gut geschrieben, nicht zu trocken mit Beispielen aus dem realen Leben. Ich habe viel gelernt und kann jetzt tatsächlich manche Menschen besser verstehen, die so sind wie sie sind, obwohl ich damit nicht so recht klar komme.


    Ich bin froh, dass ich bei dieser Leserunde dabei war und danke dir für die wirklich tolle und ausführliche Begleitung.

    :lesend Mary Kay Andrews - Winterfunkeln

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    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

    SuB: 324

  • Zitat

    Original von Schubi
    Wenn ich meine Mutter besucht habe, als ich selber schon Kinder hatte, fühlte ich mich auch immer noch als Kind. Aber eher positiv. Wohlbehütet und geliebt. Sie hat mich verwöhnt und tat es wirklich gern. Und ich habe es genossen. Ich fühlte mich eher Kind bei ihr zu Hause, als wenn sie bei mir war. Dafür habe ich sie verwöhnt, wenn sie bei mir war und gab ihr das Gefühl, dass ihre Erziehung so okay war.


    Das klingt richtig schön. Und so möchte man sich auch gern wieder wie ein Kind fühlen.


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Ich habe das ganze Buch auf einmal gelesen und konnte nichts schreiben, da mein PC nach der Umstellung auf ein neues Betriebssystem ein paar Mucken hatte im Sicherheitsbereich.


    Ich weiß jetzt natürlich längst nicht mehr alles, was mir im Kopf herumging, aber einiges.
    Helikoptereltern haben mich, als ich noch gearbeitet habe, einige Nerven gekostet und die armen Kinder bzw. Jugendlichen, die so massiv überbe-eltert wurden taten mir immer Leid.
    Ich habe meinen eigenen Kindern immer Aufgaben im Haushalt gegeben, ohne sie dafür zu bezahlen. Sie wollten mithelfen, waren stolz auf ihre Verantwortung - in der Pubertät war das natürlich nicht mehr so selbstverständlich, aber auch da haben sie weit mehr getan als alle ihre Freunde. Taschengeld gab es unabhängig davon, das schien mir unlogisch. Ich wurde ja auch nicht dafür bezahlt, dass ich den überwiegenden Teil der Haushalts- und Familienarbeit leisten musste trotz Vollzeit-Job.
    Später, in ihren Wohngemeinschaften, haben sie sehr davon profitert, dass sie alles konnten, was im Haushalt anfällt, incl. ein bisschen kochen. Und die Geschichten, die sie dann über ihre Mitbewohner manchmal erzählten, waren bizarr.


    Thema Taschengeld:
    Das ist ja interessant, Katerina, genauso habe ich es auch gemacht.
    Als das Thema Markenjeans und Turnschuhe immer dringlicher wurde, um in der Klasse nicht ausgegrenzt zu werden, ich dafür aber fast kein Geld übrig hatte, gab ich jedem 150 DM/Monat. Davon musste Kleidung, Fahrkarten, Friseur und alles, was sie für ihreVergnügungen brauchten, bezahlt werden. Plötzlich war es ihnen nicht mehr wichtig, die angesagten teuren Markenjeans zu kaufen. Sie stiegen auf Lee 500 irgendwas um, die waren viel günstiger, und einer ihrer Freunde zog mit. Sie nannten sich die Lee-Typen und das Trio wurde an der Schule von den anderen anerkannt und sie selbst fanden sich fanden sich cool, weil sie nicht dem Mainstream hinterliefen.
    Fahrkarten haben sie auch nur noch selten gekauft, sie gingen meistens zu Fuß oder nahmen das Rad, da wir nicht allzu weit vom Stadtzentrum entfernt wohnten.
    Süßigkeiten und Energy-Drinks vom Kiosk waren plötzlich passé, zu Hause gabs ja genug Süßes (bloß etwas weniger synthetisch), Fußballabziehbilder und Ähnliches waren plötzlich auch unattraktiv.
    Beide hatten immer erstaunlich viel auf der hohen Kante und können auch heute erstaunlich gut mit ihrem Einkommen wirtschaften, so dass ich mir davon noch ne Scheibe abschneiden könnte.


    Mir hat dieses Buch insgesamt gut gefallen, ich denke, ich werde es bald noch einmal lesen, zumindest in Teilen.

  • Moin!
    Sorry, dass ich erst jetzt antworte, aber die letzten beiden Tage war ich nach der Arbeit einfach nur kaputt.

    Zitat

    Original von ginger ale
    Später, in ihren Wohngemeinschaften, haben sie sehr davon profitert, dass sie alles konnten, was im Haushalt anfällt, incl. ein bisschen kochen. Und die Geschichten, die sie dann über ihre Mitbewohner manchmal erzählten, waren bizarr.


    Das ist nämlich etwas, das die Helikopterherrschaften entweder nicht kapieren, oder was sie mit einem entschuldigenden Lächeln abtun: Sie stellen Menschen her, die es anderen schwer machen und die auch nicht gerade die einfachsten Partner abgeben. Da die meisten Leute sich wünschen, dass ihre Kinder sich fortpflanzen, ist das nicht die genialste Idee.


    Zitat

    Beide hatten immer erstaunlich viel auf der hohen Kante und können auch heute erstaunlich gut mit ihrem Einkommen wirtschaften, so dass ich mir davon noch ne Scheibe abschneiden könnte.


    Das hat ja auch was mit der Helikopterei zu tun. Solange ich Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht zutraue, mit ihrem Geld selbst zu wirtschaften, können sie es auch nicht lernen.
    Da kannste dir mit deinen aber echt sowas von auf die Schulter klopfen! :-]


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Katerina

    Zitat

    Da kannste dir mit deinen aber echt sowas von auf die Schulter klopfen! Freude


    Jau, das werd ich gleich mal tun :lache Danke.
    Ich kann sagen, dass ich das selber nie gedacht hätte, dass meine Söhne als Erwachsene so gut drauf sind. Bin immer wieder überrascht. Und es kommt viel zurück. Dass sie sich jetzt, wo ich älter werde, in sehr angenehmer Art und Weise um mich kümmern, macht mich sehr glücklich. Natürlich gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten oder man nervt sich hier und da - aber wenn ich mal Probleme habe, hört mir meist einer von ihnen zu und zeigt Verständnis. Und in ganz praktischen Alltagsdingen bekomme ich immer Unterstützung, wenn ich danach frage.

  • Zitat

    Original von ginger ale
    Ich kann sagen, dass ich das selber nie gedacht hätte, dass meine Söhne als Erwachsene so gut drauf sind. Bin immer wieder überrascht. Und es kommt viel zurück. Dass sie sich jetzt, wo ich älter werde, in sehr angenehmer Art und Weise um mich kümmern, macht mich sehr glücklich. Natürlich gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten oder man nervt sich hier und da - aber wenn ich mal Probleme habe, hört mir meist einer von ihnen zu und zeigt Verständnis. Und in ganz praktischen Alltagsdingen bekomme ich immer Unterstützung, wenn ich danach frage.


    Ich finde es absolut klasse, sowas zu hören! :knuddel1
    Oder, wie ich immer sage: Wer im Alter mal Kinder haben möchte, die sich um ihn kümmern, sollte früh dafür sorgen. Manchmal dauert es lange, bis man ernten kann, aber dann ist es umso schöner.
    Zu mir in Therapie kommen eher die Leute, die ein schlechtes Gewissen haben, weil sie sich nicht um Papa kümmern, der ihnen nicht nur bei jedem einzelnen Kontakt genau dieses schlechte Gewissen macht, sondern der auch weitestgehend die Ursache dafür ist, dass sie bei mir sitzen.
    Deshalb, wie gesagt, tut es mir gut, wenn ich solche Sachen höre oder lese!


    Liebe Grüße
    Katerina