J.D. Vance: Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise

  • J.D. Vance: Hillbilly-Elegie: Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise
    Verlag: Ullstein Hardcover 2017. 304 Seiten
    ISBN-13: 978-3550050084. 22€
    Originaltitel: Hillbilly-Elegie
    Übersetzer: Gregor Hens


    Verlagstext
    Seine Großeltern versuchten, mit Fleiß und Mobilität der Armut zu entkommen und sich in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren. Doch letztlich war alles vergeblich. J. D. Vance erzählt die Geschichte seiner Familie - eine Geschichte vom gescheiterten Aufstieg und von der Resignation einer ganzen Bevölkerungsschicht.
    Armut und Chaos, Hilflosigkeit und Gewalt, Drogen und Alkohol: Genau in diesem Teufelskreis befinden sich viele weiße Arbeiterfamilien in den USA – entfremdet von der politischen Führung, abgehängt vom Rest der Gesellschaft, anfällig für populistische Parolen. Früher konnten sich die „Hillbillys“, die weißen Fabrikarbeiter, erhoffen, sich zu Wohlstand zu schuften. Doch spätestens gegen Ende des 20sten Jahrhunderts zog der Niedergang der alten Industrien ihre Familien in eine Abwärtsspirale, in der sie bis heute stecken. Vance gelingt es wie keinem anderen, diese ausweglose Situation und die Krise einer ganzen Gesellschaft eindrücklich zu schildern. Sein Buch bewegte Millionen von Lesern in den USA und erklärt nicht zuletzt den Wahltriumph eines Donald Trump.


    Der Autor
    J.D. Vance (*1984) grew up in the Rust Belt city of Middletown, Ohio, and the Appalachian town of Jackson, Kentucky. He enlisted in the Marine Corps after high school and served in Iraq. A graduate of the Ohio State University and Yale Law School, he has contributed to the National Review and is a principal at a leading Silicon Valley investment firm. Vance lives in San Francisco with his wife and two dogs.


    Inhalt
    Hätte J. D. Vance’s Großmutter ihm nicht in den letzten drei Schuljahren gehörig den Marsch geblasen (streng dich gefälligst an, fürs Herumlungern habe ich nicht deinen teuren Taschenrechner finanziert), hätte sein Leben einen ebenso deprimierenden Verlauf genommen wie das seines Altersjahrgangs. Die Großmutter trug die gesamte Last einer dysfunktionalen Familie, indem sie den Jungen nach diversen Beziehungsexperimenten ihrer Tochter immer wieder bei sich aufnahm. Seine Familie hatte ihre Wurzeln ursprünglich in den Appalachen. Auf Arbeitssuche landete sie im „Rust Belt“ und wurde vom Niedergang der Stahlindustrie mitgerissen. Vance’s Mutter hatte eine Vielzahl von Beziehungen; der Überblick über die Stiefgeschwister des Autors ist nicht leicht zu behalten. Kinder wie er haben selten Erfolg, weil ihnen Vorbilder fehlen und sie mit der Einstellung aufwachsen, eigenes Verhalten habe keinerlei Einfluss auf ihren Lebenslauf, der allein von einer fernen Politiker-Kaste bestimmt würde. Trotz stabiler Identität und unangreifbarem Zusammenhalt als Stütze vererbe das weiße Proletariat der Bergarbeiter und Stahlkocher jedoch eine tief verwurzelte negative Einstellung weiter, die ihren sozialen Aufstieg verhindere, berichtet Vance. Aus seiner Beobachtung von Kollegen in diversen Jobs schließt Vance, dass unter republikanischer Regierung eine fatale Mischung aus Wunschdenken, Vermeidungsstrategien und Verschwörungstheorien die sozialen Verhältnisse zementiere. Als Beobachter aus dem Ausland frage ich mich, wie lange ein Staat noch die Augen davor verschließen will, dass sein schlechtes Bildungssystem in Kombination mit evangelikalen Einstellungen in Vance‘s Heimatregion eine fatale Mischung aus Gelegenheitsarbeit, Drogenmissbrauch und Vernachlässigung der Kinder zementiert.


    Fazit
    Vance erzählt seine eigene Biografie, von der er annimmt, sie hätte niemanden interessiert, wenn er es nicht aus widrigen Verhältnissen heraus an eine amerikanische Elite-Universität geschafft hätte. Ohne seine Ausbildung im Marine Corps und ohne seine Ersatzväter aus der Marine hätte er es sicher nicht wo weit gebracht. Von Vance kann man viel über den Einfluss von Armut auf betroffene Kinder lernen, aber auch über das dringende Bedürfnis einer weißen Unterschicht, dass es anderen nicht besser gehen sollte als ihnen selbst. Warum gerade das weiße Proletariat äußerst kritisch über Sozialhilfe-Schnorrer denkt und in einer Denkzettelwahl die eigene Krankenversicherung abwählte, darauf kann man als Leser hier Antworten finden. „Hillbilly-Elegie“ liest sich als rührende Aufsteiger-Biografie, die verdeutlicht, wie fatal sich die Vernachlässigung von Kindern zu einer nicht endenden Armutsspirale auswächst. Vance argumentiert subjektiv und aus der sicheren Position einer resilienten Persönlichkeit heraus. Wirtschaftliche Zusammenhänge sind nicht sein Thema. Das Thema Denkzettelwahl durch Menschen, die sich an den Rand gedrängt fühlen, ist im Europa nach dem Brexit unverändert aktuell. Darum finde ich das Buch immer noch lesenswert.


    9 von 10 Punkten


    ASIN/ISBN: 3548377637

  • Das Thema abgehängte Regionen/Landflucht ist ja ein zentrales Thema auch in Europa. Woher sollen Arbeitsplätze kommen, öffentlicher Nahverkehr, ärztliche Versorgung und wie finanziert man das? Gerade in Europa ist man ja nicht allein mit dem Problem, sondern andere Staaten haben es auch und man könnte gemeinsam Lösungen erarbeiten.


    Vance bringt nun die "etwas unflexible" arbeitslose Persönlichkeit in die Diskussion, die kreative Lösungen verhindert, weil sie sich keine Veränderung vorstellen kann. Vereinfacht ausgedrückt: Männer in der amerikanischen Provinz haben Knarren, Männer lösen Konflikte mit Gewalt, aber sie eröffnen keine Campingplätze zum Lebensunterhalt oder führen keine Touristen durch den Wald, weil das nicht ihrem Rollenbild entspricht.


    Vance ist aber auch noch sehr jung und guckt nicht über den amerikanischen Tellerrand, um erkennen zu können, dass der wirtschaftliche Niedergang von "Rust Belts" auch durch mangelnde Qualifikation des Personals und nicht konkurrrenzfähige Qualität der Produkte verursacht wird. Die Einstellung, ein Artikel wäre allein deshalb von perfekter Qualität, weil er made in USA ist, (und globaler Wettbewerb eine Art Verschwörung) lässt mich oft mit dem Kopf schütteln. Keine Ahnung von ausländischen Märkten, aber absolut von sich selbst überzeugt sein ...

  • Titel: Hillbilly-Elegie. Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise
    OT: Hillbilly-Elegy
    Autor: J. D. Vance
    Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Gregor Hens
    Verlag: Ullstein
    Erschienen: April 2017
    Seitenzahl: 302
    ISBN-10: 3550050089
    ISBN-13: 978-3550050084
    Preis: 22.00 EUR


    J. D. Vance erzählt nicht nur seine Geschichte, sondern auch die Geschichte seiner Familie. Seine Großeltern versuchten stets der Armut zu entkommen, sie waren fleißig – aber sie schafften es nie die Armut hinter sich zu lassen um sich in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren.


    Es ist ein Buch über das Scheitern einer ganzen Bevölkerungsschicht und die daraus resultierende Resignation.


    Was sind aber nun Hillbillys?
    Man könnte es wohl am besten mit „Hinterwäldler“ übersetzen – oder auch mit „Landei“. Es sind die Bewohner in den ländlichen Gegenden der USA wie den Appalachen und den Ozarks.


    Es ist aber auch die Geschichte vieler weißer Arbeiterfamilien in den USA, die schon lange nicht mehr im Blick der politischen Führung sind, die man vom Rest der Gesellschaft abgehängt hat. Sie schuften um vielleicht doch noch etwas vom Wohlstandskuchen zu bekommen – zumeist aber vergeblich. Es ist eine Gesellschaftsschicht die total im Niedergang begriffen ist. Oftmals endet der Traum von Wohlstand im Drogenmilieu oder in der Alkoholsucht. Gewalt in den Familien ist an der Tagesordnung.
    Ein Buch das zeigt, dass es diesen „American Dream“ eigentlich gar nicht gibt – auch wenn einige weniges es geschafft haben, diesen fiktiven Traum zu leben.


    Der Autor hat es durch Zähigkeit und nie nachlassenden Einsatz geschafft, an der Yale-Universität sein Jura-Studium zu absolvieren. Und in diesem Buch weist er immer wieder darauf hin, dass er es ohne seine Großeltern niemals geschafft hätte. Sie hatten ihn immer wieder ermuntert und unterstützt. Seine Mutter hatte erhebliche Drogenprobleme und pausenlos wechselnde Männerbekanntschaften. So wuchs er mehr oder weniger bei seinen Großeltern auf.
    Aber auch sein vierjähriger Dienst bei den Marines hatte ihn zäh und selbstbewusst gemacht.


    Ein Buch, das vielleicht auch ein wenig dabei hilft, den Wahlsieg von Donald Trump zu erklären.


    Ein sehr interessantes Buch, das uns einen Teil der amerikanischen Gesellschaft zeigt, die wir so eben nicht aus Serien oder Filmen kennen.


    Es ist eigentlich keine Autobiographie im klassischen Sinn, auch kein politisches Sachbuch - es ist eher ein Essay über eine Bevölkerungsschicht in den USA, geschrieben aus dem eigenen Erleben heraus.


    Sehr lesenswert – 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • MEINE MEINUNG

    Tja, was denkt ein Leser, wenn er den Klappentext liest, den Titel liest und das Cover sieht. Eine traurige Biographie über eine Schicht in den USA, die ganz unten ist und es in der Regel weitervererbt. Ich habe mich auf ein hinterwäldlerisches Buch gefreut, dass die Umstände dieser Menschen beleuchtet und nicht gleich in einem Horrorfilm endet. Doch das ist es nicht. Ja, die Großeltern von Mr. Vance haben es nie geschafft. Aber er, er hat es geschafft und tatsächlich liegt der Fokus nicht darauf die Hillbillys näherzubringen - was übrigens übersetzt Landei und Hinterwäldler heißt - sondern hier geht es um seinen Werdegang und ähm, wie soll ich es sagen Politik von A-Z. Er vertritt seinen Standpunkt, schwallert (sorry, für die Beschreibung) über die Politik ohne irgendwelche konstruktiven Vorschläge und lobt sich selber. Das, was ich mir erhofft habe, eben den Blick hinter die Fassade einer Hillbilly Familie, die eben nicht für TV verramscht wurde, das ist hier einfach nicht.

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  • Glenn Close als "Mamaw" in der Verfilmung war großartig, aber die Erzählung ist Grütze, und spätestens seit Vances (wenn man zwischen den Zeilen las: absehbarer) Kehrtwende in Sachen F*ck-Trump würde ich nichts mehr von ihm lesen, selbst wenn es nichts anderes zu lesen mehr gäbe. Ich habe das Buch jedenfalls weggeschmissen.

  • Jetzt, wo Ullstein aus dem Vertrag als deutscher Verlag ausgestiegen ist, da man dort "mit dem heutigen Auftreten von J.D. Vance nicht einverstanden" sei, war ich doch neugierig auf dieses Buch. Es wird nun wieder einmal die uralte Frage diskutiert, inwieweit man Buch und Autor trennen muss und überhaupt kann. Oder anders gefragt: Ändert sich am Inhalt des Buches und der Aussage etwas, weil sich J.D. Vance vom krassen Trump-Gegner zu dessen Speichellecker gewandelt hat?


    Für mich beinhaltet das Buch durchgängig zwei Anliegen: Die amerikanische Gesellschaft (und NUR die, denn, wie nicht anders zu erwarten, ist dies eine rein nationalistische Nabelschau) möge endlich verstehen, welche tief sitzenden Identitätsprobleme (und Minderwertigkeitskomplexe) die breite Schicht der weißen Arbeiter im Land hat, und die Angehörigen dieser Schicht wiederum mögen endlich lernen, sich selbst aus dem Elend herauszuarbeiten, statt den Staat oder sonstwen für ihr Prekariat verantwortlich zu machen.


    Beides sind - egal, wo derjenige heute politisch steht, der das vor Jahren geschrieben hat - sicher sehr sinnvolle Forderungen (und die diesen zu Grunde liegenden Überlegungen sind ebenfalls nachvollziehbar), jedoch nicht sonderlich originell oder gar von hoher intellektueller Brillanz. Dabei schreibt Vance durchaus anregend, und sein Schicksal als klassischer Hillbilly aus prekären Verhältnissen ist stellenweise sogar anrührend. Dennoch schimmert überall ebenso der typische, klerikal verseuchte Radikalpatriot amerikanischer Prägung durch wie ein narzistisches "Ich hab´s trotzdem geschafft!". Daher wundert es mich kein bisschen, vielmehr passt es erschreckend, dass Vance heute im Trump-Team ist, sogar als Bewerber für das Amt des Vizepräsidenten antritt und grauenvolle Lügen und ungeheuerliche Hasstiraden ebenso ungerührt verbreitet wie sein Chef.


    Übrigens werden all seine "alternativen Fakten" genau bei denen verfangen, von denen Vance in seinem Buch schreibt, sie müssten eigentlich dringend lernen, ihre Lebensverhältnisse zu hinterfragen und dann selbst Verantwortung für sich zu übernehmen, statt sich damit herauszureden, die Politik habe sie, die "richtigen" Amerikaner, betrogen, und für ihr Elend seien andere und/oder ein schlimmes Schicksal verantwortlich. Hier zeigt sich klar die Perfidität des Autors, der heute genau diese Schwäche der Hillbillys und anderer bildungsferner Schichten der US-Gesellschaft schamlos für seine politischen Zwecke ausnutzt. Und daher scheint mir der Rückzug seines deutschen Verlages (sofort hat ja der Yes-Verlag mit einer Neuauflage von 20Tsd. zugegriffen und macht nun gute Geschäfte damit) mehr als gerechtfertigt.


    Was bleibt von dem Buch?

    Bei mir Übelkeit, ahne ich doch, was da in den USA kommen und welche führende Rolle Vance dabei spielen wird. Niemand weiß besser als er, wie sich diese Leute - und das sind viele Millionen - übertölpeln lassen. Es sind ja seine ...

  • Ullstein ist tatsächlich nur "ausgestiegen", danke für die Formulierung. Man hat das Buch nicht aus dem Programm "geworfen" oder "gekippt" oder "gecancelt". Es war vergriffen und für eine neue Auflage hätte man den Lizenzvertrag verlängern müssen, aber das wollte man nicht.


    Das bessere ("autofiktionale") Buch zum Thema ist sowieso das hier:

    Demon Copperhead - Barbara Kingsolver

  • Was ist denn an Demon Copperhead autofiktional, abgesehen davon, dass Kingsolver ursprünglich aus der Ecke stammt?

    Nicht viel. ;)

    Edit: Deshalb hatte ich "autofiktional" in Anführungszeichen gesetzt. Der (nach meinem Dafürhalten nicht besonders sinnvolle) Terminus wird ja derzeit sehr gerne und ziemlich inflationär verwendet.

  • Nicht viel. ;)

    Edit: Deshalb hatte ich "autofiktional" in Anführungszeichen gesetzt. Der (nach meinem Dafürhalten nicht besonders sinnvolle) Terminus wird ja derzeit sehr gerne und ziemlich inflationär verwendet.


    Na ja, mit Verlaub. Da unabhängig davon, ob der Begriff jetzt inflationär verwendet wird, bei Demon Copperhead nichts autofiktional ist, retten die Anführungszeichen auch nicht so viel. Der Roman ist genauso wenig "autofiktional" wie "postmodern", "magisch realistisch", "climate fiction", "vegan" oder "glutenfrei". Wenn der Begriff schon inflationär gebraucht wird, dann muss man ihn ja nicht vollkommen willkürlich verwenden :)

    EDIT: ich muss mich korrigieren, vermutlich sind alle Ausgaben von Demon Copperhead vegan und glutenfrei.

  • Wenn der Begriff schon inflationär gebraucht wird, dann muss man ihn ja nicht vollkommen willkürlich verwenden

    Ich verwende niemals irgendwas "vollkommen willkürlich". Ich wollte ursprünglich nur fiktional schreiben, fand das aber schwierig, weil "Hillbilly Elegy" ja auch fiktionale Elemente enthält, also hin und wieder mit der Realität bzw. realen Story, äh, spielt, und um hierzu die Verbindung herzustellen, ergänzte ich zeitgeistig das "auto", was in gewisser Weise auf beide Werke zutrifft, denn Kingsolver hat mit der Copperhead-Geschichte mindestens die Herkunft des Helden gemein, aber im Detail auch einiges mehr (weshalb Dein Anwurf, da wäre nichts autofiktional, nicht ganz zutrifft), und um die leicht ironische Komponente dieser Sache zu unterstreichen, sind dann die Anführungszeichen dazugekommen. Möglicherweise sind meine Gedankengänge schwer nachvollziehbar oder sogar auf pathologische Weise realitätsfern, aber Willkür war und ist das nicht.

  • Ich möchte das nicht endlos ausweiten, aber um meine Verwunderung bzw. mein Amüsement zu erklären:


    Die gemeinsame Herkunft des Helden ist eine extrem weite Definition von Autofiktion, die ich zum einen für falsch halte, zum anderen wirklich einen substanziellen Teil der Literatur nun der Autofiktion zuschlägt, weil eine gemeinsame Herkunft und ein gemeinsamer Erfahrungshorizont nun einmal nicht so ungewöhnlich ist. 50% Prozent der Fiktion jetzt Aufofiktion? Das ist klassisches "write what you know." Kingsolver ist kein Mann, hat, soweit ich weiß, noch nicht einmal eine Opioid-Vergangenheit, dann noch David Copperfield als Template. Bei einer Lesung erwähnte sie tatsächlich, dass sie in irgendeinem Dickens-Museum/Hotel abgestiegen ist und ihr dort nächtlich sogar der Geist von Dickens begegnet wäre, und ich hätte eine autofiktionale Umsetzung dieser spirituellen Erfahrung vielleicht interessanter gefunden als den tatsächlichen Roman, aber wir können uns drehen und wenden: fiktional ja, autofiktional eher nicht.


    Ja, und zum anderen fand ich es halt ironisch (die ironische Komponente meiner Replik), dass du dich darüber beklagst, dass der Begriff so inflationär verwendet wird, du aber durch deine extrem freie Verwendung, die ich willkürlich nannte, zu dieser Inflation maßgeblich beiträgst. Ich fand das einfach witzig :)

  • Was ich noch fragen wollte: Ist das Satire oder ernst gemeint?


    Satire ist schlechte Satire, wenn man sie erklären muss, entsprechend war es schlechte Satire. Ich habe die Hillbilly-Elegie nicht gelesen, bekomme den Inhalt aber nicht mit dem J.D. Vance der letzten Jahre zusammen, der eben nicht wie jeder "Hillbilly" nun Jahre von Peter Thiel und Co. gefördert wurde, dem lukrative Managerpositionen zugechancet wurden, für die er nicht qualifiziert war, und nun entsprechend als politische Marionette aufgebaut wurde, dem nun reihenweise Aussagen aus dem Mund fallen, die ich einfach nur abstoßend und abscheulich finde. Und da er nun Teil dieses politischen Establishments ist, dem Geld und Macht nur so zufliegt. hat er sich auch als Sprecher der amerikanischen Unterschicht disqualifiziert. Entsprechend stimme ich übrigens Tom zu, dass man doch vielleicht lieber zu Demon Copperhead greifen sollte und dass es bestimmt weitere bessere Stimmen gibt, die diese Schicht repräsentieren.


    Beantwortet das ungefähr die Frage, ob ich es ernsthaft als Glücksfall empfinde, dass er Vizekandidat ist?