Du stirbst nicht allein - Tammy Cohen

  • Klappentext
    Vor vier Jahren erschütterte der Mord an der siebenjährigen Megan Purvis ganz London. Die Leiche des Mädchens wurde in einem abgelegenen Waldstück gefunden, auf ihrem nackten Schenkel stand das Wort »Sorry«. Zwei Jahre später verschwand Tilly Reid, auch ihre Leiche wurde gezeichnet und im Wald gefunden. Vierzehn Monate danach fand man erneut eine Mädchenleiche. Der Mörder der drei wurde nie gefasst. Und nun ist die kleine Poppy Glover verschwunden ...




    Die Autorin
    Tammy Cohen arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Zeitschriften und Magazine, u.a. für »Cosmopolitan« und »Woman and Home«. Auch wenn sie das Schreiben fiktionaler Texte erst spät für sich entdeckte, hat sie bereits vier Romane veröffentlicht. Sie lebt mit ihrem Partner, ihren drei (fast) erwachsenen Kindern und einem sehr ungezogenen Hund im Norden Londons.





    Ich sollte wirklich aufhören, Bücher über verschwundene oder ermordete Kinder zu lesen. Irgendwie habe ich davon im letzten Jahr zu viele gehabt und langsam geht es mir unter die Haut.


    Auch hier geht es um getötete kleine Mädchen. Die Trauer und die Verzweiflung, die die Eltern spüren, ist sehr greifbar und sehr bewegend geschildert. Jede Familie geht etwas anders damit um, aber keine kann so recht weitermachen mit ihrem Leben. Das ist wirklich sehr bedrücken zu lesen und macht auch keinen Spaß. Die Charaktere sind alle nicht einfach und gerade deswegen sehr lebensnah. Auf dem Gebiet kann man der Autorin wirklich keinen Vorwurf machen. Das alles ist sehr gut ausgearbeitet. Leider bleibt aber meinem Empfinden nach die Krimihandlung dabei auf der Strecke. Es geht sehr langsam vorwärts, ewig gibt es keine Spur, nur wir Leser lernen in kurzen Abschnitten eine ominösen Figur kennen, die evtl. mit den Morden zu tun haben könnte. Das alles ging mir als Krimi oder gar Thriller viel zu langsam.


    Die Autorin kann sehr gut schreiben und ich würde auch volle Punktzahl für die Figurenzeichnung und das Setting geben. Aber insgesamt als Krimi hat mich das Buch leider nicht überzeugen können.

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Ich habe die englische Originalversion "First One Missing" gelesen.


  • In London verschwindet Poppy Glover. Ihre Eltern verlieren sie während eines Getümmels außer Augen. Sofort werden Erinnerungen an Megan und Tilly wach. Auch diese Mädchen verschwanden. Und wurden wenig später tot aufgefunden. Der Mörder wurde nie gefasst. Ist Poppy sein nächstes Opfer?


    "Du stirbst nicht allein" ist mein zweiter Thriller von Tammy Cohen. Während ich von "Während du stirbst" begeistert war, herrschte nach diesem Buch Katerstimmung und Enttäuschung. Schade!


    Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Dabei folgt man nicht nur der Polizei bei ihren Ermittlungen, sondern lernt mit Sally Freeland eine skrupellose Journalistin kennen und wird in die Trauer der hinterbliebenen Familien der ermordeten Mädchen hineingezogen. Diese Mischung ist normalerweise ein Garant für Spannung und Leselust, doch hier kam beides nicht auf.


    Das lag zum Einen daran, dass ich zu keiner Figur einen Zugang finden konnte. Tammy Cohen beschreibt das Leben nach dem Tod der Mädchen sehr eindrücklich, jedoch für mich stereotyp und nach Schema F. Ich bekam einfach kein Gefühl für die Familien und deren Trauerarbeit. Zum Anderen greift die Autorin auf mir zu bekannte Figurendarstellungen zurück: die aufopferungsvolle, trauernde Mutter, die sich für die anderen Hinterbliebenen einsetzt, die Polizistin, die private Probleme hat und dennoch alles tut und die Journalistin, die über Leichen geht. Fürwahr, man kann keinen Thriller mehr neu erfinden, aber muss es denn immer das gleiche 08/15-Szenario sein?


    Und auch die Story an sich birgt wenig neues, wenig thrillerartiges und vor allem wenig überraschendes. Zum Schluss hilft Kommissar Zufall mehr, als dem Roman gut tut. Um den Täter wird kein Hehl gemacht, was ich nicht schlimm finde, doch hier war der Einblick in seine Gedanken auch nur stereotyp. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, ich kenne die Geschichte. Sehr traurig!


    Der Stil von Tammy Cohen ist gut zu lesen. Ihre Erzählweise ist detailreich, emotionsgeladen, aber nicht kitschig.


    Fazit: alleine stirbt man nicht, aber man langweilt sich zu Tode. Keine Empfehlung meinerseits!