Schwarzer Bock - Oliver Reinhardt

  • Klappentext lt.amazon.de
    Als der TV-Reporter Tim Groning mit seinem Kamerateam wegen Hakenkreuzschmierereien an einer Weiterstädter Moschee dreht, entdeckt er in einem Gartenschuppen ein fast nacktes, kleines Mädchen. Am selben Tag wird er von einem Mann, der vorgibt, taubstumm zu sein, um Geld angebettelt. Groning entlarvt die Masche. Der Betrüger springt in ein Auto und flüchtet.
    Der Reporter fotografiert das Fahrzeug und beginnt zu recherchieren. Auf den Bildern vom Wagen des Betrügers ist hinter der Heckscheibe ein Logo zu erkennen, das ihn an ein Tier mit Hörnern erinnert, eine Art schwarzer Bock. Es ist das Logo von ›Hessen hat Herz‹, einem Darmstädter Sozialhilfeverein. Bald stellt sich heraus, dass es zwischen diesem Mann und dem Verein eine Verbindung gibt. Groning folgt dieser Spur, die ihn bis zu einer Wohnung in einem heruntergekommenen Hochhaus in einem ghettoähnlichen Stadtteil Darmstadts führt.
    Der eigentliche Albtraum jedoch wartet an einem anderen Ort – doch auch diese Fährte nimmt Groning bald auf und blickt in einen Abgrund, der tiefer ist, als er sich vorzustellen vermochte.


    Zum Autor
    Oliver Reinhardt wurde 1969 in Hamburg geboren und verbrachte seine Kindheit in der Hansestadt. 1984 übersiedelte er mit seiner Familie nach Darmstadt und lebt heute in Pfungstadt. Nach Studium und Volontariat arbeitete er jahrelang im Rhein-Main-Gebiet als freier Fernsehjournalist. „Schwarzer Bock“ ist der Start einer Krimi-Reihe um den Darmstädter TV-Reporter Tim Groning.

    Meine Meinung

    Dieser Krimi ist das Debüt vom Autor Oliver Reinhardt und ich bin immer sehr gespannt, wenn ich ein Erstlingswerk lesen darf. Werden meine Erwartungen erfüllt, die mir der Klappentext versprochen hat? Kann der Autor mich mitnehmen, in seine Geschichte und mir die Charaktere näher bringen?
    Hier ist es sehr gut gelungen und ich fühlte mich hervorragend unterhalten. Der Schreibstil ist einfach gehalten, gelegentlich etwas ruppig und mit so manchem Spruch gespickt, den ich vorher nicht kannte. Aber alles immer der jeweiligen Situation und der Eigenschaft des "sprechenden" Charakters angepasst.
    Mit der Hauptperson, dem Mitte 40jährigen TV-Reporter, Tim Groning hatte ich auf den ersten Seiten etwas meine Schwierigkeiten, da ich ihn irgendwie nicht gleich richtig einschätzen konnte, aber als dann seine verletzliche Seite zum Vorschein kam und er sich für die kleine Nala einsetzte, ab da konnte ich ihn verstehen und begleiten.
    Interessant waren für mich vor allem die Kapitel aus Sicht der Entführer und der Geiseln. Zu Anfang sind die Entführer, die sich namentlich nur mit Farben ansprechen um ihre Identität zu wahren, noch großkotzig und scheinen alles im Griff zu haben. Ihrer Meinung nach, haben sie allen Grund sich mit dieser miesen Masche an den Flüchtlingen "zu rächen". Zu Beginn entfaltet sich sofort ein regelrechter Hass auf diese Gruppierung, vor allem als man den auslösenden Grund erfährt. Was können diese armen Menschen dazu, die eine endlose Odyssee auf sich genommen haben um in Frieden zu leben und die alles verloren haben? Da erscheinen die Probleme der Gruppierung als Pillepalle.
    Hier beleuchtet Oliver Reinhardt das Flüchtlingsthema aus einer ganz anderen Sicht. Die mittellosen Menschen sind leichte Opfer, durch Abschiebung bedroht, durch Entführung der Kinder oder anderer Familienangehörigen lassen sie sich vom Geld anlocken um Sachen zu tun, die sie eigentlich nicht machen wollen. Oftmals sehr bedrückend zu lesen.
    Zudem bekommt der Leser einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Berichterstattung eines TV-Senders. Hier merkt man an den Details, Beschreibungen und Ausführungen dieser Tätigkeit, das Oliver Reinhardt jahrelang als freier Fernsehjournalist gearbeitet hat. Das klingt alles sehr routiniert und profimässig. Ich mag es, wenn jemand über etwas schreibt, was er wirklich getan bzw. erlebt hat.
    Ein Highlight in der Geschichte waren für mich 2-3 Seiten, wo ich am Ende einen Satz von 4 Wörtern vor den Kopf geknallt bekam und ich mich irgendwie aufregte, diese Finte des Autors nicht schon vorher durchschaut zu haben. Es passte so hervorragend in die Story, klang spannend, unwirklich und verwirrend und dann .... (mehr verrate ich nicht, wer das Buch liest, wird sofort erkennen, welche Stelle ich meine).
    Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und die Action übernimmt den Abschluss der Geschichte.
    Ein gut gelungenes Debüt vom Autor und ich bin gespannt, ob es weitere Geschichten mit Tim Groning und seinem Fernsehteam geben wird.