Demnächst in Tokio; Katharina Seewald

  • Inhaltsangabe:
    Keine Widerworte: Elisabeth heiratet Ernst! Unbekannterweise. Die 18-jährige Elisabeth, behütet und aus gutem Hause, macht sich 1934 ins fremde Japan auf, um ihren Ehemann zu treffen: Ernst Wilhelm, 39, Diplomat in Tokio, der mit der Heirat seinen Posten im diplomatischen Dienst des Deutschen Reichs sichern will. Kaum reicht Elisabeths Fantasie, sich die Hochzeitsnacht mit einem gestandenen Mann vorzustellen. Umso erleichterter ist sie, dass Ernst freundlich auf Distanz geht. Doch findet sie sich unter Menschen wieder, deren Handeln und Gefühle sie nicht durchschaut. Während die Nazifizierung des Personals voranschreitet, gibt es Heimlichkeiten, Getuschel in der Botschaft. Warum wird Ernst vom japanischen Geheimdienst beobachtet? Ist sein Freund Alexander ein Spion? Sucht er deshalb Ernsts Nähe? Und wie soll sie damit umgehen, dass ihr Herz für den falschen Mann schlägt? Mit historischer Präzision und viel psychologischem Gespür zeichnet Katharina Seewald das Leben einer jungen Frau, die in turbulenten Zeiten ihren eigenen Weg geht. Als Alexander verhaftet wird und der Krieg in Japan seine böse Fratze zeigt, müssen Elisabeth und Ernst nach Peking ins Exil. Doch der größte Schlag steht ihnen noch bevor: Wie soll ihr Herz das überstehen, als die Nachricht eintrifft, Alexander sei als Spion hingerichtet worden?


    Über den Autor und weitere Mitwirkende


    Katharina Seewald lebt und arbeitet auf Mallorca und im Rhein-Main-Gebiet als freie Autorin. Ihr Interesse an den besonderen geschichtlichen Verstrickungen zwischen Japan und Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus erwachte 2009 während einer Recherchereise nach Okinawa/Japan, dem Schauplatz einer der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. In ihrem Roman fängt sie die historischen Beziehungen der beiden Staaten meisterhaft ein und lässt in der Person des »Alexander« die Geschichte des berühmten deutsch-russischen Spions Richard Sorge neu aufleben.



    Meine Meinung zur Autorin:
    Katharina Seewald hat mit ihrem Roman ein großartiges Werk geschaffen, ich bin sehr begeistert von diesem Buch. Sehr gut hat sie die damaligen Verstrickungen zwischen Japan und Deutschland recherchiert, das Leben der Diplomaten und den Botschaftsangehörigen dort. Es war hochinteressant das ganze zu lesen, sie hat alles sehr spannend verpackt. Überhaupt bedient sie sich einer sehr bildhaften Sprache man ist mit ihr durch Tokio und die Landschaft spaziert und fühlte sich in das Land dort hineinversetzt. Der Erzählstil ist sehr klar , Kraftvoll und mitreißend. Ihren Protagonisten hauchte sie Leben ein, sodass sie real rüber kamen. Fiktion und wahres Zeitgeschehen sind geschickt miteinander verwebt.Man konnte sich sehr gut in die einzelnen Figuren hinein versetzen und mit ihnen Freud und Leid teilen, auch die einzelnen Charakterzüge sind gut heraus gearbeitet, so das man hinter die einzelnen Masken blicken konnte. Mich hat das ganze Buch sehr gefesselt und mitgerissen, ich würde es sehr bereuen wenn ich es nicht gelesen hätte.


    Meine Zusammenfassung zum Inhalt:
    Sehr schön ist die 18 Jährige Elisabeth dargestellt, die es wirklich nicht leicht hatte zu Hause mit ihrem herrischen und Despotischem Vater, ein Anhänger seines Führers Hitler. Die Mutter war für mich eine scheue Person, die sich unter der Knute ihres Mannes duckte. Schon schlimm das er entschied seine Tochter bei Nacht und Nebel mit Ernst Wilhelm, dem Sohn seines Chefs zu verheiraten. Er hat sie praktisch verkauft , so wurde er zum 2. Chef und stieg auf, und half Ernst Wilhelm damit aus der Patsche, der als Diplomat nach Tokio geht, eine Frau dafür braucht und um aus der Schusslinie der Nazis zu kommen. Ich war erst wie Elisabeth entsetzt, aber stellte fest das sie eigentlich mit ihrem Mann das große Los gezogen hat, was sie mit der Zeit auch feststellte.
    Er war zurückhalten, großzügig , Liebevoll ihr gegenüber und ließ ihr alle Freiheiten, die sie nie gekannt hatte. Elisabeths Leben ist schön in Tokio, sie mausert sich aus dem scheuen Wesen wird eine selbstbewusste junge Frau. Als Diplomatengattin brilliert sie geradezu, Ernst Freund Alexander liegt ihr zu Füßen und umwirbt sie. Es beginnen unbeschwerte und fröhliche Tage. Alexander und Elisabeth kommen sich immer näher, man spürt ihre innere Zerrissenheit und Gefühle, zu den beiden Männern. Diese Zuneigung von Alexander und das schlechte Gewissen und die Heimlichkeiten belasten sie sehr. So schön das Leben in der Botschaft ist, es gibt auch Neider und Beobachter, was man sagt und wie sich man äußert, könnte sehr gefährlich sein. So wie es immer im Leben ist, wenn es am schönsten ist ziehen dunkle Wolken auf, der Krieg in Deutschland Eskaliert und wird zum Flächenbrand, die Japaner liegen mit Amerika im Krieg und Alexander wird als Spion verdächtigt. Alexander scheint mir undurchschaubar, ein Mann mit zwei Gesichtern? Eine wirklich Facettenreiche Geschichte und unerwarteten Wendungen, so manches dunkles Geheimnis kommt ans Tageslicht, auch die Wahrheit wegen der Überstürzten Hochzeit. Keiner scheint wie er ist. Ein sehr überraschendes Ende erwartet einem.......


    ASIN/ISBN: 395890372X

    :lesend

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Inhalt:
    1934 werden Elisabeth und Ernst von ihren Eltern verheiratet. Doch beide scheinen nicht glücklich mit der Situation. Elisabeth mit ihren 18 Jahren noch ein unwissendes Kind. Ernst ein erwachsener Mann, der in der deutschen Botschaft in Japan arbeitet. So reist Elisabeth mit bangen Herzen nach Japan zu ihrem Mann, der ihres Wissens nach nicht einmal hinter der deutschen Regierung steht. In Japan angekommen ist sie fasziniert von der neuen Welt, doch ihr Mann geht auf Distanz und die Damen der Botschaft sind nicht so wie sie es erwartet hatte, sodass sie sich nach kurzer Zeit nach der Heimat sehnt. Als würde der Kummer nicht ausreichen verliebt sie sich in den falschen.


    Meine Meinung:
    Eine gut geschriebene, aber eher eintönige und vorhersehbare Lebensgeschichte. So wird man auf eine angenehme Reise nach Japan des zweiten Weltkrieges mitgenommen. Geschichtsnah werden die Begebenheiten Japans und Deutschlands wiedergegeben. Elisabeth wird als treue Deutsche dargestellt, die jedoch immer mehr an ihrer Gesinnung zweifelt, jedoch vieles nicht verstehen kann. Ihr Lebenswandel wird inzeressant geschildert, doch fehlte es mir an Spannung und unvorhersehbaren Geschehnissen. Der Klappentext verrät einfach zu viel von der Handlung.

  • Im Alter von 95 Jahren beschließt Elisabeth ihrer Tochter in Form eines Briefes ihr Leben zu erzählen. Es beginnt mit der überstürzten Heirat mit einem 20 Jahre älteren Mann. Die Kindheit und Jugend wird durch den autoritären Vater geprägt. Ernst Wilhelm ist im diplomatischen Dienst und Elisabeth folgt ihm einige Monate später nach Tokio. Welche Gründe führten zu der überstürzten Heirat mit Ernst Wilhelm im Jahre 1934? Einen davon ahnt man als beide zusammen leben, denn ihr Mann geht auf Distanz.
    Alexander, ein Freund von Ernst Wilhelm, taucht eines Tages in Tokio auf. Die beiden Männer arbeiten eng zusammen. Elisabeth fühlt sich ausgeschlossen und kann sich erst nach einer Weile für Alexander erwärmen. Welche Rolle spielt der charismatische Alexander?

    Das Leben im fernen Osten und die politische Entwicklung stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Die Ereignisse in Europa sind weit weg und tangieren das Leben in Tokio nur wenig, im Gegensatz des Krieges zwischen Japan und China. Zusätzlich gibt es noch Konflikte innerhalb Chinas. Realistisch werden die Umstände in der Botschaft geschildert, auch die Distanziertheit der Japaner gegenüber den Europäern.
    Für Elisabeth eröffnet sich eine neue Welt und bildhaft wird Tokio und seine Umgebung beschrieben. Wie schwierig ihre Rolle als „Kücken“ im Kreise der Botschaftsangehörigen ist kann man sich gut vorstellen. Im Grunde fühlt sie sich einsam, denn es gibt so gut wie keine Vertrauten in ihrer Umgebung. Ihre Rolle an der Seite von Ernst Wilhelm spielt sie immer perfekt, obwohl sie lange nicht die Wahrheit erfährt. Es dauert einige Zeit bis sie erkennt, dass das Leben nicht nur aus Pflichterfüllung besteht.


    Insgesamt einen ruhig zu lesenden Roman , indem die Autorin ihre fiktiven Personen mit dem realen Spionageskandal um Richard Sorge zur Zeit des dritten Reiches in Tokio verknüpft.




    6 Eulenpunkte

  • „Und nun griff Deutschland wieder zu den Waffen. Ja, hatten wir denn nichts gelernt?“ (S. 199)


    Zusammenfassung. Eine große Liebesgeschichte vor der Kulisse eines der größten Kriege der näheren Geschichte: Elisabeth ist gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sie bloß vom Sehen kennt, und ihm an seinen neuen Arbeitsplatz nach Tokio zu folgen. Dort ist alles anders und neu für die gerade 19-Jährige und obwohl der Krieg und der Schrecken der Nazizeit in solcher Ferne beginnen, wird bald schon auch die scheinbare Idylle in der deutschen Botschaft getrübt. Wem kann sie in dieser Zeit trauen und wer spielt ein falsches Spiel?


    Erster Satz. Der Kessel verschluckt sich fast an seinem eigenen Pfeifen.


    Inhalt. Katharina Seewald ist es in diesem Roman eine Kombination aus vielem gelungen, das mir sehr gut gefallen hat: Wir haben hier eine Geschichte, die die Wirren und Schrecken des Krieges anschneidet; wir erleben ein kleines bisschen Japan den Dreißiger- und Vierzigerjahren; wir haben echt atemberaubend spannende Anteile; und natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, auch wenn die Situation im Endeffekt für keinen der Beteiligten so ganz einfach ist. Das ist aber vielleicht auch einer der Kritikpunkte für mich am Buch: Bei vielem hatte ich das Gefühl, dass mehr als bloßes Anschneiden nicht drin war (und dabei ist der Roman mit seinen knapp über 400 Seiten ja nun auch echt nicht das schmalste aller Werke). Elisabeth begegnet dem Elend der Bevölkerung und ist schockiert, aber so richtig Thema ist das dann doch nicht - nur um ein kleines Beispiel zu nennen. Auch der Rahmen, in den das ganze eingefasst ist (die inzwischen über 90-Jährige Elisabeth erzählt in einem langen Brief ihrer Tochter Karoline die Geschichte ihres Lebens) schneidet vieles an und bleibt trotzdem wahnsinnig knapp. So könnte man sich die Frage stellen, ob es diesen Rahmen wirklich braucht.


    Personen. Ganz ähnlich meinen Kritikpunkten (eigentlich ist es ja bloß ein einziger, dass nämlich vieles nur angerissen wird) wurde uns Lesern auch bei den Personen eine ungeheure Fülle vorgesetzt. So viele Namen kamen vor, dass es mir zum Teil gar nicht so leicht fiel, die entsprechende Figur zuzuordnen. Auch mit den entsprechend vergleichsweise vielen Schicksalen mitzufühlen, ist unter den Voraussetzungen nicht immer einfach - man hätte sich für meinen Geschmack gern etwas mehr auf die Kernfiguren und -geschichten konzentrieren können. Aber abgesehen davon haben mir die Charaktere sehr gut gefallen. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und handelt auch dementsprechend, jeder hat seine Geheimnisse und nicht alle davon erfährt Elisabeth. Bei einigen dauert es bloß eine Weile, andere werden mit ins Grab genommen und vieles erfahren auch wir als Leser nicht.


    Fazit. Es ist so viel einfacher, sich bei einer Rezension auf die Kritikpunkte zu konzentrieren: Die sind (für mein Empfinden jedenfalls) so viel einfacher in Worte zu fassen. Aber damit hier kein falsches Bild aufkommt, muss ich doch klarstellen, dass mir der Roman wirklich richtig gut gefallen hat. Er war berührend und brachte mich zum Weinen, er war schön und erschreckend und ehrlich und wirklich eines meiner Highlights dieses Jahr.

  • Als die 95 jährige Elisabeth von ihrer Tochter Karoline erfährt, dass diese dienstlich nach Japan reisen wird, kommen Erinnerungen hoch. Außerdem gibt es etwas, das sie mit ihrer Tochter besprechen muss, wozu aber bisher immer die richtigen Worte fehlten. Daher entschließt sie sich, für Karoline ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben.

    Im Jahre 1934 war Elisabeth 18 Jahre alt. Ihr tyrannischer Vater zwingt sie, den ihr unbekannten 20 Jahre älteren Ernst Wilhelm von Traunstein zu heiraten, damit er selbst befördert wird. Sie wagt es nicht, zu widersprechen. Aber auch Ernst Wilhelm hat keine Wahl, um sich nicht zu gefährden, muss er als Diplomat des Deutschen nach Tokio. Wenige Tage später sind sie verheiratet und Ernst auf dem Weg nach Tokio. Elisabeth reist später hinterher und ist etwas verängstigt, da sie nicht weiß, was auf sie zukommt. Doch ihr Mann ist zurückhaltend und sie leben wie Geschwister zusammen. Als Alexander, ein Freundes von Ernst, in Tokio ankommt, verändert sich Elisabeths Leben. Zu dritt unternehmen sie viel und Elisabeth fühlt sich zu Alexander hingezogen.

    Mehr und mehr verändert sich das Leben unter dem Einfluss der deutschen Politik. Warum beobachtet der japanische Geheimdienst Ernst und Alexander Arenth, obwohl beide keine Nazis sind? Dann wird Alexander unter Spionageverdacht verhaftet und zum Tode verurteilt. Elisabeth und Ernst gehen nach Peking ins Exil.

    Die Autorin schreibt fesselnd und sehr bildhaft, so dass man sich das Leben und die Kultur in Japan sehr gut vorstellen kann. Sehr interessant sind auch die Schilderungen der politischen Verhältnisse während des zweiten Weltkrieges in Japan.

    Die Charaktere sind sehr gut und vielschichtig beschrieben. Besonders gut hat mir Elisabeth gefallen, die sich vom jungen Naivchen zu einer starken Persönlichkeit entwickelt. Aber was ihren Mann nach Tokio getrieben hat, erfährt sie erst sehr viel später aus dem Nachlass ihres Mannes.

    Ein sehr faszinierender und spannender Roman, der die historischen Begebenheiten mit einer ungewöhnlichen Liebegeschichte verbindet.

    Ein Buch, dass ich unbedingt empfehlen kann.


    10/10