'Wilder Winter' - Seiten 001 - 071

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  • Obwohl die Golkonda-Bersion des Buches auch sehr schön ist, lese ich meine heißgeliebte 2006-Ausgabe von Shayol.


    Möglicherweise werde ich in der Minderheit sein, aber ich empfinde die Hap&Leonard-Reihe als zentral im Werk von Joe R.Lansdale, da es einige seiner wichtigen Themen abhandelt, wie den gar nicht so latenten sondern ganz eindeutigen Rassismus in den USA oder was die Werte der 68-Generation später noch Wert waren.
    Die Hauptfigur Hap Collins steht für diese Ideale und Werte,weiß aber auch, dass sie für dier meisten nicht mehr so viel zählen. Hap und Leonard sind immer geradlinig.


    Die Reihe wird durch Haps Erzählstimme geprägt. Leonard wird immer nur aus seiner Sicht geschildert, manchmal würde ich mir auch mal die Sicht von Leonard wünschen.
    In der Fernsehserie, die erst vor kurzen entstanden ist, und die ebenfalls mit der Handlung dieses Romans beginnt,schafft es der Schauspieler zu zeigen, wie Leonard als Schwarzer und Homosexueller von rassistischen Angriffen verletzt fühlt.


    Hap ist auch leicht verletzbar und als seine Exfrau Trudy auftaucht, sind seine noch vorhandenen Gefühle für sie offensichtlich. Doch Trudy hat auch Hintergedanken, sie ist nur zurückgekehrt, weil sie seine Hilfe braucht.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Möglicherweise werde ich in der Minderheit sein, aber ich empfinde die Hap&Leonard-Reihe als zentral im Werk von Joe R.Lansdale, da es einige seiner wichtigen Themen abhandelt, wie den gar nicht so latenten sondern ganz eindeutigen Rassismus in den USA oder was die Werte der 68-Generation später noch Wert waren.


    Für mich ist es der erste Lansdale, und ich muss sagen, dass ich ehrlich überrascht bin. Erwartungen hatte ich eigentlich nicht, nur eine gewisse Grundneugier, weil ich unbedingt etwas vom Autor lesen sollte. Da bin ich nun. :grin
    Zu Anfang war ich schon überrascht, dass Lansdale ja kaum ein brisantes Thema auslässt (Rassismus, Homosexualität, Kriegsveteranen und -verweigerer etc). Trotzdem wirkt die Geschichte nicht überfrachtet. Ich kann den Stil gar nicht in Worte fassen, aber es ist eine Freude das zu lesen, jedenfalls für mich. :anbet


    Zitat


    Hap und Leonard sind immer geradlinig.


    Das gefällt mir wohl am meisten: Sie sind was und wie sie sind, sagen, was sie denken, machen, was sie wollen. Eben geradlinig, wie du schreibst.


    Zitat

    Die Reihe wird durch Haps Erzählstimme geprägt. Leonard wird immer nur aus seiner Sicht geschildert, manchmal würde ich mir auch mal die Sicht von Leonard wünschen.
    In der Fernsehserie, die erst vor kurzen entstanden ist, und die ebenfalls mit der Handlung dieses Romans beginnt,schafft es der Schauspieler zu zeigen, wie Leonard als Schwarzer und Homosexueller von rassistischen Angriffen verletzt fühlt.


    Wie heißt die Serie?
    Etwas mehr aus Leonards Sicht hätte ich mir auch gewünscht. Es gibt doch mehr Hap&Leonard-Bücher. Sind die alle aus Haps Sicht geschrieben?


    Zitat

    Hap ist auch leicht verletzbar und als seine Exfrau Trudy auftaucht, sind seine noch vorhandenen Gefühle für sie offensichtlich. Doch Trudy hat auch Hintergedanken, sie ist nur zurückgekehrt, weil sie seine Hilfe braucht.


    Sehr treffend fasst Paco zusammen, wie Trudy auf Männer wirkt, aber ich bin mir grad nicht sicher, ob das nicht erst im 2. Abschnitt kommt :wow
    Trudy ist ein manipulatives Biest, die aktuelle oder vergangene Abhängigkeiten einsetzt, um zu erreichen, was sie will. Sie wickelt Männer um den Finger, einfach so. Da hat Leonard echt Schwein, dass das bei ihm nicht zieht. Er steht vielleicht auch eher doch heimlich auf Hap :gruebel


    Also ich bin fast durch, und das Buch liest sich einfach genial! :-]
    Vielleicht brauche ich gerade so ein Buch. Manchmal passt es einfach.

  • Zitat

    Original von Clare
    Wie heißt die Serie?


    Hap und Leonard.


    Hap and Leonard ist eine Drama Serie aus den USA. Die Serie ist aus dem Jahr 2016 und lief auf Amazon Prime.


    Es gibt bisher 2 Staffeln.


    Zitat

    Original von Clare
    Etwas mehr aus Leonards Sicht hätte ich mir auch gewünscht. Es gibt doch mehr Hap&Leonard-Bücher. Sind die alle aus Haps Sicht geschrieben?


    Bei allen Bänden, die ich kenne, war es so!

  • Ich bin noch mitten im Abschnitt.
    Bislang haben wir Hap, Leonard und Trudy kennengelernt.
    Jetzt fahren sie los auf Geldsuche.


    Bin gespannt, wie die Suche verläuft.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Nach Die Wälder am Fluss ist das mein zweiter Lansdale und ich bin sehr erleichtert, dass dieser keine so düstere Atmosphäre hat, obwohl es auch ernste Grundprobleme anspricht. Die zwei Junggesellen sind mir sympathisch, obwohl ich Hap ein wenig naiv empfinde. Leonard liegt mir da eher. Hap ließ sich wegen Kriegsdienstverweigerung 18 Monate einbuchten und die gute Trudy läßt ihn in seiner Abwesenheit sitzen und krallt sich ein anderes "Opfer". Dabei wollte er ihr mit dieser Aktion wohl auch imponieren. Seine Freundschaft mit Leonard ist eine wichtige Konstante in seinem ziemlich ziellosen Dasein. Warum zum Teufel hat er das College abgebrochen?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Hap empfand es so, dass er sich durch sein Studium vor dem Kriegsdienst in Vietnam "drückte".
    Die Uni zu verlassen war für Hap so etwas wie ein Zeichen zu setzen.
    Der Wunsch nach politischer Veränderung war groß und dazu gehörte es, sich zu engagieren.
    Aus heutiger Sicht war das vielleicht etwas naiv, aber viele sahen das damals so!

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Hap empfand es so, dass er sich durch sein Studium vor dem Kriegsdienst in Vietnam "drückte".
    Die Uni zu verlassen war für Hap so etwas wie ein Zeichen zu setzen.
    Der Wunsch nach politischer Veränderung war groß und dazu gehörte es, sich zu engagieren.
    Aus heutiger Sicht war das vielleicht etwas naiv, aber viele sahen das damals so!


    Und nach seiner Haft und der Trennung von Trudy konnte er nicht weitermachen? Er wollte doch raus aus seiner "Schicht". Was ist aus diesem Ziel geworden? Allerdings mag ich Hap trotz seiner Ziellosigkeit und Naivität. Sein schwarzer, schwuler Freund ist in meinen Augen sozusagen das Erkennungsmerkmal für einen guten Menschen. Ist das verrückt? :lache


    Edit hat ein wenig präszisiert.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ob man als Vorbestrafter wieder an der Uni angenommen wurde, ist zweifelhaft.


    :gruebel Er wurde ja nicht wegen eines "Verbrechens" wie Raubüberfall oder so etwas eingebuchtet, sondern wegen Kriegsdienstverweigerung. Würde mich interessieren, ob das einen Unterschied gemacht hätte. Ob ich dazu bei Tante Google was finde?



    Edit hat einen interessanten Link zu Kriegsdienstverweigerung in den USA gefunden, aber leider (noch) nicht die Antwort auf meine Frage: KLICK

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • Mein erster Lansdale war : Die Wälder am Fluss und den fand ich genial.


    Zum Äußeren: Golkonda macht ganz einfach schöne Bücher - bisher mochte ich jedes, das ich in der Hand hatte.


    Es erscheinen nach und nach die Akteure. Eigentlich mag ich es oft nicht, wenn schon früh angedeutet wird, dass aus der Unternehmung nix wird.
    Hier ist es so offensichtlich, dass es nicht stört.


    Ich frage mich, ob es Trudy ist, die alle manipuliert. oder ob sie nicht selber auch beeinflusst wird - das wird man sehen.


    Hap hat vermutlich nach seinem Gefängnisaufenthalt keine großen Chancen mehr gehabt. Wehrdienstverweigerer waren nicht gerade gut angesehen - im Süden schon gar nicht.
    Wäre er vorher reich und berühmt gewesen - aber als "nobody"?

  • Ich bin jetzt durch mit dem Abschnitt und Leonard gefällt mir immer besser. Warum er sich allerdings auf diese Unternehmung einlässt und das im texanischen Winter, verstehe ich nicht. Aus Langeweile? Um Hap zur Seite stehen zu können, wenn es haarig wird?


    Die Kohle ist jetzt schon so lange verschollen, da kann man auch besseres Wetter abwarten, bevor man sich auf die Suche macht. Ich wette, da geht es um was ganz anderes und da ziehen andere Leute die Fäden im Hintergrund.


    Wenn Leonard jemanden nicht mag, kann er ein ganz schönes Mistvieh sein. Bei ihm weiß man direkt, woran man ist. Das er Trudy nicht mag, war verständlich, aber dass das eine Grundeinstellung von ihm ist, merkt man am Treffen mit Howard, Chub und Paco.


    Ich habe mir einen sehr aussagekräftigen Satz notiert, der zu Beginn von Kapitel 8 auf Seite 55 der Glokonda-Ausgabe steht: "(Mit dem Gestank hatte ich recht gehabt.) Durch die offene Küchentür stürzte der Rabauke ins Wohnzimmer und schubste den Weihrauch herum." Lansdale kann wirklich mit Wörtern umgehen :anbet

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Vermutlich hat ihn das die Erfahrung gelehrt. Als schwarzer Schwuler bist du nicht gerade der Liebling der Gesellschaft.


    Wenn ich Bücher mit Männern und Frauen wie Trudy und Hap lese, frage ich mich jedesmal, ob es die wirklich gibt. In solchen extremen Formen, meine ich.
    Sich wider besseres Wissen auf sein Unglück einlassen.

  • Ich denke, dass viele der Figuren ziemlich überzeichnet sind, aber mich stört das nicht.
    Gerade die dick aufgetragene, sehr emotionale Erzählstimme von Hap hat eine Tradition in der amerikanischen Kriminalliteratur z.B. Marlowe von Raymond Chandler, dazu noch eine Prise Fänger im Roggen.

  • Für Hap ist unangenehm, sich Trudy mit Howard vorzustellen. Latente Eifersucht ist da, aber er überspielt das mit seiner blühenden Vorstellungskraft, indem er bei den beiden an die prüde amerikanische Fernsehserie Ozzie and Harriet aus den fünfziger und sechziger Jahren denkt.
    Köstlich, ich mag seine Ironie!


    Die Serie kenne ich nicht. Ich glaube nicht, dass sie mal im deutschen Fernsehen lief.
    Aber man kann sich die typische Machart dieser alten Sitcoms gut vorstellen.

  • Howards Haus allein war schon destruktiv genug.
    Allerdings waren die Dialoge schon ganz unterhaltsam. Wie Herr Palomar schon sagt, alles recht dick aufgetragen - aber dafür umso deutlicher.


    Noch eifersüchtiger muss ja auch Howard gewesen sein. Der wäre den beiden bestimmt arg gerne an die Gurgel gegangen.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Es erscheinen nach und nach die Akteure. Eigentlich mag ich es oft nicht, wenn schon früh angedeutet wird, dass aus der Unternehmung nix wird.
    Hier ist es so offensichtlich, dass es nicht stört.


    Das stimmt. Man weiß schon recht früh, dass das nix wird und such nichts werden kann. Mich hat das auch nicht gestört.


    Zitat

    Ich frage mich, ob es Trudy ist, die alle manipuliert. oder ob sie nicht selber auch beeinflusst wird - das wird man sehen.


    Auf jeden Fall weiß sie genau, wie sie erreicht, was sie erreichen will, an welcher Strippe sie ziehen muss. Ob sie das für sich tut oder wie ihre Rolle ist, wird sich noch zeigen.

  • Zitat

    Original von Suzann
    Ich bin jetzt durch mit dem Abschnitt und Leonard gefällt mir immer besser. Warum er sich allerdings auf diese Unternehmung einlässt und das im texanischen Winter, verstehe ich nicht. Aus Langeweile? Um Hap zur Seite stehen zu können, wenn es haarig wird?


    Ich denke, dass er seinen Kumpel nicht in ein offensichtliches Unglück rennen lassen will. Von Trudy erwartet Leonard ja nur das Übelste, misstraut ihr komplett.


    Zitat

    Wenn Leonard jemanden nicht mag, kann er ein ganz schönes Mistvieh sein. Bei ihm weiß man direkt, woran man ist. Das er Trudy nicht mag, war verständlich, aber dass das eine Grundeinstellung von ihm ist, merkt man am Treffen mit Howard, Chub und Paco.


    Ja, nicht wahr. Ich finde diese nicht um Sympathie buhlende Geradlinigkeit Klasse, wenn auch stellenweise recht hart. Hat vielleicht nicht allzu viele Freunde, denn das muss man erstmal abhalten können.