Unsere Seelen bei Nacht
Kent Haruf
ISBN: 3257069863
Diogenes
208 Seiten, 20 Euro
Über den Autor: Kent Haruf (1943–2014) war ein amerikanischer Schriftsteller. Alle seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. Er wurde unter anderem mit dem Whiting Foundation Writers’ Award, dem Mountains & Plains Booksellers Award und dem Wallace Stegner Award ausgezeichnet. ›Unsere Seelen bei Nacht‹ ist sein letzter Roman und erschien in den USA kurz vor seinem Tod.
Addie ist siebzig Jahre alt und Witwe. Sie lebt allein in ihrem Haus in der Kleinstadt Holt in Colorado und sie ist einsam. Eines Tages steht sie bei ihrem Nachbarn Louis vor der Tür und fragt ihn, ob er nicht ab und zu bei ihr übernachten möchte. Die Bitte ist ungewöhnlich, doch auch Louis ist Witwer und fühlt sich oft allein. Und so kommt es, dass er eines Abends das erste Mal in ihrem Bett liegt. Sie reden über ihr Leben und genießen die Nähe des andern. In dem kleinen Ort bleibt das nicht verborgen und auch der Sohn von Addie, der seine Mutter zuvor gern allein gelassen hat, fühlt sich plötzlich bemüßigt, ihr Vorschriften zu machen.
Die Geschichte von Louis und Addie ist einfach wundervoll erzählt. Kent Haruf wirft einen sehr warmherzigen Blick auf die beiden und erzählt ruhig und unaufgeregt über zwei ganz normale Menschen. Schon das schafft eine gewisse Nähe zu den beiden. Sie haben keine spektakulären Lebensgeschichten zu bieten, keine schillernden Ereignisse; die Rückblicke zeigen ganz normalen Alltag, kleinere Verfehlungen und einiges an begrabenen Träumen.
Sie erzählen sich über ihre Partner, ihre Kinder, über Schicksalsschläge und manches ist dabei, das sie ihren Ehepartnern niemals erzählt haben. Ihre Vertrautheit schafft eine innige Verbundenheit und sie kommen einander immer näher und doch schwingt bei jedem Satz eine Ahnung mit, dass diese späte Beziehung, die man den beiden immer mehr gönnt, je besser man sie kennenlernt, in großer Gefahr schwebt…
In einem Buch, in dem die Dialoge von zwei Menschen eine wichtige Rolle spielen, finde ich das Weglassen der Kennzeichnung der wörtlichen Rede mehr als ärgerlich, aber auch im Original ist das leider so. Trotzdem liest sich das Ganze sehr schnell und flüssig und man ist schnell am Ende angelangt, denn es ist ein sehr sehr dünnes Buch und die 208 Seiten sind nur entstanden, weil es viele Absätze und großzügige Zeilenabstände gibt. Das erwähne ich nur, weil ich den Preis von 20 Euro für dieses Büchlein ziemlich ambitioniert finde. Da lohnt sich das Warten auf das Taschenbuch allemal.
8 Eulenpünktchen von mir dafür