Homosexualität, etc., Kirche und Christsein

  • Zitat

    Original von Iris
    Ich bin der Ansicht, daß die Kirche angesichts ihrer strengen moralischen Prinzipien durchaus von dem Recht Gebrauch machen sollte, dieses Sakrament zu verweigern, wenn diejenigen, die den Pfarrer darum angehen, es vor allem wegen des Event-Charakters mitnehmen wollen.


    Oh, ich kenne ein paar Beispiele, in denen die Kirche sich dieses Recht auch zugestanden hat.

  • Zitat

    Original von Idgie
    Oh, ich kenne ein paar Beispiele, in denen die Kirche sich dieses Recht auch zugestanden hat.


    Und ich finde, damit muß man auch leben können, wenn es einem nicht um den Segen gegangen ist, sondern um das meingottistdasschööööööööööööööööne Spektakel für Mama und Schwiegermama. :lache

  • PMFJI.


    Der Vatikan ist die administrative Spitze jener Glaubensgemeinschaft, die sich "katholische Kirche" nennt. Diese katholische Kirche repräsentiert einen Teil jener Menschen, die sich für Christen halten. Die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ist fakultativ und nicht zwingend notwendig, um den Glauben auszuüben oder überhaupt zu "besitzen". Soviel vorweg.


    Diese administrative Spitze bestimmt die politische, soziale, kulturelle und - in der "Feinjustage" - religiöse Ausrichtung der Glaubensgemeinschaft auf Basis u.a. jener Schrift(en), die wir als "Bibel" kennen, aber beileibe nicht nur auf dieser Basis, die ja ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel hat, weshalb nicht Antworten auf alle Fragen des Lebens in der Jetztzeit dort gefunden werden können. An solchen Stellen sucht sich die Kirchenleitung ihren Weg, der bestimmt sein mag von vielen Interessen, und ich nehme mal an, daß Religiösität eine davon ist.


    Ich stelle mir vor, ich wäre Mitglied in einer großen Volkspartei, deren Gremien und Organe plötzlich beschließen, mit lebenden Meerschweinchen betriebene Kraftwerke ganz oben auf die eigene Agenda für Energiepolitik zu setzen. Ich stelle mir weiterhin vor, ein großer Freund dieser niedlichen Nichtsnutze zu sein, Inhaber einer täglich größerwerdenden Zucht. Natürlich würden die aktuellen Beschlüsse mein Mißfallen auf sich ziehen, und ich würde möglicherweise erwägen, aus der Partei auszutreten, vor allem, wenn sich abzeichnet, daß die Mehrheit der Mitglieder den MS-Beschluß trägt.


    An meiner politischen Orientierung würde sich natürlich nichts ändern. Parteien sind ja nur Zusammenschlüsse solcher Menschen, die ähnlichen Meinungen folgen. Mit dem Austritt müßte ich keineswegs meine Meinung zurückgeben.


    Und deshalb verstehe ich das Problem nicht. Mag der Vatikan gegen Schwulenehen oder Verhütung sein, drauf geschissen. Es zwingt niemand irgendwen, in diesem Club Mitglied zu sein, und ein Christ bleibt man auch ohne deren Parteibuch.

  • Tom: :anbet


    Jawoll! Sehr gutes Statement!



    Allerdings gibts für mich eine Kleinigkeit anzumerken:
    Die katholische Kirche hat einen großen Einfluss bzw. eine Menge Anhänger. Ich finde, man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass sie die Möglichkeit hat, eine große Menschenmenge zu manipulieren.
    Und gezielt gegen eine bestimmte Gruppe anzugehen hat schon irgendwie für mich jedenfalls etwas sauer aufstoßendes.

  • Wisst Ihr, was mich verwundert?


    Dass es jede Menge Topics zum Thema Homosexualität gibt. Nicht nur diesen Topics bestätigen wir uns alle gegenseitig, dass wir nichts gegen Schwule haben und jeder nach seiner Facon glücklich werden soll usw. usf.


    Wenn aber Homosexualität für uns alle so wahnsinnig normal ist, warum müssen wir dann dauernd darüber reden?

  • Zitat

    Original von Ines als Gast
    Wisst Ihr, was mich verwundert?


    Dass es jede Menge Topics zum Thema Homosexualität gibt. Nicht nur diesen Topics bestätigen wir uns alle gegenseitig, dass wir nichts gegen Schwule haben und jeder nach seiner Facon glücklich werden soll usw. usf.


    Wenn aber Homosexualität für uns alle so wahnsinnig normal ist, warum müssen wir dann dauernd darüber reden?


    Ines, du hast es erfaßt! :knuddel1

  • Zitat

    Original von Ines als Gast
    Wisst Ihr, was mich verwundert?


    Dass es jede Menge Topics zum Thema Homosexualität gibt. Nicht nur diesen Topics bestätigen wir uns alle gegenseitig, dass wir nichts gegen Schwule haben und jeder nach seiner Facon glücklich werden soll usw. usf.


    Wenn aber Homosexualität für uns alle so wahnsinnig normal ist, warum müssen wir dann dauernd darüber reden?



    Weil ich sehr enge Beziehungen zu Menschen habe, die Homo- oder Bisexuell sind. Und mich deshalb diese Thema interessiert und ich nicht meinen Mund halten kann, wenn es heißt: Gut, lass sie heiraten, aber bitte nicht gleichberechtig! :fetch

  • Es ist für mich hochinteressant gewesen, in den letzten Minuten die Beiträge dieses Threads zu lesen. Das gleiche Thema habe ich vor kurzem in einem ganz anderen Forum weit weniger niveauvoll behandelt gesehen.


    Natürlich habe ich als "Berufschrist" meine ganz eigene Meinung zu den aufgeworfenen Fragen.


    Einige Gedankensplitter:


    Ich finde es schon wichtig, die staatliche von der kirchlichen Ehe in der Argumentaion zu unterscheiden. Die Kirche wird sicher in ihrer Interpretation von "Ehe", die sich durch Schrift und Tradition herausgebildet hat, keine 180 Grad - Wende vollziehen. Insofern erstaunt mich die Verwunderung , das Entsetzen, das die Äußerungen des Papstes offenbar erzeugt haben. Hat wirklich jemand geglaubt, dass Benedikt sich inhaltlich anders äußern würde???


    Im staatlichen Bereich ist der Denkansatz sicher ein anderer. Ich persönlich bin zwar der Meinung, dass, solange sich das Grundgesetz auf christliche Werte beruft, der Begriff der Ehe der Verbindung zwischen Mann und Frau zuzuordnen ist. Sollte sich allerdings staatlicherseits eine andere Interpretation durchsetzen, wäre dies eben "Politik".


    Was Pflichten und Rechte angeht, ist es sicher richtig, dass alle der
    Ehe zugeordneten Bereiche sich privatrechtlich vertraglich regeln lassen. Viele Diskussionen (jetzt eine persönliche politische Meinung von mir) würden sich sowieso erübrigen, wenn das unsinnige Ehegattensplitting im Steuerrecht abgeschafft und statt dessen ein Familiensplitting, das von der Existenz von Kindern in der Ehe abhängt, eingeführt würde.


    Die Frage "Sakrament zwischen Rigorismus und Ausverkauf" ist ebenso interessant: Wieviel Service muss eine Kirche leisten, die sich aus Steuermitteln speist ?


    Ehrlich gesagt: Wenn wir Theologen letztendlich nur diejenigen zur Trauung (oder Taufe oder Firmung) zulassen würden, von deren "praktiziertem" Glauben wir überzeugt sind, fänden weit weniger dieser kirchlichen Feste statt. Ein Beigeschmack bleibt, aber oft mit der Hoffnung verbunden, dass im Nachhinein noch eine Entwicklung im Glauben bzw. zum Glauben hin stattfindet....


    Es ist immer wieder schön, wenn wir die Erfahrung machen dürfen, dass einem Brautpaar die ausgewählten Bibeltexte und die liturgische Gestaltung des Gottesdienstes wichtiger sind als die Positionierung der Videokamera, die Dekoration der Kirchentreppe oder die Platzierung so "passender" Musiktitel wie "Titanic" oder "My Way" ...


    Übrigens: Ich habe (privat) als Mitglied einer Gesangsgruppe an der Gestaltung eines protestantischen Segnungsgottesdienstes für ein schwules Paar teilgenommen. Die Pfarrerin hat eine strategische Meisterleistung vollbracht, um den Bedenken desPresbyteriums, den Vorgaben der Kirchenleitung und den Wünschen des zu segnenden Paares gerecht zu werden.


    Dass die beiden Männer unmittelbar zuvor aus der katholischen Kirche ausgetreten und in die evangelische Kirche eingetreten waren, (nur) um diesen einen Gottesdienst dann feiern zu können, erschien mir dann allerdings doch sehr fragwürdig :grin


    Wenn ich noch zu anderen Fragen in diesem Bereich etwas anmerken soll, sagt es ruhig ;-)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Hallo, Sterntaler.


    Zitat

    Die katholische Kirche hat einen großen Einfluss bzw. eine Menge Anhänger. Ich finde, man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass sie die Möglichkeit hat, eine große Menschenmenge zu manipulieren.


    Das gilt für viele andere - auch jüngere - Interessensgemeinschaften auch. Mit der Wortwahl "Manipulation" unterstellst Du allerdings böse Absichten. Ich denke, daß die Verantwortlichen durchaus "glauben", im Interesse der Kirche und ihrer Anhänger zu handeln. Eine Diskussion wie diese hier zeigt auf, wie außerordentlich schwierig ist, einen Trumm wie die katholische Kirche durch die stürmischen Gewässer der Moderne zu segeln. Immerhin kann man eines feststellen: Populistisch sind die Herren in Rom nicht. :grin

  • Hallo Tom,


    auch wenn das Wort "Manipulation" eigentlich gar nicht wertfrei zu verwenden ist, meinte ich es zumindest nicht so krass, wie es sich beim zweiten Lesen anhört.
    Ich meinte, es mit dem Wort "Möglichkeit" entschärft zu haben.
    Aber macht nichts, ich glaub ich bin ja verstanden worden ;-)

  • @ Tom, Marlowe und Sterntaler:


    Solange ihr glaubt, die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft sei etwas wie eine Vereins- oder Parteimitgliedschaft, werdet ihr auch nicht ein Gran von dem erfassen, was Religiosität für sehr viele Menschen bedeutet.


    Ich rede hier nicht von den Möglichkeiten der "Manipulation", die hier unentwegt unterstellt werden. Im Übrigen, Sterntaler, ist es gelegentlich hilfreich, sich auf den Wortlaut der Verlautbarungen zu beziehen.



    NUR UM DAS KLARZUSTELLEN: Ich referiere im folgenden die Auffassung der RKK, nicht meine, okay?!?!?!


    Homosexualität als Veranlagung ist nach Auffassung des katholischen Katechismus keine Sünde, weil Veranlagung grundsätzlich keine Sünde sein kann. Homosexuelle werden also keineswegs per se als "schlechte Menschen" angesehen, die aus der Gemeinschaft auszuschließen sind. Es geht dabei um die Frage, wie ein Mensch, der diese nach Auffassung der RKK widernatürliche Veranlagung hat, sich dazu stellt, ob er ihr folgt und damit sündigt oder nicht.
    Ein Mensch, der sich der Sünde zuwendet, kann allerdings nicht an der Eucharistie teilnehmen.


    ENDE DES REFERATS



    Eigentlich sollte hier mal jemand ein Referat über die Entwicklung des Konzepts der geschlechtlichen Liebe im Christentum machen und erklären, warum Kirche und Politik/Gesellschaft in dieser Frage aneinander vorbeireden -- aber das allein wäre schon eine Habilitationsschrift! :grin


    Edit: churchill, tu dir das nicht an! :knuddel1

  • Hallo, Ines.


    Zitat

    Wenn aber Homosexualität für uns alle so wahnsinnig normal ist, warum müssen wir dann dauernd darüber reden?


    Der Status der Homosexuellen hat sich während der vergangenen zwei, drei Jahrzehnte - und das ist nicht so fürchterlich viel Zeit - verbessert, aber von einer "Normalität" kann m.E. noch nicht ausgegangen werden. Das liegt nicht nur an den Normalos, die nach wie vor ihre Probleme damit haben, auf entspannte Art mit Schwulen umzugehen, sondern auch an den Schwulen und Lesben, die auf etwas überkandidelte Art (und für schwule Verhältnisse nachgerade rabiat) "Normalität" und sogar etwas mehr einfordern. Um nicht falsch verstanden zu werden: Mein Verständnis haben sie. Aber ich verstehe auch, das Otto-Normalhetero ein wenig baff über die Entwicklung ist und nicht nur am Stammtisch noch so manche Zote losläßt. :grin


    Übrigens, was mir auch im Rahmen dieser Diskussion unangenehm aufstößt: Der Versuch, Homosexualität auf eine "sexuelle Ausrichtung" zu reduzieren, will sagen, eine "Art, Sex zu haben". Das ist eine sehr starke Vereinfachung, vermutlich dem Wunsch entsprungen, sich solche Diskussionen zu vereinfachen.

  • Hallo, Iris.


    Zitat

    Solange ihr glaubt, die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft sei etwas wie eine Vereins- oder Parteimitgliedschaft, werdet ihr auch nicht ein Gran von dem erfassen, was Religiosität für sehr viele Menschen bedeutet.


    Aber es hülfe, wenn die Angehörigen der Religionsgemeinschaft(en) es so sehen würden. Und einige - siehe Marli - sind dazu augenscheinlich in der Lage.

  • Zitat

    Original von Ronja
    Weil ich sehr enge Beziehungen zu Menschen habe, die Homo- oder Bisexuell sind. Und mich deshalb diese Thema interessiert und ich nicht meinen Mund halten kann, wenn es heißt: Gut, lass sie heiraten, aber bitte nicht gleichberechtig! :fetch


    Dito.


    Und in zivilrechtlicher Hinsicht bin ich strikt für die Gleichstellung aller Lebensformen, die Familien bilden. Warum sollten zwei Männer resp. zwei Frauen nicht "erfolgreich" Kinder großziehen? Besser als ein Heimaufenthalt wäre es allemal!

  • Iris... seufz


    Ich hab lediglich versucht etwas auszudrücken, was ich denke. Das bezog sich überhaupt nicht auf die Verlautbarung es war mein eigener freier Gedanke.


    Zu dem Parteiengedanken:
    Ich verstehe trotzdem sehr wohl, was Religiosität für manche Menschen bedeuten kann. In jeder Hinsicht und alleine aus persönlichem Umfeld heraus.


    Maaaaann, ich weiß schon warum ich hier nichts mehr schreibe wollte sondern lieber nur mitlese.
    Kaum hat man was gesagt, kommt Iris und meckert mit einem :lache

  • Zitat

    Original von Tom
    Aber es hülfe, wenn die Angehörigen der Religionsgemeinschaft(en) es so sehen würden. Und einige - siehe Marli - sind dazu augenscheinlich in der Lage.


    Ach so, du meinst, ein Mensch könnte die Letztbegründung seiner Existenz wechseln wie eine Unterhose, die muffig geworden ist? :pille :lache

  • Zitat

    Original von Sterntaler
    Kaum hat man was gesagt, kommt Iris und meckert mit einem :lache


    In der Autorenecke haben diese Sprüche schon Wirkung gezeigt.
    Ehrlich gesagt, mir isses egal, wenn ihr hier lieber in eurem eigenen Meinungssaft schmoren wollt, dann setz ich mich halt in Zukunft auf meine Finger. :lache