Homosexualität, etc., Kirche und Christsein

  • Laut heutiger Zeitungsmeldung hat sich der Papst in einer aktuellen Rede wieder deutlich gegen Homosexuellen-Ehe, dem Zusammenleben Unverheirateter und Abtreibung ausgesprochen und scharf verurteilt.


    Kritiker bezeichneten diese Haltung als unbarmherzig.


    In der Bibel wettert u. a. Paulus im Römerbrief gegen Homosexualität und viele (evangelische genauso, wie katholische) Christen tun sich tatsächlich schwer die offizielle Haltung der Kirche, die Aussagen der Bibel und ihr eigenes Weltbild irgendwie halbwegs in Einklang zu bringen. Auch in unserer Gemeinde wurde das schon sehr kontrovers und ohne zufriedenstellendes Ergebnis diskutiert.


    Mich würde interessieren, wie Eure Haltung dazu ist, wie Ihr das als Christen handhabt? Ignorieren, was Kirche UND Bibel sagen? Zustimmen?


    Gruss,


    Doc

  • Hm Kirche UND Bilbel...


    Was die Kirche sagt, hat erstmal keinen Einfluss auf mein Leben. Ignorieren tu ich es nicht. Ich höre schon zu und mache mir meine Gedanken.


    Zustimmen muss ich ihnen ja nicht.


    Aber dieses "UND Bibel" hört sich für mich so an, als ob es ja dann doch richtig wäre, was die Kirche sagt, weil es ja in der Bibel steht.


    Da müsste man jetzt wieder über die Auslegung der Bibel diskutieren.


    Allerdings sehe ich gerade solche Aussagen der Bibel nur in einem Zusammenhang mit den damaligen gesellschaftlichen Ansichten. Das hat meiner Meinung nach nichts mit Glauben zu tun und mit einem christlichen Leben. Da geht es mir um etwas ganz anderes. Und zwar in erster Linie um die Nächstenliebe.


    Und wenn der nächste, den man liebt eben jemand gleichen Geschlechts ist, dann ist das auch eine Form des christlichen Lebens und wenn ich mit dem, den ich liebe nur zusammenwohne, aber nicht verheiratet bin, dann ist es auch Nächstenliebe.


    Man kann meiner Meinung nach solche Bibelaussagen nicht auf die heutige Gesellschaft übertragen. Und es ist meiner Meinung nach auch nichts, auf das Gott oder speziell Jesus Wert gelegt hat, ob jetzt jemand homosexuell ist oder unverheiratet Sex hat.


    Ich glaube, das ist ihnen sowas von egal. Sie wollen, meiner Meinung nach, doch nur, dass man nett zueinander ist, dass man die Schöpfung, also die Natur gut behandelt und die Menschen ebenso.

  • Ich habe nichts gegen das Zusammenleben unverheirateter Menschen, ich habe nichts gegen Homosexualität - allerdings sollten gleichgeschlechtliche Paare eine Ehe nicht eingehen können. Die Ehe sollte Mann und Frau vorbehalten bleiben.
    Homosexualität akzeptiere ich aber nur, wenn sie nicht wie ein Banner vor sich hergetragen wird. Die dümmlichen Worte eines Wowereit "....und das ist auch gut so." habe ich bis heute nicht verstanden. Homosexualität sollte nicht als Qualitätsmerkmal angesehen werden, sondern als das was es ist: Eine sexuelle Orientierung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    - allerdings sollten gleichgeschlechtliche Paare eine Ehe nicht eingehen können. Die Ehe sollte Mann und Frau vorbehalten bleiben.



    Und warum?

  • Zitat

    Original von Ronja



    Und warum?



    Die Ehe ist eine kulturgeschichtlich gewachsene Institution zwischen Mann und Frau. Sie jetzt einfach gleichgeschlechtlichen Paaren überzustülpen halte ich nicht für sinnvoll. Dort müssen neue Wege gefunden und beschritten werden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire



    Die Ehe ist eine kulturgeschichtlich gewachsene Institution zwischen Mann und Frau. Sie jetzt einfach gleichgeschlechtlichen Paaren überzustülpen halte ich nicht für sinnvoll. Dort müssen neue Wege gefunden und beschritten werden.



    Was meinst du mit "überzustülpen"?



    Der Ehe zwischen Mann und Frau wird dadurch doch nichts genommen.


    Sollte man deiner Meinung nach diese "Ehe" zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern dann anders nennen, aber mit den selben Vor- und Nachteilen ausstatten oder würdest du da Abstriche machen?

  • Bitte nicht lesen, wenn möglicherweise eure religiösen Gefühle verletzt werden könnten!


    Mir ist es ganz von Herzen völlig schnuppe und schnurzpiepegal, was diese alten Männer im Vatikan sagen, die eh immer nur Wasser predigen und Wein trinken.


    Wie kann jemand, der eigentlich seiner eigenen "Moral"auffassung nach gar nicht einmal wissen darf, wie eine Frau aussieht oder wie sich Ehe oder Sex (auch gleichgeschlechtlicher) "anfühlt", sich so ein Urteil anmaßen?

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Original von Alice


    Wie kann jemand, der eigentlich seiner eigenen "Moral"auffassung nach gar nicht einmal wissen darf, wie eine Frau aussieht oder wie sich Ehe oder Sex (auch gleichgeschlechtlicher) "anfühlt", sich so ein Urteil anmaßen?



    Steht doch in der Bibel. Da müssen die das gar nicht. Nur ablesen, nicht weiter drüber nachdenken und vorbeten. Gar nicht so schwer...

  • Zitat

    Original von Ronja


    Steht doch in der Bibel. Da müssen die das gar nicht. Nur ablesen, nicht weiter drüber nachdenken und vorbeten. Gar nicht so schwer...


    *tief seufz*Ja, so ist es leider.


    Schon mal darüber nachgedacht, warum die Fans der Kirche so gerne "Schäfchen" genannt werden? Ich schon.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Zitat

    Die Ehe ist eine kulturgeschichtlich gewachsene Institution zwischen Mann und Frau. Sie jetzt einfach gleichgeschlechtlichen Paaren überzustülpen halte ich nicht für sinnvoll. Dort müssen neue Wege gefunden und beschritten werden.


    Zitat

    Sollte man deiner Meinung nach diese "Ehe" zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern dann anders nennen, aber mit den selben Vor- und Nachteilen ausstatten oder würdest du da Abstriche machen?


    Es sollte dann wohl keine "Homosexuelle Ehe" geben sondern etwas anderes. Weil die Ehe ja "kulturgeschichtlich" eine "gewachsene Institution zwischen Mann und Frau" ist - und nicht zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern.


    D.h. also, daß homosexuelle Partner nicht die "heilige Institution" der Ehe eingehen dürfen?


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Die Kirche ist in dieser Hinsicht nicht ernst zu nehmen.


    Die Kirche selbst ist wohl DER Schwulen-Verein schlechthin, es ist ja kaum zu glauben, wie viele Homosexuelle sich in der Kirche tummeln.


    Ist doch klar, warum:


    - Männer über Männer. ;-)


    - große Verschwiegenheit (wie herzig heute noch versucht wird, zu vertuschen, wenn mal wieder im Priesterseminar eine Sex-Party gefeiert wird, hat man ja in St. Pölten sehr gut gesehen. Ich habe immer noch den Altbischof Krenn vor Augen, als er anhand von Fotos mit zungenküssenden Jungpriestern sagte, dass seien doch nur Bubendummheiten und Weihnachtsküsse. ;-) )


    - großer gegenseitiger Schutz


    Mir ist Homosexualität völlig gleich, denn Liebe kann für mich keine Sünde sein, egal ob Frau und Mann, Mann und Mann, Frau und Frau.


    So, wie die Kirche scheinheilig mit Homosexualität umgeht, einerseits Homosexualität als Sünde oder gar als Krankheit zu verdammen, und andererseits gleichzeitig die eigenen Homosexuellen derart zu schützen, kostet es mir nur ein mitleidiges Lachen, wenn Ratzinger wieder einmal über Schwule schimpft. ;-)


    Gruß

  • :wave


    Ich muss die Worte von Bibel und Kirche ignorieren, da ich ein sündenvoller Mensch bin...und sich mein Leben mit dem Katholischen Glauben nicht vereinbaren lässt. Zumindest habe ich noch keinen Weg gefunden.


    Andererseits: Noch gehen Homosexuelle keine Ehe ein (zumindest nicht soweit es mir bekannt ist)


    Und es wäre gut wenn die Kirche sich mal erlauben würde ihre Themen zu aktualisieren.


    Es geht ja nicht nur um Homosexuelle sondern auch um Abtreibung und Verhütung.


    ...ab hier ist Schweigen besser



  • Das frage ich mich auch. Gerade im Bezug auf "heilige" Institution. Als würde es sowas erst geben, seit die Kirche ihren Segen dazu gibt.


    Und wieso kann man Kultur nicht auch in eine andere Richtung oder überhaupt weiter wachsen lassen?


    Wieso sollten wir hier aufhören zu wachsen?


    Nur keine Veränderungen? War schon immer so, soll auch so bleiben, weil es ja richtig sein muss, weil es in diesem Bereich schon lange keine Veränderung mehr gab?

  • :wave


    Historikus

    Zitat

    Die Kirche selbst ist wohl DER Schwulen-Verein schlechthin, es ist ja kaum zu glauben, wie viele Homosexuelle sich in der Kirche tummeln.


    Stimmt...andererseits darf man nicht offen schwul sein, sonst ist man weg vom Fenster (du darfst als Priester zwar Kinder haben, aber schwul sein darfst du nicht, und wenn...*pssst*
    Und es ist ja nicht so dass die Homosexuellen in der Kirche nicht ständig Probleme haben.


    Zitat

    Das würde sie nie tun.


    Sie muss ja nicht von heute auf morgen ihre gesamte Denkstruktur ändern, auch mit kleinen Schritten kann man große Erfolge haben. Und ich glaube nicht dass sie durch ein langsames Umdenken ihre Identität verliert.

  • Zitat

    Andererseits: Noch gehen Homosexuelle keine Ehe ein (zumindest nicht soweit es mir bekannt ist)


    Soweit ich weiß, dürfen sie schon (standesamtlich) heiraten, haben aber nicht die gleichen "Rechte" wie heterosexuelle Paare. Korregiert mich bitte, wenn ich falsch liege.
    Mal davon abgesehen glaube ich nicht, daß sich ein homosexuelles Pärchen "im Namen Gottes" trauen lassen wollen würde (ach herrje!), wo sie doch wissen, wie die Kirche über dererlei Bindungen denkt.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Zitat

    Original von Momo


    Soweit ich weiß, dürfen sie schon (standesamtlich) heiraten, haben aber nicht die gleichen "Rechte" wie heterosexuelle Paare. Korregiert mich bitte, wenn ich falsch liege.
    Mal davon abgesehen glaube ich nicht, daß sich ein homosexuelles Pärchen "im Namen Gottes" trauen lassen wollen würde (ach herrje!), wo sie doch wissen, wie die Kirche über dererlei Bindungen denkt.


    Momo



    Ich denke schon, dass viele sich "vor Gott" trauen lassen wollen.


    Das sind die, die Kirche und Gott trennen und ebenfalls der Meinung sind, dass Gott nicht so spiesig sein kann und etwas dageben haben könnte, wenn sich zwei Menschen lieben. Wieso sollte er auch.


    Es gibt noch genug Paare, die für das Weiterleben der Menscheit sorgen. Und es gibt genug homosexuelle Paare, die das ebenfalls tun oder Kinder adoptieren, die von den heterosexuellen nicht gewünscht waren.

  • Zitat

    Original von Alice
    Bitte nicht lesen, wenn möglicherweise eure religiösen Gefühle verletzt werden könnten!


    Mir ist es ganz von Herzen völlig schnuppe und schnurzpiepegal, was diese alten Männer im Vatikan sagen, die eh immer nur Wasser predigen und Wein trinken.


    Wie kann jemand, der eigentlich seiner eigenen "Moral"auffassung nach gar nicht einmal wissen darf, wie eine Frau aussieht oder wie sich Ehe oder Sex (auch gleichgeschlechtlicher) "anfühlt", sich so ein Urteil anmaßen?


    Was was was???? Hab ich was verpaßt????? Wieso dürfen Priester nicht wissen, wie eine Frau aussieht und wer hat behauptet, dass der gesamte Klerus noch nie 'Erfahrungen' gemacht hat und wie sieht es dann mit der Krankenpflege durch Ordensschwestern aus ............ machen die alles heimlich unter der Bettdecke mit den ihnen anvertrauten Kranken ........... und gibt es nicht sogar Akademiker unter Ordensleuten, quer durch alle Bereiche der Wissenschaft?????


    Ich glaube, da interpretiert man schnell viel zu viel hinein. Ehelos leben hat nix mit asexuellem Leben zu tun und wirkliche Askese wird nur bei Ordensangehörigen erwartet obwohl jeder Kleriker sich bewußt ist, dass es fast nicht möglich ist, jeglichen Trieb zu unterdrücken. Da hilft nur Beten, Beten, Beten ................. wenn überhaupt.


    Hm, ich glaube nicht, dass Jesus als Propagandist der 'freien' Liebe zu sehen ist und es ist sicherlich auch ein Unterschied, ob ich meinen Nächsten (Nachbarn, Freund, Kollegen etc) liebe und ehre (als gleichwertig annehme und respektiere) oder ob ich einen Partner liebe und mit ihm Sex habe, mich anpasse, evtl. sogar unterordne, treu bin, gemeinsame Kinder möchte, die guten und die schlechten Tage mit dem Partner lebe und sie gerne lebe und auf lange Sicht mit ihm/ihr zusammen bleiben möchte.


    Die Ehe sichert den Status zweier Menschen, sie gehören nicht nur gefühlsmäßig zusammen sondern auch hochoffiziell, d.h., jeder Partner kann aus dieser Art von Gemeinschaft Rechte und Pflichten ableiten. Wenn offiziell nichts über die Art der Partnerschaft existiert bestehen zumindest nach geltendem Recht kaum Rechte.


    Für gleichgeschlechtliche Partner, die ja durchaus auch eine lebenslange Beziehung anstreben können, bedeutet es Ausschluß bei vielen wichtigen Entscheidungen und auch beim Erbrecht, wenn nicht entsprechende Verfügungen vorliegen. Was passiert z.B. wenn ein homosexueller Partner krank wird, eine Entscheidung nötig ist wegen OP oder sonstiger Sachen???? Der Partner hat keine Rechte. Nur verheiratete Partner oder Angehörige können Entscheidungen treffen. Ob man das regelt über eine regelrechte Ehe oder andere Gesetze ............. das muss vom Staat entschieden werden. Vor solchen Problemen stehen natürlich auch unverheiratete heterosexuelle Partner und da diese Art von Lebensgemeinschaft immer häufiger vorkommt, muss sich der Staat über eine entsprechende Gesetzeslage den Kopf zerbrechen. Es kann ja nicht sein, dass man trotz jahrelangen Zusammenlebens in schwierigen Situationen keine Rechte hat.


    Die Kirche sagt zu allem, was sie sagen muss ............... weil sie sich und der Bibel sonst untreu würden. Würden die Worte der Bibel auch nur ansatzweise in Zweifel gezogen, wäre die gesamte christliche Kirche unglaubwürdig und hätte in dieser Form überhaupt keine Berechtigung mehr, sich zu den alltäglichen Dingen des Lebens zu äußern.


    Schade finde ich nur, dass viele gläubige Menschen aufgrund ihrer Sexualität praktisch aus der Kirche ausgeschlossen werden und nicht Willkommen sind. Ob das im Sinne Gottes ist, wage ich zu bezweifeln .......... weil er doch alle Menschen gleich liebt. Zumindest habe ich das so gelernt.


    Noch fataler empfinde ich die Folgen bei absolutem Verbot von Verhütungsmitteln aller Art und Prävention im Hinblick auf AIDS. Aber die vielen christlichen Helfer sind ja schon vor Ort in den Hospitälern und Sterbehospizen ............... was für ein Hohn.


    Gabi

  • Zitat

    Original von Alice
    Wie kann jemand, der eigentlich seiner eigenen "Moral"auffassung nach gar nicht einmal wissen darf, wie eine Frau aussieht oder wie sich Ehe oder Sex (auch gleichgeschlechtlicher) "anfühlt", sich so ein Urteil anmaßen?


    Ich glaube so etwas kann man unter dem Begriff Polemik zusammenfassen.


    Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht das niemand als Priester geboren wurde? Das viele erst sehr spät ihre "Berufung" (manchmal ist es nur ein Beruf) erfahren haben? Nachdem sie ganz normal wie du und ich gelebt haben. Eine Freundin oder auch einen Freund hatten und sexuelle Erfahrung gesammelt haben?


    Nicht alle Würdenträger der Kirche sind alte Männer. Es gibt auch viele junge Männer die so denken wie Ratzinger.