Ein faszinierendes Buch mit einem melancholischen Grundstimmung
Ein Fischerdorf, zwei Bahnstunden von Tokio entfernt: Manazuru. Jenes Wort schrieb Keis Ehemann in sein Tagebuch, bevor er spurlos verschwand. Warum hat er sie verlassen, und wohin ist er gegangen?Keis Liebe zu ihrem Mann ist immer noch grenzenlos, und so versucht sie, dem Rätsel seines Verschwindens auf die Spur zu kommen. Eine geheimnisvolle Unbekannte scheint mehr als sie selbst zu wissen. (Klappentext)
Die Autorin
Hiromi Kawakami, 1958 in Tokio geboren, studierte Naturwissenschaften. Sie unterrichtete Biologie, bevor 1994 ihr erster Roman erschien. Ihre Bücher wurden mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, ›Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß‹ erhielt den renommierten Tanizaki-Preis und wurde verfilmt. Hiromi Kawakami zählt zu den populärsten Schriftstellerinnen Japans.
Inhalt
Kei lebt zusammen mit ihrer Tochter Momo und ihrer Mutter in einem schlichten Häuschen. Vor rund 13 Jahren verließ Kei´s Mann Rei die Familie und verschwand spurlos. Momo, die Tochter der Beiden, war zu dem Zeitpunkt 3 Jahre alt. Seit dem Tag des Verschwindens lebt Kei im Ungewissen was mit ihm Geschehen ist, wohin er ging, warum er ging und ob er noch lebt. Sie kann damit nie wirklich abschließen. Auch nicht als sie eine unkomplizierte Beziehung mit einem verheirateten Mann eingeht. Das Verschwinden ihres Mannes nagt Tag für Tag an ihr, mal mehr mal weniger. Auch seine Tagebücher, in denen meist nur belangloses drin steht, liest sie über die Jahre hinweg wieder und wieder um nach einem Anhaltspunkt zu suchen. Der Name eines Ortes am Meer drängt sich ihr förmlich auf. Ebenfalls eine Uhrzeit die notiert wurde. Kei macht sich auf den Weg nach Manazuru. Begleitet wird sie von einer ihr unbekannten Frau. Doch diese Frau scheint nicht Real und gleicht mehr einer Erscheinung. Doch desto öfter Kei nach Manazuru fährt, nimmt die Gestalt der Frau mehr und mehr Kontur an. Mit ihr zusammen begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und verlässt ab und an die Wirklichkeit im Taumel von Raum und Zeit.
Fazit
Am Meer ist es wärmer ist ein zum Teil sehr surrealer Roman, an welchem sich stets ein Hauch von Melancholie anhaftet. Der Leser erfährt mit überraschender Genauigkeit den innersten Kern mit all seinen Gedanken, Ängsten und Emotionen der Protagonistin Kei und dennoch bleibt die Autorin mit ihrem Schreibstil sehr distanziert um die Würde ihrer Figur nicht zu verletzen. Ganz der Kultur der Japaner entsprechend. Wahnsinn, so etwas habe ich noch nicht gelesen und darum bin ich auch hin und weg von diesem Werk. Kei ist in meinen Augen eine bemerkenswerte und starke junge Frau, die aus ihrer einstigen Resignation neue Kraft schöpft und beherzt ihrem inneren Instinkt folgt. Der Roman wurde in der Ich-Perspektive geschrieben. Nicht selten passiert es das die Erzählung von Kei aus der Gegenwart in die Vergangenheit umschwenkt, da sie sich an "alte Zeiten" erinnert oder dort nach einem Hinweis sucht. Die Vermischung von Wirklichkeit und Phantasie haben mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die Frau die Kei begleitet, anfangs noch ein Schatten und je weiter das Buch voran schreitet, Kei sich ihrem Ziel nähert oder sie die Fremde gewähren lässt, nimmt immer mehr Kontur und Gestalt an. Die Frage drängt sich förmlich auf, hat Kei sich diese Frau nur eingebildet? Trotz der Erkenntnisse und Offenbarungen die die Protagonistin hat, bleibt der Erzählfluss stets ruhig. Auch dreht es sich in dem Buch nicht ausschließlich um Kei. Keis Mutter oder Tochter Momo haben in dem Buch ihre eigene Rolle, so dass man als Leser ebenfalls eine Menge über sie erfährt und Momo aufwachsen sieht. Es sind viele viele einzelne Abschnitte die erzählt werden, aus dem Leben von Rei, ihrer Mutter, Tochter, Ehemann etc. die perfekt aneinandergereiht ein Gesamtbild ergeben. Dennoch hatte ich Anfangs Mühe der Geschichte zu folgen, sie zu verstehen, oder eher den Schreibstil zu verstehen. Ich fand mich nur schwer hinein und hatte anfänglich oft das Gefühl nicht mehr zu wissen was ist jetzt Gegenwart, was Vergangenheit und was passiert überhaupt grade. Es war aber auch mein erster Roman einer japanischen Schriftstellerin, aber ganz sicher nicht mein Letzter. Von selbiger Autorin habe ich noch ein Buch - Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß – worauf ich mich wirklich Freue es zu lesen.