Hier kann zu den Seiten 073 - 161 (Kapitel 08 - 13) geschrieben werden.
'Früchte des Zorns' - Seiten 073 - 161
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Inzwischen sperrt sich mir das Buch nicht mehr :grin, aber es ist definitiv kein Buch, was man einfach so weg liest, was ich aber auch nicht erwartet habe.
Die Verzweiflung der von ihrem Land Vertriebenen ist so greifbar. Besonders in der Szene, als sie mitten in der nacht noch schnell die Schweine schlachten und einsalzen, um am Morgen gleich los fahren zu können, so als trauten sie der eigenen Entschlossenheit, auch wirklich zu fahren, nicht. Sie sortieren, verbrennen, stapeln und verwerfen...Wie sortiert man ein Leben, das was man mitnehmen kann, was einem bleibt?
Das Wiedersehen mit der Mutter war einer der wenigen emotionalen Momente. Mit Gefühlen werfen die Männer der Geschichte ja nicht gerade um sich.
Aber die Mutter wirkt müde, verbrauchte, resigniert. Ob sie krank ist? -
Irgendwie hoffen alle, daß sie in Kalifornien eine Arbeit finden. Aber auf dem Flyer stand, daß 800 Erbsenpflücker gesucht werden. Mittlerweile sind aber weit mehr auf dem Weg ins gelobte Land. Die Reise ist äußerst beschwerlich, ständig neue Hindernisse und ich habe die Befürchtung, daß sie entweder nie ankommen und wenn sie ankommen ist die Enttäuschung vorprogrammiert.
Ich spüre förmlich das Ächzen des Autos und rechne ständig damit, daß es einen Defekt geben wird. Al hat schon Angst, es könnte ein Berg kommen und das Vehikel schafft es nicht. Den Großvater einfach so zu verscharren, da gehört schon eine Menge dazu. Und ständig die Dollarzählerei, was können sie sich noch leisten. Durch das eingelegte Fleisch haben sie wenigstens etwas zu essen.
Clare, ich teile deine Befürchtung. Ich denke, daß die Mutter bzw. auch Frau Wilson schwer krank sind und das nur noch nicht zugeben bzw. zeigen wollen.
Weshalb fällt es dem Prediger so schwer zu beten?
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Zitat
Original von Richie
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Ich spüre förmlich das Ächzen des Autos und rechne ständig damit, daß es einen Defekt geben wird. Al hat schon Angst, es könnte ein Berg kommen und das Vehikel schafft es nicht. Den Großvater einfach so zu verscharren, da gehört schon eine Menge dazu. Und ständig die Dollarzählerei, was können sie sich noch leisten. Durch das eingelegte Fleisch haben sie wenigstens etwas zu essen.Der Großvater stirbt so einfach nebenbei, dass man es fast überlesen könnte. Traurig, aber es ist kein Raum für Trauer.
Wegen der Autos habe ich auch extreme Bedenken. eine ganz schöne Strecke bis Kalifornien, und die Autos sind nicht gerade neu oder die besten.Zitat
Weshalb fällt es dem Prediger so schwer zu beten?Wenn es näher erklärt wurde, dann ist es mir beim Lesen verloren gegangen. Sein Leben nach dem Predigerdasein muss sehr einsam gewesen sein, so schnell er sich an die Familie anschließt und bereit ist, sich in alle Bedingungen zu fügen.
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Ich bin erst noch am Anfang von diesem Abschnitt.
Aber irgendwie habe ich gerade fast ein wenig Angst weiterzulesen. Die Familie wird hier im 8. Kapitel zu liebenswert und echt dargestellt. Und alle habe so große Hoffnungen und Erwartungen an die Zukunft und Freuen sich auf das Abenteuer nach Californien zu kommen . Und dabei weiß ich als Leser, dass die Familie eine sehr schwere Zeit durchmachen muss und sich von ihren vielen positiven Erwartungen nichts erfüllen wird. Das macht mich irgendwie traurig.:-(ZitatOriginal von Clare
Inzwischen sperrt sich mir das Buch nicht mehr :grin, aber es ist definitiv kein Buch, was man einfach so weg liest, was ich aber auch nicht erwartet habe.Clare, es freut mich sehr, dass Dir das Buch jetzt besser gefällt.
Und es ist definitiv ein Buch, welches viel Zeit braucht.... -
Zitat
Original von Rouge
Ich bin erst noch am Anfang von diesem Abschnitt.
Aber irgendwie habe ich gerade fast ein wenig Angst weiterzulesen. Die Familie wird hier im 8. Kapitel zu liebenswert und echt dargestellt. Und alle habe so große Hoffnungen und Erwartungen an die Zukunft und Freuen sich auf das Abenteuer nach Californien zu kommen . Und dabei weiß ich als Leser, dass die Familie eine sehr schwere Zeit durchmachen muss und sich von ihren vielen positiven Erwartungen nichts erfüllen wird. Das macht mich irgendwie traurig.:-(Na, da machst du mir ja Hoffnung, wie es weiter gehen wird. Aber das ist uns ja eigentlich so oder so klar, fürchte ich.
Für mich machte die Vorstellung der Familie die Geschichte viel greifbarer.Zitat
Clare, es freut mich sehr, dass Dir das Buch jetzt besser gefällt.
Und es ist definitiv ein Buch, welches viel Zeit braucht....Oh, ein Buch, das Zeit braucht.
Ich bin zu schnell, oder? -
Zitat
Original von Richie
Weshalb fällt es dem Prediger so schwer zu beten?
Ich denke, weil er inzwischen in der Realität angekommen ist und weiß, dass den armen Menschen das Beten nicht hilft. Und ihm auch nicht, wenn er sich etwas einer Illusion hingibt.
Ich lese leider nicht so schnell wie ihr anderen, weil ich nach jedem zweiten Kapitel eine Lesepause einlege, um das Gelesene zu überdenken.
Mich hat das Wiedersehen Tommys mit seiner Familie berührt. Alle freuen sich und verhalten sich doch so unbeholfen, wie es eben ihre Art ist. Vor allem die Mutter hat mich beeindruckt: der Mittelpunkt, der ruhende Pol der Familie. Sie hält den Clan zusammen, scheint mir. Und obwohl niemand etwas zu verschenken hat, wird großzügig auch der Prediger zum Essen eingeladen.
Ich finde es so grausam, dass Menschen alles, was von Wert ist und wofür sie ein Leben lang gearbeitet haben, verkaufen müssen und dafür gerade mal eine altersschwache Karre bekommen und bangen müssen, ob das restliche Geld reicht, um die knapp 2000 Meilen bis nach Kalifornien zurücklegen zu können. Und alle blicken zwar mit Skepsis, doch auch mit Hoffnung auf die Zukunft.
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Zitat
Original von Clare
Oh, ein Buch, das Zeit braucht.
Ich finde schon, dass das Buch Zeit erfordert.
So langsam habe ich selten ein Buch gelesen.
Nun bin ich endlich mit diesem zweiten Abschnitt fertig und fühle mich, als wäre ich selbst auf dieser beschwerlichen Reise: der altersschwache Wagen, die endlosen Straßen, kein Wasser, kaum Platz, der Hund wird überfahren, der Großvater stirbt. Und der einzige Lichtblick: die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Wilsons. Ein heftiges und trotzdem wunderbares Buch. -
Zitat
Original von Alice
Ich finde schon, dass das Buch Zeit erfordert.
So langsam habe ich selten ein Buch gelesen.
Nun bin ich endlich mit diesem zweiten Abschnitt fertig und fühle mich, als wäre ich selbst auf dieser beschwerlichen Reise: der altersschwache Wagen, die endlosen Straßen, kein Wasser, kaum Platz, der Hund wird überfahren, der Großvater stirbt. Und der einzige Lichtblick: die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Wilsons. Ein heftiges und trotzdem wunderbares Buch.Aber das war doch ironisch gemeint!
Ich weiß, dass dieses Buch Zeit braucht. Es ist sehr intensiv, und man muss, wie du schon schriebst, genau lesen, weil so viel passiert und einem sonst etwas entgeht. Deshalb brauche auch ich mehr Zeit als sonst für ein Buch.
Edit Tippfehler
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Was mich in diesem Abschnitt auch sehr gerührt hat, war die Szene, als die Mutter in der Nacht vor ihrem Aufbruch noch einmal die Box mit ihren ganzen Erinnerungsgegenständen heraus holt und sie alle anschaut. Und dann kann sie nur einen kleinen Teil davon mitnehmen und verbrennt die ganzen anderen Briefe. Das fand ich sehr traurig.
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Zitat
Original von Rouge
Was mich in diesem Abschnitt auch sehr gerührt hat, war die Szene, als die Mutter in der Nacht vor ihrem Aufbruch noch einmal die Box mit ihren ganzen Erinnerungsgegenständen heraus holt und sie alle anschaut. Und dann kann sie nur einen kleinen Teil davon mitnehmen und verbrennt die ganzen anderen Briefe. Das fand ich sehr traurig.Für sie beginnt ein neues Leben. Vielleicht ist sie sich dessen mehr bewusst als die anderen. Ich hatte so den Eindruck, als sei es für die einen ein Abenteuer und die anderen eine vorübergehende Sache. Die Mutter ahnt da mehr, bricht die Brücken ab, und sie tit es leise, allein und im Stillen. das hat mich auch berührt, da ging es mir wie dir.
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Zitat
Original von Alice
... Und der einzige Lichtblick: die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Wilsons. Ein heftiges und trotzdem wunderbares Buch.
Das fand ich auch sehr bemerkenswert, dass bei all dem Elend immer noch Platz für Hilfsbereitschaft ist.
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Ich schleiche diesmal ganz schön hinterher. Aber ich lese noch.
Diesen Lichtblick am Ende des Absatzes hat das Buch auch gebraucht, sonst wäre das ganze Elend, die Raffgier derer, die sich an denen bereichern, die keine andere Wahl haben, das Leid unerträglich geworden. Besonders erschüttert hat mich die Szene an der Tankstelle - seine Schuhe gegen die Tage Hoffnung tauschen, noch ein paar Meilen weiter zu kommen.
Aber einen emotionalen Zugang zu den Figuren habe ich immer noch nicht gefunden. Vielleicht ist das bei diesem Buch einfach so, muss ja nichts falsches sein.
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Zitat
Original von Zwergin
Das fand ich auch sehr bemerkenswert, dass bei all dem Elend immer noch Platz für Hilfsbereitschaft ist.
Vielleicht kommt die Hilfsbereitschaft besonders dann unter Gleichgesinnten und Leidensgenossen, wenn die Not am größten ist. Vielleicht ist es uns Menschen, die wir so an Besitz und eigenen Angelegenheiten hängen, leichter zu helfen und zu teilen, wenn es uns selber schlecht geht.
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Zitat
Original von Clare
Vielleicht kommt die Hilfsbereitschaft besonders dann unter Gleichgesinnten und Leidensgenossen, wenn die Not am größten ist. Vielleicht ist es uns Menschen, die wir so an Besitz und eigenen Angelegenheiten hängen, leichter zu helfen und zu teilen, wenn es uns selber schlecht geht.
Das hält auch in der Gegenwart an, wenn es eine Katastrophe etc. gibt, halten die Menschen zusammen und erreichen gemeinsam ihr Ziel. Wenn es dann allen wieder besser geht, kommt auch gleich wieder das Negative zum Vorschein.
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Zitat
Original von Clare
Vielleicht kommt die Hilfsbereitschaft besonders dann unter Gleichgesinnten und Leidensgenossen, wenn die Not am größten ist. Vielleicht ist es uns Menschen, die wir so an Besitz und eigenen Angelegenheiten hängen, leichter zu helfen und zu teilen, wenn es uns selber schlecht geht.
Naja, das ist doch immer so: wenn du Hilfe brauchst, frag jemanden, der auch mal in einer Notlage war oder es ist. Oder wenn du jemanden brauchst, der eine zusätzliche Arbeit übernimmt, findest du ihn sicher nur unter solchen Leuten, die eh schon viel zu tun haben. Ich weiß auch nicht, welch seltsames Phänomen das ist. Aber es stimmt schon: wer viel hat, dem wird noch mehr gegeben, wer nichts hat, darf auch nichts erwarten...
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Ich bin mir nicht so sicher, ob eure Schlussfolgerung so ganz zutreffend ist. Ja, hier in dem Buch helfen gerade einige Arme den anderen Armen. Aber genauso viele arme Leute fahren auch einfach vorbei ohne zu helfen und zu denken. Für mich ist das eher eine Charakterfrage.
Mir fiel noch auf, wie selbstsicher das Schwein geschlachtet und in Salz eingelegt wird. Wer könnte das von uns heute noch? Wir haben uns doch alle schon sehr weit von naturalistischen Verhaltensweisen entfernt und brauchen mittlerweile eine sicherer Plastikpackung drumherum und eine exakte Zubereitungsanweisung.
Genauso verblüfft bin ich auch über die Parallelen zu heutigen Ereignissen. Das Buch könnte auch von 2015 sein mit dem Handlungsort Afrika oder Syrien. Das Heimatland bietet außer Erinnerungen nichts mehr und kann die Menschen nicht ernähren. Sie entscheiden sich gegen den sicheren Tod und für die vage Überlebenschance und opfern dafür ihrer Geschichte und Heimat. Die Mutter hätte die Briefe durchaus noch mitnehmen können, macht aber mit dem Verbrennen der Briefe einen ganz klaren Cut. Nicht die Briefe wären ein zu großer Ballast auf der Reise, sondern die Gedanken, die sie verursachen.
Den Prediger schätze ich auch so ein, dass ihn seine eigenen religiösen Worte selbst nicht mehr überzeugen. Aufgrund des Elends ist er zu sehr ernüchtert und will wohl auch seinen Mitmenschen hier nichts mehr vormachen.
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Zitat
Original von xexos
Ich bin mir nicht so sicher, ob eure Schlussfolgerung so ganz zutreffend ist. Ja, hier in dem Buch helfen gerade einige Arme den anderen Armen. Aber genauso viele arme Leute fahren auch einfach vorbei ohne zu helfen und zu denken. Für mich ist das eher eine Charakterfrage.Wahrscheinlich gibt es mehr als eine Sichtweise und auch keine eindeutige Definition von Richtig und Falsch.
Ich überlege gerade, wenn ich an deren Stelle wäre, selber kaum genug zu essen für mich und die Meinen. Würde ich anderen etwas abgeben und damit riskieren, dass meine Familie noch früher verhungert oder würde ich die Augen verschließen aus Sorge um die Meinen? Ein Dilemma, das ich kaum nachvollziehen kann und das mich erschreckt.ZitatOriginal von xexos
Mir fiel noch auf, wie selbstsicher das Schwein geschlachtet und in Salz eingelegt wird. Wer könnte das von uns heute noch? Wir haben uns doch alle schon sehr weit von naturalistischen Verhaltensweisen entfernt und brauchen mittlerweile eine sicherer Plastikpackung drumherum und eine exakte Zubereitungsanweisung.Das finde ich nun aber gar nicht erstaunlich. Was meinst du, wie die Menschen früher die Tiere geschlachtet haben, bevor es Fleischfabriken gab? Auch die Bauern bei uns haben seit Jahrhunderten selber geschlachtet, und manche tun das heute noch. Nur wir Stadtmenschen sind so denaturiert, dass wir Fleisch nur in sterilen Verpackungen kaufen bzw kennen.
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Zitat
Original von Alice
Wahrscheinlich gibt es mehr als eine Sichtweise und auch keine eindeutige Definition von Richtig und Falsch.
Sehe ich auch so. Dem Sprichwort nach verdirbt ja auch Geld den Charakter und demzufolge ist das wohl auch kaum trennscharf voneinander abzugrenzen.ZitatOriginal von Alice
Das finde ich nun aber gar nicht erstaunlich. Was meinst du, wie die Menschen früher die Tiere geschlachtet haben, bevor es Fleischfabriken gab? Auch die Bauern bei uns haben seit Jahrhunderten selber geschlachtet, und manche tun das heute noch. Nur wir Stadtmenschen sind so denaturiert, dass wir Fleisch nur in sterilen Verpackungen kaufen bzw kennen.
Schrieb ich nicht genau dasselbe? -
Zitat
Original von xexos
Schrieb ich nicht genau dasselbe?
Tut mir leid, falls ich dich missverstanden habe
Für mich gabs da schon einen Unterschied, denn du hast doch geschrieben:
ZitatOriginal von xexos
Mir fiel noch auf, wie selbstsicher das Schwein geschlachtet und in Salz eingelegt wird. Wer könnte das von uns heute noch?
Ich denke, dass das auch heute noch so einige können. Nicht du und nicht ich, und die meisten hier auch nicht. Ich kenne aber in meiner unmittelbaren Umgebung zwei Männer, die das schon noch können und auch schon getan haben. Ob sie auch Schweine geschlachtet haben, weiß ich nicht, aber Schafe auf jeden Fall.