Hier kann zu den Seiten 161 - 246 (Kapitel 14 - 18) geschrieben werden.
'Früchte des Zorns' - Seiten 161 - 246
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Es gibt immer mal wieder im Buch Kapitel wie kurze Einspiele, philosophische Einsprengsel, die ich wahrscheinlich noch mal lesen muss, die Bedeutung bekommen, wenn man weiter im Roman liest. Hier, am Anfang dieses Abschnittes, geht es um das "vom Ich zum Wir".
Steinbeck stellt die Menschen, die bleibenden Figuren seiner Geschichte und die, die nur kurz auftauchen, nackt und schonungslos ins Licht, demaskiert sie zu dem, was sie sind: gut, schlecht, schwach, verlogen, gutmütig...
Die Geschichte greift mich beim lesen manchmal ganz schön an, die Hoffnungslosigkeit drückt schwer. Aber es gibt auch Licht, wie in der Szene mit Mae und Al im Diner, die gutmütig sind und schenken, wo sie hart bleiben könnten. Das macht Mut.
Immer wieder in der Geschichte sieht man die einende Kraft des gemeinsamen Verlustes, die die Menschen zusammen schweißt und einander helfen lässt.
Auffällig ist, dass die Männer und die Frauen damals immer noch schön getrennt unter sich sind, wenn sie sich in die Karten ihrer Gefühle gucken lassen.
Inzwischen traf man auch schon Rückkehrer, und die Aussichten werden immer schlechter. man stelle sich vor, dass 300000 Flüchtige mit Sack und Pack in Kalifornien einfallen......Ich mag den Roman inzwischen sehr!
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Zitat
Original von Clare
Die Geschichte greift mich beim lesen manchmal ganz schön an, die Hoffnungslosigkeit drückt schwer. Aber es gibt auch Licht, wie in der Szene mit Mae und Al im Diner, die gutmütig sind und schenken, wo sie hart bleiben könnten. Das macht Mut.
Immer wieder in der Geschichte sieht man die einende Kraft des gemeinsamen Verlustes, die die Menschen zusammen schweißt und einander helfen lässt.
Für mich war dieses kleine Intermezzo im Diner auch das "menschliche" Highlight des Abschnitts. Sehr berührend.
Die mühsame Reise geht weiter. Steinbeck schildert so eindringlich und eindrucksvoll, dass ich manchmal glaube, mittendrin zu sein und körperliches Unbehagen verspüre. Jede Autopanne lässt mich das Schlimmste befürchten. Das Gespräch mit dem einäugigen Mann auf dem Schrottplatz fand ich ziemlich interessant.
Dass sie Noah am Fluss absetzte und bleiben wollte, finde ich zwar verständlich, aber für mich kam der Entschluss doch sehr abrupt und überraschend. Oder habe ich doch etwas überlesen?
Was wohl aus den Wilsons wird? Dass Sairy todkrank ist, ist offensichtlich.
Auch der Tod der Großmutter war zu erwarten. Was Mutter Joad in diesen Stunden mitgemacht hat, kann man nur erahnen. -
Mir gefiel das kurze Gespräch zwischen John und dem Prediger auf der Ladefläche. Die Leute sind so herrlich naiv und einfach und dabei völlig ehrlich und unverstellt anderen gegenüber. Ehre ist da noch kein leeres Wort, sondern sogar Lebensziel.
Das sie die blühenden Felder von oben sehen und es nun runter auf die Ebene geht, ist sicher auch ein wenig metaphorisch. Besser wird es wohl nicht mehr für die, die abfällig Okies genannt werden.
Auch in diesem Abschnitt hatte ich wieder das Gefühl, ein Buch von 2015 zu lesen und eine syrische Familie unterwegs zu begleiten. Die Angst vor dem Fremden liegt tief in uns Menschen drinnen. Leider.
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Zitat
Original von Clare
Es gibt immer mal wieder im Buch Kapitel wie kurze Einspiele, philosophische Einsprengsel, die ich wahrscheinlich noch mal lesen muss, die Bedeutung bekommen, wenn man weiter im Roman liest. Hier, am Anfang dieses Abschnittes, geht es um das "vom Ich zum Wir".Ich weiß noch genau, dass mich diese kurzen, philosophischen Kapitel beim ersten mal Lesen nicht so richtig interessiert haben. Ich habe da oft nur schnell drüber gelesen, weil ich wissen wollte, wie es jetzt mit der eigentlichen Geschichte weiter geht. Jetzt beim zweiten mal lesen, finde ich diese eingeschobenen Abschnitte viel interessanter und ich kann mehr damit anfangen. Gerade durch diese kurzen Einspiele gewinnt das Buch für mich noch viel mehr an Bedeutung.
So und jetzt ist es also passiert: die erste Autopanne hat sie erwischt. Ich habe schon richtig darauf gewartet. Das musste ja auch so kommen, bei diesen alten und komplett überladenen Autos.
Und ganz stark war ja auch hier wieder der Auftritt der Mutter: wie sie die Entscheidung trifft, dass die Familie zusammen bleibt und nicht ein Teil von ihr schon mal voraus fährt. Sie kommt mir wie das eigentliche Oberhaupt der Familie vor und sie sorgt für den Zusammenhalt. Ich finde sie als Person ganz stark! -
Sie übernimmt allein schon eine Führungsrolle, weil sie intelligenter als ihr Mann ist. Ihr Mann ist ihr sprachlich und organisatorisch völlig unterlegen und gleicht dies zum Glück nicht mit Sturrheit und Aggressionen aus.
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Zitat
Original von Rouge
Ich weiß noch genau, dass mich diese kurzen, philosophischen Kapitel beim ersten mal Lesen nicht so richtig interessiert haben. Ich habe da oft nur schnell drüber gelesen, weil ich wissen wollte, wie es jetzt mit der eigentlichen Geschichte weiter geht. Jetzt beim zweiten mal lesen, finde ich diese eingeschobenen Abschnitte viel interessanter und ich kann mehr damit anfangen. Gerade durch diese kurzen Einspiele gewinnt das Buch für mich noch viel mehr an Bedeutung.
Ich mag diese kurzen philosophischen Kapitel sehr, sie ergänzen die eigentliche Geschichte perfekt, finde ich.
Mutter Joad ist wirklich eine sehr starke Person und wie sie die Familie zusammenhält ist wirklich beachtlich, sie hätte bestimmt auch Noah von seinem Weggang abgehalten, hätte sie davon gewusst, aber das war ihm wahrscheinlich klar, so dass er sich quasi klangheimlich und ohne sich vorher was anmerken zu lassen davon gemacht hat.
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Zitat
Original von Zwergin
Mutter Joad ist wirklich eine sehr starke Person und wie sie die Familie zusammenhält ist wirklich beachtlich, sie hätte bestimmt auch Noah von seinem Weggang abgehalten, hätte sie davon gewusst, aber das war ihm wahrscheinlich klar, so dass er sich quasi klangheimlich und ohne sich vorher was anmerken zu lassen davon gemacht hat.Das Noah sich so einfach aus dem Staub machen kann, hat nḿich sehr gewundert, so sehr, wie die Mutter um den Zusammenhalt der Familie kämpft. Aber so richtig schlau bin ich aus Noah eh nicht geworden. Er hatte eine eher untergeordnete Stellung in der Familie, war nicht handwerklich versiert und nicht so geachtet, meine ich. War er etwas seltsam? Man lässt ihn einfach so gehen, den Fluss entlang...Ja, wohin denn? Fragte sich das keiner? Was hat er denn für eine Chance, sich so durchzuschlagen?
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So, Familie im Bett (zumindest glaube ich das, bei Pubertieren weiß man das ja nie so genau) und ich kann noch mal kurz an den Rechner, bevor ich mich auch hinlege.
Diesen Absatz habe ich jetzt auch gelesen - ich muss xexos recht geben, dieses Buch ist grausam aktuell und könnte ziemlich ähnlich von einer heutigen Flüchtlingsfamilie geschrieben werden - immer weiter ziehen, weil man einfach keine Alternative hat, nirgendwo hin zurückkehren kann. Wenn man auf dem Weg Familienmitglieder verliert, bleibt wenig Zeit zu trauern, im Gegenteil, manchmal muss man unmenschliches dabei durchstehen (die Mutter neben der toten Großmutter, deren Tod erst nach der Grenze bekannt werden durfte).
Ich finde die Mutter auch sehr interessant und halte sie zumindest für die emotional intelligenteste Person der Familie, sie spürt, dass der Zusammenhalt das einzige ist, was sie aufrecht erhält und weiter vorantreibt. Deshalb hat Noah sich ja auch nicht von ihr verabschiedet - er wusste sicher, sie hätte ihn aufgehalten. Diese Szene ist mir wirklich nahe gegangen - Noah versteht genau, dass er anders ist und andere Menschen ihn deshalb merkwürdig ansehen. Für ihn ist es am schlimmsten, die Farm zu verlassen. Auf der Farm hatte er seine Aufgaben und war nützlich. Das hat er nun vollständig verloren - eine vage Zukunftshoffnung hilft ihm nicht, als Außenseiter bei der Gruppe zu bleiben und er zieht sich lieber in die menschenleere Natur zurück, wo ihn keiner schräg anguckt.
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Zitat
Original von Clare
Das Noah sich so einfach aus dem Staub machen kann, hat nḿich sehr gewundert, so sehr, wie die Mutter um den Zusammenhalt der Familie kämpft. Aber so richtig schlau bin ich aus Noah eh nicht geworden. Er hatte eine eher untergeordnete Stellung in der Familie, war nicht handwerklich versiert und nicht so geachtet, meine ich. War er etwas seltsam? Man lässt ihn einfach so gehen, den Fluss entlang...Ja, wohin denn? Fragte sich das keiner? Was hat er denn für eine Chance, sich so durchzuschlagen?Ich hatte das Gefühl, die Mutter ist in dem Moment so sehr mit der kranken Großmutter beschäftigt, dass sie das mit Noahs Weggang gar nicht richtig mitbekommt. Sie ahnt ja schon, dass die Großmutter bald sterben wird und kümmert sich rund um die Uhr nur um sie. Da hat sie die Kraft nicht mehr, Noah bei der Familie zu behalten.
Aber mich hat es auch gewundert, dass die anderen Familienmitglieder Noahs Weggang so einfach hinnehmen und sich nicht mehr um ihn Sorgen machen. Der Vater frägt kurz nach ihm, die anderen erwähnen ihn nicht einmal.
Ich hoffe einfach mal, dass er es schafft, sich alleine Durchzuschlagen.Die Familie fängt an auseinander zu brechen. Erst der Großvater, dann Noah, dann stirbt die Großmutter....schon traurig ...
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Ihnen bleibt ja keine andere Chance, als es hinzunehmen. Sie haben keine Zeit, ihn zu suchen - und wenn jemand nicht gefunden werden will, dann ist das doppelt schwer und zeitaufwändig. Damit haben sie drei Menschen verloren, allerdings bleibt für Trauer kein wirklicher Raum.
Eine wirklich üble Situation für die Familie.
Ich hoffe ja, in dieser Woche die letzten Abschnitte lesen zu können, ich bin sehr gespannt. Ich habe nicht abgebrochen, nur pausiert.
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Zitat
Original von Ellemir
Ihnen bleibt ja keine andere Chance, als es hinzunehmen. Sie haben keine Zeit, ihn zu suchen - und wenn jemand nicht gefunden werden will, dann ist das doppelt schwer und zeitaufwändig. Damit haben sie drei Menschen verloren, allerdings bleibt für Trauer kein wirklicher Raum.Trotzdem hätte ich gerne gewusst, was auch ihm geworden ist, ob er durchgekommen ist.
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Ich finde, das Buch hat ganz viele Parallelen zu unserer aktuellen Situation. "Wir wollen euch hier nicht..." und das Gerede, dass die "Oakis" dumm sind und nicht denken können und und und.... Grausam!
Ich finde die Situation sehr beklemmend. Erst stirbt Großvater, dann geht Noah einfach so und dann stirbt auch noch Großmutter. Die Wilsons kann ich ja noch verstehen, obwohl ich den Abschied sehr traurig fand.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn man alles, was einem wichtig ist, einpackt und zu einem anderen Ort aufbricht. Wenn man weiß, man kann nicht zurück und die Hoffnung bleibt am Zielort aufgenommen zu werden.
ZitatOriginal von xexos
Auch in diesem Abschnitt hatte ich wieder das Gefühl, ein Buch von 2015 zu lesen und eine syrische Familie unterwegs zu begleiten. Die Angst vor dem Fremden liegt tief in uns Menschen drinnen. Leider.
Ich glaube nicht, dass jeder Angst vor dem Fremden hat. Ich würde behaupten, dass es bei mir nicht so ist, aber man muss sich auch damit auseinander setzen und nicht direkt alle als böse und falsch abstempeln.
Ich finde die Mutter übrigens auch ganz großartig. Wie sie in dem Abschnitt neben der toten Großmutter lag und den Männern an der Grenze klar gemacht hat, dass sie schnell weiter müssen. Sie hat wirkliche Stärke.
ZitatOriginal von Clare
Das Noah sich so einfach aus dem Staub machen kann, hat nḿich sehr gewundert, so sehr, wie die Mutter um den Zusammenhalt der Familie kämpft. Aber so richtig schlau bin ich aus Noah eh nicht geworden. Er hatte eine eher untergeordnete Stellung in der Familie, war nicht handwerklich versiert und nicht so geachtet, meine ich. War er etwas seltsam? Man lässt ihn einfach so gehen, den Fluss entlang...Ja, wohin denn? Fragte sich das keiner? Was hat er denn für eine Chance, sich so durchzuschlagen?
Sein Weggang wurde ja auch eher gleichgültig aufgenommen. Ich sehe keine Chance für ihn.