Februar 2017
Kurzbeschreibung:
Definition von „Lessons Learned“ im Umfeld der Automobilindustrie
Eine Publikation des VDA.
Über die Autoren:
VDA Verband der Automobilindustrie
Mein Eindruck:
Dieses 43seitige VDA-Band habe ich als Gelbdruck gelesen. Es wurde vom VDA online frei zur Verfügung gestellt.
Das Buch ist zu begrüßen, da mit dem Begriff Lessons Learned häufig sehr frei umgegangen wird und viele Beteiligte doch etwas anderes darunter verstehen.
Der Begriff war ja auch bisher nicht spezifiziert, wurde aber als Prozessschritt in Projekten wie selbstverständlich angewendet.
Natürlich wird man als Lieferant dann umso mehr gefordert, aber das bleibt sowieso nicht aus. Das Ziel aus positiven wie negativen Erfahrungen (Reklamationen, Störungen etc.), da ganz besonders, zu lernen hat man gemeinsam.
Der Untertitel „Prozessbeschreibung, Anwendungstipps und Prozessbeispiele“ ist schon mal vielversprechend.
Die „Lessons“ sind gemachte Erfahrungen, Erkenntnisse. Learned heißt dann aber auch, mit den Erfahrungen und den Wissen daraus nachhaltig umzugehen.
Wissensmanagement ist der Schlüssel, um Kompetenz und Verhalten der Mitarbeiter zu beeinflussen und Produkte, Prozesse und Systeme zu verbessern.
Das Buch macht klar, dass daraus ein Prozess entstehen kann, bzw. als Ergänzung zu bereits bestehenden, funktionierenden Prozessen dient. Das ist nachvollziehbar, denn das Input kommt aus verschiedenen Methoden wie KVP, FMEA , Audits, 8D, Lean etc., die wohl fast überall schon in irgendeiner Form angewendet werden.
Interessant, aber leider sehr kurz ist der Abschnitt über das Erkenntnisse sammeln und bewerten sowie das Output, dabei ist das nicht so trivial. Wichtig ist, eine Struktur da rein zu bekommen.
Relativ neu dürfte das Rollenverständnis sein, denn ich habe bisher niemand getroffen, der von sich sagt, er wäre Lessons Learned-Koordinator. Vermutlich wird das immer am jeweiligen Projektleiter hängen bleiben. Oder sollte man doch einen Prozesstreiber benennen? Schwierig!
Dann die Frage nach einer Kennzahl. Das geht mir schon fast wieder zu weit. Noch eine Kennzahl, die man erheben soll, Stöhn! Dass das Aufwand ist, erkennt aber auch der VDA-Band und empfiehlt, sich auf wenige nützliche zu beschränken.
Schließlich kommen detailliert aufgeführte Praxisbeispiele, in mehreren Unterpunkten. Damit kann ich an meisten anfangen. Im Ansatz erinnert die Vorgehensweise auch ein wenig an den guten, alten Qualitätszirkel oder an diverse Workshops.
Erstaunlicherweise eignet sich LL nicht nur für Produkte sondern auch für Verfahren. Als nachvollziehbares Beispiel dafür wird „Probleme mit Besprechungen“ gewählt. Aus Ursachenanalyse kommen Erkenntnisse, Maßnahmen und Wirksamkeitskontrolle, was zu Lesson Learned führt.
Ein weiteres Beispiel „Drehmomentschlüssel“ zeigt ein mögliches Template, das verwendet werden könnte.
Der Anhang zeigt eine Einstufung der Wissenskultur im Unternehmen von Level 0 bis Level 3. Da Wissensmanagement auch eine zusätzliche Forderung der neuen ISO 9001 ist, halte ich das für besonders interessant und diskussionswürdig.
Dem Lessons Learned wird man sich künftig nicht entziehen können, daher habe ich den VDA-Band mit großem Interesse gelesen.
Jetzt bin ich nur noch gespannt, ob der Gelbband schließlich der zukünftigen, endgültigen Version entsprechen wird.