384 Seiten
Luchterhand Literaturverlag
Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann
Originaltitel: Comissao das Lagrimas
Mit einem Glossarder Übersetzerin.
Kurzbeschreibung:
Im Werk des weltberühmten Schriftstellers Lobo Antunes haben die Kolonialkriege seines portugiesischen Heimatlandes schon immer einen festen Platz. Nun geht er einen Schritt weiter und schreibt über das postkoloniale Angola, über die Zeit nach der Befreiung von der portugiesischen Herrschaft, als die damalige kommunistische Regierung auf brutale Weise gegen Oppositionelle in den eigenen Reihen vorging. Und es wäre kein Roman von Lobo Antunes, dem Meister der Polyphonie, wenn es nicht viele widerstreitende, melodische und rhythmisch sich abwechselnde Stimmen wären, die von der »Kommission der Tränen« und ihren fatalen Folgen erzählen und davon, wie ein Land seine Unschuld verlor.
Über den Autor:
António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren und hat Medizin studiert. Während des Kolonialkrieges war er als Militärarzt in Angola, arbeitete danach in der Psychiatrie und war lange Jahre Chefarzt in einer Psychiatrischen Klinik in Lissabon. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen, zuletzt dem Camões-Preis, ausgezeichnet und ist in vierzig Sprachen übersetzt.
Über die Übersetzerin:
Maralde Meyer-Minnemann, geboren 1943 in Hamburg, erhielt 1992 den "Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzungen", 1997 den Preis "Portugal-Frankfurt", 1998 den "Helmut-M.-Braem-Preis" und wurde 2005 für den "Preis der Leipziger Buchmesse" nominiert.
Mein Eindruck:
Seit 20 Jahren lese ich die Romane von Antonio Lobo Antunes und die Faszination für seinen unvergleichlichen Stil ist immer noch da.
Antonio Lobo Antunes halt schon öfter über Angola in Kriegszeiten geschrieben. Hier zeigt er aber anhand einer betroffenen Familie die Folgen eines postkolonialen Angola in den siebziger Jahren, in der es brutale Säuberungen von Oppositionellen und Portugiesen gab. Die titelgebende Kommission der Tränen war ein Tribunal als Teil der kommunistischen Regierung, die durch Anklagen und Verhöre grausam gegen Abweichler und Oppositionelle wirkte und Mitschuld an Folter, Morde und Massaker trägt. Zehntausende starben in der Zeit von 1977 bis 1979.
Im Mittelpunkt des Plots steht die seelisch zerrüttete Christina. Als kleines Kind hat sie Gräuel miterlebt, an der ihr in Angola geborener Vater Mitschuld hatte. Ihre weiße Mutter Alice war eine Tänzerin aus Portugal. Sie mussten aus Angola fliehen und leben jetzt in Lissabon.
Abgesehen von diesem wenig bekannten Thema, über das ich bisher wenig wusste, konnte mich die dunkel gefärbte Sprache des Romans überzeugen. Es gibt viele düster-poetische Sätze, wobei ein beklemmendes Gefühl von Angst und Schuld immer mitschwingt. Angola ist ein grausames Land, aber es ist nicht nur ein Buch über Angola, sondern auch über Portugal, dort entlarvt der Autor einen deutlichen Rassismus.
Wie gewohnt setzt Antunes seinen vielstimmigen Stil ein, der seine Romane so schwer lesbar machen. Auch die Leitmotive sind wieder da, wie z.B. Frauenhaarfarne oder der singenden Frau. Zusätzlich einzelne Sätze, die immer in speziellen Momenten wiederholt werden.
Der Roman zeigt einen Zustand, aber kaum eine Entwicklung. Kein Ausweg für die leidenden Protagonisten. Ein düsteres, trostloses Buch !
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ASIN/ISBN: 3442714044 |