Fantômas: Ein Zug verschwindet
von Pierre Souvestre (Autor), Marcel Allain (Autor), Lea Rachwitz (Übersetzer)
Originaltitel: Le Train Perdu
Gebundene Ausgabe: 399 Seiten
Verlag: Edition Epoca; Auflage: 1 (8. August 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3905513544
ISBN-13: 978-3905513547
Über die Autoren:
Pierre Souvestre wurde am 1. Juni 1874 als Sohn eines Präfekten im bretonischen Plomelin geboren, wuchs in Paris auf und starb dort am 26. Februar 1914 an der Spanischen Grippe.
Marcel Allain wurde 1885 in Paris geboren, wo er zeitlebens wohnte und arbeitete. Er starb 1969. Wie Souvestre entstammte er einer bürgerlichen Familie und studierte ebenfalls Jura, bevor er Journalist und Schriftsteller wurde.
Inhaltsangabe:
Fantômas wird 100! Und er ist quicklebendig, der Herr des Grauens, der Meister des Schreckens, der Mann mit der Maske, der schwebend über den Dächern von Paris immer neue Gaunereien plant. Pünktlich zum Jubiläum erscheint in der Edition Epoca der erste Band einer neuen Reihe mit den Abenteuern des unsterblichen Verbrecherkönigs und seines genialen Gegenspielers Juve: ein Leckerbissen der Kriminalliteratur, der mit Nervenkitzel und schwarzem Humor nicht geizt.Die erste Verfilmung von Fantômas stammt aus dem Jahr 1913, die bekannteste aus den sechziger Jahren mit Jean Marais und Louis de Funès.
In Ein Zug verschwindet treibt Fantômas sein Unwesen nicht nur in Paris und Bordeaux: Nachdem ein Streik der Seeleute die Fähren über den Ärmelkanal lahmlegt und seinen Plan vereitelt, einen englischen Lord um fünf Millionen Pfund zu erleichtern, sieht er sich genötigt, sein Betätigungsfeld auf Belgien und Deutschland auszudehnen. Alle Fäden des Geschehens laufen in einem Zug zusammen, der den berühmten Zirkus Barzum zu seinen Gastspielen befördert. Erste Station der Tournee ist Köln, wo ein längerer Aufenthalt geplant ist. Ganz ungeplant verläuft hingegen die Weiterreise, als Fantômas den Führerstand der Lok betritt, um Inspektor Juve zu entkommen ...
Meine Kritik:
Über Fantômas und den Hype, den er Anfang des 20. Jahrhunderts auslöste, hatte ich einiges gehört und gelesen. Bisher kannte ich allerdings nur die drei Klamaukfilme aus den 1960ern, die zwar recht amüsant sind, aber angeblich das Wesen der wahren Fantômas-Geschichten nur zum Teil erfassen.
Warum sich also nicht ein eigenes Bild davon machen?
Idealerweise hat der Schweizer Verlag Edition Epoca vor kurzem den Roman „Fantômas: Ein Zug verschwindet“ neu übersetzten herausgebracht. Allerdings ist dies nicht der erste, sondern der 21. Band der Reihe. Da der Verlag die davor spielenden Geschichten allesamt NICHT veröffentlicht hat, wird man mitten in ein bereits gefestigtes Szenario geworfen und muss selbst zusehen, wie man damit klarkommt. Auch das steigert nicht unbedingt das Lesevergnügen. Erklären kann ich mir die Wahl des 21. Bandes nur damit, dass die Geschichte zum Teil in Deutschland spielt und der Verleger so vielleicht ein paar zusätzliche Sympathien wecken wollte.
Die der Roman auch bitter notwendig hat.
Die Geschichte ist furchtbar. Vierhundert Seiten Chaos und Langeweile. Die Handlung folgt zwar einem roten Faden, ist aber trotzdem wenig schlüssig. Insbesondere Kommissar Juve handelt an keiner Stelle des Romans logisch oder wie ein richtiger Polizist. Selbst der Bösewicht Fantômas bringt einen eher zum Kopfschütteln als zum Fürchten. Dazu passt auch der irreführende Titel „Ein Zug verschwindet“ – um einen verschwindenden Zug geht es auf den letzten zehn Seiten. Davor dreht sich die Handlung um einen Zirkus.
Furchtbar war auch der Schreibstil. Vor allem die etwas besserwisserische Art der Erzähler und die ständigen Wiederholungen (mit Ausrufezeichen, damit es auch ein wirklich doofer Leser begreift!) ging mir gehörig auf den Zeiger. Durch die seltsam passive Schreibe fällt es überdies zudem ziemlich schwer, überhaupt in das Geschichten abzutauchen. Da versprühen die nicht viel früher erschienenen Sherlock-Holmes-Geschichten einen deutlich anderen Charme.
Von daher: Das Experiment Fantômas ist gescheitert. So schlecht, wie der Roman ist, wundert es mich wenig, dass der Verlag keinen weiteren Band übersetzt hat. Das einzig Positive war das schwarze Hardcover mit den goldenen Sprenkeln darauf, das einem suggeriert, man hätte etwas Edles in der Hand.