Roy und Betty lernen sich trotz ihres hohen Alters noch über eine Datingplattform kennen. Roy hat endlich eine Frau gefunden, die anscheinend seinen speziellen Kriterien entspricht. Betty wurde bei dieser Aktion von ihren Enkel Stephen unterstützt.
Schon kurze Zeit später ist Roy bei Betty eingezogen und man kann sich fragen, warum zwei so verschiedene Personen noch mal ein gemeinsames Leben suchen. Stephen beobachtet Roy sehr kritisch.
Dann erfährt man nüchtern und schnörkellos über Roys letzten Beutezug, bei dem er einige Kumpels betrogen und sein Verschwinden inszeniert hat. Er will sich mit dem Geld einen beschaulichen Ruhestand sichern. Da fragt man sich, wie Betty noch ins Bild passt.
Stephen findet Roy groß, unordentlich und streng riechend, doch Betty bittet beide freundlich zueinander zu sein. Ihr Enkel versteht nicht, warum sie sich mit ihm abgibt, wo sie so wenig zueinander passen. Auf einem Urlaub in Berlin ist sie voll Tatendrang, hat ein Leuchten in den Augen, aber auf ihren Enthusiasmus würde er lieber verzichten. Er ist gelangweilt, ungeduldig und müde. Später berichtet er ihr, dass er sich finanziell bereits fürs Alter gerichtet hat und bietet ihr an, für ihre Vermögensverwaltung seinen Kumpel anzusprechen. So fragt man sich, ob er doch noch nicht genug hat…
Die Geschichte wird zunächst recht ruhig erzählt, mit relativ wenig Spannung. So könnte das Leben alternder Krimineller aussehen.
Beide Personen sind nicht unbedingt sympathisch und man kann sich auch nicht einfach mit ihnen identifizieren, am zugänglichsten ist noch Betty. Die immer wieder eingestreuten, länglichen Zeitsprünge in Roys Vergangenheit, die immer weiter zurück reichen, können einen leicht aus dem Lesefluss bringen.
Gegen Ende nimmt die Spannung zu, man erkennt worauf die ganze Geschichte heraus läuft. Aber auch das fesselnde Lesevergnügen gegen Ende konnte mich nicht mehr mit dem Buch aussöhnen. Den Abschluss finde ich etwas wirr und nicht zufrieden stellend.
Angezogen hatte mich an dem Thriller „Das alte Böse“ von Nicholas Searle ehrlich gesagt auch, dass es so enorme Vorschusslorbeeren in anderen Ländern geerntet hat, aber denen konnte das Buch leider nicht gerecht werden. Die Inhaltsangabe ließ auf nicht alltägliche Hauptfiguren hoffen, was zum Teil auch zutrifft, aber leider bleiben einem die Charaktere aber auch fern.
6 von 10 Punkten