Petra Oelker - Zwei Schwestern

  • Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    erschienen am 24. März 2017


    zur Autorin: (Quelle: Rowohlt-Verlag)
    Petra Oelker, geboren 1947, arbeitete als Journalistin und Autorin von Sachbüchern und Biographien. Mit «Tod am Zollhaus» schrieb sie den ersten ihrer erfolgreichen historischen Kriminalromane um die Komödiantin Rosina, neun weitere folgten. Zu ihren in der Gegenwart angesiedelten Romanen gehören «Der Klosterwald» «Die kleine Madonna» und «Tod auf dem Jakobsweg». Zuletzt begeisterte sie mit «Emmas Reise», einer Road Novel in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg.


    zum Inhalt:
    Im aktuellen historischen Roman von Petra Oelker wird die unruhige Zeit der christlichen Reformation aus der Sicht der zwei Schwestern Anna Bünnfeld und Reimare Hogenstraat geschildert. Die beiden sind so unterschiedlich, dass man sie kaum als Verwandte ansehen könnte. Anna ist eine wohlhabende Witwe und unterstützt den jungen Physikus Dr. Warnow aus Wittenberg bei seiner Arbeit. Gleichzeitig sorgt sie sich aber auch um ihre jüngere Schwester Reimare, die ehemalige Nonne eines katholischen Klosters. Seit Martin Luther seine 95 Thesen an das Portal der Wittenberger Kirche geschlagen hat, sind auch in Hamburg neue Zeiten angebrochen.


    meine Meinung:
    Die von Martin Luther begonnene Reformation jährt sich in diesem Jahr zum fünfhundertsten Mal. Der wunderschön illustrierte Roman bietet einen kleinen Einblick in die Zeit des religiösen Umbruchs im Norden. Vor allem Hamburger Studenten zog der Reformator in den Folgejahren von 1517 nach Wittenberg. Sie brachten seine Übersetzung des Neuen Testaments mit und ließen sie heimlich drucken und verbreiten. Der alte Glaube wurde stetig durch Luthers Theologie verdrängt. Der daraus entstehende Zwiespalt der Nonnen wird durch Reimare ausgedrückt. Ihr innerer Konflikt und der Druck von Außen durch den Wechsel zu evangelischen Predigten werden auf empathische Weise nachvollziehbar. Auch ihre ältere Schwester Anna bleibt von der Reformation nicht unberührt. Sie muss ihre weltlichen Angelegenheiten regeln und ihren Nachlass den neuen Zeiten anpassen. Das entspricht den perfekten Gegenpol zu ihrer Schwester.


    Die Autorin legt erneut großen Wert auf eine authentische Wiedergabe der Zeit. Wie bereits in ihren vorherigen historischen Krimis und Romanen stellt sie die Zeit bildhaft und farbenfroh dar. Sie zeichnet mit den Figuren ein authentisches Gesellschaftsporträt, das auch die Handlungen glaubhaft erscheinen lässt. Nebenbei spickt sie den Haupthandlungsstrang mit spannenden Nebenhandlungen, sodass man das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen möchte. In den Twieten und Gassen des historischen Hamburgs treiben sich Gestalten in dunklen Mänteln herum und es geschieht sogar ein Mord im Siechenhaus St. Georg. Dennoch ist der ruhige Roman weit entfernt von einem Krimi. Er vermittelt so allerdings eine Ahnung von den Umständen, mit denen sich die Einwohner auseinandersetzen mussten. Auch sprachlich wurde so weit wie möglich der Ton angepasst, ohne zu anstrengend zu werden. Das liebevoll gestaltete Buch ist nicht nur lesenswert, sondern auch eine Erinnerung an eine unruhige Zeit in der aufstrebenden Hansestadt.