Katie Kennedy: Der Asteroid ist noch das kleinste Problem
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger GmbH 2017. 368 Seiten
ISBN-13: 978-3522505505. 14,99€
Vom Verlag empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Übersetzerin: Julia Gehring
Verlagstext
Ein Asteroid rast auf die Erde zu. Ein großer und ziemlich gefährlicher. Vielleicht nicht unbedingt einer von der Sorte „Ich-töte-alle-Dinosaurier", aber zumindest einer in Richtung „Ich-lösche-ganz-Kalifornien-aus-und-zerstöre-Japan-mit-einem-Tsunami". Yuri, Physikgenie, soll zusammen mit einem Team von Superhirnen aus der ganzen Welt diese Katastrophe verhindern. Die gute Nachricht ist: Yuri weiß, wie er den Asteroiden stoppen kann. Die schlechte Nachricht: Er ist gerade mal 17, und keiner seiner Kollegen nimmt ihn so richtig ernst. Schließlich haben sie länger Physik studiert, als er überhaupt auf der Welt ist. Doch von einer Sekunde auf die andere scheint der Asteroid nicht mehr Yuris größtes Problem zu sein, denn er lernt Luna kennen. Ein Hippie-Mädchen, das ihm zeigt, wie das Leben aussehen kann, wenn man nicht als Genie auf die Welt gekommen ist und mit 12 seinen Schulabschluss gemacht hat. Sie nimmt ihn mit ins Leben und zeigt ihm, wie schön es sein kann …
Die Autorin
Katie Kennedy unterrichtet Geschichte. Doch als sie in einer Feuerwache Unterricht geben musste, sprang bei jedem Feueralarm die gesamte Klasse auf und verließ den Raum. Das war allerdings nicht ihr einziger Notfall-Einsatz: Um überzeugende Unfall-Szenen schreiben zu können, machte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Katie lebt mit Mann, Tochter und Sohn in Michigan, genauso wie eine Million Fledermäuse.
Inhalt
Yuri trägt einen Anzug, Oberhemd und schwarze Schuhe. Er ist weder der Azubi noch eine Servicekraft in der Kantine. Mit 17 ist der junge Russe bereits promovierter Physiker. Doch jemandem mit dem Bartwuchs eines 14-Jährigen nimmt das bei der amerikanischen Raumfahrtbehörde niemand ab. Yuri ist als Experte zu Hilfe gerufen worden, um die Erde vor dem Zusammenstoß mit einem riesigen Asteroiden zu retten, der sich direkt auf Nordamerika zu bewegt und vermutlich einen Tsunami auslösen wird. Gemeinsam mit einem Spezialisten-Team soll Yuri die Flugbahn des Asteroiden berechnen, damit er rechtzeitig abgeschossen werden kann. Die Kollegen sind dreimal so alt wie Yuri und in ihrem Denken nicht gerade flexibel. Dafür ist Yuri überzeugt davon, dass er exzellente Chancen hat, für seine Arbeiten über Antimaterie einmal den Nobelpreis zu erhalten. Doch als Luna Collum in Yuris Leben auftaucht, stellt sich ein unerwartetes Problem: Was wird mit dem Asteroiden passieren, wenn Yuri urplötzlich seine verlorene Kindheit nachzuholen beginnt und gemeinsam mit Luna so richtig versackt? Yuri muss sich entscheiden, ob er die Welt retten will, die Liebe entdecken oder vielleicht doch lieber seine Arbeit in Russland aus den gierigen Fingern seines unfähigen Kollegen retten, ehe der alle Verdienste für sich beansprucht. Der Countdown läuft. Noch 17 Tage, noch 11 Tage … Und dann setzen sich die NASA-Kollegen zu allem Überfluss in den Kopf, als Russe wäre Yuri ein Sicherheitsrisiko.
Wunderkind Yuri ist gleich mehrfach Außenseiter. Während andere Kinder noch spielten, studierte er schon an der Uni. Um von seinen Kollegen ernstgenommen zu werden, ist er zu jung und noch zu ahnungslos, um in den USA nicht anzuecken. In der Begegnung mit Luna und ihrem Bruder entdeckt Yuri, dass andere Jugendliche nicht wie Physiker denken und dass seine Sicht der Dinge eine beträchtliche Spaßbremse sein kann. Sagen Sie nie der Frau, die Sie lieben, ein Planet sei kein Stern …
Fazit
Yuris Abenteuer sind Unterhaltung für Jugendliche vom Feinsten. Ein Roman, in dem Erwachsene gezwungen sind, mit einem 17-jährigen Experten zusammenzuarbeiten, hat definitiv Charme. Wenn ich als Erwachsener darüber lachen kann, zeigt das, dass Katie Kennedy Leser auf unterschiedlichen Ebenen unterhalten kann. Ihr Stereotyp eines Russen trifft hier auf stereotype Kinder einer Hippiefamilie, in der christliche und staatliche Feiertage zugunsten von Ehrentagen der „Bewegung“ entfallen. Aus „russisches Wunderkind trifft auf amerikanische Highschool-Kids“ wird durch die Dreierbeziehung zwischen den Protagonisten und ihren deutschen Lesern auf charmante Weise “niedlicher Typ sucht seinen Weg durch das interkulturelle Wirrwarr des sonderbaren amerikanischen Alltags“. Yuris Charakterisierung empfand ich nicht immer als rund, er denkt und agiert ab und zu sehr amerikanisch. Dass die Übersetzerin Physiker mit „Nummern“ rechnen lässt, dagegen sollte noch etwas unternommen werden. Yuris Zerschmettern all meiner Illusionen über Aliens war bereits genug Aufregung.
9 von10 Punkten