Weiße Rosen und die Titanic - Christiane Lind

  • Klappentext lt.amazon.de
    „Kommst du?“ Luise zupfte Paula am Arm. Ihre Freundin musterte mit großen Augen die Kleider der Damen und Anzüge der Herren, die gemessenen Schritts an ihnen vorbei in Richtung des Tenderschiffes gingen. „Oder wollen wir umkehren? So wie die Frau, die von einem Unglück geträumt hat?“ „Und dann?“ Paula schüttelte den Kopf, um allen Aberglauben zu verdrängen, aber klopfte dennoch ans Holz der Planken. Sicher war sicher. „Toi, toi, toi. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt und werden nach New York fahren.“ Berlin, im Frühjahr 1912: Der Schauspielerin Paula und der Kostümbildnerin Luise steht eine glänzende Theaterkarriere bevor. Doch von einem Tag auf den anderen zerplatzen ihre Zukunftsträume. Die jungen Frauen verlieren Arbeitsplatz und Wohnung, ein gefälschter Schuldschein treibt sie zur Flucht. Letzte Rettung ist das großzügige Geschenk eines amerikanischen Verehrers: ein Erste-Klasse-Ticket für die Titanic. An Bord des eleganten Luxusdampfers findet Luise ihr Glück mit dem Steward Leonard, während Paulas Verehrer Ferdinand von Fahlbusch einen perfiden Plan verfolgt … Ein packender Schicksalsroman vor dem Hintergrund eines dramatischen Schiffsunglücks.


    Zur Autorin
    Christiane Lind hat sich immer schon Geschichten ausgedacht, die sie ihren Freundinnen erzählte, aber nur selten zu Papier brachte. Erst zur Jahrtausendwende erinnerte sie sich daran und begann Kurzgeschichten zu schreiben. Inzwischen hat sie unter den Pseudonymen Christiane Lind, Chris Lind, Laura Antoni und Clarissa Linden elf Romane bei den Verlagen Rowohlt, Thienemann, Droemer, Aufbau und Amazon Publishing veröffentlicht. Als Carolyn Lucas hat sie Fantasygeschichten im Selbstverlag publiziert.
    Beim Schreiben begibt sich Christiane am liebsten auf die Spur von Familien und deren Geheimnisse, sei es im Mittelalter, dem 20. Jahrhundert oder auf anderen Kontinenten. Nach beruflichen Zwischenstationen in Göttingen, Gelsenkirchen und Bremen teilt sie heute in Kassel eine Wohnung mit unzähligen und ungezählten Büchern, einem Ehemann und vier Katern. Die Samtpfoten erwarten von Christiane, dass mindestens eine Katze in ihren Geschichten vorkommt, was inzwischen ihr Markenzeichen ist.


    Meine Meinung
    Ostpreußen, 1899
    Der Prolog hat mich erst einmal ratlos zurückgelassen, da nur eine Person mit Namen genannt wird und die anderen, die hier auch zu Wort bzw. zur Tat kommen, werden namentlich nicht erwähnt. Sehr ungewöhnlich, das bin ich von der Autorin gar nicht gewöhnt, aber ich kann alle beruhigen, es klärt sich auf und der Kreis wird geschlossen.


    Berlin, 1912
    Ich bin immer wieder überrascht, welche wunderbaren weiblichen Charaktere die Autorin erfindet und in ihren Büchern verarbeitet. Man fühlt sich ihnen sofort nah und sehr verbunden, so auch hier mit Paula und Luise.
    Neben der Geschichte der Titanic und das Begleiten von Paula und Luise bei ihrer großen Reise, hat Christiane Lind diesmal sogar etwas Spannung mit eingebaut, sowas war ich bisher nicht gewöhnt, aber es passt zur Story und muss einfach so sein. Das darf gerne öfters vorkommen. Dadurch entsteht noch mehr Abwechslung und es kommt nicht zu sehr nach nur einer "Liebesgeschichte" rüber, obwohl es auch hier nicht zu triefend und zu schmalzig wird, wohl dosiert und nicht übertrieben, aber der Story anpassend inkl. historischem Hintergrundwissen.


    Sehr schön vorstellbar und anschaulich ist auch beschrieben, wie die Titanic in den Hafen einläuft um die Passagiere an Bord zu nehmen, wie die Suiten der 1. Klasse eingerichtet sind, purer Luxus und alles was das Herz der Reichen und Schönen begehrt. Man merkt aber auch, das Paula und Luise sich erst nicht richtig wohl fühlen in dem ganzen Luxus, aber so nach und nach liest man auch zwischen den Zeilen, das sich das doch irgendwann ändert. Aber sie verlieren nie den Boden unter den Füßen.


    Im Gegensatz zu Paula, Luise und den anderen Passagieren wissen wir ja, was für eine schlimme Tragödie folgte und wie das beschrieben wird, da lässt es einem schon kalt den Rücken runterlaufen. Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote und so wurden Ehefrauen von ihren Männern und Kinder von ihren Vätern getrennt, in der Hoffnung sich doch noch lebend wiederzusehen. Aber was dann alle auf den Booten sehen müssen, lässt einem beim Lesen den Atem stocken. Die unsinkbare Titanic sinkt.
    Hier hat sich Christiane Lind sehr eng an den realen Ablauf orientiert und das ist auch gut so, denn schlimmer als die Realität war, hätte man es nicht beschreiben können.


    Wieder einmal ein wundervoller Liebesroman mit einem historischen Hintergrund, zwei starken und mutigen Frauen die ihr weiteres neues Leben in die Hand nehmen und einem kleinen Hauch von Krimi.

  • Danke für die Rezi. Das klingt gut.
    Ich bin ja ausgewiesener Titanic Fan - wäre das das etwas für mich?


    Besser gefragt, wie hoch ist der Liebesgeschichtenanteil zum Titanicanteil?
    Viel viel des Buches spielt auf der Titanic?

  • "Weiße Rosen und die Titanic" weckt Assoziationen zu Edgar Wallace und Hedwig Courths Mahler.
    Wie bei Wallace steht hier eine edle, trotz ihres Broterwerbs als Schauspielerin unschuldige und geradezu verboten naive, schöne junge Frau einem Erzschurken gegenüber, der in bester Schwarz-Weiß-Manier keine einzige gute Eigenschaft hat.
    War er als Kind schon ein dicklicher, unangenehmer Tierquäler, so ist er später ein rachsüchtiges, unempathisches und von Standesdünkel geprägtes Ekel. Der Schurke Ferdinand hat es auf die schöne Paula abgesehen. Ein gewisses Rachesinnen ist angesichts eines "Jugendstreichs" von Paula und ihrer Freundin Luise nachvollziehbar, seine gleichzeitig glühende "Liebe" zu Paula - über viele Jahre ohne Kontakt hinweg - ist dagegen völlig unglaubwürdig.
    Die edle Männergestalt des Romans, der sympathische Steward Leonard Rowe tritt hier nur indirekt als Retter in der Not hervor, wird aber nicht von Paula, sondern von Luise erobert.
    Wie bei Courths Mahler ist das Sujet der Tochter (Paula) aus adeliger, aber verarmter Familie angelegt. Ihr spielsüchtiger Vater hat den ganzen Besitz heruntergewirtschaftet, die Mutter fürchtet um ihren Lebensstandard, folglich soll die arme Paula der Liebe entsagen und einen reichen Mann heiraten. Obwohl Paula schon lange mit ihren Eltern gebrochen hat, ist sie dumm edelmütig genug, ein schlechtes Gewissen zu haben und sich opfern zu wollen.
    Ähnliche Ungereimtheiten entfalten sich in der Liebesgeschichte zwischen Luise und Leonard. Große Liebe und die Bereitschaft, sein Leben mit dem geliebten Mann enden zu lassen... nach viertägiger Bekanntschaft?


    Diese Erzählung geht auch stilistisch mit courths mahlerischen Attributen einher. Gefühlswallungen und Tränenströme sind an der Tagesordnung, der Erzählstil gleitet oft ins Melodramatische ab.
    Auf S.249 (des E-Books) heißt es beispielsweise:
    "Wenn es gelingt, Paula von Fahlbusch zu entreißen, ohne dass er sich ihrer bemächtigen kann, dann..."


    Positiv ist dagegen die Anschaulichkeit der Schilderung der letzten Stunden auf der Titanic sowie die Darstellung der Situation in den Rettungsbooten zu bewerten. Hier hat die Autorin gut recherchiert und auch im Anhang ein Nachwort und bibliographische Empfehlungen angefügt.
    Wer im Hinblick auf einen logisch nachvollziehbaren Inhalt nicht allzu anspruchsvoll ist, hat hier zumindest leichte, aber flüssige und im letzten Drittel auch spannende Unterhaltung vor sich.
    Ein Muss ist dieses Buch - auch für "Titanic-Fans" - ganz sicher nicht!
    5 Punkte

  • Der Titel wurde ja wohl irgendwie geändert in: So weit uns Träuem tragen und gefällt mir auch deutlich besser als Weiße Rosen auf der Titanic, den Titel finde ich etwas albern. Liest sich wie ein Groschenromantitel.
    Ich habe das Buch vorhin beendet und mus ehrlich sagen, dass ich auch recht froh darüber bin. Das Buch hat mich etwas genervt. Da ich alles über die Titanic lese uund schaue, habe ich eben auch dieses Buch zur Hand genommen und im Grunde war es ganz nett, aber auch nicht mehr.
    Es wurden alle berühmten Namen untergebracht und schnell mal eingebaut, die man so von der Titanic kennt, von Molly Brown über Astor bis hin zum Ehepaar Strauss. Kam mir auch oft vor als hätte ich gerade mal wieder den Film laufen, war mir zu nahe daran. Der Großteil des Buches spielte auf dem Schiff, aber für mich wurde da einfach alles nur wiederholt. Andersrum kann man natürlich nicht erwarten, da was Neues zu lesen. Über die Titanic hat man nunmal schon alles gelesen und gesehen. Ob es da so eine gute Idee war eine ansich interessante Geschichte dort spiele zu lassen, ist die Frage. Luise und Paula waren mir von Anfang an sympathisch und es fing alles gut an und auch als sie dann auf dem Schiff waren, mochte ich die Geschichte, aber sobald der Eisberg gerammt war schleppte ich mich nur noch durch. Ich wollte schon wissen wie nun alles ausgeht, also las ich es auch fertig, aber begeistert bin ich nun wahrlich nicht.