Liane Moriarty - Tausend kleine Lügen

  • Audio CD
    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Audio)
    erschienen am 16. Februar 2017
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren
    Originaltitel: Big Little Lies


    zur Autorin: (Quelle: Lübbe Audio)
    Liane Moriarty ist freischaffende Werbetexterin, die für ihre Kampagnen mehrfach ausgezeichnet wurde. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in Sydney. Für ihren Debütroman "Drei Wünsche frei" erhielt sie den Fred Rush Convocation Prize. Der Roman platzierte sich auf Anhieb in den Top Ten der australischen Bestsellerliste und ist inzwischen in mehreren anderen Ländern erschienen. Auch ihr zweiter Roman "Ein Geschenk des Himmels" wurde ein Bestseller.


    zur Sprecherin:
    Luise Helm machte schon im Alter von fünf Jahren erste Erfahrungen mit der Synchronarbeit, und seit ihrem zehnten Lebensjahr steht sie auch vor der Kamera. Sie ist die deutsche Stimme von Scarlett Johansson und Megan Fox und ist eine sehr begehrte Hörbuchsprecherin. Luise Helm las Bestseller von Jojo Moyes und Cecelia Ahern ein.


    zum Inhalt:
    Jane ist gerade mit ihrem fünfjährigen Sohn Ziggy nach Pirriwee gezogen. Statt aber die Annehmlichkeiten des kleinen Küstenortes zu genießen, wird sie gleich bei der Einschulung ihres Sohnes mit einem unangenehmen Vorfall konfrontiert. Ziggy soll eine Mitschülerin gewürgt haben. Die Mehrheit der Eltern empört sich darüber, ohne sich über die Umstände näher zu informieren. Lediglich ihre beiden neuen Freundinnen Madeline und Celeste halten zu ihr.


    meine Meinung:
    Liane Moriarty bleibt ihrem Stil auch im sechsten belletristischen Roman treu. Die scheinbar harmlose Idylle des kleinen Städtchens und das freundliche Miteinander bekommen arge Kratzer, je weiter die Handlung Einblick gewährt. Die Protagonistin will offenkundig ihr Geheimnis aus der Vergangenheit bewahren, das natürlich die Neugier des Lesers schürt. Die beiden Freundinnen Madeline und Celeste haben ebenfalls häusliche Probleme, die Verständnis und Mitgefühl beim Leser wecken.


    Die Geschichte fußt auf einen tödlichen Unfall beim Elternquiz in der Schule von Pirriwee. Sie beginnt allerdings sechs Monate vorher mit dem Infotag der Vorschule. Die Sprecherin Luise Helm verleiht allen Beteiligten eine angenehme und charakterlich passende Stimme. Anfangs scheint es eine unübersichtlich große Menge an Personen zu sein. Es lohnt sich jedoch dranzubleiben, weil nach besserem Kennenlernen auch eine Menge Humor enthalten ist. Das Erzählen wechselt dabei zwischen einzelnen Szenen aus dem Leben der drei Frauen und eingeworfenen Meinungsäußerungen wie bei einer Befragung ab. Mehr und mehr stellt die Autorin so ein buntes Bild zusammen, das offenbar in etwas Tragischem gipfelt.


    Die Handlung hat allerdings nicht nur einen Unterhaltungswert, sondern regt auch zum Nachdenken über den Umgang miteinander an. Die Gemeinschaft der Vorschulkinder und deren Eltern wird durch den Vorfall am Informationstag belastet, sodass sie sich in zwei Lager teilt. Folgt man der Handlung kommt man nicht umhin, die Meinungen der Figuren zu hinterfragen, welches Kind etwas verheimlicht oder womöglich von einem anderen Kind schikaniert wird. Die Eltern sind verständlicherweise parteiisch und bis zu einem gewissen Grad haben sie auch ihre eigenen auflodernden Gefühle unter Kontrolle. Es geht im Kern um verschiedene Arten von Gewalt, die Frauen und Kinder aushalten, um einen von der Gesellschaft erwarteten Schein zu wahren.


    Die australische Autorin platziert ihre Figuren in unterschiedliche Situationen, in denen Sie verbale und auch tätliche Gewalt aushalten müssen. Es geht um verletzte Gefühle, Fürsorge den Kindern gegenüber und auch um Lösungen. Die Emotionen sind vor allem als Hörbuch vorgetragen, greifbar und berührend. Die in 803 Minuten ungekürzte Lesung weist keine Längen auf und sind auch nach mehrmaligem Hören noch faszinierend. Die MP3-Ausgabe bekommt von mir eine klare Empfehlung.

  • Daily-Soap der Vorschule


    Der Roman „Tausend kleine Lügen“ der Autorin Liane Moriarty liest sich wie eine Daily-Soap á la „Reich und Schön“, nur dass die Geschichte an einer Vorschule spielt.


    Im Vordergrund der Geschichte stehen drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Madeline, Celeste und Jane.
    Madeline ist in zweiter Ehe verheiratet und geht keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Im Gegenteil, sie stürzt sich mit Vollgas hinein.
    Celeste ist wunderschön und reich verheiratet, jedoch oft etwas zerstreut und abwesend.
    Jane ist ein zurückhaltendes Mauerblümchen, das ihren Sohn wie eine gluckende Löwin beschützen möchte.
    Auf den ersten, oberflächlichen Blick betrachtet, führen diese Frauen und auch die restl. Eltern der Vorschüler ein fast sorgenfreies Leben. Doch wenn man weiter in die Geschichte eintaucht, erfährt man, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. So hat z. B. Madeline einige Probleme mit ihrer Tochter Abigail aus erster Ehe. Dann lebt auch noch ihr Ex-Mann, der sie mit dem Baby damals sitzen hat lassen, im gleichen Ort und – was fast noch schlimmer ist – seine Tochter aus zweiter Ehe geht in die gleiche Vorschulklasse wie Madelines zweite Tochter Chloe. Bei Celeste erfahren wir, dass sie in einer gewalttätigen Beziehung lebt. Sie selbst sieht es lange Zeit nicht bzw. gibt sich selbst die Schuld daran. So richtig wach gerüttelt wird sie erst, als sie erfährt, dass einer ihrer beiden Jungs (Zwillinge), Mädchen in der Vorschule tyrannisiert. Dann ist da noch Jane. Sie ist alleinerziehende Mutter und befürchtet, dass ihr Sohn die Gene seines Erzeugers geerbt hat. Dieser war ein One-Night-Stand und hatte es geschafft, Jane so zu verunsichern, dass sie die letzten Jahre nur ein Schatten ihrer selbst war.
    Nebenbei gibt es noch die „Blonden Bobs“, die Mütter, die das Sagen an der Vorschule haben. Eine französische Nanny, die mehr an den Vätern, als an den Kindern interessiert ist. Eine Versteigerung der Jungfräulichkeit, um auf die Zwangsehen von Kindern hinzuweisen und einen Mord… Dieser findet ausgerechnet am alljährlichen Quizabend der Vorschule statt. Doch wer ist das Opfer? Und wer der Mörder?


    Die Geschichte ist anfangs sehr amüsant. Ich musste sehr oft schmunzeln. Später, als es dann etwas tiefer in die Charaktere geht, macht es immer noch Spaß die Geschichte zu lesen, aber es sind nun auch ernstere Themen dabei. Ich muss zugeben, dass ich sehr lange Zeit nicht drauf gekommen bin, wer denn nun eigentlich tot ist. Viel Spaß beim Raten und mitfiebern. :)