Demut - Mats Olsson

  • Demut - Mats Olsson
    broschiert
    btb Verlag
    736 Seiten


    Der Autor
    Mats Olsson (geboren 1949) ist einer der bekanntesten Journalisten Schwedens. Er arbeitet als Sportreporter, Musikkritiker und Auslandskorrespondent. Momentan lebt er in New York. Olsson ist vielfach preisgekrönt für seine journalistischen Texte, er ist darüber hinaus der schwedische Übersetzer von Joseph Wambaugh, Robert Caris und James Lee Burke.


    Inhalt
    Der ehemalige Reporter Harry Svensson hat seinen Job an den Nagel gehängt, lebt momentan von einer Abfindung und lässt sich treiben. Was er mit seinem Leben anfangen soll, weiß er noch nicht so recht. Vielleicht eine Kneipe eröffnen? Er begegnet der Weinhändlerin Ulrika Palmgren. Zwischen den beiden entwickelt sich anschließend eine pikante E-Mail Konversation. Sie treffen sich, doch der Abend endet anders als erwartet. Zurück im Hotel, findet Harry eine Frauenleiche im Bett des abgehalfterten Bluesmusikers Tommy Sandell. Harry wittert eine Story und wird nochmal als freier Journalist tätig. Wenig später taucht erneut eine Frauenleiche in einem Hotelzimmer auf, in den Armen eines bekannten Politikers. Die Tote ist Harry nicht völlig unbekannt und während seiner Nachforschungen für eine gute Story stößt er auf weitere, ähnlich gelagerte Fälle, die sich nicht nur auf Schweden als Tatort beschränken. Doch auch Harry versucht einige Details aus seinem Privatleben vor der Polizei zu verbergen...


    Meine Meinung
    Die ersten 150 Seiten habe ich regelrecht verschlungen. Doch dann plätscherte das Geschehen mehr oder weniger vor sich hin. Der Autor verliert sich manches Mal in Nebensächlichkeiten. Obwohl ich es mag, mehr über das Privatleben der ermittelnden Personen zu erfahren, gab es im Mittelteil doch einige Passagen, die sich zu sehr in die Länge zogen. Spannung trat immer nur phasenweise auf. Allerdings mochte ich den für einen Thriller außergewöhnlichen, erfrischenden Stil sehr. Im letzten Drittel nimmt das Geschehen wieder richtig an Fahrt auf und ich konnte kaum noch aufhören zu lesen. Die Charaktere sind wirklich sehr gut gezeichnet und authentisch dargestellt. Trotz der über 700 Seiten ist die Geschichte vollkommen schlüssig.
    Erzählt wird das Geschehen in der Ich-Form, aus Sicht des Exreporters Harry Svensson. Die Idee, einen freiberuflichen Journalisten ermitteln zu lassen, ist mal etwas völlig anderes und ist dem Autoren sehr gut gelungen, was wohl daran liegen mag, dass er selbst als Journalist tätig ist. Doch auch der Täter kommt in regelmäßigen Abständen zu Wort. So erfährt der Leser nach und nach, wie es überhaupt zu den Vorfällen kommen konnte. Häppchenweise wird die erschreckende Vergangenheit des Täters offen gelegt.
    "Demut" ist der Auftakt einer Reihe um Harry Svensson. Sollte der nächste Teil kürzer ausfallen, möchte ich die Serie auf jeden Fall weiterlesen.


    Fazit
    Bei Demut handelt es sich doch eher um einen Krmi als um einen Thriller, was man vielleicht vorher wissen sollte. Denn dann ist das Buch trotz einiger Längen durchaus solide und lesenswert.
    7 Punkte

  • Mats Olssen – Demut


    Eigentlich wollte Harry Svenson „nur“ einen neuen Lebensabschnitt mit einer Kneipe beginnen, doch der Ex-Journalist kommt gar nicht richtig in seinem neuen Leben an, da er unvermittelt in einen Mordfall platzt. Sein Zimmernachbar, ein bekannter Musiker wird schlafend neben der Leiche eines toten Mädchens gefunden. Schnell wird Harry klar, da ist ne Story herauszuholen und er fängt auf eigene Faust an zu ermitteln.
    Um seine eigenen Interessen und auch seine Story zu schützen bleibt er nicht immer bei der Wahrheit und so gerät er selbst in den Fokus der Ermittlungen, aber auch des Täters, als weitere Leichen aufgefunden werden.


    Ich hatte die Leseprobe in einem bekannten Buchportal gelesen und war vom Anfang schnell gefesselt, obwohl ich eigentlich überhaupt nichts für Schweden-Krimis übrig habe.
    Was soll ich sagen, vielleicht hätte ich auf mein Bauchgefühl hören und die Finger davon lassen sollen, denn ich habe wieder einmal gemerkt, dass es einfach nicht meins ist.


    Obwohl Mats Olssen einen durchaus leicht lesbaren, flüssigen, lockeren und umgangssprachlichen Schreibstil pflegt und die Grundidee mich durchaus angesprochen hat, hat dieses Buch „Thriller“ nicht verdient. Schnell ebbt die Spannung ab, die durch langatmige, sehr detailreiche Ausschweifungen der Landschaft, von Harry Selbst und der vielen Fahrten und noch langweiligeren Gesprächen abgelöst wird.
    Natürlich müssen über 700 Seiten gefüllt werden, doch für mich hätte es auch eine deutlich kürzere Version getan, die mir bestimmt um einiges besser gefallen hätte.


    Die Charaktere sind detailliert, facettenreich und auch lebendig dargestellt, auch wenn ich nicht wirklich eine Figur davon tatsächlich sympathisch fand oder nahe genug an mich rangekommen ist.
    Die Hauptfigur Harry Svenson, aus dessen Sicht die Story geschrieben ist, war zwar interessant, aber auch distanziert, „einfach“ und für mich nicht sympathisch, durch die ständigen Verdrehungen der Wahrheit oder seinen schwer zu folgenden Gedankengängen, die im Grunde selten nur was mit der tatsächlichen Handlung zu tun haben.
    Der Täter, dessen Sicht ebenfalls vertreten ist, war mir bis zum Ende suspekt. Einerseits kann man einige Dinge nachvollziehen, andererseits verwirrt auch hier seine Sicht durch die Seitenlangen, blumigen Gedankenschwünge.
    Von den vielen anderen Figuren möchte ich jetzt gar nicht erst anfangen, denn obwohl auch sie gut dargestellt wurden, hab ich die meisten Namen recht schnell wieder vergessen, weil mich die Ausschweifungen immer wieder abgelenkt haben.


    Es tut mir leid zu sagen, aber diesmal hat die Chemie zwischen mir und dem Buch überhaupt nicht gestimmt. Das kommt manchmal vor, aber man kann es einfach nicht erzwingen.


    Das Cover hat mich angesprochen, obwohl dezent ist es ein Blickfang und hat mich neugierig gemacht.


    Fazit: Für mich kein „Thriller“, nicht mal ein „Krimi“. Über 700 Seiten verschenkte Zeit, so leid mir das auch tut. Wohlmeinende 2 Sterne.

  • Meine Meinung:


    Kein Pageturner in meinen Augen


    Harry Svensson, ehemaliger Journalist, hat seinen Job bei der Zeitung eigentlich gekündigt. Als er jedoch nach einem geplatzten Date in sein Hotelzimmer zurückkehren will, findet er die Tür des Nachbarzimmers nur angelehnt vor. Von Berufs wegen treibt ihn die Neugier ins Zimmer und er findet dort den völlig betrunkenen Sänger Tommy Sandell schlafend vor – neben ihm die Leiche einer unbekannten Frau. Natürlich ist das für Harry ein gefundenes Fressen und er kann sich diese Story einfach nicht entgehen lassen. Noch während er als freier Journalist wieder tätig wird, taucht eine weitere Leiche auf und dabei handelt es sich ausgerechnet um Harry geplatztes Date. Der Mörder scheint Harry schon längst im Visier zu haben, denn eine private Email an ihn deutet auf eine gemeinsame Vorliebe der beiden hin …


    Als Protagonist hat mich Harry Svensson leider nicht überzeugen können. Der Funke wollte einfach nicht überspringen. Dabei kann ich nicht sagen, dass er mir zu unsympathisch war. Aber irgendwie kam da so gar nichts bei mir an. Für einen Thriller mit über 700 Seiten hätte ich auch einiges mehr an Spannung erwartet. Stattdessen zerredet der Autor die Geschichte und hält sich zu sehr an nebensächlichen Dingen auf, die für den Fall nicht maßgeblich sind. Solche Längen gehen bei einem Thriller natürlich überhaupt nicht. Die Spannung bleibt einfach auf der Strecke. Einzig die letzten Seiten nehmen etwas an Tempo auf.


    Mats Olsson lässt die Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen, was zumindest die Erzählweise – auch durch die stetigen Perspektivwechsel – etwas interessanter gestaltet. Allerdings ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, wer denn nun gerade erzählt, der Mörder oder der Journalist. Die Polizei kam mir im Großen und Ganzen etwas untätig vor – allem voran Eva Månsson, die als Ermittlerin auch recht unkonventionelle Wege beschreitet.


    „Demut“ ist der Start in eine neue Buchreihe, die ich jetzt aber nicht unbedingt weiter verfolgen muss. Sollte mir der zweite Band zufällig in die Hände fallen, werde ich ihn lesen, aber darauf warten werde ich nicht. Die Geschichte ist ok, aber definitiv kein Pageturner. Von mir gibt es drei solide Sterne (6 Punkte).

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.
    (Eduard Engel)