Patricia Weiss - Böse Obhut

  • Seit ihrem ersten großen Fall vor zwölf Wochen hat die Detektei Peters nur mehr Bagatellfälle zu bearbeiten – Scheidungen, Ehebruch und sonstigen Kleinkram. Und jetzt muss sie auch noch ein Klassentreffen organisieren; was kommt denn als nächstes?
    Doch als sie nach Waldheim zum Internat, in das ihr Auftraggeber ging, fährt, erlebt sie wundersame Dinge. Ist der Fall möglicherweise doch größer als sie anfangs vermutet hat …?


    Die oben stehende Beschreibung greift, wie schon bei Das Lager, zu kurz, denn es ist wesentlich mehr, als die Organisation eines Klassentreffens. Wie schon beim ersten Teil der Peters-Serie, passiert auch in Böse Obhut verdammt viel, so dass es eigentlich gar nicht auf knapp 300 Seiten Platz finden dürfte.


    Der zweite Teil der Serie dürfte in der Adventszeit spielen, das besagen zumindest die Indizien Schnee und Glühwein – wann er tatsächlich spielt, wird allerdings nicht erwähnt. Alle Charaktere rund um die Detektei Peters finden auch in Böse Obhut Platz, neben Laura Peters auch die Internet-affine Gilda Lambi, der geheimnisvolle Marek und sogar Justin, der im ersten Teil nur eine Nebenfigur war, jetzt aber fixer Bestand der Stammbesetzung sein dürfte. Bei ihm lässt Patricia Weiss immer wieder ihre Egoshooter-Kenntnisse aufblitzen. All diese Charaktere, aber auch alle Nebenfiguren haben ein klares Profil, da herrscht keine Eintönigkeit, jede Figur ist anders und das finde ich richtig stark, weil solch klare Charakterzeichnungen – egal wie unbedeutend die Figur für die Geschichte ist – gelingen bei weitem nicht jedem Autor.


    In der Rezension zu Das Lager habe ich kritisiert, dass man nie erkennt, dass Laura Peters die eigentliche Chefin der Detektei ist – das ist bei Böse Obhut ganz anders. Peters verteilt die Aufgaben, übernimmt die wichtigsten davon und führt die meisten Gespräche mit Kunden und Informanten. Abgesehen davon lernt man Peters besser kenne – sie gibt aber nicht zu viel preis, was auch gut so ist, denn sonst bleibt ja nichts mehr für weitere Teile.


    Die Geschichte spielt an sieben Tagen und an mehreren Standorten als nur Bonn. Auch die Polizei findet ihren Platz, kommt allerdings alles andere als gut weg – und besonders eine Szene eines Polizisten werde ich so schnell wohl nicht mehr aus dem Kopf bekommen.


    Allerdings passieren mir in dem Buch etwas zu viele Zufälle, zum Beispiel, wie Marek wieder zur Truppe stößt, nachdem er wochenlang von der Bildfläche verschwunden war. Daneben passieren einige andere Dinge viel zu zufällig. So zufällig, dass es irgendwann sogar einem Charakter in der Geschichte auffällt – und diesen Aspekt, dieser Umgang mit den Zufällen finde ich wiederum sehr charmant.


    Eine kleine Schwäche hat das Buch aber doch noch: Vorhersehbarkeit. In der Geschichte treten nicht übermäßig viele Figuren auf, weshalb man als Leser den Fall relativ schnell gelöst hat – und ich bin normalerweise keiner der Sorte Sherlock Holmes. Deshalb gibt es auch Abzüge bei der Spannung.


    Fazit: Patricia Weiss kann das Niveau von Teil eins halten, steigert es teilweise sogar; die Charaktere der Stammbesetzung werden klarer (Stichwort Charakterentwicklung) und es macht Spaß, das Buch zu lesen, weil es nie langweilig wird


    Edit: ISBN ergänzt. LG JaneDoe