Hier könnt ihr Kathrin Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Ohne Ausweg" betreffen.
Fragen an Kathrin Lange
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Ich komme mir etwas dumm vor, aber frage trotzdem: In der letzten Zeit lese ich in Büchern häufiger den Hinweis mit den externen links, die vom Verlag nur bis zum Veröffentlichungszeitpunkt eingesehen werden konnten. Wieso kann der Verlag sie denn hinterher nicht mehr einsehen? Wogegen genau will man sich da absichern? Ich könnte verstehen, dass man schreibt, dass der ursprüngliche Text externer links sich jederzeit ändern kann, aber das ist doch eh klar...
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Zitat
Original von maikaefer
Ich komme mir etwas dumm vor, aber frage trotzdem: In der letzten Zeit lese ich in Büchern häufiger den Hinweis mit den externen links, die vom Verlag nur bis zum Veröffentlichungszeitpunkt eingesehen werden konnten. Wieso kann der Verlag sie denn hinterher nicht mehr einsehen? Wogegen genau will man sich da absichern? Ich könnte verstehen, dass man schreibt, dass der ursprüngliche Text externer links sich jederzeit ändern kann, aber das ist doch eh klar...Die genaue Formulierung lautet:
Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlages ist daher ausgeschlossen.
Ich kann hier nur vermuten, was der Hintergrund ist. Ein Verlag ist rechtlich haftbar für die Inhalte seiner Bücher, also auch für darin genannten Links bzw. den Inhalt der verlinkten Seiten. Er muss sich vergewissern, dass auf diesen Seiten keine Inhalte stehen, die z.B. illegal sind. Mit diesem Hinweis sichert man sich ab und weist darauf hin, dass es nach Druck des Buches nicht mehr möglich ist, Links zu entfernen, sollten dort danach noch illegale Inhalte hinterlegt werden.
Ich vermute, dass das eine vorgeschriebene Formel ist.Hilft das weiter? LG, Kathrin
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Vielen lieben Dank!
Irgendetwas in der Art habe ich mir gedacht.
Allzulange gibt es das aber wohl noch nicht, mir fällt das jedenfalls erst in letzter Zeit auf. -
Zitat
Original von maikaefer
Vielen lieben Dank!
Irgendetwas in der Art habe ich mir gedacht.
Allzulange gibt es das aber wohl noch nicht, mir fällt das jedenfalls erst in letzter Zeit auf.Ich habe, ehrlich gesagt, erst durch Deine Frage überhaupt darauf geachtet. Liest du immer das Impressum mit?
LG, Kathrin
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Zitat
Original von Kathrin Lange
Liest du imme das Impressum mit?Sagen wir mal so: Ich lasse meine Augen flüchtig über alles Gedruckte vor und nach dem eigentlichen Roman fliegen, lese mit Interesse Personenregister, Glossare, Danksagungen und Nachworte, das Impressum eher selten, aber ich interessiere mich beispielsweise für Angaben zum Coverbild und ganz besonders für Originaltitel bei "fremdsprachig geborenen" Büchern. Gelegentlich sträuben sich meine behaarten Käferbeinchen, was für einen bescheidenen Titel die deutsche Ausgabe verpasst bekommen hat, statt es einfach mit einer Übersetzung des oder gleich ganz beim Originaltitel zu belassen.
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Zitat
Original von maikaefer
Sagen wir mal so: Ich lasse meine Augen flüchtig über alles Gedruckte vor und nach dem eigentlichen Roman fliegen, lese mit Interesse Personenregister, Glossare, Danksagungen und Nachworte, das Impressum eher selten, aber ich interessiere mich beispielsweise für Angaben zum Coverbild und ganz besonders für Originaltitel bei "fremdsprachig geborenen" Büchern. Gelegentlich sträuben sich meine behaarten Käferbeinchen, was für einen bescheidenen Titel die deutsche Ausgabe verpasst bekommen hat, statt es einfach mit einer Übersetzung des oder gleich ganz beim Originaltitel zu belassen.
Ich kenne einen Menschen mit einer Zwangsneurose. Er muss alles lesen, was ihm vor die Nase kommt: die kleine Schrift auf der Milchpackung am Frühstückstisch, jedes Impressum, jede einzelne Seite eines Druckwerkes. Darum besitzt er z.B. auch keine Tageszeitung.
Eigentlich müsste man über so etwas einmal schreiben, fällt mir gerade auf.Deine Meinung zu meinem Nachwort interessiert mich zu gegebener Zeit natürlich besonders.
Zur Titelfindung: Ja, das ist oft ein Ärgernis, aber es gibt Gründe dafür. Interessiert es jemanden, wie die Titelfindung abläuft? Dann erzähle ich hier gern mal ein bisschen mehr darüber.
LG, Kathrin
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Gern lerne ich etwas zum Thema "Titelfindung", da ich mich schon oft über Titel geärgert habe. Meist dann, wenn eine in meinen Augen total bescheuerte Wahl für einen deutschen Titel getroffen wurde, obwohl es eine sehr passende im Original gab. Dann, wenn es zwei gleiche Titel zur selben Zeit gab (Ich hatte da mal einen Fehlkauf mit dem Titel "Die Rebellin"), oder - das aller"kriminellste" :lache, wenn ein Buch umbenannt wird. Ich erinnere mich da beispielsweise dunkel an "Ein Sturm wird kommen von Mitternacht" alias "Die Burgunderin" von Tilman Röhrig.
Über dein Nachwort schreibe ich gern demnächst etwas im entsprechenden Leseabschnitt -
Thema Titelfindung:
Autoren haben immer einen sogenannten Arbeitstitel (AT), also einen, unter dem sie das Manuskript (MS) abgespeichert haben. Meistens steht dieser AT auch im Vertrag, weil die Entscheidung über den endgültigen Titel nämlich erst während der Arbeit daran fällt.
Das läuft dann so: Der Lektor oder die Lektorin geht mit dem Manuskript (oder auch nur mit einer Zusammenfassung davon) in die sog. Verlagskonferenz. Hier wird es allen anderen Verlagsmenschen vorgestellt, und dabei ist dann auch jemand vom Vertrieb. Und das sind im Verlag die wichtigsten Menschen, denn sie entscheiden über Wohl und Wehe eines Buches. Wenn der Vertrieb es mag, dann tut er etwas dafür, wenn nicht, dann eben nicht. Daran sind schon Bücher gescheitert.
Also wird die Meinung des Vertriebs sehr ernst genommen. Und wenn nun dort jemand sitzt, der lieber auf Trends aufspringt, statt mutig zu sein, dann passiert es, dass aus einem Buch, das als AT "Athanor" hatte, ein "Florenturna" wird, weil das Buch ja eben in Florenz spielt und "viel mit Nachtthemen" zu tun hat (es geht u.a. um die Bilder von Hieronymus Bosch) und weil gerade zu der Zeit Venedigbücher so erfolgreich waren.
Der Autor darf in einem solchen Fall sagen, ob ihm der Titel gefällt oder nicht, aber mehr auch nicht. Das ist Verlagsentscheidung, und nur, wenn der Autor Glück hat, gerät er an einen Verlag, der ihn mitreden lässt und versucht, Kompromisse zu finden.
Das gleiche gilt übrigens für die Covergestaltung.Bei "Florenturna" war die Argumentation des Verlags: "Athanor"? Weiß ja niemand, was das sein soll. Mein Gegenargument, dass a) die Leser Fantasyleser und es gewöhnt sind, Namen im Titel zu haben, die sie erstmal nicht kennen, dass b) ein Athanor ein alchemistisches Gefäß ist, das wenigstens existiert, c) "Florenturna" auch niemand weiß, was es sein soll und d) "Florenturna" im Gegensatz zu Athanor nichtmal Sinn macht, weil es nicht wie der Verlag meinte eine gute Verschmelzung von "Florenz" und "nocturnis", also "zur Nacht gehörend" war, sondern reiner Nonsens. Dann genaugenommen heißt es "Zu Florenz gehörend". Oder so. Nunja.
Bei Lizenzen ist es manchmal noch absurder. Da werden dann Titel wie "Summer of Nights", was übersetzt "Sommer der Alpträume" (nights als Kurzform von nightmares) heißt, einfach mal stumpf "Sommer der Nacht". Völlig sinnfrei.
LG, Kathrin
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Huhu!
Ich wollte mal fragen wie auf dieses Tetrafentanyl gekommen bist? Weil das gibt es soweit ich weiß nicht? Ich kenne nur normales Fentanyl und das ist ein Opiat und kein Narkotikum? Und wie kommst du auf diese Symptome?
Mich interessieren halt solche medizinschen Sachen immer... und finde es schön, wenn es möglichst realitätsnah ist... -
Genau das wollte ich auch immer fragen, vor allem, weil ich ein Medikament nehmen muss, bei dem das Gegengift sozusagen als "Neutralisator" mit dabei ist.
Fentanyl wird ja als Pflaster usw.in der Schmerzmedikation verwendet. Tetrafentanyl gibt es das überhaupt?
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Ihr Lieben, tut mir leid, dass ich mich ein paar Tage nicht melden konnte. Wir haben mit einem Computervirus gekämpft und mussten den Rechner neu aufsetzen. Jetzt bin ich aber wieder da.
Zu Tetrafentanyl: Das gibt es tatsächlich nicht, und das ist auch Absicht! Ich will ja keine Anleitung für Terroranschläge geben, darum habe ich zusammen mit einem Freund, dessen Mutter Chemikerin ist, dieses fiktive Zeug erdacht. Ausgangspunkt unserer Überlegungen war dabei Carfentanyl, ein Narkotikum, das z.B. Tierärzte zur Betäubung von Großtieren verwenden und das tatsächlich bei der Erstürmung des Dubrowka-Theaters in Moskau eingesetzt wurde (https://de.wikipedia.org/wiki/…Moskauer_Dubrowka-Theater) Wir haben noch ein paar Molekülgruppen hinzugefügt, die in der Realität instabil wären, und uns den Namen des Giftes ausgedacht, ebenso wie die Information, dass Naloxon dagegen hilft. Die Symptome sind angelehnt an die, die Carfentanyl auslöst.
LG, Kathrin
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Hm verstehe. Aber normal ist es so, dass die Atemdepression bei Opioiden überwindbar ist, sofern man denjenigen ständig ans Ein- und Ausatmen erinnert. Es ist ja nicht so, dass die Atemmuskulatur nicht mehr funktioniert. Ansonsten hätte ich gedacht, dass man da ziemlich schnell bewusstlos ist. Sorry, bin in der Anästhesie, daher kommentiere ich so doof.
Woher hast du denn die genauen Symptome von Carfentanyl?
Finde das schon spannend! -
Zitat
Original von Nightflower
Woher hast du denn die genauen Symptome von Carfentanyl?
Finde das schon spannend!Aus den offiziellen Beschreibungen der Geiselnahme im Dubrowka-Theater und aus den Gesprächen mit "meiner" Chemikerin.
Spannend Deine Arbeit in der Anästhesie. Darf ich Dich als Expertin in mein Recherche-Schatzkästchen aufnehmen???LG, Kathrin
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Danke für die Antworten, hatte nämlich auch übers Internet nichts dazu gefunden.