Katharina Finke: Loslassen. Wie ich die Welt entdeckte und verzichten lernte

  • Katharina Finke: Loslassen. Wie ich die Welt entdeckte und verzichten lernte
    Verlag: Malik 2017. 224 Seiten
    ISBN-13: 978-3890294810. 15€


    Verlagstext
    Als Katharina Finke nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund ihren Mietvertrag kündigt, entschließt sie sich, alles loszulassen, was sie bindet. Sie verschenkt und verkauft beinahe ihren ganzen Besitz und macht das Reisen zu ihrem Alltag. Als moderne Nomadin arbeitet sie rund um den Globus, lebt aus dem Koffer und wohnt auf Ausklappsesseln und in Luxusappartements. Sie lernt, ihren Impulsen zu trauen und ihre Ängste zu erforschen; schätzt die Erfahrungen, die sie unterwegs sammelt, und das intensivere Lebensgefühl, das sie durch die Befreiung von materiellen Dingen verspürt. Sie erlebt, wie radikale Freiheit überglücklich und zutiefst einsam macht. Dies ist ein Buch darüber, was es heißt loszulassen. Und woran es sich lohnt festzuhalten.


    Die Autorin
    Katharina Finke ist Autorin und freie Korrespondentin. Sie arbeitet unter anderem für den Freitag, die ZEIT, SPIEGEL, ARD und ZDF. Seit fünf Jahren berichtet Katharina Finke über Nachhaltigkeits- und Menschenrechtsthemen von verschiedenen Orten auf der Welt, an denen sie dann auch immer lebt. 2015 ist ihr Buch »Mit dem Herzen einer Tigerin« erschienen, in dem es um Gewalt gegen Frauen in Indien geht.


    Inhalt
    Katharina Finke war schon immer vom Fernweh getrieben. Nach dem Abitur verbrachte sie ein Jahr in England als Betreuerin eines behinderten Mädchens. Erst im Rückblick wurde ihr bewusst, wie entscheidend die Beziehung zu Lara und ihrer Familie für ihre eigene Entwicklung gewesen ist. Die Entscheidung für ein Studienfach fällt Finke schwer, so dass sie von Kulturwissenschaften zu Internationalem Management wechselt und schließlich beim Journalismus landet. Nach der Methode Work and Travel lernt sie in 13 Jahren fast 30 Länder kennen. Die markantesten Begegnungen darunter sind die mit New York, dem spanischen und portugiesischen Sprachraum und mit China. Die Beziehung zu ihrem langjährigen Partner Arjun hält Finkes Reiselust nicht aus. Der Zusammenbruch kommt sicher nicht zufällig nach einem mental anstrengenden China-Aufenthalt mit der Erkenntnis, dass ein weiteres Land die Autorin nun überfordern würde.


    Fazit
    „Loslassen“ gibt einen interessanten Einblick in die Denkweise der Generation Leg-mich-nicht-fest. Wie es sich organisieren lässt, ohne festen Job und festen Wohnsitz durch die Welt zu tingeln, wird hier in Form von Reiseerinnerungen sprachlich eher einfach nacherzählt. Überzeugt hat mich die Lebensweise nicht, obwohl sie mir durch einen Großonkel vertraut ist, der für einen festen Arbeitgeber in aller Herren Länder arbeitete, aber nie eine eigene Wohnung hatte. Katarina Finkes Lebenskonzept konnte mich nicht überzeugen, weil die vermeintliche Freiheit doch sehr viel Zeit für die Organisation von Jobs und Unterkünften frisst und weil die Autorin die Nabelschnur zu ihren Eltern nicht konsequent abgetrennt hat. Zudem hat sie bisher den Widerspruch noch nicht gelöst, wie sich ihr Lebensstil mit ständigen weiten Flugreisen und ihr Anspruch einer ökologisch bewussten Lebensweise vereinbaren lassen. Von der Schilderung der zentralen Begegnungen mit New York, China und Spanien war ich eher enttäuscht, weil Finke in der Auseinandersetzung mit diesen normalerweise lebenslang prägenden Kulturen leider nur an der Oberfläche bleibt.


    6 von 10 Punkten