So, und jetzt kommst du - Arno Frank

  • Erscheinungsdatum: 11.03.2017


    Zusammenfassung: Der Roman „So, und jetzt kommst du“ von Arno Frank, einem freien Journalist für u.a. den Spiegel, handelt von der Flucht einer Familie durch mehrere Länder Europas. Diese Flucht basiert auf einer wahren Geschichte. Erzählt aus der Perspektive des ältesten Kindes der Familie, wird berichtet, mit welchen Schwierigkeiten die Familie zu kämpfen hat. Als sie dann auf einem in einer Art Nacht und Nebel-Aktion nach Frankreich umziehen, verändert sich das Leben der Kinder in ein Leben in Luxus. Doch bald merken selbst die Kinder: Irgendetwas stimmt hier nicht mehr und dann bricht das Chaos über die Familie herein, als sie weiter vor der Polizei fliehen müssen. Und nach und nach versteht auch das Kind, was da eigentlich gerade passiert.


    Meine Meinung: Das Buch liest sich sehr fließend und man will es gar nicht weglegen. Die Geschichte wird immer verwickelter und auch in der „reichen“ Zeit in Frankreich wird es nicht langweilig, denn auch die kleinen Details werden oft erwähnt. Dazu zählen die Vorlieben der Kinder und die Schwierigkeiten, mit denen sie, fernab von den geliebten Großeltern und in einem Land, dessen Sprache sie nicht sprechen, zu kämpfen haben.
    Ich wollte unbedingt wissen, wie es jetzt weiter geht, ob der Vater das Chaos bewältigen kann und es irgendwie schafft, alles wieder ins Lot zu bringen. Als Leser ist man erschüttert von dem, was passiert und dieser Effekt wird dadurch noch verstärkt, dass der Erzähler ein Kind ist und man alles nur aus dieser recht unschuldigen Sichtweise erlebt. Als Leser kann man natürlich viel mehr hineininterpretieren und weiß oft schon mehr als das Kind. Aber gerade das hat mich sehr fasziniert: Die Unschuld, mit der berichtet wird und das Miterleben, wie dem Jungen dann langsam klar wird, was alles passiert ist.
    Alles in allem ist das ein echtes Lesevergnügen und der Autor hat es geschafft, dass man wirklich mit den Charakteren mitleidet und sich gleichzeitig wünscht, man könnte in die Geschichte springen und rufen „Das wird nicht gutgehen!“ Sehr zu empfehlen!


    Ich vergebe 9 von 10 Punkten!

  • Lachen und Weinen, das liegt beim Lesen dieser Geschichte dicht beieinander. Jedenfalls bei mir war es so. Wunderbar erzählt aus der Sicht eines Kindes, mal begeistert und mal frustriert, aber immer mit einer Prise Humor. Die Kinder versuchen, ihre Eltern und ihr manchmal seltsames Verhalten zu verstehen; sie können es nicht. Die Eltern, die ihre Kinder ja verstehen könnten, versuchen es nicht. Der Vater hat Geld unterschlagen, er muss fliehen und nimmt seine Frau und seine drei Kinder mit. Für die Kinder wirkt das zunächst wie ein Abenteuer, das Familienleben scheint intakt zu sein, jedenfalls so lange, wie sie ein Auskommen haben. Doch irgendwann in Südfrankreich ist das Geld aufgebraucht. Was dann kommt, ist zwar auch noch ein Abenteuer, aber für die Kinder wird es zunehmend zur Belastung. Und auch die Eltern sind bald überfordert, es kommt zu unschönen Situationen. Das Leben wird zum Überlebenskampf, auch das Essen wird knapp. Der Vater weigert sich bis zuletzt, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Die Mutter steht nur noch neben sich. Es sind die Kinder, die schließlich dem Grauen ein Ende bereiten.
    Da die Geschichte wahr ist, hat sie die Kinder natürlich geprägt. Sie haben auf dieser Odyssee am meisten gelitten, aber sie haben auch wichtige Erfahrungen gesammelt. Man muss die Erfahrungen sammeln, wie sie kommen. Und sie sind nicht immer gut. Es ist, wie es ist. Ein tolles Buch, den Schreibstil fand ich großartig, sehr lesenswert!

  • So, und jetzt kommst du
    Arno Frank
    Tropen-Verlag
    ISBN: 3608503692
    352 Seiten, 22 Euro


    Über den Autor: Arno Frank, geboren 1971 in Kaiserslautern, ist Publizist und freier Journalist. Er schreibt u.a. für die taz, Die Zeit, Spiegel Online, Dummy, Fluter und den Musikexpress. Er lebt mit seiner Familie in Wiesbaden.


    Buchrückentext: Aufregend, wenn die Eltern auf der Flucht vor der Polizei ihre Kinder mitschleppen. Aber für die drei Geschwister verwandelt sich das Abenteuer bald in einen Albtraum. Ihre Odyssee führt sie quer durch Europa. Ein Roman wie ein Roadmovie.
    Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte.


    Meine Meinung: Die Kindheitsgeschichten anderer zu lesen, kann sehr amüsant oder auch sehr langweilig sein. Oft werden die Geschichten, so sie denn der eigenen Erinnerung des Autors entstammen, ein wenig verklärt erzählt und in der Regel handelt es sich um Rückblicke auf die kleine heile Welt einer Familie.


    Arno Frank hat da etwas ganz anderes zu erzählen; sein Protagonist berichtet von seiner Familie, die nicht so ganz gewöhnlich scheint. Anfangs erscheint das Leben, von Jutta, Jürgen und ihren drei Kindern ein ganz normales Leben zu sein. Ich-Erzähler ist der älteste Sohn der Familie, der seinen Vater verehrt. Dieser unternimmt viel mit ihm und vermittelt bei vielen Unternehmungen seine ganz eigene Lebensweisheit. Berufe und Häuser werden gewechselt und immer wieder kommen Briefe von der Bank.


    Jürgen schafft es, seine ganze Familie auf seine Seite zu ziehen, denn Reden, das kann er gut. Und so hinterfragen die Kinder nicht, warum sie eines Tages alles liegen und stehen lassen und in Südfrankreich eine luxuriöse Villa mieten. Dass es eine Flucht ist, wird erst klar, als die Reise weiter geht und noch nicht einmal Geld für Essen oder Unterkunft vorhanden ist…


    Der Schreibstil ist sehr angenehm, manchmal sogar ein bisschen poetisch und liest sich flüssig und der leicht verschmitzte Blick, den der Autor auf seine Figuren wirft, lässt sie (teilweise) sympathisch und menschlich erscheinen. Der Ich-Erzähler berichtet mit wenigen Emotionen, weckt aber genau dadurch viel Empathie für sich, seine Mutter und seine Geschwister. Dominierende Figur des Romans ist der Vater, der alles kann, auf alles eine Antwort hat und dem sie, aber auch fremde Menschen sofort vertrauen.
    Man weiß nicht, wohin er seine Familie führen wird, man will wissen, wann die Familie erkennt, dass ihr Held nichts weiter ist, als ein Betrüger und genau das macht das Buch so interessant.


    Mein Fazit: Eine ungewöhnliche und sehr lesenswerte Familiengeschichte. Dass ihr eine wahre Geschichte zugrunde liegt, macht das Ganze noch interessanter. Ob es sich um die Kindheit des Autors handelt, ist leider nicht erwähnt. Wahrscheinlich wird das eine der Hauptfragen aller Leser an Arno Frank sein. Von mir 9 Eulenpünktchen für diesen gut geschriebenen Roman, der etwas zu erzählen hat.

  • Produktinformation:
    Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    Verlag: Tropen; Auflage: 1 (11. März 2017)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3608503692
    ISBN-13: 978-3608503692
    Größe und/oder Gewicht: 15,1 x 3,3 x 21,5 cm

    Inhaltsangabe:
    Aufregend, wenn die Eltern auf der Flucht vor der Polizei ihre Kinder mitschleppen. Aber für die drei Geschwister verwandelt sich das Abenteuer bald in einen Albtraum. Ihre Odyssee führt sie quer durch Europa. Ein Roman wie ein Roadmovie.
    Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte. Vater, Mutter und drei Kinder in der pfälzischen Provinz der Achtzigerjahre. Der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das "große Geld" da ist, wandert die Familie fluchtartig nach Südfrankreich aus. Dort leben vor allem die drei Geschwister wie im Paradies, doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis ein Zufall enthüllt, dass der Vater ein Hochstapler ist.
    Er hat das Geld unterschlagen und bereits aufgebraucht, als sich die Schlinge enger zieht. Im letzten Moment flieht die Familie vor dem Zugriff der Behörden und die Jagd durch Europa geht weiter. Es ist ein freier Fall auf Kosten der Kinder, bis es unweigerlich zum Aufprall kommt...
    (Quelle: AMAZON)


    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich sehr tief berührt.
    Da erzählt uns ein Heranwachsender lakonisch von seinem Leben, in dem es wie auf einer Achterbahn zugeht:
    Hoffnung, Reichtum, Armut, Verzweiflung, Hunger, Kriminalität.
    Die Reise oder besser Flucht führt zunächst durch Deutschland, dann an die Côte d' Azur und schließlich durch Spanien nach Lissabon und von dort über Paris zurück nach Deutschland zu Verwandten, dann Bekannten... ins Elend.
    Das Schlimmste ist, die Geschichte ist wahr, oder ihr liegt zumindest eine wahre Begebenheit zugrunde.
    Obwohl es ab einem bestimmten Zeitpunkt alles auf einen vorhersehbaren Selbstläufer hinaus lief, fehlte mir häufig das Verständnis für die Eltern.
    Trotz der traurig machenden Geschichte hat mir dieses Buch sehr gut gefallen.
    Der Stil ist leicht lesbar, das Cover und der Titel passend.
    Edit: 10 Punkte
    :wave

  • nhaltsangabe:
    Aufregend, wenn die Eltern auf der Flucht vor der Polizei ihre Kinder mitschleppen. Aber für die drei Geschwister verwandelt sich das Abenteuer bald in einen Albtraum. Ihre Odyssee führt sie quer durch Europa. Ein Roman wie ein Roadmovie.


    Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte. Vater, Mutter und drei Kinder in der pfälzischen Provinz der Achtzigerjahre. Der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das »große Geld« da ist, wandert die Familie fluchtartig nach Südfrankreich aus. Dort leben vor allem die drei Geschwister wie im Paradies, doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis ein Zufall enthüllt, dass der Vater ein Hochstapler ist. Er hat das Geld unterschlagen und bereits aufgebraucht, als sich die Schlinge enger zieht. Im letzten Moment flieht die Familie vor dem Zugriff der Behörden und die Jagd durch Europa geht weiter. Es ist ein freier Fall auf Kosten der Kinder, bis es unweigerlich zum Aufprall kommt …



    Meine Meinung zum Buch und Autor:
    Der Autor Arno Frank, hat mit seinem Roman eine Aufregende und bewegende Familiengeschichte geschrieben. Es ist seine eigene, die seiner Kindheit, umso mehr hat sie mich bewegt, aufgewühlt und berührt beim Lesen. Sein Schreibstil ist flüssig, bildhaft und er verstand es einem in die Geschichte mit einzubeziehen. Seine Figuren sind Authentisch und lebendig herüber gebracht, während des Lesens erkannte man die wahren Charaktere, der einzelnen Familienmitglieder und konnte hinter deren wahre Fassade blicken. Ein Familienvater, der sich in die eigene Tasche log.
    Alles hätte so harmonisch verlaufen können, wäre der Vater nicht größenwahnsinnig geworden, seine sichre Stelle nicht gekündigt, nur um an das große Geld zukommen um etwas eigenes aufzuziehen. Für mich ein unverantwortlicher Mensch, der sich über beide Ohren verschuldete, das war noch nicht das schlimmste er log und betrog auch noch seine eigene Kinder, und betrügt die Menschen.Kein wunder das sie bei Nacht und Nebel fliehen mussten, auch hier wird den Kindern wieder etwas vorgegaukelt. Sie landen in Südfrankreich an der Cote de Azur, hier geht er dem Glücksspiel nach, dort wird munter weiter gemacht, die Mutter wirft das Geld mir vollen Händen zum Fenster hinaus, ich fand sie keinen Deut besser als ihren Mann. Die Kinder waren für mich die Leidtragenden, sie wurden manipuliert und später sogar mal zum Diebstahl angestiftet, Eltern die das Vertrauen ihrer Kinder missbrauchten. Auch hier ist ihnen die Polizei auf den Fersen, sie fliehen nach Spanien, man lebt dort auf kosten anderer. Mich hat es am Ende nicht gewundert, das all dieses Eskalierte und eines der Kinder die Reißleine zog.
    Ich fand alles so unendlich traurig, ein Mann der getrieben war vom Glücksspiel, dem großen Geld, Unterschlagungen und dunklen Geschäften. Es war schon mutig und bewundernswert vom Autor uns einen Einblick in seine Lebensgeschichte zu gewähren.

  • Zum Inhalt
    "Eine ebenso tragische wie komische Familiengeschichte. Vater, Mutter und drei Kinder in der pfälzischen Provinz der Achtzigerjahre. Der Autoverkäufer Jürgen und seine Frau Jutta sind verschuldet, aber glücklich. Als auf einmal das »große Geld« da ist, wandert die Familie fluchtartig nach Südfrankreich aus. Dort leben vor allem die drei Geschwister wie im Paradies, doch die Eltern benehmen sich immer seltsamer – bis ein Zufall enthüllt, dass der Vater ein Hochstapler ist. Er hat das Geld unterschlagen und bereits aufgebraucht, als sich die Schlinge enger zieht. Im letzten Moment flieht die Familie vor dem Zugriff der Behörden und die Jagd durch Europa geht weiter. Es ist ein freier Fall auf Kosten der Kinder, bis es unweigerlich zum Aufprall kommt" (Quelle: Klett-Cotta)


    Meine Meinung
    Der Schreibstil ist flüssig, deshalb fiel mir der Einstig in den Roman nicht schwer. ich finde, Arno Frank hat die Geschichte der Familie nachvollziehbar geschrieben, obwohl ich aber sagen muss, dass mir die Mutter ziemlich blass vorkam, sie nimmt alles so hin, sie hinterfragt meines Erachtens zu wenig bzw. versucht den drohenden Untergang zu wenig entgegenzusetzen bzw. ihn aufzuhalten, der Vater kann schalten und walten wie er möchte, er kommt und geht wie es ihm passt.
    Aber dafür fand ich die Kinder wieder stark beschrieben, möglich, dass es auch daran liegt, dass wir die Handlung aus der Sicht des ältesten Kindes erleben und er uns die Werdegang aus seiner Sicht schildert.
    So nach und nach merkt man, dass das Buch nicht gut enden wird und die Flucht auf Kosten der Kinder geht, die anfangs noch vom "Wohlstand" geblendet sind, aber nichtsdestotrotz taucht immer wieder die Frage auf, was sein wird, wenn das Geld alle ist, es vermehrt sich ja nicht von allein. Was passiert, merkt man nach und nach, als die Familie von einem Ort zum nächsten ziehen muss und auf die Gutmütigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen ist, bis es irgendwann halt nicht mehr weitergeht.
    Arno Frank hat uns eine spannende und zugleich erschreckende Geschichte geliefert, die mich bis zum Ende in seinem Bann gezogen hat.

  • „Es steht jeden Tag ein Dummer auf“ S. 29, ist eine der Lebensweisheiten, die der Ich-Erzähler in diesem Buch von seinem Vater lernt. Der Vater will seinen Lebensunterhalt darauf gründen, dass es diese „Dummen“ gibt. Lange bevor ebay und Co. ein verbreitetes Geschäftsmodell wurde, gründet Vater Jürgen einen Versandhandel daheim. „Nicht, dass Jürgen das Baccalauréat oder später, wieder in Deutschland, das Abitur bestanden hätte. Dafür war er zu schlau.“ S. 16 Das Lager wird nie leer. Dann kommen die Briefe, die Männer mit den Aktentaschen – zuletzt der Umzug aus dem eigenen Haus in die Mietwohnung. Jetzt veranstaltet die Mutter Tupperpartys, der Vater arbeitet bei einem Gebrauchtwagenhandel. Das kann er, anderen Autos verkaufen, mit schönen Felgen, aber marodem Innenleben, der schöne Schein.


    Wirkliche Arbeit scheint im Konzept des Vaters nicht vorgesehen zu sein, schon die Wahrsagerin hatte ihm einst vorhergesagt: „Er würde reich sein. Er würde nicht reich werden mit einer Idee oder einem Geschäft, nein. Er würde es eines Tages einfach sein.“ S. 16 Wieder kommen Briefe, diesmal mit dem Landeswappen – wieder kommt ein Umzug, mitten in der Nacht, nach Frankreich, das große Geld ist plötzlich da, ein Haus wird gemietet und die Mutter geht einkaufen oder putzt. Es wird nicht die letzte plötzliche große Veränderung im Leben der Familie mit inzwischen drei Kindern sein.


    Das Buch ist autobiographisch geschrieben von Arno Frank – der Ton ist unterhaltsam, oft direkt, wenngleich mir dabei mehrere Male kalte Schauer über den Rücken liefen. Es sind nicht die prekäre Lage, der gesellschaftliche Abstieg oder die Wolkenschlösser, die mich schockieren – es ist, wie der Vater das seiner Familie verkauft. Die Banken sind schuld – ja, sicherlich gibt es das. Der Vater verkauft etwas – sicher, doch bereits als Autoverkäufer erklärt er seinem Sohn, wie genau man andere zu betrügen hat. Viel später wird er die Tochter zum Handtaschendiebstahl anstiften. Und die Mutter? Wenn es eng wird, sitzt sie da und lutscht Daumen.


    Arno Frank wurde im selben Jahr wie ich geboren, seine Kindheit streift die Ereignisse meiner eigenen Jugend: die Terroristenplakate in der Post, die Grünen, Kießling, Tschernobyl. Doch fast völlig fehlen die sonstigen Erlebnisse der Kindheit, wie sie zum Beispiel in Stephan Lohses „Ein fauler Gott“ Nostalgie hervorriefen – zu stark ist das Leben der Familie zwischen Überfluss und Flucht jenseits aller Normen. Meisterhaft, wie der Autor die Ausblendung der Realität in Bilder fasst. Der Ich-Erzähler klammert sich an seinen Diercke-Schulatlas auf der Flucht quer durch Europa, der kleine Bruder trägt immer Schwimmflügel, auch, als der Pool schon längst auf der Flucht zurück gelassen wurde. Auch die scheinbaren Verbesserungen können überfordern: „Zunächst lässt meine Schwester, die so viel Platz gar nicht gewohnt ist, sich in ihrem Wandschrank häuslich nieder.“ S. 93


    Wohin das führt, ist klar; es geht mehr darum wie meisterhaft das dargestellt wird, wie lange die Realität ausgeblendet wird, auf Abstand gehalten werden kann, bis die Erkenntnis kommt: „Ich habe es satt, nur auf Sicht zu fahren, wenn es hinter jeder Ecke schlimmer wird. Ich habe die Anfänge satt, die ins Leere laufen S. 259 Leseempfehlung. Tolle Sprache, grandiose Bilder – und eine schlicht wahnsinnige Geschichte.


    9 von 10 Punkten