Böses Blut - Arne Dahl

  • Dahl, Arne: Böses Blut. (OT: Ont Blod, 1998 ) . Piper TB 2004 . Übers. von Wolfgang Butt (auch dieser Reihe täte EIN Übersetzer ganz gut...).
    „Böses Blut“ ist der 2. Teil der Serie um den Stockholmer Kommissar Paul Hjelm. Es empfiehlt sich auch hier eine chronologische Lektüre der einzelnen Bände.


    Inhalt:
    Der schwedische Literaturkritiker Lars-Erik Hassel wird auf dem Flughafen von New York in einer Besenkammer grausam gefoltert und ermordet. Ein Motiv? Fehlanzeige! Die Spezialeinheit A-Gruppe um den Ermittler Paul Hjelm soll in Stockholm den mutmaßlichen Täter abfangen, der sich Informationen des FBI zu Folge auf dem Flug nach Schweden befindet. Doch der Zugriff misslingt kläglich. Eine atemberaubende Jagd unter großem Zeitdruck beginnt. Weitere Morde geschehen, scheinbar zusammenhanglos, doch mit der gleichen unverkennbaren Handschrift des Gesuchten. Hjelm und seine Kollegin Kerstin Holm reisen in die USA, um dort Details über den so genannten Kentucky-Mörder zu erfahren, der einst nach der gleichen Methode mordete, aber bei einem Autounfall ums Leben kam. Dort entwickeln beide eine aberwitzige Theorie. Auch die Kollegen in Schweden bleiben nicht untätig, doch die Zeit drängt...


    Autor:
    Arne Dahl ist das Pseudonym des schwedischen Romanautors Jan Arnald (Jahrgang 1963), der für die schwedische Akademie arbeitet. Als Jan Arnald hat er mehrere zeitgenössische Romane und Publikationen darüber verfasst und schreibt für die Zeitschriften Artes und Aiolos. Als Arne Dahl wurde er in den letzten Jahren mit seinen Kriminalromanen um den Stockholmer Inspektor Paul Hjelm bekannt und vom Publikum und von der Kritik begeistert aufgenommen. „Misterioso“ war Arne Dahls Deutschlanddebüt und Paul Hjelms erster Fall, danach erschien „Böses Blut“ und zuletzt „Falsche Opfer“. Arne Dahl wurde 2004 mit dem wichtigsten dänischen Krimipreis ausgezeichnet, dem Palle Rosenkrantz Preis.



    „Böses Blut“ ist ein moderner Thriller in bester schwedischer Krimi-Tradition (in der klassischen Richtung von Sjöwall/Wahlöö ordnet der Autor sich selbst auch ein). Kenntnisreich, informativ und flüssig schreibt Arne Dahl einmal mehr über die aktuellen schwedischen Realitäten, die nicht zuletzt auch im Bereich des Verbrechens endlich in der „globalen Welt“ angekommen scheinen – samt glaubwürdiger und alltagstauglicher Figuren (für den Erstleser vielleicht etwas verwirrend) und einem Plot, der nur anfangs etwas verwirrend scheint (inkl. kleiner Schwächen) und zum Nachdenken anregt.


    Der Thriller bietet Unterhaltung auf (nicht nur sprachlich) hohem Niveau und garantiert einmal mehr eine schlaflose Nacht – ganz zartbesaitete Gemüter sollten aber vielleicht lieber die Finger davon lassen, denn Dahls Serienmörder ist nicht unbedingt nur mit profanen Schusswaffen unterwegs – ergo wird es (typisch Dahl - gleich in medias res stürzend) quälend blutig und das nicht nur kurzzeitig. Der Rotwein sieht schon nach einer Seite Lektüre etwas merkwürdig aus, aber das ist nun auch egal :lache


    Kritisch mag man anmerken, dass der Autor zuweilen etwas überambitioniert und ausschweifend schreibt (wie auch in Misterioso), um (nötiges?) Wissen an den mehr oder weniger geneigten Leser zu bringen, aber das nehme ich von ihm gerne hin. Nicht zuletzt deshalb, weil er oft genau das schreibt, wovon ich bisher annahm, dass über derlei Abwegigkeiten außer mir niemand nachdenkt: über sinnfällige allover-Prints auf Regenschirmen aller Größen, liebevoll heruntergekommene Hotelbadezimmer und TV kompatiblen Weihnachtsschnee in N.Y. – zum Beispiel ...


    Andererseits gibt es Bücher, die es nur wegen eines einzigen Satzes zu lesen lohnt, der einen stolpern und lächeln läßt. Bei Dahl finde ich immer mehrere...



    :wave
    PdR



    Wer nicht in Poesie lebt, überlebt hier auf der Erde nicht. (Halldór Laxness)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von PierreDeRonsard ()

  • so, nach der lektüre von misterioso musste der nachfolger sofort von der urlaubsbuchhandlung geordert werden, weil wir nicht warten wollten, bis wir wieder zuhause sind.


    ...und es hat sich gelohnt!


    mein lieber mann! was für eine schreibe! schon der einstieg hat mich völlig verblüfft - wie eindringlich, wie nahe, wie brutal, aber auch poetisch, dieser mann gefühle darstellen kann! unglaublich!


    die story hat es wirklich in sich. die konstruktion der handlungsverläufe hat mich nicht immer überzeugt, aber das ist total egal, wenn man sich auf die hauptpersonen, die herrlichen beschreibungen des autors einläßt. immer wieder gibt es sätze, wo ich spontan lachen musste oder einfach erstaunt war, was da für brücken gebaut oder für vergleiche gemacht werden. einfach herrlich!


    das ende finde ich - wie pierre - sehr gelungen! eigentlich ist es schade, wenn es vorbei ist. dahl gehört zu den schreibern, wo der weg das ziel ist - und die auflösung eher nebensächlich...


    bo :-)

  • Habe "Böses Blut" seit heute morgen 1.48 auch hinter mir, leider.


    Zur Schreibe von Arne Dahl kann ich mich meinen Vorschreibern nur anschließen. Gemiensam mit Robert Wilson steht er für mich meilenweit über dem Heer der Krimi- und Thriller-Verbrechenden.


    Mit der Geschichte an und für sich bin ich diesmal nicht ganz so einig, wie mei Misterioso. Ein "ganz klein wenig" unglaubwürdig ist sie stellenweise doch und außerdem habe ich etwas gegen "Supermenschen". Wer's gelesen hat, weiß was ich meine.


    Auch hapert's hie und da etwas an der Übersetzung. Bei einigen Stellen scheint der Übersetzer nciht ganz bei der Sache gewesen zu sein.


    Insgesamt macht das aber dem Lese-Heaver keinen Abbruch. Mit seinem Beschreibungen, Gedanken, beobachtungen, Meinungen. Formuleirungen entschädigt Dahl für die hie und da aufblitzende Schwäche. Allein was er auf Seite 169 - 170 ausführt lohnt das Buch zu lesen.


    LG Dyke - der sich jetzt einen richtig schlechten Roman greifen muß - den nach Dahl wirkt fast alles hausbacken.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich fand das Buch zwar toll, aber es war mir doch etwas zu heftig. Über Folter zu lesen ist nicht mein Ding. Ansonsten fand ich die Weiterentwicklung der Charaktere sowohl bei den Ermittlungen als auch im Privaten sehr interessant.

  • Ich bin bekennender Dahl Fan und zwar seitdem ich vor ein paar Jahren den ersten Teil gelesen habe.
    Er hat ja verlautbaren lassen, dass er sieben Titel um das Ermittlerteam die A Gruppe schreiben wird, und ich habe bereits den 5. Band hinter mir :cry


    Ich hoffe, er wird sich unser erbarmen und vielleicht den einen oder anderen Band mehr verfassen.


    Hoffnungsvolle Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Dies war mein drittes Buch rund um das A-Team und wieder bin ich begeistert von Dahls Schreibstil und den lebensnahen Figuren. Das Buch an sich ist gut gemacht, inhaltlich solide, wenngleich manchmal abschreckend detailliert, was die Morde betrifft. Nur das Ende konnte mich überhaupt nicht begeistern, ich bin kein Fan von offenen Krimi-Enden, auch wenn es in der Realität nicht immer zu einer Aufklärung kommt. Allen in allem ein solider skandinavischer Krimi mit einem herausragenden Schreibstil, dem ich einen anderen Schluß wünschen würde.

  • Arne Dahl schafft es mal wieder ein verworrenes Konstrukt aufzubauen durch das man nicht so leicht auf den Mörder kommt.


    Auf dem Flughafen von New York wird der schwedische Literautrkritiker Lars - Erik Hassel ermordert aufgefunden und eines ist klar, er hatte keinen angenehmen Tod, sondern wurde gefoltert. Doch was hat all das mit der A - Gruppe Schwedens zu tun? Ganz klar, der Fall hat internationalen Charakter und man vermutet, dass der Mörder nach Schweden geflogen ist. Hassel ist gestorben wie die Opfer des vor 15 Jahren wütenden Kentuckymörders.


    Immer und immer wieder schafft es Dahl seine Leser zu verwirren und einen hinters Licht zu führen. Die Sprache klar und deutlich und doch irgendwie auf einem hohen Niveau. Doch für zartbesaitete Seelen ist dieses Buch vielleicht nichts, da es schon ein bisschen ausführlicher beschrieben wird, wie die Mordopfer leiden und sterben.


    Dieses Buch gefiel mir persönlich besser als Misterioso. 9 von 10 Punkte.

  • In ihrem zweiten Fall rund um die A-Gruppe bekommen es die Stockholmer Sonderermittler Paul Hjelm und Kerstin Holm mit einer grausamen wie brutalen Mordserie zu tun, die ihren Ursprung vor 15 Jahren in den USA hatte.
    Dabei müssen sie selbst zwischen dem vermeintlich Offensichtlichen und dem gut Verborgenen unterscheiden.
    Arne Dahl schafft in seinem zweiten Buch „Böses Blut“ wieder eine passend düstere Atmosphäre.
    Im Gegensatz zu dem Vorgänger „Misterioso“ fand ich die Skizzierung der Charaktere sehr gelungen und konnte auch einen besseren Zugang zu ihnen finden.
    Dennoch war für mich die Auflösung nach kurzer Zeit klar und auch thematisch sprach das Buch mich nicht sonderlich an. Irgendwie fehlte mir hier etwas entscheidendes, das durch das Thema im Vorgänger gegeben war.
    Auch spannungstechnisch konnte das Buch mich erst im letzten Drittel mitreißen.
    Ich mag die A-Gruppe mittlerweile an sich aber sehr gerne, weil jeder einzelne von ihnen ein eigenständiger, authentischer Charakter ist, der diese Gruppe und damit auch die Fälle zu etwas besonderem macht.
    Auf die weiteren Fälle der Sonderermittler aus Stockholm freue ich mich schon sehr.


    3 von 5 Sternen!

  • Dieser zweite Dahl Krimi, den ich gelesen habe, hat mich mal wieder richtig mitgerissen. Ich war schon bald froh, dass es mir in den letzten zwei Tagen nicht so gut ging, denn so hatte ich Zeit das Buch in Gänze auszulesen.


    Die detaillierten Beschreibungen und der eindirngliche verstörte Blick in den Mörder, machen für mich Dahls Krimis genauso aus, wie die Gruppe A (und irgendwie muss ich bei dem Namen immer an das A-Team denken, auch wenn das eine ganz andere Gruppe aus dem Fernsehen war :grin).
    Doch diese Gruppe machen eindeutig die Charaktere der einzelnen Teammitglieder aus.


    Interessant fand ich auch den Blick in die Welt, die es vermutlich auch gibt, und in die man sonst eher keinen Einblick hat und über die man nicht so viel nachdenkt. Die Welt der Geheimdienstdienste und Geheimabkommen unter lauter Decknamen.


    Das Ende lässt mich zwischen gut gelöst zurück und auch etwas enttäuscht. So ganz kann ich mich dabei nicht entscheiden.


    Ich kann das Buch nur jedem Krimifan ans Herz legen.

  • Mein erstes Buch von Arne Dahl, dessen Schreibart mir nicht unbedingt gefällt. Für mich ist der Autor schwierig und zäh zu lesen. Seine ausschweifende Schreibweise erscheint mir oft unnötig und mühsam.
    Die verschiedenen Charakteren des Ermittlerteams haben mir sehr gefallen, nur mit dem Ende der Geschichte kann ich nicht richtig warm werden. Ich habe grundsätzlich nichts gegen offene Enden in Krimis, aber hier fehlte mir doch etwas.