Der Tag vor dem Glück - Erri de Luca

  • Graf Verlag, München 2010
    Gebunden, 176 Seiten
    Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki.


    Kurzbeschreibung:
    Der Tag vor dem Glück: Das ist der Tag, an dem es dem kleinen Waisenjungen gelingt, den Ball hinter dem Fuß der marmornen Statue hervorzuangeln - jetzt darf er bei den Großen mitspielen. Es ist auch der Tag, an dem er unter einem alten neapolitanischen Mietshaus ein geheimes Verlies voller Bücher entdeckt, in dem ein Jude den Krieg überlebte. Und es ist der Tag, an dem das geheimnisvolle Mädchen Anna ihren Platz am Fenster im dritten Stock verlässt und ihm entgegengeht. Don Gaetano, portiere in eben jenem Mietshaus, wird bald sein väterlicher Freund. Er weist ihn nicht nur in die Geheimnisse des Kartenspiels ein, sondern auch in die Kunst des Gedankenlesens. Und er zeigt ihm, wie man in einer Stadt überlebt, in der Glück und Verderbnis so nah beieinander liegen.


    Über den Autor:
    Erri De Luca, geboren 1950 in Neapel, zog mit 19 nach Rom und arbeitete dort als Maurer, LKW-Fahrer und Lagerarbeiter. Im Selbststudium brachte er sich mehrere Sprachen bei, darunter auch Althebräisch, um die Bibel übersetzen zu können. Erst mit 40 begann er zu schreiben und hat seither mehr als 30 Romane, Essays und Übersetzungen veröffentlicht und gehört zu den meistgelesenen, auflagenstärksten Autoren Italiens. Seine Bücher wurden in Italien, Frankreich und Israel zu Bestsellern, und sind außerdem in Ländern wie Spanien, Portugal, Holland, den USA, Brasilien, Polen und Litauen erschienen. Erri De Luca wurde 2010 mit dem Petrarca-Preis ausgezeichnet und 2013 mit dem Prix Européen de Littérature.


    Über die Übersetzerin:
    Annette Kopetzki lehrte an den Universitäten Rom und Pescara. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören neben Erri De Luca auch Pier Paolo Pasolini und Alessandro Baricco.
    http://www.annettekopetzki.de/vita/


    Mein Eindruck:


    Ein Junge wächst in der Nachkriegszeit in Italien als Waise auf. Orientierungslos und isoliert findet er schließlich in dem Hausmeister Don Gaetano einen väterlichen Freund, der ihm die Geschichte der Stadt Neapel im und nach dem Krieg erzählt. Dabei wird die Stadt sehr verglorifiziert.
    Schon als Kind verliebt sich der Junge in ein Mädchen, dass aber bald darauf verschwindet. Sie wird die Verlobte eines Camorra, dem mafiaähnlichen Familienclan in Neapel. Das wird zum Problem als er Anna Jahre später wieder trifft.


    Sprachlich ist der Roman in einem hohen Ton und scheinbar fragil verfasst, wird aber vom Autor fest und sicher durch die Geschichte gehalten.
    Der Stil erinnert mich an Alessandro Barracio (Seide), da Pathos bewusst und wohl dosiert gezielt eingesetzt wird.


    Als Entwicklungsgeschichte eines Jungen zum Mann funktioniert der Roman ganz gut, dabei ist die schwache Liebesgeschichte letztlich nur als ein Baustein des ganzen zu verstehen.
    Die 175 Seiten sind schnell durchgelesen und ich war ganz zufrieden mit dem Buch. Das gibt 7 Punkte von mir!

  • Ganz zufrieden mit dem Buch trifft es für mich nicht ganz. Da ist schon etwas mehr Tiefe drin als 173 Seiten vermuten lassen. Geschichte von Suchen, von Einsamkeit, von Kameradschaft und von etwas ähnlichem wie Liebe, den die Liebe gilt hier nicht den Frauen, das ist mehr das Begehren, die Liebe gilt hier eindeutig der Stadt. Neapel, die Stadt aus der nicht nur die Geschichte stammt, sondern auch der Autor. Selten, dass Denis Scheck und ich die Gemeinsamkeit haben ein Buch zu empfehlen. Bei diesem passt es.