'Der Tag X' - Seiten 250 - 326

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Die Zeitungsberichte waren nach der ganzen Dramatik fast erholsam. :-] Wobei ich sie in dieser Ausführlichkeit nicht gebraucht hätte, es war ja eigentlich klar, dass die DDR-Regierung den Aufstand ganz anders darstellt.


    Das ist spannend für mich zu erfahren, wir haben über diese Zeitungsartikel lange nachgedacht, drinlassen, rauswerfen, kürzen?

  • Sieht natürlich jeder Leser auch anders. Grundsätzlich fand ich sie nicht schlecht, weil sie nochmal eine ganz andere Sichtweise bringen (vor allem, wenn man bedenkt, wer sie liest und was er sich dazu denkt :-]). Mir persönlich waren sie halt zu lang, irgendwann habe ich nur noch drübergelesen, weil es doch größtenteils immer das Gleiche war.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Sieht natürlich jeder Leser auch anders. Grundsätzlich fand ich sie nicht schlecht, weil sie nochmal eine ganz andere Sichtweise bringen (vor allem, wenn man bedenkt, wer sie liest und was er sich dazu denkt :-]). Mir persönlich waren sie halt zu lang, irgendwann habe ich nur noch drübergelesen, weil es doch größtenteils immer das Gleiche war.


    Danke dir! Heißt im Fazit für mich: Das Drinlassen war richtig, aber ich hätte sie kürzen sollen. Ein guter Hinweis.

  • Ich denke auch, zumindest einer oder vielleicht zwei sollten unbedingt bleiben.
    Den ersten habe ich wortgetreu gelesen, den zweiten nur zu Beginn und dann überflogen und den dritten nur noch quergelesen*beicht* die Geschichte an sich war einfach zu spannend, sorry! :-)
    @Titus: Schließt Du Dich wegen der Leserunde zu den Geigen der Hoffnung mit Wolke kurz?
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich bin da bei Arietta, ich finde die Zeitungsartikel auch in dieser Länge gut und habe sie alle gelesen. Die Authentizität erhöht sich dadurch noch einmal beträchtlich, gerade bei Pressemeldungen aus der DDR, die ja auch sehr speziell waren. Nur so wird doch auch erst der eklatante Widerspruch zwischen gelebter Realität und vorgegaukelter Politik so richtig deutlich.

  • Was für ein Abschnitt!!!! Das Buch hat mich total gefangen genommen und dieser Abschnitt war der bisher intensivste.
    Der Aufstand vom 17. Juni wird hier beschrieben und ich muß sagen, die Stimmung war einfach nur mitreissend. Überrascht hat mich vor allem Lotte, die doch etwas biedere Putzfrau wird hier zur Anführerin der Ausständigen im Waggonbauwerk und damit zur Auslösern des Aufstands in Halle.
    Marc wird erschossen und dann wird seine Beerdigung als Propagandaveranstaltung missbraucht. Wie falsch dieser Staat doch war.
    Lotte landet im Gefängnis und ihre Kinder im Heim, so wäre es ohne Heimerans beherztes Auftreten wohl auch geblieben, aber Dank seiner Hilfe kommt sie wieder frei.
    Baria wird in Moskau abgesägt. Sehr gut gefallen hat mir, wie diese hohe Politik in die Handlung eingebaut wird und sich auch gut einfügt, gar nicht trocken sondern man könnte mit ihm beinahe Mitleid haben.
    Auch die Zeitungsartikel haben mir sehr gut gefallen, sind sie doch eine Art O-Ton der Zeit. Hier kommt die staatliche Haltung zu den Ereignisse deutlich rüber. Eine gute Entscheidung, sie hier einzubauen.
    Ein tolles Buch, ich bleibe bei meinem bisherigen Eindruck und bin auch das Ende gespannt.

  • Zitat

    Original von Titus Müller


    Mache ich! :-)


    Nachtrag: Wolke ist gerne einverstanden, die Leserunde soll noch im Frühjahr stattfinden. Sie sagt bald Bescheid, wann genau.


    :fingerhoch :Freude


    Zitat

    Original von xexos
    Ich bin da bei Arietta, ich finde die Zeitungsartikel auch in dieser Länge gut und habe sie alle gelesen. Die Authentizität erhöht sich dadurch noch einmal beträchtlich, gerade bei Pressemeldungen aus der DDR, die ja auch sehr speziell waren. Nur so wird doch auch erst der eklatante Widerspruch zwischen gelebter Realität und vorgegaukelter Politik so richtig deutlich.


    Wäre es hier nicht ohnehin zur Sprache gebracht worden, hätte ich es selbst nicht erwähnt, denn wirklich wichtig finde ich es nicht. Aber nachdem ich nun darüber nachgedacht habe, muss ich, obwohl ich Deine Argumentation gut nachvollziehen kann, doch noch einmal "Widerworte geben" :grin
    Die Zeitungsausschnitte sind zweifellos interessant. Jedoch haben wir es hier mit einem Roman zu tun. Zwar mit einem, aus dem man wissensmäßig/bildungsmäßig erfreulich viel mitnehmen kann, aber es ist immer noch ein Roman. Deshalb würde ich, wäre es meiner, einen Kompromiss wählen und beispielsweise 2 Artikel zitieren und dann in die Handlung einen Hinweis einbauen, dass die anderen Zeitungen ähnlich formulierten, oder ich würde die anderen Artikel hinten in den Sachinformationen unterbringen.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Die Zeitungsausschnitte sind zweifellos interessant. Jedoch haben wir es hier mit einem Roman zu tun. Zwar mit einem, aus dem man wissensmäßig/bildungsmäßig erfreulich viel mitnehmen kann, aber es ist immer noch ein Roman. Deshalb würde ich, wäre es meiner, einen Kompromiss wählen und beispielsweise 2 Artikel zitieren und dann in die Handlung einen Hinweis einbauen, dass die anderen Zeitungen ähnlich formulierten, oder ich würde die anderen Artikel hinten in den Sachinformationen unterbringen.
    :wave


    Dann möchte ich zu diesem Thema auch noch meine Meinung äußern:
    Also ich bin dafür die Zeitungsausschnitte so wie sie sind drinnen zu lassen. Ich habe sie auch alle durchgelesen. Und ich finde gerade den Kontrast von den nüchternen Zeitungsberichten zu dem wirklich emotional Erlebten von den Beteiligten sehr gut und interessant. Ich fände es schade, wenn sie in einer anderen Ausgabe des Buches gekürzt oder ganz weggelassen würden.


    Und bei einer Leserunde zu Titus Müllers anderem Buch wäre ich auf jeden Fall auch sehr gerne mit dabei. :wave

  • Ja, die Zeitungsauschnitte sollten so bleiben wie sie sind !!!



    Ich kann nur jedem ans Herz legen den Roman
    Die Geigen der Hoffnung zu lesen !!!


    Das Buch hat mich sehr tief berührt und mit genommen beim Lesen.


    Ich finde mit diesem Buch wurde ein Denkmal gegen das Vergessen gesetzt ...

  • Ich will hier keineswegs einen Streit auslösen. Ist doch völlig klar: Wir sind als Menschen verschieden und damit auch als Leser. Nicht immer gefällt uns dasselbe. :knuddel1


    Für mich als Autor ist es einfach spannend, zu hören und zu sehen, was bei euch gut ankommt und was nicht. Das können wir ruhig so nebeneinander stehenlassen, es muss doch gar keine Einigung geben.


    Herzlich,


    Titus

  • Zitat

    Original von xexos
    Ich bin da bei Arietta, ich finde die Zeitungsartikel auch in dieser Länge gut und habe sie alle gelesen. Die Authentizität erhöht sich dadurch noch einmal beträchtlich, gerade bei Pressemeldungen aus der DDR, die ja auch sehr speziell waren. Nur so wird doch auch erst der eklatante Widerspruch zwischen gelebter Realität und vorgegaukelter Politik so richtig deutlich.


    :write


    Das habe ich genauso empfunden. Die Zeitungsartikel stehen im Kontrast zu der sehr emotionalen Handlung. Die von der Regierung propagierten Artikel haben sicherlich einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung gehabt und sind eine Erklärung, warum die Aufbruchstimmung im Keim erstickt wurde.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Die Entwicklung der Figuren ist wirklich gelungen. :anbet
    Dass ich mit einem knallharten Typen, der für den Tod von so vielen Menschen verantwortlich war, Mitleid habe - Respekt!


    Ich bewundere Lotte für ihren Mut, sich den Aufständischen anzuschließen. Ich denke, ihre Kinder werden einmal sehr stolz sein, dass ihre Mutter wenigstens versucht hat, diesem Regime die Stirn zu bieten. Kurzfristig gesehen ist es natürlich leichtsinnig, aber hätte es keine Lottes gegeben, hätten wir heute wahrscheinlich keine Wiedervereinigung.


    Ich bin sehr froh, Titus, dass du Heimeran zu Lottes Rettung geschickt hast. Obwohl wahrscheinlich die Mehrheit der Festgenommenen in Haft geblieben sind.


    Die Entscheidung Adenauers gegen die Wiedervereinigung hat mich auch sehr bewegt. Ich kannte dieses Angebot nicht und ich finde es eine interessante Gedankenspielerei, was gewesen wäre, hätte er zugestimmt.
    Es berührt mich gerade in diesen Tagen, da die Verbundenheit in West-Europa wackelt. Hoffentlich gibt es keinen Rückschritt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von xexos
    Dummheit war das alles sicher nicht, für uns viele Jahre später aber trotzdem unglaublich. Die DDR-Regierung stand insgesamt in großer Abhängigkeit von der UdSSR. Die waren insgesamt alle von ihrer großen Sache überzeugt.
    ...


    :write Ulbricht und seine Kollegen haben systematisch einen sozialistischen Staat aufgebaut, die Stasi hat dafür gesorgt, dass dieser auch fortbestand.


    Interessant fand ich, dass sein Kopf vor dem Aufstand ja gehörig wackelte. Der Aufstand hat seine Position gestärkt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Also ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diesen Abschnitt als den bisher stärksten empfunden habe. Es prasseln so viele emotionale Momente auf einen ein - Marcs tragischer Tod, Heimerans Schuld, Katharinas Verlust, Lottes Verhaftung... Man kann einfach nicht mehr aufhören zu lesen (weshalb ich die letzten beiden Abschnitte auch fast in einem Rutsch durchgelesen habe).


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich bewundere Lotte für ihren Mut, sich den Aufständischen anzuschließen. Ich denke, ihre Kinder werden einmal sehr stolz sein, dass ihre Mutter wenigstens versucht hat, diesem Regime die Stirn zu bieten. Kurzfristig gesehen ist es natürlich leichtsinnig, aber hätte es keine Lottes gegeben, hätten wir heute wahrscheinlich keine Wiedervereinigung.


    :write Dem gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
    Allerdings möchte ich mir nicht ausmalen, was aus Lotte und den Kindern geworden wäre, wenn Heimeran nicht hätte eingreifen können.


    Marcs Schicksal und vor allem Katharinas Entdeckung, dass er seine Liebe zu ihr die ganze Zeit von ihr unbemerkt auf seine Art ausgedrückt hat, ging nahe. Und das Begräbnis zu einem Staatsakt zu machen, war Heuchelei pur. Erschreckend, wie Dinge im falschen Licht dargestellt werden, damit es der Staatsmacht nützt.


    Wolfs Einsatz für Nelly hat mich beeindruckt. Nicht materiell, sondern weil ihm offensichtlich so viel an ihr liegt, und sie ihm doch eher zurückweisend gegenüber ist. Dass Uhren bei den Russen so beliebt waren, war wieder ein interessantes Detail (wie die Sache mit dem retuschierten Foto).

  • Marcs Tod kam unerwartet. Und Heimeran hat ihn erschossen, was natürlich nicht ans Licht kommen soll. Und was ich aus heutiger Sicht ziemlich abartig finde, ist, dass nicht einmal die Beerdigung in Ruhe und Frieden stattfinden konnte.


    Lotte wird festgehalten, Heimeran kann seine Beziehungen spielen lassen und sie kommt frei. Die Zustände im Gefängnis waren echt heftig. Zum Glück konnte Heimeran ihr helfen.


    Beria wird verhaftet.


    Zitat

    Original von streifi
    Katherina findet heraus, dass Marc ihr fotografisch seine Liebe erklärt hat. Ganz ehrlich, er hätte ihr das auch zeigen sollen. Und auch mal mit ihr reden. Gedankenlesen können die wenigsten und so hätten sie ihre gemeinsame Zeit besser nutzen können.


    Ich fand es auch schade, dass die beiden nicht mehr und offener miteinander geredet haben. Jetzt ist es zu spät.