Gewitterfische - John Halliday (ab ca. 12 J.)

  • Mal Lust auf etwas Verrücktes? So richtig daneben? Unbegreiflich, albern, zum Kichern-Lachen-Prusten-den-Kopf- schütteln-sich-an-die-Stirn-tippen-und-wieder-kichern?


    Die Geschichte ist ziemlich chaotisch, obwohl eigentlich gar nicht viel passiert. Schließlich spielt sie im langweiligsten Ort der USA, Westlake, ein Kaff irgendwo da draußen. Josh, der zwölfjährige Held des Buchs, wird bei einem Gewitter auf der Kirmes geboren, im Zelt der Wahrsagerin. Rainy kommt in der gleichen Nacht im lila Bus ihrer Eltern am Rand des Waldes auf der anderen Seite der Stadt zur Welt. Ach, ja, das Riesenrad bleibt auch stehen und der Sportlehrer der Schule gewinnt einen Goldfisch am Haut-den-Lukas, während ein Hund auf seinen Turnschuh pinkelt.


    Klingt das merkwürdig? Ist es aber nicht, hat alles einen tieferen Sinn. Ebenso wie der Umstand, daß Josh zum 12. Geburtstag von seiner Tante, der Wahrsagerin, ein selbstgemachtes Brett für Voraussagen bekommt. Diese ergeben sich, wenn Josh eine Frage stellt und dann sehr langsam einen Stein über die Buchstaben des Alphabets wandern läßt, die auf dem Brett eingelegt sind. Das Brett kann 'ja' sagen und 'nein' sagen und wenn es keine Lust mehr hat, sagt es 'good-bye'. Zuweilen buchstabiert es auch lange Wörter. Die zeigen dann die Zukunft an. Und es hat immer recht. Daß seine Rechtschreibung ungefähr so wackelig ist wie die von Josh will gar nichts heißen!


    Andererseits, wenn es statt G-I-S-C-H- vielleicht doch F-I-S-C-H buchstabiert hätte, wäre die Sache mit Elvis, dem Goldfisch, der, den der Sportlehrer gewonnen hatte, ihr erinnert euch? -nicht passiert und Maus Milton wäre veilleicht gleich als Mildred erkannt worden, auch ohne Geleebonbons. Aber Rainys kleiner Bruder hätte sich auf jeden Fall ausgezogen, mitten im Supermarkt.
    Wie sich Josh und Bill mit den großen Füßen und diese schreckliche Kate, die Streberin, und Rainy anfreunden, welche Auswirkungen Kürbissamen haben können, wenn man Weissagungen von Holzbrettern mißdeutet und wie die unbedeutendste Stadt zu Bedeutung gelangt (vom Besuch des Klärwerks ganz zu schweigen) erzählt diese wirklich originelle Geschichte.


    Manches ist eher USA-spezifisch, z.B. der running gag mit dem Goldfisch Elvis ('Elvis ist tot/Elvis lebt) und Joshs Vorliebe für unaufgetautes Essen, wie Waffeln oder Burritos. (Doch, doch, er ißt sie gefroren!). Die Übersetzung ist im Großen und Ganzen gelungen, ein bißchen stört das Wort 'coachen', ein bißchen sehr 'Anziehsachen'.
    Worum es geht? Eigentlich bloß um Schule und Schwimmen und Schachmeisterschaften.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Wolke : DU hast es im Regal?? Soso...


    Und das Cover zeigt natürlich ein lebensechtes Porträt von Elvis, dem Gisch, ich meine, F...., also Goldfisch!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So - jetzt weiß ich auch, was mit Elvis auf sich hat. :-]


    magali hat recht: eigentlich passiert in diesem Buch nicht allzuviel. Und dennoch macht es einen Riesenspaß, es zu lesen.


    Westlake, der Ort in dem die Handlung spielt, ist sozusagen der Stiefbruder von Eastlake. In Eastlake ist alles größer, schöner und interessanter. Westlake ist... nun ja... eben Westlake.


    Die Stadt kommt immer mehr herunter, denn es ist kein Geld für Neuerungen da. Und weil das so ist, ist Westlake auch uninteressant für Touristen, Attraktionen etc. und immer mehr Menschen ziehen von dort weg. Eine Stadt auf dem absteigenden Ast sozusagen.


    Hier treffen wir unsere Protagonisten im besten Teenageralter an. Die Handlung beschreibt eigentlich recht unspektakulär ein paar Monate aus deren Leben. Und doch ist am Ende des Buches alles anders: Freunde haben sich gefunden, Rätsel wurden aufgeklärt, erstmals in der Geschichte der Stadt wurden Sport- und Schachwettbewerbe gewonnen... wie ich auch die ganze Stadt, plötzlich einen Aufschwung erlebt.


    Ich weiß nicht, ob Kinder - für die das Buch eigentlich gedacht ist - wirklich so viel Gefallen finden an dem Buch. Es findet eigentlich wenig "Action" statt.


    Dafür ist es aber ein leises Buch, dem es trotzdem an amüsanten schrägen Momenten nicht mangelt. Die Charaktere werden liebenswert gezeichnet und sind auf ihre Art und Weise allesamt einzigartig.


    Ein schönes Buch, aber meiner Meinung nach eher eines für die großen Kinder unter uns, die auch im fortgeschrittenen Alter gerne noch einmal Nonsens lesen und darüber schmunzeln wollen. Für die echten Kinder aber latürnich auch gut geeignet! ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Auf BJ wunschliste gefunden, und des Cover war einfach zu süß. des kommt jetzt auch auf meine Wünschliste!


    deny

    "Rettet Robert- bewahrt den kleinen Robert nur als kleine Nebenrolle zu enden"
    (Rubinrot- Kerstin Gier) Macht mit! :lache

  • Ich habe das Buch gestern ausgelesen.


    Teilweise war es wirklich sehr lustig geschreiben. Joshs stumpfe Kommentare oder Gedankengänge haben mich mehr als einmal auflachen lassen. Ziemlich gelungen fand ich die Figur Kate, die mit ihrem Pflastertick einfach meschugge ist. ;-) Dagegen empfand ich Rainy als zu oberflächlich. Ich hätte mir gewünscht, dass etwas mehr aus der Verbindung zwischen Josh und Rainy herausgeholt wird, da sie schon mit besonderen Umständen zeitgleich auf die Welt gekommen sind. Auch Mr. Fargas wirkt mit seinem toten Hund, den er wieder zum Leben erweckt hat, etwas unvollständig. Das Geheimnis wird dem Leser zwar offenbart, aber die Hauptfiguren wissen nichts darüber. Meiner Meinung ist das ein bisschen untergegangen.


    Schön ist allerdings Joshs Tick mit dem Wiccabrett, dass Worte einfach unglaublich schlecht buchstabiert, so dass Josh immer erst hinter die Bedeutung der vorhergesagten Worte steigt, wenn das Ereignis bereits eingetreten ist. Zudem hat er einen Tick, tiefgeforene Kost auch tatsächlich tiefgefroren zu essen.


    In dem gesamten Buch passiert tatsächlich nicht allzu viel und ich habe mich nach drei Vierteln des Buches gefragt, wie Josh es nun noch schaffen könnte Westlake berühmt zu machen. Es hat es geschafft.


    Eine schöne, verrückte Geschichte, die sich schnell und liecht durchlesen lässt. Mir hat es Spaß gemacht.

  • Aufmerksam wurde ich auf das Buch vor allem aufgrund des Covers, das ich während des Lesens auch ständig anstarren musste. Der Fisch hat es mir total angetan, den will ich auch haben. :grin


    Irgendwas an dem Buch erinnert mich auch an Nollops Vermächtnis, obwohl der Inhalt ganz anders ist. Vielleicht liegt es an den merkwürdigen Ideen des ratlosen Stadtrates, der die einzige inhaltliche Gemeinsamkeit darstellt. Auch der Stil ist recht ähnlich.


    Die Geschichte des ereignislosen Lebens in Westlake wird recht lebendig erzählt. Die Charaktere sind deutlich gezeichnet und allsamt auf ihre Art und Weise liebenswert, selbst die mürrische Tante Agnes. Allerdings fand ich es auch schade, dass die Verbindung zwischen Rainy und Josh seltsam blass blieb, ich dachte erst, dass die noch eine besondere Bedeutung haben würde.


    Alles in allem ist das Buch sehr unterhaltsam und, wie Batcat schon schrieb, für alle Altersklassen gut geeignet.

  • Zitat

    Original von Nikana
    Aufmerksam wurde ich auf das Buch vor allem aufgrund des Covers, das ich während des Lesens auch ständig anstarren musste. Der Fisch hat es mir total angetan, den will ich auch haben. :grin


    Ich auch! Ich fand das Cover auch herzallerliebst! :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe "Gewitterfische" vor 2 Jahren gelesen.


    Westlake ist ein Kleinstadt, die ihre besten Jahre bereits weit hinter sich gelassen hat. Der Verfall macht sich überall bemerkbar. Sie erlangt kurzzeitige Brühmtheit durch die spektakuläre Geburt zweier Kinder: Josh und Rainy.


    Sie werden beide in einer gewittrgen Augustnacht geboren. Während Rainy in einem lilafarbenen Schulbus am Stadtrand geboren wird, wird Josh im Zelt seiner Tante Julie auf der Kirmes entbunden. Seine Tante Julie ist die Weissagerin auf dem Rummel.
    Eines seiner besten Geschenke von ihr ist ein Ouja-Brett zum Vorhersagen der Zukunft. Leider buchstabiert es nicht so klar, wie er es gern hätte und ist gezwungen, abzuwarten, was die scheinbar unsinnigen Vorhersagen bedeuten mögen...


    12 Jahre vergehen, bis auch die Rosa & Weiß-Kirmes ankündigt, Westlake nicht mehr jährlich zu besuchen, da dieser Standort für sie nur Verluste bedeutet. Aber wenn die Kirmes nicht mehr kommt, hat Westlake keinerlei Attraktion mehr. Es ist für den Stadtrat an der Zeit tätig zu werden!


    Währenddessen begegnen Josh und Rainy sich zum ersten Mal auf der Highschool. Auch die Kinder Kate und Bill gehören zu der Clique wider Willen.
    Ihre Freundschaft beginnt mit dem Auftrag ihrer Klassenlehrerin Ms. Regan, die sie das Aquarium ihres Goldfisches Elvis reinigen lässt...
    Der Tag steht unter der ominösen Vorhersage "G-R-E-I-G-D-E-N-G-I-S-C-H"...


    Was in der Folge alles passiert und wie, bzw. ob sich Westlake retten lässt, erfahrt ihr auf den 189 Seiten des Romans!


    Es ist eine wirklich nette Geschichte, die voller Hoffnung steckt und für Freundschaft und viel Optimismus wirbt.

  • Ich habe "Gewitterfische" auch endlich gelesen. Nachdem ich es spontan bei einem meiner erfolgreichen Oxfam-Beutezüge ergattert habe, wurde ich umgehend von meiner Nachbarin zum Lesen genötigt, weil sie das Cover so toll fand, das sie das Buch auch unbedingt lesen wollte ;-)


    Mir hat die Lektüre viel Spaß gemacht, eine sehr flüssig geschriebene, sehr liebevoll erzählte Geschichte, bei der es mich kein bisschen gestört hat, das sie eigentlich komplett absurd ist.
    Ich habe mich so auf diese Story eingelassen, dass ich auf noch abwegigere Ideen gekommen bin als der Autor *g*


    Meine Lieblingsfigur ist übrigens das rechtschreibschwache Orakel-Brett :grin

  • Zitat

    Original von kahlan
    Meine Lieblingsfigur ist übrigens das rechtschreibschwache Orakel-Brett :grin


    Klasse Rezi, das liest sich so gut, ich habe es mir gleich bestellt, ich liebe Schräges :-]

  • Das Buch hat schon Spass gemacht zu lesen, aber soo besonders schräg fand ich es eigentlich nicht. Vielleicht liegt das daran, dass Schräges mein bevorzugtes Leseterrain ist und ich dadurch schon viel abgedrehteres gelesen habe ;-)
    Trotzdem gibt es von mir 7 Punkte.

  • Ich bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht. :-(
    Als schräg würde ich das Buch nicht bezeichnen, ich fand es eher etwas langweilig.
    Lachen musste ich nur an einer Stelle und das auch nur still in mich hinein.
    Das Beste an dem Buch ist definitiv der schöne Einband.


    Dafür gibt es von mir drei Punkte.

  • Eine nette, liebevoll erzählte Geschichte für einen Nachmittag, aber leider auch nicht mehr. Für meinen Geschmack hätte sie jedoch ruhig noch etwas schräger sein dürfen - so man das von einem Kinder-/Jugendbuch verlangen darf.


    Sympathisch fand ich die kleinen Eigenheiten der Personen, wie z.B. Josh's Vorliebe für Gefrorenes oder Kate's Pflastertick und an erster Stelle das Orakelbrett - süße Idee :-]


    Von mir gibt's 6-7 Punkte.